Dienstag, 12. Juli 2022

Arizona Trail Kearny - Roosevelt

Arizona Trail Etappe 3: Kearny - Lake Roosevelt


Diesmal erwarteten uns zweimal besonders lange Versorgungsabstände. Daher wurden die Rucksäcke wieder schwer. In Kearny hatten wir neben dem üblichen Resupply auch Vaseline eingekauft. Unser Ziel war es damit die Blasen an den Füßen zu vermeiden, unter denen wir seit Patagonia immer wieder litten. Zwar weiß ich nicht mehr, wann genau wer von uns wo eine Blase bekommen hatte, jedoch hatten wir beide eine ganze Menge an Fersen und Zehen.


Heißer und flacher Start


Auch diesmal wollten wir die Annehmlichkeiten des Motels noch ein wenig nutzen und kamen erst um halb zehn auf den Trail zurück. Das Wetter war zwar als sonnig und warm vorhergesagt, doch es wurde deutlich wärmer als 24 Grad. Zumindest fühle es sich heißer an, was uns auch Section-Hiker, die wir unterwegs trafen, bestätigten. Der Trail war zwar flach, aber durch die Hitze trotzdem anstrengend. Landschaftlich war es durchaus schön, aber nicht überwältigend. 



Es gab wenige Schattenplätze, dich für den Mittag fanden wir eine, auch wenn wir einmal ein Stück weiterrutschen mussten, um der Sonne zu entkommen. Wir unterhielten uns mit einem etwas älteren Mann, den wir in den vorangegangenen Tagen schon ein paar Mal getroffen hatten. Doch heute sollte es das vorletzte Mal werden.


Da es wärmer als vorhergesagt war, verbrauchten wir auch mehr Wasser als gedacht. So wurden bei uns beiden die Vorräte arg knapp. Als wir endlich den Zugang zum Gila River erreicht hatten überschütteten wir uns selbst erst mal mit dem Wasser. Das tat gut! 30 min nach dem Zufügen der Desinfektionstropfen, trank jeder von uns erst mal mehr als einen halben Liter davon.


Wenige km weiter gab es einen weiteren Zugang zum Gila River, in dessen Nähe wir nach den heutigen 25km unser Zelt in einem kahlen Wäldchen aufstellten.




Tag der landschaftlichen Superlative & Taufe


Der Tag begann mit einem Anstieg und da es heute erneut heiß werden sollte, hatten wir absichtlich geplant den bevorstehenden Anstieg früh morgens zu bewältigen. Dies stellte sich als goldrichtig heraus, denn am kühlen Morgen war der Anstieg deutlich angenehmer. Das Panorama wurde überraschend schön – viel schöner als erwartet! 
















Es folgte eine aussichtsreiche Balkonwanderung bis zu einem extra für den AZT erstellten „Rainwater-Collector“. Auf dem Weg dahin trafen wir eine Gruppe von Section-Hikern, von denen uns eine Frau fragte, ob wir denn schon Trail Namen bekommen hätten, was wir verneinten. Es ist eine Tradition auf den US-Trails einen „neuen Namen“ zu bekommen, der nichts mit dem Alltag Zuhause zu tun hat. Sie begutachtete uns und gab meinem Mann den Namen „Glasses“, da er eine auffällig bunte Sonnenbrille trug. Ich bekam den Namen „Moviestar“, da ich keine Sportsonnenbrille, sondern eine Art riesige „Film-Star-Art“ Sonnenbrille trug. Lustig! 




Da der Rainwater-Collector die einzige Schattenquelle im Umkreis von Meilen darstellt, waren wir dort nicht alleine. Es entstanden nette Gespräche mit mehreren Thruhikern, die kamen und gingen, weil sie ebenfalls dort ihre Pause verbrachten. Spannend war z.B. die Begegnung mit „Shotgun“, die bereits den Hayduke-Trail in Utah gegangen ist. Dieser Trail gilt als ganz besonders schwierig, da er nicht markiert ist und man sich selber um die Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln kümmern muss.





Auf dem Abstieg an der anderen Seite ging es atemberaubend weiter. In diesem Abschnitt war die trockene Vegetation mit bunt leuchtenden Wüstenblumen übersät. 



Das finden einer geeigneten Stelle für unser Zelt erwies sich anfangs etwas schwierig, doch nach insgesamt 29km fanden wir einen Platz auf einem Sattel mit sehr schöner Aussicht.




Dunkle Wolken ohne Regen


Der nächste Tag startete nach einer angenehmen Nacht leicht bergab und dann flach bis zu einem großen Parkplatz, von dem aus manche Hiker versuchen einen Hitch in die Stadt Superior zu bekommen. Auf dem Weg dahin fanden wir unerwartet Trail Magic der besonderen Art: Jemand hatte wohl zwei verschiedene Riegel verloren, die nun auf dem Weg herumlagen. Von der Trail Magic, die sich in der Bear Box am Parkplatz befinden sollte, war bis auf ein paar Cracker nichts mehr übrig.




Hinter dem Parkplatz führte der Weg als eintöniger Pfad durch trockene Landschaft weiter bis er zu einem schmalen fließenden Bach führte. Dort befanden sich auch ein paar wenige kleine Bäume, die wir für unsere Mittagsrast nutzten. Der anfangs noch blaue Himmel verdunkelte sich zunehmend, bis zum Ende der Mittagspause sogar ein paar Tropfen Regen fielen. Als wir gerade unsere Schirme zum Schutz aufgespannt hatten, hörte es auch schon wieder auf. Durch die Wolken, die uns den Rest des Tages begleiten sollten, war es aber klimatisch inzwischen ein wenig angenehmer geworden.



Das Tal, durch welches der Trail dem Bachlauf folgte, war bedeutend grüner als der Rest. Anschließend führte der Weg leicht ansteigend durch erneut trockene Landschaft, doch diesmal mit schönem Bergpanorama. Man konnte schon sehen, wo es am nächsten Tag hoch gehen sollte, denn den Anstieg wollten wir uns bewusst für die kühle Zeit am Morgen aufsparen. Zuvor soll es noch drei mögliche Wasserquellen geben, wo wir planten, nach einem Zeltplatz Ausschau zu halten.


Plötzlich schreckte mein Mann zurück und stolperte in mich hinein, sodass wir beinahe in einen Kaktus fielen. Eine Klapperschlange lag auf dem Trail und sah uns böse dreinblickend an. Vor lauter ratschen hatten wir sie zu spät gesehen.



Erneut verdunkelte sich der Himmel als wolle er mit Regen drohen. An der ersten der drei Wasserquellen (ein Bach) trafen wir Sandstone, die zusammen mit ihrer Freundin Firebird den Abschnitt zwischen Mexiko-Pine läuft, da beide den nördlichen Teil bereits gegangen sind. Sie hatten ihre Zelte auf einer ebenen Wiesenfläche aufgestellt, die ganz in der Nähe der Quelle war. Dort war zwar noch genug Platz für weitere Zelte, doch wir wollten noch ein paar Kilometer machen. Die zweite Quelle war eine schmutzig aussehende Viehtränke. Kurz dahinter war aber erneut ein kleiner Bach, der Reavis Creek. Dort beendeten wir nach 24km den Wandertag. Der Himmel blieb dunkel, es tröpfelte sogar kurz, hörte dann aber sofort wieder auf. Die Nacht blieb trocken.


Superstition Mountains


Der Tag startete mit einem Anstieg, der schon zwei Kilometer hinter dem Reavis Creek begann. Dort oben würden wir die Grenze zu der Superstition Wilderness überschreiten, die als wild und schön gilt. In sanften Kehren führte der Weg nach oben, bis wir am Sattel angekommen, Sandstone und Firebird wieder trafen, die schon sehr früh am morgen losgelaufen waren. Oben gab es etwas besonderes, nämlich mobiles Internet!



Alsbald führte der Trail auf eine Forststraße, der wir einige km folgen mussten. Dort wurden wir prompt von einer Gruppe ATV-Fahrer überholt. Hinter einem Parkplatz, auf dem ein paar PKWs standen, ging es auf einem Trail weiter. Zuerst bergab, dann wieder bergauf. In einem bewaldeten Abschnitt suchten wir uns einen Platz für die Mittagspause, was sich als gar nicht so leicht herausstellte, denn es wuchsen zwar Bäume, aber deren Krone war so mager, dass sie kaum Schatten warf. Reste von einem Bach gab es hier auch, also war auch für Wasser gesorgt.


Irgendwann war die Wegführung kaum noch zu erkennen. Zuerst führte sie durch ein ausgetrocknetes und sehr steiniges Bachbett und anschließend ging es steil bergauf, ohne dass so richtig sichtbar war, was jetzt der Weg ist oder nicht. Da man aber nach oben musste, war es letztendlich nicht schwer zu finden. Nach dem Anstieg führte der Trail über flache Wiesenflächen mit hohem gelben Gras. Den Trail erkannte man daran, dass dort das Gras platt getreten war. Es gab dort auch sehr schöne Stellplätze für die Nacht. 



Bevor es erneut etwas bergauf gehen sollte, um anschließend einen Hang zu queren, trafen wir bei einer Quelle auf eine große Gruppe von Jugendlichen mit riesigen Rucksäcken. Sie schienen dabei zu sein ihr Camp vorzubereiten.


Während der Hangquerung gab es keine Zeltmöglichkeiten, dazu war das Gelände zu uneben und steinig. Erst als es schon am dämmern war, kamen wir zu einer Quelle, bei der wir erneut Sandstone und Firebird antrafen. Sie zeigten uns in der Nähe ihrer Zelte eine kleine ebene Fläche, auf der unser Zelt wunderbar Platz fand. Nach 25km beedeten wir am Pine Creek unseren Wandertag, nach vielen Auf- und Abstiegen. Davon gab es in den Superstitions viele. Klimatisch war der Tag schon deutlich angenehmer.


Goodbye Superstition Mountains


Am Abend hatten mein Mann und ich noch diskutiert, ob wir am nächsten Tag die 27km bis Lake Roosevelt komplett laufen sollten. Ich war dafür und argumentierte mit den Vorteilen eines Restaurantbesuchs nach einem langen Wandertags, mein Mann jedoch lehnte ab, und so beschlossen wir kurz vor dem Abzweig von Lake Roosevelt zu zelten. So ist das, wenn man zu zweit geht. Man muss sich immer wieder abstimmen.


Ebenso wie die vorangegangenen, war diese Nacht angenehm. Sandstone und Firebird waren schon weg, als wir losgingen. Der Weg bis zur nächsten Quelle war nicht lang und er führte mit An- und Abstiegen durch aussichtsreiche Landschaft. Oben an einem Sattel war die Aussicht so toll, dass wir eine kleine Pause einlegten, um sie optimal genießen zu können. Für die Mittagspause fanden wir einen idyllischen Platz im Schatten von Bäumen. Heute war es wieder warm geworden.



Kurzzeitig waren wir an einem Punkt, wo wir guten Internetempfang hatten und dies auch gleich ausnutzten. Die deutsche AZT-Thruhikerin Berghutze hatte uns vorgewarnt, dass es in Pine nur sehr wenige Unterkunftsmöglichkeiten gibt und diese sehr teuer sind. Also verbrachten wir einige Minuten mit der Recherche und stellten fest, dass sie Recht hat. Alle Hotels oder Airbnbs stellten sich als riesige Luxusunterkünfte mit Kosten von 250$ pro Nacht und mehr heraus. Nur im benachbarten Ort Strawberry gab es ein Motel. Durch die App fanden wir aber heraus, dass es in Pine auch einen Trail Angel geben soll, der eine günstige Unterkunft anbietet.


Nach einem weiteren Anstieg führte der Trail kurz über eine durch ein malerisches Bachtal, den wir immer mal wieder kreuzten. Wasser gab es hier echt zur Genüge. Viele nutzten die Gelegenheit und stellten ihr Zelt in der Nähe vom Bach auf. Wir wollten noch bis zu einem großen Wassertank gehen und dort übernachten. Dort angekommen mussten wir leider feststellen, dass irgendwer einen lauten Kompressor aufgestellt hatte. Der Krach nervte uns und so zogen wir weiter. Der Weg folgte einer Forststraße, die den Bachlauf verließ und somit wurde die Landschaft wieder trockener. Eine geeignete Zeltstelle sahen wir nicht, alles war mit Kakteen zugewachsen oder uneben. Erst als es zu dämmern begann, fanden wir nach rund 23km auf einem Sattel bei einer leeren Viehtränke ein Plätzchen. Hier in der Nähe hielten sich Mule Deer auf und man konnte schon den Lake Roosevelt sehen.



Resupply


Die drei fehlenden Kilometer bis zum Lake Roosevelt waren schnell bewältigt und auch der Abzweig zum Restaurant mit kl. Shop war nicht lang. Dort holten wir unser Lebensmittel Paket ab, welches wir schon vor Wochen abgeschickt hatten. Für 10$-Gebühr bewahren sie es dort für die Hiker auf.


Gegenüber befand sich ein kleiner Verschlag mit Stromanschlüssen und einer Hikerbox. Dort trafen wir auch Sandstone und Firebird wieder, die am gestrigen Abend im Restaurant gespeist hatten und nun aufbrechen wollten. Nachdem wir unsere Lebensmittel aus dem Paket ausgepackt hatten, durchsuchte ich die Hikerbox um einiges zu tauschen. Meine Vorlieben hatten sich doch geändert und es ist erstaunlich, was man alles tolles finden kann. Für die nächsten sieben Tage (bzw. sechs ganze und zwei halbe) hatte ich nun 4,9kg Lebensmittel dabei, mein Mann etwas mehr. Nach einem leckeren Essen im Restaurant mit einer notdürftigen Katzenwäsche in den Restrooms sowie einer telefonischen Buchung beim Trail Angel Shannon in Pine, machten wir uns erneut auf den Weg.






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Dieses Blog durchsuchen