Freitag, 13. September 2024

Ausangate Trek mit Rainbow Mountain

Ausangate Trek mit Detour zum Rainbow Mountain


Reisebericht und FAQ 


Imposante Gletscher, kristallklare Bergseen, eiskalte Nächte und bunte Berge, wie gemalt. Wenn jemand mich auffordern würde den Trek rund um den Ausangate mit wenigen Stichworten zu beschreiben, dann würde ich diese benutzen. 



Der etwa 74km lange Trek rund um den Nevado Ausangate ist bei Wanderern einigermaßen bekannt, allerdings weniger beliebt als der Salkantay-Trek oder der Inca-Trail. Das liegt bestimmt auch daran, dass er immer über 4000m Höhe verläuft und sich nicht mit einem Besuch von Unesco Weltkulturerbe Machu Picchu verbinden lässt.

Nach einigen Tagen, die wir zum Akklimatisieren in Cusco verbracht hatten, starteten wir den Trek. Zuerst folgt der Reisebericht und im Anschluss beantworte ich alle wichtigen Fragen, die relevant sind, wenn man diesen Trek auch machen möchte. 

Reisebericht 

17.08.2024 Upis Hot Springs

Die Anfahrt von Cusco nach Tinki klappte zum Glück problemlos, lästig waren nur die fehlenden Toiletten im Bus. Direkt als wir ausstiegen, sprach uns ein Taxifahrer an. Wir bekundeten unser Interesse, mussten aber vorher dringend aufs Klo. Der Taxifahrer versprach zu warten. Tja...nach dem Toilettengang war er weg! Schade, denn wir wollten eigentlich die ersten sechs Kilometer mit dem Taxi bis Upis fahren, da man hier nur auf einer Straße läuft. Wir sahen einen anderen Taxifahrer, aber der wollte 60 Soles haben. Für 6km! 

Wir verzichteten und liefen stattdessen zu Fuß los, was auf der staubigen Piste in der Mittagshitze alles andere als angenehm war. Als unzählige vollbesetzte PKWs und Motorräder an uns vorbei fuhren, sank meine Laune tief nach unten. Zudem drückte der mir zu schwere Rucksack. Arno nahm mir nach einer Pause das Zelt und eine kleine Wasserflaschen ab. Kurz darauf hielt ein leeres Taxi an und bot uns an, für 25 Soles bis Upis zu fahren. Natürlich sagten wir zu. Es stellte sich heraus, dass dort eine Hochzeit gefeiert wird, was den vielen Verkehr auf dieser Schotterstraße erklärte. Etwas oberhalb von Upis wurden wir rausgelassen und konnten uns so einige Höhenmeter sparen. 

Hier war das Gelände nun flacher und auch der rund 1kg leichtere Rucksack trug sich bedeutend besser. Nach einem Stück auf der Schotterpiste konnten wir auf einen Wanderweg abbiegen. Der Weg führte relativ eben vorbei an Lama- und Alpakaherden bis zu den heißen Quellen von Upis. Dort angekommen stellten wir unser Zelt auf und bezahlten die Gebühr von 25 Soles p.P. für Camping und Hot Springs.


Schon von Weitem sahen wir es dampfen und freuten uns auf ein Bad in den heißen Quellen. Leider stellte sich heraus, dass nur ein Becken gefüllt war und zwar nur teilweise. Es reichte aber aus, um darin sitzen zu können. 

Dieser Pool ist zu heiß zum baden:

18.08.2024 Über die ersten zwei Pässe

In der Nacht fror es und das Zelt war am nächsten Morgen mit reichlich Rauhreif bedeckt. Wir wischten es ab, damit es etwas weniger nass eingepackt werden konnte. Den Rest sollte später die Sonne erledigen. 

Direkt am Morgen stand uns der Anstieg zum ersten Pass entgegen. Mir ging es etwas besser als am Vortag, doch der Hüftgurt drückte unangenehm am Bauch. Wegen des Gewichts musste ich ihn so straff wie möglich ziehen. Dankenswerterweise nahm mein Mann mir das Innenzelt ab, so ging es schon etwas besser. 

Der Aufstieg war zum Glück weder schwer noch lang. Oben, auf dem mit 4740m im Vergleich eher niedrigem Pass, genossen wir den Ausblick auf eine sehr karge Landschaft und erspähten zwei wilde Guanakos. Der Abstieg zur Laguna Pucacocha war flacher. Unten entschieden wir uns für den Weg außen um die drei Seen herum, auf dem wir eine Mittagspause, in der Sonne mit einem gigantischen Blick, einlegten. 

Ein Wanderer aus den USA lief an uns vorbei und warnte uns vor, dass auf dem Weg zum Rainbow-Mountain, aber noch lange davor, jemand versuche eine Wegegebühr zu verlangen. Er hätte die 20 Soles bezahlt, es aber bereut, da es sehr seltsam gewesen sei.

Das Timing war gut, denn kurz daran begann der Aufstieg zu Pass Nr. 2, der mit 4860m schon etwas höher liegt. Zumindest glaubten wir dies, doch nach rund 500m stellten wir fest, dass wir auf den falschen Weg abgebogen waren! Doch ganz soo falsch waren wir dann doch nicht, schließlich wären wir auch so in Richtung Rainbow-Mountain gekommen. Ich ließ meinen Mann entscheiden ob wir umdrehen oder nicht, denn er fühlte sich etwas schlapp und hatte leichte Kopfschmerzen. Vermutlich von der Höhe, dachten wir. Er entschied sich fürs Umkehren und so folgten wir kurz daran den geplanten Weg zu Pass Nr. 2 der klassischen Ausangate-Route. 

Der Anstieg war sanft und die Aussicht von oben wie zu erwarten grandios. Runter war es dagegen steil und so kamen wir schnellen Schrittes am Campingplatz an. Hier hatten bereits ein paar Solowanderer und eine Gruppe ihre Zelte aufgeschlagen, wir waren die letzten. 

Es wehte ein moderater Wind, was das pitchen des Zeltes nicht einfach machte, aber wir schafften es. Ich hatte die Hoffnung, der Wind könnte über Nacht bleiben und die Bildung von Tau verhindern. Direkt danach kamen die Einheimischen, um die Gebühren für den Zeltplatz einzusammeln. Der Reihe nach liefen sie die einzelnen Zelte ab. Danach konnten wir uns dann endlich erholen. 




19.08.2024 Umweg zum berühmten Rainbow-Mountain und zum Red Valley

Irgendwie war die Nacht für uns beide unruhig, beide konnten wir nicht sonderlich gut schlafen. Ob es am Vollmond lag, der so hell schien? Wir wissen es nicht. Natürlich erstarb der Wind in der Nacht völlig, sodass unser Zelt doch feucht wurde. Wie in den meisten Nächten, die wir in den Anden erlebt haben.

Zunächst verfehlten wir den Einstieg in Richtung Rainbow-Mountain, da dieser hinter dem Camp nicht erkennbar ist. Etwa 200m weiter besserte er sich und wir konnten gemütlich etwas oberhalb vom nassen Tal gehen. 

Links und rechts erstrahlten die rötlichen Berge in der Morgensonne. Es hätten ein paar richtig gemütliche Kilometer werden können, hätte mein Mann sich nicht seit dem Erwachen seltsam schlapp und müde gefühlt. Schon nach einer Stunde brauchte er eine erste Pause. War das noch wegen der Höhe? Die Kopfschmerzen waren verschwunden, aber gehören Schlappheit und Müdigkeit auch zur Höhenkrankheit? Wir wussten es beide nicht so recht und ohne Internet ließ sich dies nicht so einfach überprüfen. 

In der Nähe von einem Gebäude, forderte uns ein Mann auf 20 Soles an Gebühr zu bezahlen. Wofür verstanden wir nicht, nur dass er den Rainbow-Mountain nannte. Am Rainbow-Mountain selbst werden wir eine Gebühr entrichten müssen, dies war uns klar. Aber hier mitten im Nirgendwo? Wir versuchten ihn anfangs zu ignorieren, aber er lief uns hinterher. Daher zahlten wir zähneknirschend 20 Soles. Im Gegensatz zu den anderen "boletos" stand hier weder ein fester Preis, noch eine Leistung drauf. Der Mann kritzelte etwas auf einem billig wirkenden Zettel. 

Kurz darauf erfolgte der Anstieg zum 4960m hohen Pass, welchen wir gleich zweimal erklimmen werden müssen. Mein Mann klagte immer noch, sich schlapp zu fühlen, weshalb wir vor dem eigentlichen Anstieg noch eine weitere Pause einlegten. Danach ging es langsam, aber relativ steil bergauf. Kurz unterhalb der Passhöhe zeigte sich bereits eine Art kleiner Bruder vom Rainbow-Mountain, denn auch hier fanden sich tolle bunte Streifen. Wow! Die Aussicht hier oben toppte die beiden vorherigen Pässe.

Der Abstieg auf dem rötlichen Erdboden war noch steiler, unten am See angekommen, gab es für meinen Mann endlich eine lange Mittagspause. Blöderweise zog der Himmel zu und es wurde empfindlich kalt. Für mich fühlte die Pause sich daher nicht sehr erholsam an. 

Nach der Pause erfolgten die letzten Kilometer bis zum berühmten Rainbow-Mountain. Wir waren 2019 schon einmal dort, doch damals war der bunt gestreifte Berg im Nebel versteckt, wir sahen kaum etwas. Wie würde dieses Instagram-Highlight wohl dieses Mal aussehen? Die meisten Bilder im Internet sind stark bearbeitet, ein allzu krasses Farbenspiel erwarteten wir trotzdem nicht. 

Auf dem Weg begegnete uns ein Paar, welches am selben Platz gezeltet hatte und die großen Rucksäcke dort gelassen haben. Das haben wir uns nicht getraut. Sie gaben an enttäuscht zu sein und berichteten ebenfalls von dem Geldeintreiber, den sie als Betrüger wahrgenommen haben. Er habe ihnen die Gebühr wohl als Eintritt für den Rainbow-Mountain verkauft. 

Am Rainbow-Mountain selbst entrichteten wir unsere 20 Soles pro Person, doch die Mitarbeiter fanden die Quittungen nicht. Es wurde etwas ins Funkgerät gesprochen und man sagte uns, wir würden die Quittung bei Rückkehr erhalten. Mal sehen, wie gut das klappt. 

Der Rainbow-Mountain mit seinen verschiedenen Farbschattierungen sah definitiv besonders aus, aber irgendwie enttäuschte er uns trotzdem. Das mag mit der fehlenden Sonne zu tun gehabt haben, aber auch mit der Bebauung, die vor fünf Jahren definitiv nur geringfügig vorhanden war. Wir knippsten ein paar Fotos und machten uns auf dem Weg zum Red Valley, welches 2019 unser Highlight in Peru war. Mein Mann machte mir damals bei Schneefall einen Heiratsantrag und heute besuchten wir diesen besonderen Ort als Ehepaar. 😀 

Die Aussicht haute uns auch diesmal um, mich etwas mehr, da mein Mann sich immer noch kränklich fühlte. Die Landschaft mit den auffällig roten Bergen wirkt surreal, wie gemalt. Dennoch ist sie zu 100% echt.

Da es unangenehm kalt war, genossen wir die Umgebung nicht allzu lange, ehe wir uns auf dem Rückweg machten. Auch war die Zeit begrenzt, um 18 Uhr wird es hier dunkel. Am Rainbow-Mountain wollte man uns erneut Gebühren abknöpfen, doch ich erklärte, auf spanisch, dass wir diese bereits auf dem Hinweg gezahlt hatten. Der andere Mitarbeiter war bereits weg... 

Immerhin konnten wir diesen berühmten Berg kurz im Sonnenlicht sehen:

Zügig liefen wir weiter, nach rund einer Stunde hatten wir einen kleinen Teich erreicht, neben den wir unser Zelt aufstellen konnten. 


20.08.2024 Krank wandern

Die Nacht war zwar bitterkalt, aber dank der warmen Schlafsäcke schliefen wir beide gut. Nur das Abendessen schmeckte uns beiden immer weniger, die Instant Ramen hatten wir bereits nach drei Tagen satt. 

Während mein Mann beim Frühstück noch die Höhenkrankheit bei sich vermutete, wurde er sehr bald eines besseren belehrt. Wir wanderten keine zehn Minuten, als er spontan hinter einen Hügel verschwinden musste. Durchfall lautete die Diagnose. Da Durchfall nun wirklich kein Symptom der Höhenkrankheit ist, wirkte uns dies nun abwegig. Es musste sich um etwas anderes handeln. Da wir als erstes den Pass vom Vortag erneut überqueren musste, wars zu Anfang eine Qual für meinen Mann. Mir erging es besser, durch das langsame Tempo war es vergleichsweise einfach. Eigentlich war es geplant am selben Tag auch den Abra Palomani zu überqueren, doch dieses Ziel erschien unter diesen Umständen unwahrscheinlich. 

Nachdem der Pass geschafft war, wurde der Weg einfach und angenehm, trotzdem brauchten wir durch die Krankheit meines Mannes viele Pausen. In denen zogen wir uns warm an, denn auf dieser Höhe war es selbst tagsüber frisch.


Um zwei Uhr Nachmittag erreichten wir den Campingplatz. Damit sich mein Mann erholen konnte, beschlossen wir hier den Tag zu beenden. Auch diesmal wehte ein böiger Wind, der nach Sonnenuntergng erstarb. 

21.08.2024 Der höchste Pass der Tour

In der Nacht schwitzte mein Mann stark, schlief aber trotzdem gut. Die Trocknung des Schlafsacks dauerte diesmal länger als üblich. 

Den Anstieg zum 5100m hohen Abra Palomani bewältigten wir trotz der Höhe gut, es ging besser als noch am Vortag. Der Weg war wie überall bisher zwar manchmal steil, aber nie schwierig. Oben war zwar die Aussicht phänomenal, das Klima allerdings trotz Sonne eisig. Die Sicht aus der Richtung, aus der wir gekommen waren, gefiel uns am besten. 


Runter wurden wir von der Wegqualität enttäuscht, denn unser gewählter Abstieg in Richtung Laguna Chocolate, war nicht auffindbar. Wir zweigten trotzdem ab und bald war dann auch eine vage Wegspur sichtbar, die nach unten hin immer eindeutiger wurde. Auch die Laguna war von oben schon sehr gut sichtbar. 

Geplant war eigentlich ein kurzer Umweg zur eben genannten Laguna, doch der Weg in dieser Region war kaum vorhanden und führte über grobes Blockwerk. Den Abzweig ließen wir daher lieber aus. 

An einer namenlosen Laguna (zum finde ich keinen) legten wir ein paar Kilometern weiter eine Mittagspause, im Windschatten von ein paar Felsen, ein. Danach verlor sich der Trail erneut, aber nur kurz. Der Abstieg ins Flusstal (auch hier finde ich keinen Namen) war sehr angenehm.

Für die Übernachtung nutzten wir den offiziellen Campingplatz, für den pro Person 20 Soles fällig werden. Neben uns waren noch ein paar andere Trekker da. Rund um den Campground sprangen duzende Chinchillas umher. 

Kannst du den Chinchilla finden?:

Ich hatte Sorge, dass diese nachts unsere Ausrüstungsgegenstände anknabbern könnten, doch die Sorge war unbegründet. Das kann aber auch daran gelegen haben, dass wir alle Nahrungsmittel in einem Plastiksack im Rucksack verstaut haben. 

22.08.2024 Heiße Quellen in Pacchanta

Diesmal stand bloß noch der Abra Khampa Pass auf 5050m Höhe bevor, dessen Aufstieg laut Höhenprofil angenehm flach verlassen sollte. Mein Mann fühlte sich zwar etwas besser, war aber noch sehr schlapp. Also hieß es für uns erneut, langsam zu gehen. 

Der Beginn war durch gefrorene Wasserflächen gekennzeichnet, die unsere Trittsicherheit herausforderten. Diese Herausforderung meisterten wir mit Bravour. Erst nach und nach stieg der Trail spürbar bergan. Unterwegs kam uns eine Trailrunnerin entgegen, die erste, die wir in fast drei Monaten sahen. Warum wohl? 

Blick zurück:
Die Landschaft auf der Passhöhe war extrem karg und man mag gar nicht glauben, wie einfach der Weg hier ist. Wahnsinn! Unter uns funkelten kleine Seenaugen in verschiedenen Farben: braun, türkis und grün. Das ist wohl der einfachste Pass mit der besten Aussicht. 

Nur in unserer Nähe fanden wir partout kein Wasser.  Ärgerlich, da unsere Vorräte fast aufgebraucht waren. Erst mehr als 300m tiefer fanden wir einen zweifelhaft wirkendes Teich als Wasserquelle. 

Bergab begaben wir uns auf den beliebten 7-Lagunas Trail, der von zahlreichen Agenturen in Cusco beworben wird. Die Panoramen waren wie auf einer Postkarte, wenn auch ganz anders als auf der Passhöhe. 

Neben den 7 Lagunas entdeckten wir auch noch einen sehr sehr tiefen Teich. Es wirkte, als würden wir eine Steilklippe am Meer herunterschauen.

Es war nicht geplant noch am selben Tag bis Pacchanta zu laufen, da Arno immer noch kränklich war. Der angepeilte Campingplatz am Azul Cocha war allerdings nicht auffindbar und somit entschieden wir uns sportlich dazu, doch bis Pacchanta weiterzulaufen. Die dortigen heißen Quellen übten eine gewisse Anziehungskraft auf uns aus. Der Weg blieb einfach und wurde immer breiter. Am späten Nachmittag um etwa vier Uhr waren wir angekommen und fanden sofort ein günstiges Zimmer für 30 Soles. Bei unserer Frage nach einer Dusche, wurden wir auf die Hot Springs verwiesen. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen, wir beide ließen den Abend entspannt im angenehm warmen Wasser ausklingen. Die Vermieterin unseres Zimmers vermittelte uns für den nächsten Tag ein Taxi bis Tinki, wo mit einem der Busse nach Cusco fahre konnten. 

Pacchanta:

Den GPX-Track zur Tour findest du: hier

FAQ zum Ausangate-Trek

Du möchtest diesen fantastischen Trek selbst erleben? Hier beantworte ich die wichtigsten Fragen zum Trail!


Soll ich den Ausangate-Trek in einer geführten Gruppe oder selbstorganisiert machen?

Es hängt ganz von deinen Erfahrungen und Wünschen ab. Wenn du Anfänger in Sachen Mehrtagestouren mit Zelt bist oder über keine eigene Trekkingausrüstung verfügst, ist eine Teilnahme in einer geführten Gruppe sinnvoll. Der Trek führt nämlich durch sehr entlegene Gebiete, wo du wissen solltest, was du tust und wie deine Ausrüstung zu benutzen ist. 

Du hast ausreichend Erfahrungen im Trekking, verfügst über die komplette Ausrüstung und bist an die Höhe akklimatisiert? Dann spricht wenig dagegen, sich auf eigene Faust auf den Weg zu machen. Allerdings bieten geführte Gruppen trotzdem den ein oder anderen Vorteil wie z.B. Gepäcktransport und Gesellschaft durch Mitwanderer. Es gibt natürlich auch Nachteile, denn in einer Gruppe bist du gebunden und kannst nicht einfach frei Schnauze eine Route auswählen oder länger schlafen, weil dir gerade danach ist. 

Wie ist das Wetter dort? 

Etwa von Mai bis Oktober ist Trockenzeit, etwa von November bis April geht die Regenzeit. In der Trockenzeit regnet es seltener, aber die Nächte sind kälter. 

Wir waren im August unterwegs und hatten jeden Tag gutes Wetter. An den meisten Tagen knallte die Sonne kräftig vom Himmel, trotzdem blieb es kühl. Die Nächte waren immer von Frost geprägt. Es ist trotzdem ratsam für verschiedene Wetterlagen ausgerüstet zu sein, denn wenn dann doch regnet, wird es ohne Regenkleidung schnell unangenehm. 


Wie kalt wird es in der Nacht?

Die Temperaturen sind abhängig von der Bewölkung und der Höhe, auf der man übernachtet. In allen Nächten auf unserer Tour hatte es nachts Minusgrade, wir hatten aber kein Thermometer dabei. Unsere Schlafsäcke haben eine Komforttemperatur von -10 °Celsius und waren immer warm genug. 


Findet man unterwegs Trinkwasser?

Es gibt viele Quellen und einige Seen am Wegesrand, die sich als Wasserquelle eignen. Und zwar viel mehr als in den Karten eingezeichnet sind! Allerdings muss man das Wasser konsequent desinfizieren oder filtern, da fast überall die Hinterlassenschaften der Weidetiere rumliegen.


Kann man in Hütten übernachten oder braucht man ein Zelt?

Es gibt auf dem Ausangate-Trek zwar Hütten, die gehören aber einer Trekking-Agentur aus Cusco und können nur in Verbindung mit einem geführten Lodge-Trek genutzt werden.  Alle anderen müssen also im Zelt schlafen.

Zu dem Zweck gibt es auf dem Trek mehrere offizielle Campingplätze, die über eine sehr einfache Ausstattung verfügen wie eine Wasserquelle und Toiletten. Von letzteren sollte man allerdings aus hygienischer Sicht nicht viel erwarten. Meist handelt es sich um WCs, die Spülung funktioniert bloß nicht überall. Sauber sind sie auch nicht unbedingt. Sein Toilettenpapier muss man unbedingt selbst mitbringen. 


Wie viele Tage soll ich für den gesamten Trek einplanen? 

Die übliche Dauer liegt je nach Route bei 5-7 Tagen. Unsere Route umfasste 74 km und rund 2800hm. Wir haben inkl. An- und Abreise 7 Tage gebraucht, wobei Tag 7 nur aus der Rückreise bestand. 

Das mag ungewöhnlich lang erscheinen, doch die Höhe des Treks macht einen großen Unterschied. Bedenke bitte, dass man in der großen Höhe in den Anden insbesondere bergauf bedeutend langsamer unterwegs ist als in niedrigeren Gebirgen.


Gibt es Wegmarkierungen? Ist der Weg einfach zu finden? 

Wegmarkierungen wie wir sie aus Deutschland kennen, gibt es keine. Selbst Steinmännchen haben wir nur ab und zu gesehen. Die Wege waren aber abgesehen von wenigen Ausnahmen gut erkennbar.


Was sind die Start- und Endpunkte und wie gelange ich dahin?

Bis Tinki kommt man von Cusco aus mit einem direkt Bus. Die Fahrt dauert ca. vier Stunden und kostete uns 15 Soles p. P. Ab Tinki hat man die Möglichkeit auf einer staubigen Straße zu wandern oder ein Taxi zu nehmen. Es gibt sogar die Möglichkeit mit dem Taxi bis zum Campingplatz bei den Upis Hot Springs zu fahren, da dort eine Straße endet.

Auch der Endpunkt Pacchanta ist nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Es verkehren aber Taxis bis Tinki. Wir haben dafür 30 Soles bezahlt. In Tinki nimmt man den gleichen Bus wie auf der Hinfahrt. 


Ist der Trek sicher?

Das ist keine einfache Frage! In unserem Reiseführer von Stefan Loose wird geraten alle Ausrüstungsgegenstände inkl. Rucksack und Schuhe (!) im Innenzelt zu lagern, für den Fall das Langfinger unterwegs sind. Dies haben wir fast immer berücksichtigt. 

Wie groß diese Gefahr tatsächlich ist, können wir nicht sagen.

Kann ich nach Ankunft in Peru direkt den Trek starten? 

Davon raten wir definitiv ab, da man sich hier immer auf einer Höhe von 4000m oder höher befindet. Vor dem Trek solltest du dich einige Tage an die Höhe akklimatisieren, denn ansonsten besteht die Gefahr höhenkrank zu werden. Wir waren zuvor mehrere Wochen in dieser Höhe und entsprechend gut akklimatisiert. Trotzdem war die dünne Luft im Anstieg sehr spürbar. 


Hat man unterwegs Empfang? 

Nein, wir hatten unterwegs nie Mobilfunkempfang. 


Kann man unterwegs einkaufen? 

Bei den heißen Quellen von Upis gibt es einen Kiosk, den wir allerdings nicht angeschaut haben, da wir ja wenige Kilometer vorher erst gestartet sind. Danach gibt es erst in Pacchanta wieder Einkaufsmöglichkeiten. 


Wo kann ich eine Gaskartusche kaufen?

In Cusco gibt es mehrere Outdoorläden, die mittlere und große Schraubkartuschen verkaufen. 


Wieviel kostet der Trek?

Die Hin- und Rückfahrt ab Cusco bis Tinki kostet pro Person 30 Soles. Für eine Taxifahrt sollte man zusätzlich rund 40 Soles einrechnen, wenn man diesen Service in Anspruch nehmen möchte. Wer Geld sparen möchte, kann die Strecke bis Upis bzw. Pacchanta auch zu Fuß gehen. 

Unterwegs muss man für die Campingplätze Gebühren zahlen, welche üblicherweise bei 20-25 Soles pro Person liegen. Die Nutzung der Upis Hot Springs kostet 5 Soles. Der Eintritt zum Rainbow-Mountain liegt bei 20 Soles p.P. Das Red Valley soll laut Aussagen anderer 10 Soles kosten, bei unserer Ankunft war niemand dort, der Tickets verkauft hat.

Alle Gebühren müssen bar bezahlt werden. Kleine Geldnoten sind hilfreicher als große, da nicht immer Wechselgeld vorhanden ist. 

Dazu kommt natürlich noch die persönliche Ausrüstung und die Verpflegung.









Mittwoch, 17. Juli 2024

Huayhuash-Trek in Peru

Huayhuash-Trek ohne Guide


Reisebericht und FAQ zur Tour


Vergletscherte Gipfel soweit das Auge reicht, Abgeschiedenheit in der Wildnis, türkisblaue Lagunen und sogar heiße Quellen. Der Huayhuash-Trek in der Cordillera Huayhuash wird als einer der schönsten Treks der Welt angepriesen. Mein Ehemann und ich machten uns für acht Tage auf den Weg in die Wildnis der nordperuanischen Anden, um herauszufinden ob dies stimmt. 

Im folgenden Reisebericht berichte ich von unserer vollständig selbstständig durchgeführten Trekkingtour. Du möchtest diesen Trek auch gerne erwandern? Im FAQ beantworte ich alle wichtigen Fragen, die für Trekker wichtig sind. 

Reisebericht 


Anreise und der erste Tag

Die Organisation der Anfahrt gestaltete sich nicht ganz so einfach. Eine direkte Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Startpunkt "Matacancha" gibt es nämlich nicht. Die meisten Trekker schließen sich einer organisierten Tour an, bei der die Anfahrt selbstständig inklusive ist. Nur als Wanderer ohne Agentur muss man sich mit diesem Problem auseinandersetzen. Der Inhaber vom Andes Hostel wollte uns einen privaten Transfer organisieren, aber für unser Wunschdatum fanden sich nicht genug Interessenten. Erst am Tag darauf sollte es klappen. Eigentlich... Kurzfristig war ein Kunde abgesprungen und die Fahrt fand wieder nicht statt. Wir hatten jedoch bereits bezahlt und das Andes Hostel kaufte uns ersatzweise ein Busticket bis Chiquian, wo uns ein Taxifahrer abholen sollte. Wir waren nervös, ob die Anfahrt so klappen würde, doch unsere Sorgen waren unbegründet. Das Taxi erwartete uns in Chiquian an der Bushaltestelle und über sehr staubige Straßen gelangten wir tatsächlich bis Matacancha. 

Dort angekommen waren wir alles andere als alleine, denn gleich drei geführte Gruppen machten sich für den Aufbruch bereit. "Werden wir hier mit den Massen unterwegs sein oder gibt es doch auch die Möglichkeiten einsame Stunden in der Natur zu erleben?" war eine Frage, die wir uns vor Beginn gestellt haben. Wir werden es herausfinden!


Los gings, der Pass Cacanapunta wartete bereits auf uns. Trotz des langsamen Tempos überholten wir schon bald eine der geführten Gruppen. Der Weg war einwandfrei, wenn auch oftmals steil. Aufgrund der sehr frühen Fahrt zum Startpunkt, konnten wir bereits um halb zehn loslaufen, drei Stunden später erreichten wir den ersten offiziellen Zeltplatz. Bis dahin mussten wir bereits 3x Eintrittsgebühren bezahlen. Die Locals sehen den Trekkingtourismus inzwischen positiv und verdienen an den Touristen. Dadurch wird das Trekkingvergnügen zwar teurer, aber auch sicherer. 

Nach einer Stunde Pause in der Sonne, war es immer noch zu früh um jetzt schon das Zelt aufzuschlagen. So entschlossen wir uns noch ein paar Kilometer hinter uns zu bringen. Der Aufstieg zum nächsten Pass war deutlich flacher und somit angenehmer zu gehen. Kurz vor der Passhöhe auf über 4500m schlugen wir unser Zelt auf und genossen noch die letzten Sonnenstrahlen. Danach wurde es schnell empfindlich kalt. 


Mirador 3 Lagunas

Trotz des Nachtfrostes konnten wir gut schlafen. Der restliche Aufstieg war sehr einfach und flach, der Abstieg ebenso. 

Unten verschlug uns die Laguna Carhuacocha mit ihrer Schönheit die Sprache. Im See spiegelte sich der beeindruckende Gletscher von Jirishanka und Co. Da fanden wir es schon etwas schade, es gestern nicht bis zum Camp am Gletscher geschafft zu haben. 

Weiter ging es zu den sogenannten "Tres Lagunas". Am Siulacocha gönnten wir uns eine Mittagspause und trockneten nebenbei das Zelt. Um den See Gangrajanca sehen zu können, musste ich noch ein paar steile Höhenmeter aufsteigen - der Aufwand lohnt sich definitiv. 

Nach der Pause etwartete uns der sehr steile Anstieg zum Pass Siula auf 4800m Höhe, auf dessen Weg man am Mirador vorbeikommt, wo man eine grandiose Aussicht auf die drei Lagunas hat. 

An diesem Tag trafen wir nur zwei andere Trekker, Anton waren wir alleine unterwegs. Der Grund dafür ist sicherlich, dass der Pass Siula nicht auf der Hauptroute der geführten Gruppen liegt. Diese wählen mehrheitlich einen einfacheren Weg. Auch das Panorama oben am Pass war nicht von schlechten Eltern. 

Unten im Tal schlugen wir das Zelt nahe eines Sees auf. Der nächste Campingplatz war zwar bloß noch 2.5km entfernt, doch insbesondere mein Mann war schon sehr erschöpft. 


Thermalquellen im Nirgendwo 

Auf diesen Tag hatte ich mich schon sehr gefreut, denn das Ziel sind die Baños Termales Guñoc. Die Landschaft wurde nach nächtlichem Regen von der Sonne geküsst und in ein goldenes Licht getaucht.

Schon bald erreichten wir den Huayhuash Campsite, wo alle Touristen eine Eintrittsgebühr bezahlen müssen, unabhängig davon, ob man dort übernachtet oder nicht. 


Der Anstieg zum vierten Pass auf unserer Tour zog sich in die Länge, war aber insgesamt einfach und nur selten steil. Kurz bevor man die Passhöhe erreicht, hat der Untergrund kurzzeitig eine rötliche Farbe, was ich besonders beeindruckend finde. 

Am Pass selbst war es ungemütlich kalt, wir blieben nicht lange. Der Weg nach unten durch die Pampa machte Spaß und wir kamen an einer großen Lamaherde vorbei. Nach dem steilen Abstieg zur Laguna Viconga, folgte ein unerwarteter Gegenanstieg, der im Höhenprofil von Komoot nicht auftaucht. 

Die heißen Quellen liegen etwas abseits vom Hauptweg und die Orientierung fiel nicht leicht, da es so viele verschiedene Wege gibt. Dort angekommen stellten wir unser Zelt auf, zahlten die Gebühr und genossen eine erste Runde in den Quellen. Nach 14km zu Fuß waren die Quellen eine wahre Wohltat!

Entgegen meiner Erwartung waren diese modern ausgestattet und gepflegt. Es gibt Becken zum baden und zum reinigen von Körper und Kleidung. Wirklich praktisch! In einem kleinen Kiosk werden Snacks und Getränke verkauft. 

Am späten Nachmittag zogen immer Wolken auf und schon bald gewitterte und regnete es in Strömen. Unter einer Seite vom Zelt bildete sich eine richtig tiefe Pfütze - rund 5cm tief. Auch die Apside stand unter Wasser. Na, da haben wir den Platz ganz toll gewählt... als es dämmerte hörte der Regen auf und wir versetzten sicherheitshalber das Zelt, auch wenn bisher kein Wasser durchgedrückt wurde. Sicher ist sicher!

Vor dem Zubettgehen gönnten wir uns noch ein ausgiebiges Bad. Das Wasser ist dort so warm, dass wir selbst am Abend nur halb drin sitzen wollten. Erst am Zeltplatz offenbarte sich die volle Pracht der Milchstraße, wie ich sie schon lange nicht mehr gesehen hatte. 


Punta Cuyoc auf 5000m

An Tag 4 erwartete und mit dem Punta Cuyoc der erste Pass, welcher die 5000m Marke erreicht. Der Aufstieg in der dünnen Luft war insbesondere für mich anstrengend, mein Mann tat sich leichter und musste weniger schwer schnaufen. Dort oben hatte es während des Abends sogar geschneit, auch wenn ein Großteil schon geschmolzen war. 


Die Aussicht war atemberaubend und alle Mühen wert. 

Wir wunderten, dass wir schon wieder alleine unterwegs waren. Laut Komoot sollte dieser Pass auf der Hauptroute liegen, aber wo blieben die vielen geführten Gruppen?? Später sollten wir den Grund herausfinden.

Nur die ersten Meter runter waren steil und rutschig, danach wurde es einfacher. Am Camp Pampa Elefante entspannten wir in der Sonne. Obwohl es so abgeschieden liegt, funktionierte die Spülung der Toilette. 

Da wir die Campsite bereits mittags erreicht hatten, begannen wir den Anstieg zum San Antonia Pass, welcher ebenfalls nicht auf der Hauptroute liegt. Zum glaubten wir das. Zunächst wunderten wir uns über die Massen an Hikern, die uns entgegen kamen. Holländer berichteten uns, dass ihre Gruppe von Huayhuash-Camp über den Trapecio Pass zum Camp Pampa Elefante wandert. Genauso wie die anderen Gruppen scheinbar auch. Offensichtlich hat sich die Hauptroute geändert oder sie ist in den Karten falsch eingezeichnet. 

Der erste Teil vom Aufstieg war einfach, die Landstraße bestand aus Stein und Fels. Lebensfeindlich wirkte es hier, dementsprechend schwierig war die Zeltplatzsuche. Auf über 4800m fanden wir eine ebene Stelle im Kies, die Verankerung der Heringe erforderte mehr Arbeit als sonst, da der sandige Untergrund hier sehr locker ist. Double-Pegging war nötig. 

Sobald das Zelt stand war die Sonne hinterm Berg und es wurde draußen richtig ungemütlich in dem kalten Wind. Trotzdem war die Nacht erholsam. 


Den falschen Pass erwischt

Die Nacht war frostig und auf Morgensonne hatten wir keine Chance dank der hohen Felstürme um uns herum. Also packten wir uns warm ein, ehe wir das Zelt abbauten und losliefen. Der Anstieg zum Trapecio-Pass war bis zum Schluss einfach. Oben trafen wir zwei Amerikaner, von denen einer auch den gleichen Weg wie wir hochstieg. 

Unser Ziel war der San Antonio-Pass auf 5100m, zumindest glaubten wir dies. Das letzte Stück war sehr steil, aber gut machbar. Etwas weiter vorne hatten wir eine spektakuläre Aussicht auf den Jurau-Gletscher, er wirkte zum greifen nah.

Der Beginn vom Abstieg war knifflig und steil, nur ein paar Steinmandl wiesen den Weg. Ab und zu mussten wir die Hände zu Hilfe nehmen. Etwas weiter unten standen wir direkt neben dem Gletscher, so nah waren wir noch nie an einem! Richtig krass! 

Zunächst war das Gelände flach, einen Weg gab es nicht, nur vereinzelte Steinmandl. Es war ein komisches Gefühl so weit oben ohne sichtbaren Weg unterwegs zu sein. Wir hofften, bald würde wieder ein Pfad auftauchen, doch falsch gedacht! Stattdessen blieb es weglos und wurde so richtig steil. Höchste Konzentration war erforderlich, als wir uns den geröllbedeckten Steilhang runterkämpften. Komisch, dabei war in den Blogs, die ich vorher zum San Antonio-Pass nichts davon zu lesen! Seltsam...

Da kamen wir runter:
Erst oberhalb des unnatürlich türkisblau wirkenden Juraucocha konnten wir wieder einem vernünftigen Wanderweg folgen. Der See mit seiner kräftigen Farbe versetzte uns ins Staunen. Er sieht aus wie gemalt, doch dabei ist die Farbe zu 100% natürlich. 

Ab dem Tal unterhalb des Sees wurde der Weg flach und so richtig einfach. So schafften wir es dann doch noch am gleichen Tag bis ins Dorf Huayllapa. Zuvor hatten wir nicht mehr daran geglaubt, denn für fünf Kilometer hatten wir vier Stunden gebraucht...

Erst in Huayllapa dämmerte es mir, dass wir über den Jurau-Pass gegangen sind, anstatt des San Antonio-Passes. Kein Wunder, wir hatten unbewusst einen viel schwereren Übergang gewählt! Diese Variante hatte ich nämlich erst kurz vorham Smartphone geplant, wo die Übersicht bescheiden ist. 

Im Dorf kann man wie wir auf dem Sportplatz zelten oder in Pensionen übernachten. Da die Gebühren für die Gemeinden viel teurer waren, als in unserem Reiseführer angegeben, mussten wir mit unserem Bargeld sparsam umgehen, um nochmals genügend für die Rückfahrt übrig zu haben. Mit der Karte kann man auf dem Trail nämlich nicht bezahlen. Trotzdem mussten wir unser Proviant in dem kleinen Dorfladen auffüllen.


Es geht bergauf und bergauf...

Da Huayllapa bloß auf 3500m aber der vorletzte Pass auf 4760m liegt bedeutete es mindestens 1300hm bergauf wandern zu müssten. Vorfreude kam da eher nicht auf, zumal der Weg laut Höhenprofil sehr steil sein sollte. 

Die geführten Gruppen waren schon vor uns losgelaufen, wir überholten sie aber nach etwa einer Stunde. Es war sehr sehr anstrengend, das Atmen fiel mir in dieser Höhle und bei diesem Gefälle nicht leicht. Auf 4.5km steigt der Wanderweg 800hm rauf, man kan sich denken wie unangenehm steil das sein muss. Puh! 

Oberhalb flachte der Weg etwas ab und wir kamen sogar mit einer Amerikanerin aus einer geführten Gruppe ins Gespräch. Sie sind elf Tage unterwegs und hatten eine sehr ähnliche Route wie wir, natürlich ohne den Jurau-Pass. 

Nach oben hin wurde es immer flacher, doch erst auf der Passhöhe gönnten wir uns eine längere Pause. Der Abstieg zum Gashpampa-Camp war spektakulärer als der Pass, denn in der Laguna Suscocha spiegelte sich ein Gletscher, während weiter unten ein Bachlauf orange verfärbt war. Das Farbenspiel begeisterte uns. 

Eigentlich wollten wir noch bis zum Camp Guspha weiterlaufen, doch ein Local, der die Eintrittstickets für seine Kommune verkaufe, behauptete es sei verboten dort zu zelten. So blieben wir beim Camp Gashpampa, obwohl es erst 14 Uhr war. Obwohl die Wegstrecke mit 11km nicht lang war, war ich aufgrund des großen Anstiegs sehr erschöpft und brauchte viel Zeit um mich zu erholen. Abgesehen von einem französischen Paar blieben wir die einzigen selbstorganisierten Hiker. 


Der wohl schönste Höhenweg der Welt

Diesmal wartete der letzte Pass darauf, von uns erklimmt zu werden und mit 4850m war der Abstieg diesmal viel kleiner als gestern. Trotzdem war es anstrengend und zu anfangs auch sehr frisch. Bereits um zehn Uhr standen wir diesmal oben. Da wir am gleichen Camp gezeltet hatten, waren mehrere geführte Gruppen ebenfalls dort oben. Die Aussicht dort ist vergleichsweise enttäuschend, wenn man zuvor schon auf den anderen sieben Pässen war. 

Ebenso wie die geguideten Gruppen entscheiden wir uns dazu, den Höhenweg links vom Pass zu nehmen, anstatt direkt nach unten abzusteigen. 

Und das war eine goldrichtige Entscheidung! Mit jedem Schritt wurde die Aussicht auf die gegenüberliegenden Seite spektakulärer. Ein Foto nach dem anderen wurde geschlossen. 
Und als wäre das Weltklasse-Panorama nicht genug, flogen plötzlich zwei Kondore über uns hinweg. Spätestens jetzt waren wir verzaubert! 

Voller Glück liefen wir staunend weiter auf dem wohl schönsten Höhenweg der Welt.

Bloß der Abstieg war nicht ganz so toll, denn er ist extrem steil. Der sandig-staubige Untergrund war unangenehm, bei Regen würde ich den Weg nicht empfehlen. 

Eingestaubt kamen wir im Flusstal an und ließen den Umweg zum Camp am Jahuacocha aus, stattdessen wählten wir einen schmalen Pfad, der am Sumpfgebiet vorbeiführte. Das einzige Hindernis um auf den "richtigen" Weg zu kommen, war ein breiter Bach, der gequert werden wollte. An einer etwas flacheren Stelle gelang es uns. 

Nachdem ich nach der Querung meine Schuhe wieder anzog, fiel mir eine Stelle an der Sohle auf, wo sich diese abgeschält hatte. Entsetzt machte ich mich an der anderen Seite daran, das Stück mit Sekundenkleber anzukleben und zusätzlich mit einem Faden aus Zahnseide zu sichern. Wie kann das sein, der Schuh war vor der Reise noch unbenutzt?!

Wir entschieden uns für den unteren Weg nach Llamac, um unnötige Höhenmeter zu sparen. Davon hatten wir bereits genügen! Der gewählte Weg führt spektakulär an einem Steilhang entlang und blieb für viele Kilometer immer auf einer Höhe. So macht das Wandern besonders viel Spaß! 

Eine Wasserleitung führt ebenfalls dort entlang, doch nur ganz selten kommt man an das kühle Nass heran. Sicherheitshalber nahmen wir genügend Wasser fürs Camp mit, doch nötig war das nicht. Kurz bevor es bergab geht, gab es die Möglichkeit aufzufüllen. Direkt vor dem Abstieg nach Llamac fanden wir einen ganz tollen Zeltplatz: eine versteckte Wiese mit Wasser. Hier konnten wir sogar noch eine Weile draußen sitzen, da es am Nachmittag und Abend nicht ganz so kalt war. 


Abstieg nach Llamac und Rückkehr nach Huaraz

Die Nacht war zwar nicht ganz so frostig, wie die davor, aber dank absoluter Windstille war das Außenzelt richtig nass vom Kondenswasser. Wir wischten es so gut es geht ab, aber es blieb trotzdem sehr feucht. Generell sind die Nächte hier aufgrund von fehlendem Schutz durch Bäume und durch wenig bis keinen Wind sehr kondensträchtig. 

In den ersten Metern des Trails bergab, hätte es auch noch kleine Wiesen zum Zelten gegeben, weiter unten werden die Terrassen aber als Anbauflächen genutzt und sind daher nicht zum Übernachten geeignet. 

Der Wanderweg ist moderat steil, aber einfach. Nach etwa einer Stunde hatten wir das Dorf Llamac erreicht und steuerten die Bushaltestelle an. Dort stand bereits ein Bus von "Turismo Nazario" und die Einwohner fragten uns, ob wir nach Huaraz wollen, was wir natürlich bejahten. Wir sollten jeder 50 Soles für ein Ticket bezahlen, bekamen aber kein Ticket, was wir merkwürdig fanden. Die Verkäuferin verschwand mit der Begründung, sie suche weitere Fahrgäste. Auch uns fragte sie, ob noch Leute kämen. Ich berichtete von den beiden Franzosen, wusste aber nichts genaues. Wir warteten draußen, als sie mit vier Franzosen zurückkam. Es stellte sich heraus, dass die Franzosen bloß 35 Soles pro Person zahlen mussten. Daraufhin stellte ich die Dame zur Rede und wir bekamen Wechselgeld. Die Busfahrt klappte einwandfrei und am Nachmittag kamen wir reich an Erlebnissen und Eindrücken in Huaraz an. 

Doch wie lautet nun unsere Antwort auf die Frage, ob dies einer der schönsten Treks der Welt ist? Als solcher wird der Huayhuash-Trek ja angepriesen. Nun, wir sind noch nicht alle Treks, die unsere Welt bietet, gegangen und haben somit nur begrenzte Vergleichsmöglichkeiten. Für uns ist der Huayhuash-Trek jedoch tatsächlich der Trek, der auf eher kurzer Wegstrecke extrem viel zu bieten hat. Auf anderen Fernwanderungen waren zwischen den atemberaubenden Aussichten mehr Kilometer zu bewältigen als hier. 

GPX-Track zu unserer Route: Klicke hier

FAQ zum Huayhuash-Trek 

Du möchtest diesen fantastischen Trek selbst erleben? Hier beantworte ich die wichtigsten Fragen zum Trail!


Soll ich den Huayhuash-Trek in einer geführten Gruppe oder selbstorganisiert machen?

Es hängt ganz von deinen Erfahrungen und Wünschen ab. Wenn du Anfänger in Sachen Mehrtagestouren mit Zelt bist oder über keine eigene Trekkingausrüstung verfügst, ist eine Teilnahme in einer geführten Gruppe sinnvoll. Der Trek führt nämlich durch sehr entlegene Gebiete, wo du wissen solltest, was du tust und wie deine Ausrüstung zu benutzen ist. 

Du hast ausreichend Erfahrungen im Trekking, verfügst über die komplette Ausrüstung und bist an die Höhe akklimatisiert? Dann spricht wenig dagegen, sich auf eigene Faust auf den Weg zu machen. Allerdings bieten geführte Gruppen trotzdem den ein oder anderen Vorteil wie z.B. Gepäcktransport und Gesellschaft durch Mitwanderer. Es gibt natürlich auch Nachteile, denn in einer Gruppe bist du gebunden und kannst nicht einfach frei Schnauze eine Route auswählen oder länger schlafen, weil dir gerade danach ist. 

Wie ist das Wetter dort? 

Von Mai bis Oktober ist Trockenzeit, von Oktober bis etwa April geht die Regenzeit. In der Trockenzeit regnet es seltener, aber die Nächte sind kälter. 

Wir waren im Juli unterwegs und hatten trotzdem ab und zu Regen und sogar ein Gewitter. An den meisten Tagen knallte die Sonne kräftig vom Himmel, Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor ist hier ratsam. Nur starken Wind hatten wir nie. Es ist also ratsam für verschiedene Wetterlagen auagerüstet zu sein. 


Wie kalt wird es in der Nacht?

Die Temperaturen sind abhängig von der Bewölkung und der Höhe, auf der man übernachtet. In allen Nächten auf unserer Tour hatte es nachts Minusgrade, wir hatten aber kein Thermometer dabei. Unsere Schlafsäcke haben eine Komforttemperatur von -10 °Celsius und waren immer warm genug. 


Findet man unterwegs Trinkwasser?

Es gibt unzählige Quellen und einige Seen am Wegesrand, die sich als Wasserquelle eignen. Und zwar viel mehr als in den Karten eingezeichnet sind! Allerdings muss man das Wasser konsequent desinfizieren oder filtern, da fast überall die Hinterlassenschaften der Weidetiere rumliegen.


Kann man in Hütten übernachten oder braucht man ein Zelt?

Es gibt auf dem Huayhuash-Trek keine Hütten oder sonstige Unterkünfte, außer in Huayllapa, wo man spontan in Gästehäusern nächtigen kann. Man muss also fast immer im Zelt schlafen.

Zu dem Zweck gibt es auf dem Trek mehrere offizielle Campingplätze, die über eine sehr einfache Ausstattung verfügen wie eine Wasserquelle und Toiletten. Von letzteren sollte man allerdings aus hygienischer Sicht nicht viel erwarten. Meist handelt es sich um WCs, die Spülung funktioniert bloß nicht überall. Sauber sind sie auch nicht unbedingt. Sein Toilettenpapier muss man unbedingt selbst mitbringen. 


Wie viele Tage soll ich für den gesamten Trek einplanen? 

Die übliche Dauer einer organisierten Tour liegt acht Tagen, es gibt auch kürzere und längere Varianten. Unsere Route umfasste 106km und rund 5000hm. Wir haben acht Tage geplant und auch gebraucht. An Tag sieben hätten wir es bis nach Llamac geschafft, aber wir hätten dort übernachten müssen, da der letzte Bus um elf Uhr vormittags fährt.

Das mag ungewöhnlich lang erscheinen, doch die Höhe des Treks macht einen großen Unterschied. Bedenke bitte, dass man in der großen Höhe in den Anden insbesondere bergauf bedeutend langsamer unterwegs ist als in niedrigeren Gebirgen. Bergauf haben wir je nach Gefälle nur zwischen ein bis zwei Kilometer in der Stunde geschafft. 


Gibt es Wegmarkierungen? Ist der Weg einfach zu finden? 

Wegmarkierungen wie wir sie aus Deutschland kennen, gibt es keine. Selbst Steinmännchen haben wir nur ab und zu gesehen. Die Wege waren aber abgesehen vom Abstieg nach dem Jurau-Pass zu 99% gut erkennbar, wobei die Hauptwege besonders ausgetretenen waren. Den Jurau-Pass empfehlen wir wirklich nur solchen, die Lust auf ein wegloses Abenteuer haben. Ansonsten wählt man lieber einen anderen Weg. 


Was sind die Start- und Endpunkte und wie gelange ich dahin?

Die meisten Trekker starten in Matacancha, wo sich auch der erste Campground befindet, da man so rund 1000hm im Aufstieg spart. 

Es fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel dahin, nur per Taxi oder privatem Transport kommt man nach Matacancha. Mit "Él Rapido" kommt man innerhalb von zwei Stunden von Huaraz bis Chiquian, der erste Bus startet um fünf Uhr morgens. Von Chiquian soll es Collectivos bis Llamac oder Pocpa geben. Von Pocpa bis Matacancha sind es noch 12km, die man entweder zu Fuß oder per Taxi zurücklegen kann. 

In Chiquian findet man problemlos ein Taxi, die Fahrer warten bei Ankunft des Buses auf Kunden. Insgesamt dauert die Anfahrt ab Huaraz + - vier Stunden. 

Die Rückfahrt ab dem Endpunkt Llamac ist einfacher, denn es gibt um elf Uhr einen öffentlichen Bus, der bis Huaraz fährt. 2024 kostete die Fahrt 35 Soles pro Person. 


Ist der Trek sicher?

Das ist keine einfache Frage! In unserem Reiseführer von Stefan Loose wird geraten alle Ausrüstungsgegenstände inkl. Rucksack und Schuhe (!) im Innenzelt zu lagern, für den Fall das Langfinger unterwegs sind. Dies haben wir fast immer berücksichtigt. 

Wie groß diese Gefahr tatsächlich ist, können wir nicht sagen. Aufgrund der Tatsache, dass wir eine Menge Gebühren bezahlt haben und die Einwohner am Trekkingtourismus verdienen, haben wir uns sicherer gefühlt als auf anderen Treks. 

Kann ich nach Ankunft in Peru direkt den Trek starten? 

Davon raten wir definitiv ab, da man sich hier fast immer auf einer Höhe von 4000m oder höher befindet. Vor dem Trek solltest du dich einige Tage an die Höhe akklimatisieren, denn ansonsten besteht die Gefahr höhenkrank zu werden. Wir waren zuvor mehrere Wochen in dieser Höhe und entsprechend gut akklimatisiert. Trotzdem war die dünne Luft im Anstieg sehr spürbar. 


Sind dort viele andere Wanderer unterwegs? 

Diese Frage hat uns auch beschäftigt, doch wir wurden positiv überrascht. Oft war es tagsüber einsamer als gedacht, jedoch lag das an unserer Routenplanung. Kurz: Wenn du auf den offiziellen Campgrounds übernachtest und die Standardwege gehst, wirst du unterwegs viele andere Wanderer treffen. Wählst du Alternativrouten oder übernachtest nicht auf den offiziellen Campgrounds, wirst du nur wenige andere Wanderer sehen. 


Hat man unterwegs Empfang? 

Nein, wir hatten abgesehen vom Start- und Endpunkt nie Mobilfunkempfang. 


Kann man unterwegs einkaufen? 

In dem Dorf Huayllapa gibt es einen Dorfladen, wo man z.B. ein Kekse, Schokolade, Instantnudeln und Co. bekommt. Bei den heißen Quellen von Guñoc gibt es einen Kiosk, der allerdings bei unserer Tour nur eine geringe Auswahl hatte. Auch ein Restaurant haben wir dort gesehen, aber nicht ausprobiert. 


Wo kann ich eine Gaskartusche kaufen?

In Huaraz gibt es mehrere Outdoorläden, die mittlere und große Schraubkartuschen verkaufen. 


Wieviel kostet der Trek?

Für die An- und Abreise haben wir pro Person insgesamt 135 Soles gezahlt. Die Kosten variieren mit der Art der Anreise (öffentlich vs. privat). 

Der Trek findet in dem Huayhuash-Nationalpark statt und die dort lebenden Einwohner erheben eine Gebühr für das Betreten der jeweiligen Kommunen. 2024 haben wir insgesamt 300 Soles pro Person bezahlt, was nicht wenig ist, aber die Sicherheit der Touristen erhöht und den Einheimischen eine zusätzliche Einnahmequelle bietet. 

Folgende Gebühren haben wir bezahlt:

- Llamac 50S
- Pocpa 20S
- Jirishanka 40S
- Tupac Amaru 30S
- Quishuarcancha 30S
- Uramasa 30S
- Cutatambo 10S
- Huayllapa 50S
- Pacllon 30S

Alle Gebühren müssen bar bezahlt werden. Kleine Geldnoten sind hilfreicher als große, da nicht immer Wechselgeld vorhanden ist. 

Dazu kommt natürlich noch die persönliche Ausrüstung und die Verpflegung. 

Solltest du den Trek mit einer Agentur gehen wollen, kostet dies einen höheren dreistelligen Betrag in € oder $.  









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