Der Sentiero Italia (SI)
Der Sentiero Italia ist ein bisher kaum bekannter Fernwanderweg, der das EU-Land Italien nicht nur in der Breite, sondern auch in seiner Länge durchzieht. Auch die Inseln Sardinien und Sizilien sind in dem Trail inbegriffen. Folgende Abschnitte gibt es also:
- Der Alpenbogen
- Die Apenninen
- Die Inseln Sardinien und Sizilien
Insgesamt bietet der SI ca. 7850 km Wanderwege und etwa 350.000 Höhenmetern im Aufstieg zu bewältigen, will man den gesamten Weg gehen. Aufgrund der extremen Länge in Kombination mit den enorm vielen Höhenmetern, ist es meiner Meinung nach für den normalen Fernwanderer nicht machbar den Weg in einem Thruhike komplett in einer Saison zu erwandern. Insbesondere der Teil in den Alpen, aber auch manche Abschnitte in den Apenninen liegen über 2000m und sind somit nur eine Option für die Sommermonate sowie die frühen Herbstmonate September und Oktober. Somit ist der Zeitrahmen mehr oder weniger eng begrenzt. Die südlicheren und tiefer gelegenen Gebiete lassen sich dagegen auch ganz gut im Frühling und Herbst erwandern.
Der SI in den Apenninen wird gerne unterschätzt
Apenninen? Ich zumindest hatte bis vor kurzem noch nie etwas von diesem doch eigentlich ziemlich in die Länge gezogenen Gebirge gehört. Und du? Und das obwohl Italien für uns Deutsche ein absoluter Klassiker in Punkto Urlaubsdestination ist! Die bei Urlaubern sehr beliebten Alpen stellen die Apenninen mit ihrer Bekanntheit und Höhe der Gipfel in den Schatten, doch dabei können die Apenninen es in Punkto Panoramen mit ihnen locker aufnehmen. Und was Ursprünglichkeit und Einsamkeit angeht haben sie sogar die Nase vorne! Nur weiß das eben fast niemand.
Und in Bezug auf die Anforderungen und den Abenteuergeist, die der SI für all jene bereit hält, die sich auf eine Wanderung in diesem unterschätzten Gebiet einlassen, müssen sich die Apenninen nicht hinter den Alpen oder anderen bekannteren Gebirgszügen verstecken.
Markierungen, Navigation und Wegbeschaffenheit
Für einen derart extrem langen Fernwanderweg, welcher selbst bei Einheimischen kaum bekannt ist, ist der Weg überraschend gut markiert. Ich war unterwegs selbst überrascht davon, wie häufig ich die rot-weißen Markierungen an Bäumen, Steinen oder Hauswänden erspäht habe. Auch Wegweiser gibt es zahlreiche, jedoch wird der SI dort nicht immer mitangegeben, wenn dieser einem anderen Fernwanderweg wie z.B. der GEA (Grande Escursione Appenninica) folgt. Und auch die rot-weißen Markierungen sind zwar meistens vorhanden, zwischendurch fehlen sie aber immer wieder für ein paar Kilometer. Ein Navigationsgerät oder zumindest ein Smartphone mit Offline-Karte samt Track sind obligatorisch.
Die Wegbeschaffenheit wechselt stark zwischen spannenden und aussichtsreichen Singletrails, überwucherten Pfaden und langweiligen Forststraßen. Da der SI sich als Bergwanderweg versteht stehen selbstverständlich unzählige steile An- und Abstiege auf dem Programm. Serpentinen gibt es, eine italienische Erfindung sind sie allerdings nicht. Die gute Nachricht: Der Anteil an naturnahen Wegen und Single-Trails ist sehr hoch, selbst einige Forststraßen wurden der Natur überlassen und haben sich in Wanderwege verwandelt. Der Asphaltanteil ist erfreulicherweise sehr niedrig. Die schlechte Nachricht: Es gibt auch zahlreiche Passagen, wenn auch meist nur kurze, wo man dem Trail anmerkt, dass er selten begangen und auch zu wenig gepflegt wird. Mit überwucherten Wegen sollte man also rechnen und manchmal habe ich mir auch eine kleine ultraleichte Machete gewünscht.
Home sweet Home in der Natur - Übernachten auf dem SI
Zwar listet der CAI die Etappen von Unterkünft zu Unterkunft auf, doch wer südlich der Alpen auf dem SI unterwegs sein möchte, tut gut daran eine Campingausrüstung mitzuführen. So hat man maximale Flexibilität und ist Unabhängig von den eingeschränkten Öffnungszeiten der Rifugios. Auch wenn das nächtliche Biwak mit Zelt auch in Italien, wie in den meisten europäischen Ländern, eine Grauzone darstellt, war es für mich in der Praxis selten ein Problem einen passablen Schlafplatz für die Nacht zu finden. Ganz wichtig ist auch auf dem Sentiero Italia das konsequente befolgen der Leave-no-Trace-Praxis - also spät aufbauen, früh abbauen, keinerlei Müll hinterlassen und kein Feuer machen.
Verpflegung - Resupply in kleinen Dorfläden
Der SI meidet die Zivilisation tendenziell und große Städte mit entsprechend großen Supermärkten werden nur selten angesteuert. Stattdessen führt einen die Wegführung durch pittoreske Dörfer und kleine Städtchen - große Supermärkte mit Öffnungszeiten von 8-20 Uhr sucht man dort vergebens. Tante Emma Läden und Dorf Supermärkte sowie die ein oder andere Bäckerei müssen für den mehrtägigen Resupply herhalten. Das Angebot ist dort nicht immer sehr üppig, aber irgendwas brauchbares habe ich noch immer gefunden. Meistens war ich mit dem Angebot der kleinen Läden sogar sehr zufrieden, hatten sie doch alles nötige, was man als Wanderer so braucht. Aufgrund des naturnahen Verlaufs vom SI kommt man im Schnitt alle 2-4 Tage durch ein kleines Dorf. Nur im Übergang Ligurien / Toskana Emilia / Romagna wird es schwieriger. Der Rucksack wird also selten wirklich schwer - sofern man bereit ist sich an die Öffnungszeiten der kleinen Läden anzupassen.
Meine Fernwanderung auf dem SI
Da ich wie oben beschrieben nicht den ganzen Trail in einer Saison begehen konnte, musste ich mich bei der Vorbereitung auf einen Teil festlegen. Ausgewählt habe ich den südlicheren Abschnitt, welcher durch die Apenninen führt. Dieses beginnt im nördlichen Ligurien und zieht sich in Nord-Süd-Ausdehnung komplett durch das Land. Exakt befindet sich der Übergang am "Col di Cadibona" welcher die Grenze zwischen den südlichen Alpen und dem nördlichen Apenninen darstellt. Als Ziel hatte ich die Stadt "Reggio di Calabria" in Kalabrien ausgewählt, von der aus ich die Fähre nach Sizilien nehmen wollte, sofern ich dazu noch Zeit und Lust hatte. Das war der Fall und so nahm ich zusätzlich die komplette Vulkaninsel im Mittelmeer unter die Füße.
Jeden einzelnen Tag meiner über vier Monate andauernden Reise habe ich einen kleinen Bericht geschrieben, der hier zu lesen ist. Viel Spaß bei der Lektüre!
Externe Informationsquellen
Beide Websites bieten ihre Informationen in mehreren Sprachen an, jedoch wirkt die Übersetzung von Vasentiero auf mich professioneller. Diese habe ich hauptsächlich für meine Vorbereitungen genutzt, da ich die Etappenbeschreibungen unterwegs als sehr hilfreich empfunden habe. Es gibt auch einen gedruckten Wanderführer, doch bisher nur in italienischer Sprache.
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