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Donnerstag, 24. November 2022

Sentiero Italia Etappe 9: Sizilien Teil 4

Sentiero Italia Etappe 9: Sentiero Teil 4


Alcamo - Trapani (99 km & 3030 hm)


Küstenwanderung bis zum Zielort Trapani


Die heißen Quellen von Segesta und der Bosco Calatafimi


Diesmal kam ich erst spät los. Der Wandertag begann sehr eintönig, denn es ging zuerst durch die Stadt und anschließend durch das Industriegebiet von Alcamo. Klar, dass man da überwiegend auf Asphalt läuft. Manchmal ging es auch über Erdstraßen. Aufgrund des Regens in der vergangenen Nacht war die Erde allerdings total matschig und massenweise Schlamm blieb an den Schuhen haften. Nervig! 

Nach 7km hatte ich einen Abzweig erreicht, wo es laut Beschreibung zu einem kostenlosen Thermalbad gehen soll. Dort bog ich ab und lief etwa einen Kilometer offtrail zu dem besagten heißen Quellen. Doch zuvor musste ich einen Bach überqueren, der zu einem reißenden Bach mit braunem Wasser mutiert war. Ich zog die Socken aus und watete durch das knietiefe Wasser. 

Auf der anderen Seite floß schon warmes und klares Wasser hinab. Nach wenigen Metern hatte ich das hinter Schilf verborgene heiße Thermalbad gefunden. Es waren zwar noch ein paar andere Personen da, doch die Quelle war groß genug für alle. Das Wasser war wirklich sehr warm, ich schätze 40° Celsius. Etwas weiter links war noch ein abgetrennter Bereich, wo es noch wärmer war. Das Paar rechts von mir kam ebenfalls aus Deutschland und wir kamen ins Gespräch. Sie stellen mir sehr viele Fragen über meine Wanderung. Das Gespräch war so angenehm, dass ich völlig vergaß ein Foto von dem Thermalbad zu machen. Darüber ärgerte ich mich hinterher sehr, denn ich hätte euch hier gerne welche reingestellt.

Das Paar war so freundlich mich an der Straßenecke abzusetzen, wo ich vom Trail abgebogen bin. Nach einem kurzen Stück auf der Straße bog ich links auf eine Forststraßen ab, die hoch in den "Bosco Calatafimi" führte. 



Dies ist ein vergleichsweise kleiner Wald, aber ebenso schön wie die anderen. Die Luft roch herrlich würzig und die Wege waren sehr gut markiert. 



Bei einer geschlossen Berghütte schaukelte ich ein paar Minuten, bevor es an den Abstieg ging. Ich bog vom Trail ab, um in das Dorf Calatafimi Segesta zu kommen. Nach etwa zwei Kilometern kam ich dort an und konnte um 15 Uhr eine wunderschön eingerichtete Ferienwohnung beziehen. An diesem gemütlichen Tag war ich rund 17 Kilometer gelaufen. 


Die letzte Nacht im Zelt


Ich fühlte mich in der Ferienwohnung pudelwohl und da es regnete, trödelte ich. So kam ich erst um halb zehn los, aber es hatte immerhin aufgehört zu regnen.


Ich lief den gleichen Weg zurück um zum Trail zu gelangen. Danach ging es auf einer Dirtroad weiter, die an Häuschen und kleinen Olivenhainen vorbeiführte. Zahlreiche Hunde machten laut bellend auf ihr zu verteidigendes Territorium aufmerksam. Die Luft war feucht und roch angenehm. Aufgrund des frischen Windes war es von der Temperatur her angenehm. 



Anschließend querte ich eine Asphaltstraße und lief auf einer weiteren Wirtschaftsstraße an Orangenplantagen vorbei. Der nächtliche Regen hatte einen Bach anschwellen lassen, der über den Weg floss, und so bekam ich nasse Füße. Am Wegesrand sah ich eine interessante Pflanze. 


Ich lief an einem Häuschen mit zwei Hunden vorbei. Einer davon war ganz lieb und forderte Streicheleinheiten ein. Er begleitete mich etwa einen Kilometer, so als ob ich zum Gassi gehen gekommen wäre. Links vom Weg waren eindrucksvolle Felswände, die leider eingezäunt waren. 



Nach einem kurzen Stück auf Asphalt, kam ich beim Tempel von Segesta an. Dort stellte ich fest, dass die Besichtigung sechs Euro Eintritt kostet. Dies fand ich zu viel für einen Foto-Stop und lief weiter. 

Viele Kilometer ging es an der Landstraße entlang, was langweilig zu gehen war. Danach zweigte der SI auf Wirtschaftswege ab, die an unzähligen Ackerflächen vorbeiführte. Der aus Erde und Kieselsteinen bestehende Boden war vieler so aufgeweicht, dass immer wieder Schlammbrocken unter meinen Schuhen kleben blieben. Das fand ich echt nervig!



Die Landschaft blieb viele Kilometer so eintönig, aber aufgrund des starken Windes fiel selbst das Hören von Podcasts schwer. Endlich erreichte ich das Dorf Balata di Baida. Ich ließ meine Wasserflaschen in der Bar auffüllen und beeilte mich, denn es war bereits halb vier. 

Unterhalb vom Dorf führte ein markierter Wanderweg an Olivenhainen vorbei steil bergauf. Nach einer Weile mündete er in eine wenig befahrene Straße, der ich folgte. Es war bereits halb fünf, als ich endlich das Dörfchen Visicari erreichte. Die Zeit eilte und ich fühlte mich unter Druck gesetzt. Im Dorf sah ich niemanden. Hier zweigte der SI auf einen schmalen Pfad ab, der sehr stark mit niedrigen stacheligen Pflanzen überwunden war. 



Es ging weiter bergauf und als ich das flache Plateau zwischen den Bergen Pizzo Monaco und Pizzo Varili erreicht hatte, schaute ich mich nach einer geeigneten Stelle fürs Zelt um. Es dauerte bis ich ein zufriedenstellendes Plätzchen gefunden hatte. Es war schon fast dunkel als ich mein Zelt endlich aufbaute. 28km war ich gelaufen. 


Vom Naturreservat Zingaro zur Küste 


Als ich mich schlafen legen wollte, wurde der Wind immer stärker. Ständig drückte der Wind gegen den Eingang. Das Bonfus Solus hat keinen Reißverschluss, sondern wird durch Spannung und Knebelverschlüsse gehalten. Der Wind war jedoch zu stark dafür und hat Lücken entstehen lassen. Ich war froh, dass es nicht geregnet hat. Auch die Lautstärke beunruhigte mich. Mithilfe von Ohrstöpseln konnte ich immerhin etwas schlafen. 

Als ich um kurz nach sechs aufwachte, war der Wind immer noch sehr stark. Ich entfernte die Trekkingstöcke, einige Heringe und rollte das Zelt auf, damit es nicht weggeweht wurde. Anschließend machte ich mich auf den Weg ins Tal. Der Blick aufs Meer mit den sich darüber befindlichen Wolken war sehr schön. 



In kleinen Serpentinen ging es auf einem Pfad bergab. Er mündete in einer Schotterpiste, die hinab ins Dorf Scopello führte. Ich hatte gehofft, dort ein in einer Bar ein Heißgetränk trinken zu können, doch in dem Dorf war um acht Uhr noch alles verrammelt. 



So lief ich auf der Straße bis zum Eingang vom Naturreservat Zingaro. Hier muss man fünf Euro Eintritt bezahlen. Die meisten Touristen wählen den einfacheren küstennahen Weg, doch der Sentiero Italia verläuft eine Etage höher. Daher musste ich zuerst dreihundert Höhenmeter steil bergauf bewältigen. Da war ich ganz froh über den frischen Wind. Die Landschaft war karg, mit niedrigem Bewuchs, aber wunderschön. 







Später verlief der gut erhaltene Wanderweg mit Aussicht aufs Meer. Zwischen passierte ich ein paar verschlossene Steinhäuser. 



Dann ging es erneut rund 400 Höhenmeter bergauf zum Passo del Lupo. Von dort aus führte der SI in Serpentinen hinab ins Dörfchen Macari. Oberhalb vom Dorf mündete der Pfad in eine extrem steile betonierte Straße. Das Gehen wurde besonders anstrengend und zu allem Überfluss fing es an zu regnen. Doch der Schauer war nur von kurzer Dauer. 

Auch Macari wirkte nicht besonders belebt. Der Weg führte mich kurz an der Straße entlang zu einer felsigen Küste. Die Steine waren teils schwarz, teils rötlich. Zusammen mit dem dunkelblauen Meerwasser ergab dies einen intensiven Kontrast. Ich lief einige Zeit an der Küste entlang - aufgrund der starken Brandung warnten Schilder davor baden zu gehen. 



Einen kurzen Marsch von der Küste entfernt, hatte ich mir ein Tiny House am Rande von Casteluzzo gemietet, wo ich nach entspannten 18.5km um 14 Uhr ankam. 


Gewittriger vorletzter Wandertag


In der Nacht hatte es angefangen zu regnen und auch in der Früh regnete es noch. Erst um neun Uhr konnte ich mich dazu aufraffen loszulaufen. Wenn man in einer Unterkunft übernachtet, ist der Unterschied an Gemütlichkeit einfach viel größer als im Zelt. 



Als ich loslief, regnete es gerade etwas weniger, aber das hielt keine fünf Minuten an. Der Regen wurde stärker und der Wind peitschte mir ins Gesicht. Es ging an unbefestigten Wegen an der Küste entlang. Aufgrund des vielen Regens war der Boden nicht bloß mit Pfützen übersäht, sondern er war auch sehr matschig. Als ich das Naturreservat Monte Cofano erreicht hatte, wurde der Zustand der Wege besser. Die Landschaft war selbst bei miesem Wetter grandios. 



Insbesondere als es ein Stück bergauf ging. Da ging es sogar durch ein Loch im Fels hindurch. 



Eine Felsnadel gab es auch zu bewundern. 



Anschließend ging es auf flachen Wegen an der felsigen Klippe entlang. Der Regen machte zwischendurch Pausen. Als ich das Reservat durchwandert hatte, beeilte ich mich, um es noch vor Ladenschluss in den Sidis-Supermarkt in Custonaci zu kommen. Denn der Besitzer der Airbnb-Unterkunft in Erice hatte mich darauf hingewiesen, dass es dort keine Einkaufsmöglichkeiten gibt. Auf dem Weg zum Supermarkt kam ein kräftiger Schauer vom Himmel. Einen weiteren konnte ich in einer Bar aussitzen. 

Um 13 Uhr ging es erneut runter zur Küste, wo der SI einige Kilometer der betonierten Promenade folgt. Das Gehen war einfach, doch durch den vielen Regen hatten sich einige Bäche gebildet, die ihren Weg ins Meer suchten. So wurden meine Füße noch nasser als ohnehin schon. 



Als ich den Abschnitt an der Promenade schon fast geschafft hatte, fing es erneut an stark zu regnen. Dem schlimmsten Teil konnte ich entkommen, da ich einen Vorsprung fand, wo ich Schutz vor dem Regen hatte. Blitze zuckten am Himmel und der Donner kam kurz danach. Einige Teile der Straßen waren richtig überflutet. 

Der Anstieg nach Erice begann auf Asphalt, doch schon sehr bald ging es auf einem schmalen und markierten Pfad in Kehren bergauf. Der Bewuchs war auch hier eher karg. 


Zwischendurch folgte ich ein paar wenige Kilometer einer Schotterpiste. Es regnete mal wieder. Das Donnergrollen ertönte immer wieder. Die Wolken waren so dunkel, dass es schon vor fünf Uhr dämmrig wirkte. 



Der SI wurde wieder zu einem schmalen Wanderweg, der sich die letzten Höhenmeter hoch nach Erice wand. Um viertel nach fünf kam ich nach 29km endlich im Dorf und in meiner Ferienwohnung an. 


Das Finale


Die Ferienwohnung war riesig, eigentlich zu groß für mich alleine. Nach einem gemütlichen Frühstück machte ich mich diesmal sogar erst um viertel vor zehn auf den Weg. Zeitdruck hatte ich keinen, denn es waren bloß noch 10.5km übrig. 



Erice hatte ich schnell hinter mir gelassen und folgte dem breiten Weg, der in Kehren nicht zu steil bergab führte. Frischer Wind wehte mir um die Ohren, doch trotzdem zog ich die lange Kleidung aus. Schon von Weitem sah ich das Ziel. 



Bald hatte ich den Rand der Stadt Trapani erreicht und musste nur noch der belebten Straße geradeaus bis zum Hafen folgen. Für die Feier der Zielerreichung kaufte ich mir zwei Stücke Pizza. 

Die Ankunft am Hafen war unspektakulär, denn im Gegensatz zu Reggio Calabria gab es hier kein Monumente oder Ähnliches. Der GPX-Track endete neben der Stelle, wo die Fähren abfahren. Da es dort nicht mal Zugang zum Meer gab, lief ich noch ein paar Meter weiter. 

Irgendwie war es ein komisches Gefühl nun den Sentiero Italia beendet zu haben. Am Ende vom Arizona Trail fühlte sich dies bedeutend feierlicher an. Damals kamen wir an einem Monumente an, wo bereits ein anderer Thruhiker wartete und uns gratulierte. Dann wurden mehrere Fotos in Sieger-Posen geschossen. Dies fiel am Sentiero Italia aus. Das ist der Nachteil von so einem einsamen Trail.



Dafür gestaltete sich die Fahrt in die Hauptstadt Palermo ganz einfach: ich musste bloß in den nächsten Zug einsteigen. 

Am nächsten Tag kam dann der Schock: Aufgrund eines Sturms werde meine Fähre nach Neapel 18 Stunden später abfahren. So musste ich noch eine weitere Nacht in Palermo bleiben und kam erst um Mitternacht in Neapel an. Die Stadt konnte ich mir dann natürlich auch nicht mehr ansehen, da mein Zug bereits früh morgens fuhr. 




Donnerstag, 17. November 2022

Sentiero Italia Etappe 9: Sizilien Teil 3




Sentiero Italia Etappe 9: Sizilien Teil 3


Gangi - Alcamo (205 km & 7200 hm)


Das Hinterland von Sizilien 


Der Madonie-Nationalpark


Nach einem erholsamen Ruhetag in Gangi, ging es um acht Uhr weiter, diesmal wieder mit sehr  vielen Höhenmetern bergauf. Da ich im Dorf Gangi offtrail genächtigt hatte, musste ich erst rund drei Kilometer auf Asphalt bis zum SI runterwandern. Auf Asphalt ging es auch erst einige Kilometer weiter, wobei es stetig bergauf ging. Autos sah ich aber keine. Hinter einer Wasserquelle,  führte der SI auf eine einsame Forststraße, vorbei an zahlreichen Weideflächen. Zwischendurch musste ich immer wieder Weidegatter öffnen- und schließen. Dies ließen sich diesmal immerhin einfach bedienen. 

Zwischendurch ging es an einem schmalen Pfad entlang, der nur über eine einzige Markierung verfügte. Daher schaute ich immer mal wieder auf dem Handy nach. 



Die Aussicht wurde immer schöner und die Landschaft ursprünglicher. So ist es mir ohnehin lieber. Immer noch ging es bergauf. Doch irgendwann hatte ich die maximale Höhe dieses Abschnitts erreicht und es ging sanft bergab. Dem Ort Petralia konnte ich schon von Weitem sehen. 

Doch da ich in dem Dorf nichts brauchte, umging ich diesen auf einer Straße an der rechten Seite. Ob ich damit wirklich Kilometer gespart habe, bezweifle ich aber. Hinter einem Krankenhaus führte ein markierter Weg leicht bergan. Zuerst ging es an Privatgrundstücken vorbei, die alsbald aufhörten. 



Hinter einer Brücke römischer Bauart, führte ein schmaler Pfad nach links hoch, diesmal aber steiler. Auf diesem Pfad blieb ich bis zum Ende des Abstiegs auf den Monte Alto. 



Manchmal war er schlecht zu erkennen und ich bog falsch ab und musste ein Stück zurück gehen. Eine Schafsherde wurde überraschenderweise von einem Maremmano-Hund begleitet. Sicherheitshalber umging ich die Herde, musste daher aber etwas offtrail laufen und mir selbst meinen Weg suchen. Auf dem Weg sah ich zudem erstaunlich viele braune Hirsche mit auffällig großem Geweih. Mit dem Smartphone war es leider nicht einfach, diese Tiere zu fotografieren. 




Endlich hatte ich den anstrengenden Aufstieg geschafft. Dort befand sich eine Wasserquelle, wo ich meinen Rucksack liegen lies, um das letzte Stück zur Wallfahrtskirche am Gipfel ohne Gepäck zu bewältigen. Ich hatte eine tolle Aussicht auf die umliegende von Bergen geprägte Landschaft. 

Der weitere Weg war flach bzw. ging bergab. Die Aussicht blieb dauerhaft richtig toll. Ein paar Mal blieb ich deshalb stehen. 



Etwas offtrail sah ich aus Entfernung eine Hütte. In der Hoffnung, dass es sich um ein Bivacco handeln könnte, lief ich hin. Doch ich hatte Pech, sie war verschlossen. 

Daher ging ich zurück und suchte mir eine flache Stelle unter Buchen neben dem Weg. 30km und 1500hm hatte ich inkl. allem geschafft. Blöderweise hatte mein Gaskocher BRS 3000 inzwischen völlig den Geist aufgegeben. Schon seit Wochen ließ der sich immer schwerer auf die Kartusche aufschrauben. Nun war das Gewinde so stark abgenutzt, dass es gar nicht mehr passte. Nun musste ich zum Ende der Tour auf stoveless umsteigen. 




Erneut grandiose Natur im Madonie-Nationalpark 


Nachts war einiges los rund um mein Zelt. Eine Menge Tiere müssen da unterwegs gewesen sein. Da Abends irgendein kleineres Tier an meinem Zelt vorbei geschlichen ist, habe ich den Rucksack samt Lebensmittel sicherheitshalber am Baum aufgehängt. Trotzdem bin ich ein paar Male aufgewacht.

Um sieben Uhr bin ich losgelaufen. Da es frisch war, hatte ich zunächst lange Kleidung und für kurze Zeit sogar Handschuhe an. Es ging bergab mit toller Aussicht auf die gegenüberliegenden Berge, die ich im weiteren Verlauf erklimmen sollte. Der Weg war gut erkennbar, aber durch das viele Geröll holprig. 



Eine Asphaltstraße musste ich überqueren, um auf einen breiten Weg zu gelangen. Dieser führte gemütlich bergab, bis ich links auf einen schmalen Pfad abbog. Dieser war leider nur spärlich markiert und ohnehin kaum erkennbar. Um trotzdem den Trail zu finden, musste ich immer wieder aufs Handy schauen. Auch diesmal sah ich viele Hirsche. 

Der restliche Teil bis zum Piano Battaglia war leicht zu finden. Dort oben war wie schon vermutet alles geschlossen. Schilder wiesen darauf hin, dass es dort im Winter Skibetrieb geben soll. Wer hätte das auf Sizilien gedacht? 

Bevor ich weiterging, machte ich eine kurze Pause und füllte mein Wasser am Wasserhahn auf. Bergab war der Weg erst sehr einfach. Ein Hirsch lag sogar mitten auf dem Weg, wollte dort aber nicht liegen bleiben, obwohl ich ihm gut zuredete. 



Viele Kilometer ging es auf guten Wanderwegen ebenmäßig über Wald und Wiesen, immer mit toller Aussicht auf die Berggipfel. 



Auf einer Wiese grasten rund 20 Hirsche. Genau dort musste ich lang. Der Pfad war anfangs nicht leicht zu finden, dann aber überraschend gut markiert. Über Laub und Geröll ging es in Mini-Kehren steil bergab. 



Die Mini-Kehren endeten auf einem Plateau mit umwerfender Aussicht auf das saftig grüne Tal rund um das Tagesziel Scillato. Nachdem ich mich über das durch einen Brand beschädigte Plateau gekämpft hatte, ging es in sehr weiten Serpentinen bergab. Wieder waren Hirsche zu sehen. 



Der schöne Weg führte zu einer Asphaltstraße, die mich weiter bergab nach Scillato führte,  welches ich nach 27km erreichte. Hier hatte ich mir eine Unterkunft reserviert. Ich suchte die richtige Adresse, musste aber 30 Minuten warten, bis jemand kam. Dafür hatte ich nicht bloß ein Zimmer, sondern ein ganzes Haus inkl. Küche für mich alleine. Und dies zu einem sehr günstigen Preis. 


Die kostenlose und einsame Thermalquelle von Sclafani Bagni


Das Bett war bequem und ich konnte unter der dicken Daunendecke gut schlafen. Um acht Uhr dreißig lief ich los. Zuerst ging es aus dem Ort raus und dann gleich wieder bergauf über einen eher breiteren Weg an zahlreichen Olivenhainen vorbei. Ringsherum wurde die Landschaft von den Bergen des Madonie-Parks eingerahmt.






Später ging es in eine kaum befahrene Asphaltstraße über, die dann in eine Kiesstraße mündete. So kam ich in den Ort Caltavuturo hinein, wo ich für zwei Tage einkaufte. Da ich nun nicht mehr kochen konnte, suchte ich nach Alternativen. Pizza gab es blöderweise nur mit Fleisch oder Fisch. Daher entschied ich mich für zwei Vollkornsemmeln und Käse. Einen Supermarkt fand ich auch erst nach dem dritten Anlauf, da die ersten zwei nicht in der Realität existieren. 

Anschließend ging es endlich weiter. Sehr steil führte eine Straße bergab und ich bog auf einen Pfad ab, der im Verlauf immer schmaler wurde. Es ging bergauf, aber auch aussichtsreich am Hang entlang. 



Den letzten Rest bis Sclafani Bagni legte ich auf Asphalt zurück. In dem auf einem Berg erbauten Dorf gönnte ich mir einen Latte Macchiatto. 



Bergab ging es zuerst extrem steil in Serpentinen auf einem gepflasterten Weg. Der Untergrund wurde kurz darauf natürlicher, der Weg selber aber auch, denn er war ziemlich zugewachsen. Zum Glück ohne Brombeeren! Dann wurde der Weg wieder breiter und der Schwefelgeruch kündigte den Thermalpool vorher an. An diesem herrlichen und einsamen Ort machte ich eine lange Pause inkl. Bad in der warmen Quelle. 



Sauber machte ich mich anschließend wieder auf den Weg und legte einige Kilometer auf der so gut wie gar nicht befahrenen Straße zurück. Erst danach ging es links über eine Schotterpiste durch Olivenhainen hoch. Das Gefälle nahm immer mehr zu, langsam schon ich mich bergauf. Zwischendurch legte ich kurze Pausen ein, da meine Hüftknochen schmerzten. Um halb fünf kam ich auf 1000m Höhe auf dem für meine Zeltübernachtung angepeilten Sattel an und suchte mir abseits vom Weg eine flache Stelle. 1400hm und 24km bin ich an diesem Wandertag gelaufen. Eigentlich wollte ich mit dem Zeltaufbau noch warten, aber da es anfing zu regnen, änderte ich meinen Plan. Gegen acht Uhr hörte ich in der Ferne Donnergrollen und Blitze zuckten am Himmel. Man könnte eigentlich meinen, Mitte November sollte die Gewittersaison vorbei sein. 




Ein eher unspektakulärer Wandertag 


Das Gewitter kam leider auch dort, wo ich zeltete, vorbei und brachte eine Menge Regen mit sich. Aber kaum Wind. Der Regen hörte aber noch in der Nacht wieder auf und das Zelt konnte ein wenig trocknen.



Auch diesmal lief ich pünktlich um sieben los. Kurzzeitig hatte ich eine gute Aussicht auf die Panoramalandschaft. Nachdem ich ein Weidegatter geöffnet und wieder geschlossen hatte, ging es über Weideflächen am Berghang bergab bis ins Dorf Montemaggio Belsito. Dort fand ich unerwartet eine Bar, die Pizza Margherita in Stücken verkaufte. Glücklich darüber nahm ich zwei mit. 

Aus dem Dorf heraus ging es auf Asphalt. Der schmalen Straße, die an zahlreichen kleinen Häuschen und Farmen vorbeiführte, folgte ich zahlreiche Kilometer. Der Asphalt wechselte irgendwann in einen natürlicheren Belag über. 

Zwischendurch gab es einen steilen Abschnitt bergab, der über einen schmalen und kaum erkennbaren Pfad führte. Da er so schlecht zu erkennen war, lief ich falsch und musste eine Stück zurück gehen. 

Kurz darauf musste ich den Torto Bach überqueren. Dabei wurde mein rechter Fuß nass. Aber da die Sonne schien, blieb der Fuß zumindest nicht lange völlig durchnässt. Es ging bergauf über einsame Wirtschaftswege, wo ich im Schatten eines großen Baumes eine Pause einlegte. Die Landschaft war heute durchaus schön, aber die vielen rechteckigen Äcker gefielen mir weniger. Es ging hauptsächlich durch agrarwirtschaftlich geprägte Gebiete. 






Irgendwann hatte ich den 300-hm-Abstieg geschafft, auf dem es zuletzt über einen etwas zerstörten Weg hoch ging. Bergab ging es eine Asphaltstraße hinunter. Bevor diese zum San Leonardo Fluss führte, hatte sich der Untergrund in eine Mischung aus Erdboden und Steine verändert. Den Fluss konnte ich trockenen Fußes überqueren, indem ich über Steine balancierte. 

Bergauf verpasste ich einen Abzweig und lief daher noch mehr als ohnehin schon auf Asphalt weiter. Es dauerte noch ein paar Kilometer, bis ich links auf einen sehr steilen Weg hochlaufen sollte. Doch vorher lief ich zu weit und musste umkehren. Der Weg wurde durch ein Weidegatter versperrt, bei dem ich die obere Drahtschlinge nicht öffnen konnte, weil extrem viel Spannung drauf war. Doch ich konnte die Eisenstange aus der unteren Drahtschlinge heben und so flippte sie dann auch aus der oberen heraus. In die untere konnte ich sie wieder reinstecken, doch in die obere bekam ich sie nicht rein. Stattdessen wickelte ich mehrfach ein weißes Seil herum, was dort als eine Art Ersatzschlinge befestigt war. 

Sehr steil ging es über den nackten Erdboden hoch. Das Stück war nicht lang und schon sehr bald kam nach einer Wasserquelle ein weiteres Gatter in Sicht. Dieses war ebenfalls total blöd zum öffnen, da bloß eine rostige Drahtschlinge mit Spannung darum gebunden war. Ich wickelte sie lose und konnte so das obere Ende öffnen und mich durchzwängen. Anschließend wickelte ich das Draht so gut ich konnte wieder herum, doch die Spannung von vorher konnte ich nicht aufbringen. Plötzlich stand ein erbost wirkenden Bauer hinter mir und schimpfte auf italienisch. Ich verstand nicht sonderlich viel, nur dass er anscheinend nicht zufrieden war, wie ich das Tor wieder verschlossen hatte. Ich versuche ihm zu erklären, dass ich das untere Tor mit dem weißen Band verschlossen hatte und manche Tore generell für Frauen schwer zu bedienen sind, weil man sehr viel Kraft aufwenden können muss. Keine Ahnung, ob er das verstanden hat. Frustriert lief ich weiter und bog prompt falsch ab. 

Da ich aber keine Lust zum umzukehren hatte, lief ich über eine andere Asphaltstraße ins Dorf Ciminna rein, wo ich um vier Uhr ankam. Dort hatte ich eine Unterkunft reserviert und freute mich schon darauf, mich in einem gemütlichen Bett zu erholen. 30.5km hatte ich geschafft. 


Die vorletzte Nacht im Zelt


Am nächsten Tag kam ich erst um 9:20 Uhr los. Vorher musste ich nämlich noch einkaufen und frühstücken. Die Geschäfte öffneten erst kurz nach acht. Ein kleines Stück ging es auf der Straße zurück, auf der ich am Vortag in den Ort gekommen war. Dann bog ich rechts auf eine sogenannte "Dirtroad" ab, die ihrem Namen alle Ehre machte. In der Nacht hatte es geregnet und der erdige Untergrund der Straße klebte wie zäher Kleister unter meinen Schuhsohlen. Immer wieder versuchte ich den Dreck loszuwerden, doch es hielt nur ein paar Schritte. Als die Straße irgendwann in Asphalt überging war ich erleichtert. 



Kurz darauf ging es ein paar Kilometer auf einem nicht wirklich vorhandenen Pfad über die Bergklippen entlang. Hin und wieder waren Markierungen am Fels angebracht. Dies war ein richtig schöner Abschnitt mit toller Aussicht. 



Anschließen ging es über Wirtschaftswege und schmalen Asphaltstraßen an zahlreichen Äckern und Weidewiesen vorbei, bis ich um etwa zwei Uhr in Cefalà Diana ankam. Dort wollte ich mir eigentlich einen Latte Macchiatto gönnen, doch die Bar war geschlossen. 

Also lief ich weiter. Der Anfang war unspektakulär, denn er führte auf Asphalt aus dem Dorf heraus. Auf einem Wirtschaftsweg ging es erneut an zahlreichen Weidewiesen vorbei. Dort waren auch ein paar Hunde, die mich ankläfften, doch alle hielten sie Abstand. Die Hunde auf Sizilien erlebte ich bisher als weniger aggressiv als auf dem Festland. 



Dann endlich ging es seit langem mal wieder in einen Wald, denn hier wächst der "Bosco della Ficuzza", der zum Großteil aus Eichen besteht. Die frische würzige Luft erfüllte meine Lungen. Ich war froh, wieder im Wald wandern zu können. Die Pfade waren gut markiert und angenehm zu begehen. Als ich eine Straße kreuzen musste, führte mein Weg an einem Picknickplatz vorbei. Da dort in der Nähe etwa 50 Bundeswehrler in einer Besprechung waren, marschierte ich ohne Pause weiter. Um kurz vor fünf fand ich ein kleines Stück abseits vom Weg nach 26.5km eine Wiese im Wald, wo ich mein Zelt aufstellen konnte. Da es empfindlich frisch wurde, verkroch ich mich dick angezogen ins Zelt.




Der letzte richtige Wald



Am nächsten Tag lief ich wieder früh los. Der Wald war einsam und es lief sich von Anfang an gut. Die Luft war angenehm kühl und roch würzig. Ich merkte, wie viel mehr Spaß mir das Wandern durch einen Wald bereitet als Wanderungen neben agrarwirtschaftlich genutzten Flächen. Leider sollte das der letzte größere Wald auf meiner Tour durch Sizilien sein. Danach sollten laut meiner Recherche nur noch ganz kleine Waldgebiete kommen. 





Ich kam gut voran und so war das Waldstück schneller durchschritten als gedacht. Nachdem ich eine Straße überquert hatte, ging es auf einem kaum erkennbaren Pfad auf brüchiger Erde hoch. Daneben befand sich eine abgesperrte Privatstraße. Ein Hund machte bellend auf sein Territorium aufmerksam. Der Pfad wurde kurz darauf noch schlechter, denn er war mit brusthohem Gras überwuchert. 



Doch das Stück war nur kurz und prompt landete ich auf einer Asphaltstraße. Ich folgte ihr bergauf an zahlreichen Äckern vorbei bis zum Agriturismo Masseria Rosella. Dort begann die nächste offizielle Etappe mit einem Anstieg auf einer Schotterpiste. Sie führte um den Monte Rosella herum zum Monte Leardo. 




Der Abstieg hinab ins Tal war sehr schön. Er führte auf einem schmalen Trampelpfad durch ein kleines Wäldchen in Serpentinen hinunter. 

Unten war der Wald auch leider schon zu Ende und es ging erneut an Äckern und Weideflächen entlang. Die restlichen Kilometer bis in dem Ort Piana degli Albanesi legte ich auf Asphalt zurück. Um etwa 15 Uhr kam ich nach rund 29km in der Ferienwohnung an, die ich dort gebucht hatte. 


Von der Wildnis in die Stadt



Da ich heute mit 38.5 Kilometern ein beachtliches Pensum vorhatte, startete ich nach einem reichhaltigem Frühstück bereits um 7:20 Uhr. Direkt nachdem ich den Ort verlassen hatte, bog ich aufgrund einer missverständlich angebrachten Markierung falsch ab. Als ob ich nicht genügend Wegstrecke vor mir hätte. 




Es ging über einen Pass den Berg hoch. Dort stellte ich fest, doch Möglichkeiten vorhanden gewesen wären, ein Zelt aufzustellen. Naja, sowas weiß man ja nicht vorher...

Hinter dem Pass ging es auf einem schmalen Pfad sanft bergab. Die Landschaft sah ursprünglich aus. Anschließend mündete der Pfad in einen breiten Weg. Eine Straße wurde überquert und abschließend ging es wieder bergauf. Dazu musste ich auch über ein kleines Tor klettern. Die Forststraße wurde kleiner und schon wieder war ich auf einem guten Wanderweg unterwegs. Die Markierungen waren auch gut.

Diesmal ging es nur sanft bergauf und schon bald ging es auf der anderen Seite wieder runter. Ein paar Kühe weideten dort, Menschen sah ich keine. Die paar Häuser waren alle kaputt und verlassen. 




Der SI wäre auf einem überwucherten Pfad abgebogen, doch mir sah das nach zu viel Brombeergestrüpp aus. Daher entschied ich mich dafür auf dem Wanderweg zu bleiben. Dies war eine gute Entscheidung, denn der Weg war in gutem Zustand und landschaftlich schön. Der Bewuchs war eher niedrig und karg.




In Dammusi endete der schöne Wanderweg und ich war zurück in der Zivilisation. Naja, zumindest in agrarwirtschaftlich geprägten Gebieten. Weiter ging es also mal auf Asphalt, mal auf natürlicherem Untergrund auf Wirtschaftswegen an Feldern und Weideflächen entlang. Höhenmeter gab es hier weniger und ich kam flott voran. Die Pausen fielen kurz aus. 




Zwischendurch hatte ich Aussicht auf den Lago Poma. Ansonsten war es eher trist. Zur Ablenkung hörte ich Podcasts. 




Ich kam an mehreren Schafsherden vorbei, die von Maremmanos begleitet wurden. Zwar gibt es auf Sizilien keine Wölfe - was deren Job ist, ist fraglich. Auch wirkten sie auf mich friedlicher als die Herdenschutzhunde auf dem Festland. 

In der Stadt Alcamo machte ich mich auf die Suche nach dem B&B, was ich gebucht hatte. Nach dem Check-In lief ich noch zum Lidl, um mich mit Lebensmitteln einzudecken. So bin ich an dem Tag 38.5 + 3km bei 1000 hm gelaufen. 







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