Mittwoch, 17. Juli 2024

Huayhuash-Trek in Peru

Huayhuash-Trek ohne Guide


Reisebericht und FAQ zur Tour


Vergletscherte Gipfel soweit das Auge reicht, Abgeschiedenheit in der Wildnis, türkisblaue Lagunen und sogar heiße Quellen. Der Huayhuash-Trek in der Cordillera Huayhuash wird als einer der schönsten Treks der Welt angepriesen. Mein Ehemann und ich machten uns für acht Tage auf den Weg in die Wildnis der nordperuanischen Anden, um herauszufinden ob dies stimmt. 

Im folgenden Reisebericht berichte ich von unserer vollständig selbstständig durchgeführten Trekkingtour. Du möchtest diesen Trek auch gerne erwandern? Im FAQ beantworte ich alle wichtigen Fragen, die für Trekker wichtig sind. 

Reisebericht 


Anreise und der erste Tag

Die Organisation der Anfahrt gestaltete sich nicht ganz so einfach. Eine direkte Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Startpunkt "Matacancha" gibt es nämlich nicht. Die meisten Trekker schließen sich einer organisierten Tour an, bei der die Anfahrt selbstständig inklusive ist. Nur als Wanderer ohne Agentur muss man sich mit diesem Problem auseinandersetzen. Der Inhaber vom Andes Hostel wollte uns einen privaten Transfer organisieren, aber für unser Wunschdatum fanden sich nicht genug Interessenten. Erst am Tag darauf sollte es klappen. Eigentlich... Kurzfristig war ein Kunde abgesprungen und die Fahrt fand wieder nicht statt. Wir hatten jedoch bereits bezahlt und das Andes Hostel kaufte uns ersatzweise ein Busticket bis Chiquian, wo uns ein Taxifahrer abholen sollte. Wir waren nervös, ob die Anfahrt so klappen würde, doch unsere Sorgen waren unbegründet. Das Taxi erwartete uns in Chiquian an der Bushaltestelle und über sehr staubige Straßen gelangten wir tatsächlich bis Matacancha. 

Dort angekommen waren wir alles andere als alleine, denn gleich drei geführte Gruppen machten sich für den Aufbruch bereit. "Werden wir hier mit den Massen unterwegs sein oder gibt es doch auch die Möglichkeiten einsame Stunden in der Natur zu erleben?" war eine Frage, die wir uns vor Beginn gestellt haben. Wir werden es herausfinden!


Los gings, der Pass Cacanapunta wartete bereits auf uns. Trotz des langsamen Tempos überholten wir schon bald eine der geführten Gruppen. Der Weg war einwandfrei, wenn auch oftmals steil. Aufgrund der sehr frühen Fahrt zum Startpunkt, konnten wir bereits um halb zehn loslaufen, drei Stunden später erreichten wir den ersten offiziellen Zeltplatz. Bis dahin mussten wir bereits 3x Eintrittsgebühren bezahlen. Die Locals sehen den Trekkingtourismus inzwischen positiv und verdienen an den Touristen. Dadurch wird das Trekkingvergnügen zwar teurer, aber auch sicherer. 

Nach einer Stunde Pause in der Sonne, war es immer noch zu früh um jetzt schon das Zelt aufzuschlagen. So entschlossen wir uns noch ein paar Kilometer hinter uns zu bringen. Der Aufstieg zum nächsten Pass war deutlich flacher und somit angenehmer zu gehen. Kurz vor der Passhöhe auf über 4500m schlugen wir unser Zelt auf und genossen noch die letzten Sonnenstrahlen. Danach wurde es schnell empfindlich kalt. 


Mirador 3 Lagunas

Trotz des Nachtfrostes konnten wir gut schlafen. Der restliche Aufstieg war sehr einfach und flach, der Abstieg ebenso. 

Unten verschlug uns die Laguna Carhuacocha mit ihrer Schönheit die Sprache. Im See spiegelte sich der beeindruckende Gletscher von Jirishanka und Co. Da fanden wir es schon etwas schade, es gestern nicht bis zum Camp am Gletscher geschafft zu haben. 

Weiter ging es zu den sogenannten "Tres Lagunas". Am Siulacocha gönnten wir uns eine Mittagspause und trockneten nebenbei das Zelt. Um den See Gangrajanca sehen zu können, musste ich noch ein paar steile Höhenmeter aufsteigen - der Aufwand lohnt sich definitiv. 

Nach der Pause etwartete uns der sehr steile Anstieg zum Pass Siula auf 4800m Höhe, auf dessen Weg man am Mirador vorbeikommt, wo man eine grandiose Aussicht auf die drei Lagunas hat. 

An diesem Tag trafen wir nur zwei andere Trekker, Anton waren wir alleine unterwegs. Der Grund dafür ist sicherlich, dass der Pass Siula nicht auf der Hauptroute der geführten Gruppen liegt. Diese wählen mehrheitlich einen einfacheren Weg. Auch das Panorama oben am Pass war nicht von schlechten Eltern. 

Unten im Tal schlugen wir das Zelt nahe eines Sees auf. Der nächste Campingplatz war zwar bloß noch 2.5km entfernt, doch insbesondere mein Mann war schon sehr erschöpft. 


Thermalquellen im Nirgendwo 

Auf diesen Tag hatte ich mich schon sehr gefreut, denn das Ziel sind die Baños Termales Guñoc. Die Landschaft wurde nach nächtlichem Regen von der Sonne geküsst und in ein goldenes Licht getaucht.

Schon bald erreichten wir den Huayhuash Campsite, wo alle Touristen eine Eintrittsgebühr bezahlen müssen, unabhängig davon, ob man dort übernachtet oder nicht. 


Der Anstieg zum vierten Pass auf unserer Tour zog sich in die Länge, war aber insgesamt einfach und nur selten steil. Kurz bevor man die Passhöhe erreicht, hat der Untergrund kurzzeitig eine rötliche Farbe, was ich besonders beeindruckend finde. 

Am Pass selbst war es ungemütlich kalt, wir blieben nicht lange. Der Weg nach unten durch die Pampa machte Spaß und wir kamen an einer großen Lamaherde vorbei. Nach dem steilen Abstieg zur Laguna Viconga, folgte ein unerwarteter Gegenanstieg, der im Höhenprofil von Komoot nicht auftaucht. 

Die heißen Quellen liegen etwas abseits vom Hauptweg und die Orientierung fiel nicht leicht, da es so viele verschiedene Wege gibt. Dort angekommen stellten wir unser Zelt auf, zahlten die Gebühr und genossen eine erste Runde in den Quellen. Nach 14km zu Fuß waren die Quellen eine wahre Wohltat!

Entgegen meiner Erwartung waren diese modern ausgestattet und gepflegt. Es gibt Becken zum baden und zum reinigen von Körper und Kleidung. Wirklich praktisch! In einem kleinen Kiosk werden Snacks und Getränke verkauft. 

Am späten Nachmittag zogen immer Wolken auf und schon bald gewitterte und regnete es in Strömen. Unter einer Seite vom Zelt bildete sich eine richtig tiefe Pfütze - rund 5cm tief. Auch die Apside stand unter Wasser. Na, da haben wir den Platz ganz toll gewählt... als es dämmerte hörte der Regen auf und wir versetzten sicherheitshalber das Zelt, auch wenn bisher kein Wasser durchgedrückt wurde. Sicher ist sicher!

Vor dem Zubettgehen gönnten wir uns noch ein ausgiebiges Bad. Das Wasser ist dort so warm, dass wir selbst am Abend nur halb drin sitzen wollten. Erst am Zeltplatz offenbarte sich die volle Pracht der Milchstraße, wie ich sie schon lange nicht mehr gesehen hatte. 


Punta Cuyoc auf 5000m

An Tag 4 erwartete und mit dem Punta Cuyoc der erste Pass, welcher die 5000m Marke erreicht. Der Aufstieg in der dünnen Luft war insbesondere für mich anstrengend, mein Mann tat sich leichter und musste weniger schwer schnaufen. Dort oben hatte es während des Abends sogar geschneit, auch wenn ein Großteil schon geschmolzen war. 


Die Aussicht war atemberaubend und alle Mühen wert. 

Wir wunderten, dass wir schon wieder alleine unterwegs waren. Laut Komoot sollte dieser Pass auf der Hauptroute liegen, aber wo blieben die vielen geführten Gruppen?? Später sollten wir den Grund herausfinden.

Nur die ersten Meter runter waren steil und rutschig, danach wurde es einfacher. Am Camp Pampa Elefante entspannten wir in der Sonne. Obwohl es so abgeschieden liegt, funktionierte die Spülung der Toilette. 

Da wir die Campsite bereits mittags erreicht hatten, begannen wir den Anstieg zum San Antonia Pass, welcher ebenfalls nicht auf der Hauptroute liegt. Zum glaubten wir das. Zunächst wunderten wir uns über die Massen an Hikern, die uns entgegen kamen. Holländer berichteten uns, dass ihre Gruppe von Huayhuash-Camp über den Trapecio Pass zum Camp Pampa Elefante wandert. Genauso wie die anderen Gruppen scheinbar auch. Offensichtlich hat sich die Hauptroute geändert oder sie ist in den Karten falsch eingezeichnet. 

Der erste Teil vom Aufstieg war einfach, die Landstraße bestand aus Stein und Fels. Lebensfeindlich wirkte es hier, dementsprechend schwierig war die Zeltplatzsuche. Auf über 4800m fanden wir eine ebene Stelle im Kies, die Verankerung der Heringe erforderte mehr Arbeit als sonst, da der sandige Untergrund hier sehr locker ist. Double-Pegging war nötig. 

Sobald das Zelt stand war die Sonne hinterm Berg und es wurde draußen richtig ungemütlich in dem kalten Wind. Trotzdem war die Nacht erholsam. 


Den falschen Pass erwischt

Die Nacht war frostig und auf Morgensonne hatten wir keine Chance dank der hohen Felstürme um uns herum. Also packten wir uns warm ein, ehe wir das Zelt abbauten und losliefen. Der Anstieg zum Trapecio-Pass war bis zum Schluss einfach. Oben trafen wir zwei Amerikaner, von denen einer auch den gleichen Weg wie wir hochstieg. 

Unser Ziel war der San Antonio-Pass auf 5100m, zumindest glaubten wir dies. Das letzte Stück war sehr steil, aber gut machbar. Etwas weiter vorne hatten wir eine spektakuläre Aussicht auf den Jurau-Gletscher, er wirkte zum greifen nah.

Der Beginn vom Abstieg war knifflig und steil, nur ein paar Steinmandl wiesen den Weg. Ab und zu mussten wir die Hände zu Hilfe nehmen. Etwas weiter unten standen wir direkt neben dem Gletscher, so nah waren wir noch nie an einem! Richtig krass! 

Zunächst war das Gelände flach, einen Weg gab es nicht, nur vereinzelte Steinmandl. Es war ein komisches Gefühl so weit oben ohne sichtbaren Weg unterwegs zu sein. Wir hofften, bald würde wieder ein Pfad auftauchen, doch falsch gedacht! Stattdessen blieb es weglos und wurde so richtig steil. Höchste Konzentration war erforderlich, als wir uns den geröllbedeckten Steilhang runterkämpften. Komisch, dabei war in den Blogs, die ich vorher zum San Antonio-Pass nichts davon zu lesen! Seltsam...

Da kamen wir runter:
Erst oberhalb des unnatürlich türkisblau wirkenden Juraucocha konnten wir wieder einem vernünftigen Wanderweg folgen. Der See mit seiner kräftigen Farbe versetzte uns ins Staunen. Er sieht aus wie gemalt, doch dabei ist die Farbe zu 100% natürlich. 

Ab dem Tal unterhalb des Sees wurde der Weg flach und so richtig einfach. So schafften wir es dann doch noch am gleichen Tag bis ins Dorf Huayllapa. Zuvor hatten wir nicht mehr daran geglaubt, denn für fünf Kilometer hatten wir vier Stunden gebraucht...

Erst in Huayllapa dämmerte es mir, dass wir über den Jurau-Pass gegangen sind, anstatt des San Antonio-Passes. Kein Wunder, wir hatten unbewusst einen viel schwereren Übergang gewählt! Diese Variante hatte ich nämlich erst kurz vorham Smartphone geplant, wo die Übersicht bescheiden ist. 

Im Dorf kann man wie wir auf dem Sportplatz zelten oder in Pensionen übernachten. Da die Gebühren für die Gemeinden viel teurer waren, als in unserem Reiseführer angegeben, mussten wir mit unserem Bargeld sparsam umgehen, um nochmals genügend für die Rückfahrt übrig zu haben. Mit der Karte kann man auf dem Trail nämlich nicht bezahlen. Trotzdem mussten wir unser Proviant in dem kleinen Dorfladen auffüllen.


Es geht bergauf und bergauf...

Da Huayllapa bloß auf 3500m aber der vorletzte Pass auf 4760m liegt bedeutete es mindestens 1300hm bergauf wandern zu müssten. Vorfreude kam da eher nicht auf, zumal der Weg laut Höhenprofil sehr steil sein sollte. 

Die geführten Gruppen waren schon vor uns losgelaufen, wir überholten sie aber nach etwa einer Stunde. Es war sehr sehr anstrengend, das Atmen fiel mir in dieser Höhle und bei diesem Gefälle nicht leicht. Auf 4.5km steigt der Wanderweg 800hm rauf, man kan sich denken wie unangenehm steil das sein muss. Puh! 

Oberhalb flachte der Weg etwas ab und wir kamen sogar mit einer Amerikanerin aus einer geführten Gruppe ins Gespräch. Sie sind elf Tage unterwegs und hatten eine sehr ähnliche Route wie wir, natürlich ohne den Jurau-Pass. 

Nach oben hin wurde es immer flacher, doch erst auf der Passhöhe gönnten wir uns eine längere Pause. Der Abstieg zum Gashpampa-Camp war spektakulärer als der Pass, denn in der Laguna Suscocha spiegelte sich ein Gletscher, während weiter unten ein Bachlauf orange verfärbt war. Das Farbenspiel begeisterte uns. 

Eigentlich wollten wir noch bis zum Camp Guspha weiterlaufen, doch ein Local, der die Eintrittstickets für seine Kommune verkaufe, behauptete es sei verboten dort zu zelten. So blieben wir beim Camp Gashpampa, obwohl es erst 14 Uhr war. Obwohl die Wegstrecke mit 11km nicht lang war, war ich aufgrund des großen Anstiegs sehr erschöpft und brauchte viel Zeit um mich zu erholen. Abgesehen von einem französischen Paar blieben wir die einzigen selbstorganisierten Hiker. 


Der wohl schönste Höhenweg der Welt

Diesmal wartete der letzte Pass darauf, von uns erklimmt zu werden und mit 4850m war der Abstieg diesmal viel kleiner als gestern. Trotzdem war es anstrengend und zu anfangs auch sehr frisch. Bereits um zehn Uhr standen wir diesmal oben. Da wir am gleichen Camp gezeltet hatten, waren mehrere geführte Gruppen ebenfalls dort oben. Die Aussicht dort ist vergleichsweise enttäuschend, wenn man zuvor schon auf den anderen sieben Pässen war. 

Ebenso wie die geguideten Gruppen entscheiden wir uns dazu, den Höhenweg links vom Pass zu nehmen, anstatt direkt nach unten abzusteigen. 

Und das war eine goldrichtige Entscheidung! Mit jedem Schritt wurde die Aussicht auf die gegenüberliegenden Seite spektakulärer. Ein Foto nach dem anderen wurde geschlossen. 
Und als wäre das Weltklasse-Panorama nicht genug, flogen plötzlich zwei Kondore über uns hinweg. Spätestens jetzt waren wir verzaubert! 

Voller Glück liefen wir staunend weiter auf dem wohl schönsten Höhenweg der Welt.

Bloß der Abstieg war nicht ganz so toll, denn er ist extrem steil. Der sandig-staubige Untergrund war unangenehm, bei Regen würde ich den Weg nicht empfehlen. 

Eingestaubt kamen wir im Flusstal an und ließen den Umweg zum Camp am Jahuacocha aus, stattdessen wählten wir einen schmalen Pfad, der am Sumpfgebiet vorbeiführte. Das einzige Hindernis um auf den "richtigen" Weg zu kommen, war ein breiter Bach, der gequert werden wollte. An einer etwas flacheren Stelle gelang es uns. 

Nachdem ich nach der Querung meine Schuhe wieder anzog, fiel mir eine Stelle an der Sohle auf, wo sich diese abgeschält hatte. Entsetzt machte ich mich an der anderen Seite daran, das Stück mit Sekundenkleber anzukleben und zusätzlich mit einem Faden aus Zahnseide zu sichern. Wie kann das sein, der Schuh war vor der Reise noch unbenutzt?!

Wir entschieden uns für den unteren Weg nach Llamac, um unnötige Höhenmeter zu sparen. Davon hatten wir bereits genügen! Der gewählte Weg führt spektakulär an einem Steilhang entlang und blieb für viele Kilometer immer auf einer Höhe. So macht das Wandern besonders viel Spaß! 

Eine Wasserleitung führt ebenfalls dort entlang, doch nur ganz selten kommt man an das kühle Nass heran. Sicherheitshalber nahmen wir genügend Wasser fürs Camp mit, doch nötig war das nicht. Kurz bevor es bergab geht, gab es die Möglichkeit aufzufüllen. Direkt vor dem Abstieg nach Llamac fanden wir einen ganz tollen Zeltplatz: eine versteckte Wiese mit Wasser. Hier konnten wir sogar noch eine Weile draußen sitzen, da es am Nachmittag und Abend nicht ganz so kalt war. 


Abstieg nach Llamac und Rückkehr nach Huaraz

Die Nacht war zwar nicht ganz so frostig, wie die davor, aber dank absoluter Windstille war das Außenzelt richtig nass vom Kondenswasser. Wir wischten es so gut es geht ab, aber es blieb trotzdem sehr feucht. Generell sind die Nächte hier aufgrund von fehlendem Schutz durch Bäume und durch wenig bis keinen Wind sehr kondensträchtig. 

In den ersten Metern des Trails bergab, hätte es auch noch kleine Wiesen zum Zelten gegeben, weiter unten werden die Terrassen aber als Anbauflächen genutzt und sind daher nicht zum Übernachten geeignet. 

Der Wanderweg ist moderat steil, aber einfach. Nach etwa einer Stunde hatten wir das Dorf Llamac erreicht und steuerten die Bushaltestelle an. Dort stand bereits ein Bus von "Turismo Nazario" und die Einwohner fragten uns, ob wir nach Huaraz wollen, was wir natürlich bejahten. Wir sollten jeder 50 Soles für ein Ticket bezahlen, bekamen aber kein Ticket, was wir merkwürdig fanden. Die Verkäuferin verschwand mit der Begründung, sie suche weitere Fahrgäste. Auch uns fragte sie, ob noch Leute kämen. Ich berichtete von den beiden Franzosen, wusste aber nichts genaues. Wir warteten draußen, als sie mit vier Franzosen zurückkam. Es stellte sich heraus, dass die Franzosen bloß 35 Soles pro Person zahlen mussten. Daraufhin stellte ich die Dame zur Rede und wir bekamen Wechselgeld. Die Busfahrt klappte einwandfrei und am Nachmittag kamen wir reich an Erlebnissen und Eindrücken in Huaraz an. 

Doch wie lautet nun unsere Antwort auf die Frage, ob dies einer der schönsten Treks der Welt ist? Als solcher wird der Huayhuash-Trek ja angepriesen. Nun, wir sind noch nicht alle Treks, die unsere Welt bietet, gegangen und haben somit nur begrenzte Vergleichsmöglichkeiten. Für uns ist der Huayhuash-Trek jedoch tatsächlich der Trek, der auf eher kurzer Wegstrecke extrem viel zu bieten hat. Auf anderen Fernwanderungen waren zwischen den atemberaubenden Aussichten mehr Kilometer zu bewältigen als hier. 

GPX-Track zu unserer Route: Klicke hier

FAQ zum Huayhuash-Trek 

Du möchtest diesen fantastischen Trek selbst erleben? Hier beantworte ich die wichtigsten Fragen zum Trail!


Soll ich den Huayhuash-Trek in einer geführten Gruppe oder selbstorganisiert machen?

Es hängt ganz von deinen Erfahrungen und Wünschen ab. Wenn du Anfänger in Sachen Mehrtagestouren mit Zelt bist oder über keine eigene Trekkingausrüstung verfügst, ist eine Teilnahme in einer geführten Gruppe sinnvoll. Der Trek führt nämlich durch sehr entlegene Gebiete, wo du wissen solltest, was du tust und wie deine Ausrüstung zu benutzen ist. 

Du hast ausreichend Erfahrungen im Trekking, verfügst über die komplette Ausrüstung und bist an die Höhe akklimatisiert? Dann spricht wenig dagegen, sich auf eigene Faust auf den Weg zu machen. Allerdings bieten geführte Gruppen trotzdem den ein oder anderen Vorteil wie z.B. Gepäcktransport und Gesellschaft durch Mitwanderer. Es gibt natürlich auch Nachteile, denn in einer Gruppe bist du gebunden und kannst nicht einfach frei Schnauze eine Route auswählen oder länger schlafen, weil dir gerade danach ist. 

Wie ist das Wetter dort? 

Von Mai bis Oktober ist Trockenzeit, von Oktober bis etwa April geht die Regenzeit. In der Trockenzeit regnet es seltener, aber die Nächte sind kälter. 

Wir waren im Juli unterwegs und hatten trotzdem ab und zu Regen und sogar ein Gewitter. An den meisten Tagen knallte die Sonne kräftig vom Himmel, Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor ist hier ratsam. Nur starken Wind hatten wir nie. Es ist also ratsam für verschiedene Wetterlagen auagerüstet zu sein. 


Wie kalt wird es in der Nacht?

Die Temperaturen sind abhängig von der Bewölkung und der Höhe, auf der man übernachtet. In allen Nächten auf unserer Tour hatte es nachts Minusgrade, wir hatten aber kein Thermometer dabei. Unsere Schlafsäcke haben eine Komforttemperatur von -10 °Celsius und waren immer warm genug. 


Findet man unterwegs Trinkwasser?

Es gibt unzählige Quellen und einige Seen am Wegesrand, die sich als Wasserquelle eignen. Und zwar viel mehr als in den Karten eingezeichnet sind! Allerdings muss man das Wasser konsequent desinfizieren oder filtern, da fast überall die Hinterlassenschaften der Weidetiere rumliegen.


Kann man in Hütten übernachten oder braucht man ein Zelt?

Es gibt auf dem Huayhuash-Trek keine Hütten oder sonstige Unterkünfte, außer in Huayllapa, wo man spontan in Gästehäusern nächtigen kann. Man muss also fast immer im Zelt schlafen.

Zu dem Zweck gibt es auf dem Trek mehrere offizielle Campingplätze, die über eine sehr einfache Ausstattung verfügen wie eine Wasserquelle und Toiletten. Von letzteren sollte man allerdings aus hygienischer Sicht nicht viel erwarten. Meist handelt es sich um WCs, die Spülung funktioniert bloß nicht überall. Sauber sind sie auch nicht unbedingt. Sein Toilettenpapier muss man unbedingt selbst mitbringen. 


Wie viele Tage soll ich für den gesamten Trek einplanen? 

Die übliche Dauer einer organisierten Tour liegt acht Tagen, es gibt auch kürzere und längere Varianten. Unsere Route umfasste 106km und rund 5000hm. Wir haben acht Tage geplant und auch gebraucht. An Tag sieben hätten wir es bis nach Llamac geschafft, aber wir hätten dort übernachten müssen, da der letzte Bus um elf Uhr vormittags fährt.

Das mag ungewöhnlich lang erscheinen, doch die Höhe des Treks macht einen großen Unterschied. Bedenke bitte, dass man in der großen Höhe in den Anden insbesondere bergauf bedeutend langsamer unterwegs ist als in niedrigeren Gebirgen. Bergauf haben wir je nach Gefälle nur zwischen ein bis zwei Kilometer in der Stunde geschafft. 


Gibt es Wegmarkierungen? Ist der Weg einfach zu finden? 

Wegmarkierungen wie wir sie aus Deutschland kennen, gibt es keine. Selbst Steinmännchen haben wir nur ab und zu gesehen. Die Wege waren aber abgesehen vom Abstieg nach dem Jurau-Pass zu 99% gut erkennbar, wobei die Hauptwege besonders ausgetretenen waren. Den Jurau-Pass empfehlen wir wirklich nur solchen, die Lust auf ein wegloses Abenteuer haben. Ansonsten wählt man lieber einen anderen Weg. 


Was sind die Start- und Endpunkte und wie gelange ich dahin?

Die meisten Trekker starten in Matacancha, wo sich auch der erste Campground befindet, da man so rund 1000hm im Aufstieg spart. 

Es fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel dahin, nur per Taxi oder privatem Transport kommt man nach Matacancha. Mit "Él Rapido" kommt man innerhalb von zwei Stunden von Huaraz bis Chiquian, der erste Bus startet um fünf Uhr morgens. Von Chiquian soll es Collectivos bis Llamac oder Pocpa geben. Von Pocpa bis Matacancha sind es noch 12km, die man entweder zu Fuß oder per Taxi zurücklegen kann. 

In Chiquian findet man problemlos ein Taxi, die Fahrer warten bei Ankunft des Buses auf Kunden. Insgesamt dauert die Anfahrt ab Huaraz + - vier Stunden. 

Die Rückfahrt ab dem Endpunkt Llamac ist einfacher, denn es gibt um elf Uhr einen öffentlichen Bus, der bis Huaraz fährt. 2024 kostete die Fahrt 35 Soles pro Person. 


Ist der Trek sicher?

Das ist keine einfache Frage! In unserem Reiseführer von Stefan Loose wird geraten alle Ausrüstungsgegenstände inkl. Rucksack und Schuhe (!) im Innenzelt zu lagern, für den Fall das Langfinger unterwegs sind. Dies haben wir fast immer berücksichtigt. 

Wie groß diese Gefahr tatsächlich ist, können wir nicht sagen. Aufgrund der Tatsache, dass wir eine Menge Gebühren bezahlt haben und die Einwohner am Trekkingtourismus verdienen, haben wir uns sicherer gefühlt als auf anderen Treks. 

Kann ich nach Ankunft in Peru direkt den Trek starten? 

Davon raten wir definitiv ab, da man sich hier fast immer auf einer Höhe von 4000m oder höher befindet. Vor dem Trek solltest du dich einige Tage an die Höhe akklimatisieren, denn ansonsten besteht die Gefahr höhenkrank zu werden. Wir waren zuvor mehrere Wochen in dieser Höhe und entsprechend gut akklimatisiert. Trotzdem war die dünne Luft im Anstieg sehr spürbar. 


Sind dort viele andere Wanderer unterwegs? 

Diese Frage hat uns auch beschäftigt, doch wir wurden positiv überrascht. Oft war es tagsüber einsamer als gedacht, jedoch lag das an unserer Routenplanung. Kurz: Wenn du auf den offiziellen Campgrounds übernachtest und die Standardwege gehst, wirst du unterwegs viele andere Wanderer treffen. Wählst du Alternativrouten oder übernachtest nicht auf den offiziellen Campgrounds, wirst du nur wenige andere Wanderer sehen. 


Hat man unterwegs Empfang? 

Nein, wir hatten abgesehen vom Start- und Endpunkt nie Mobilfunkempfang. 


Kann man unterwegs einkaufen? 

In dem Dorf Huayllapa gibt es einen Dorfladen, wo man z.B. ein Kekse, Schokolade, Instantnudeln und Co. bekommt. Bei den heißen Quellen von Guñoc gibt es einen Kiosk, der allerdings bei unserer Tour nur eine geringe Auswahl hatte. Auch ein Restaurant haben wir dort gesehen, aber nicht ausprobiert. 


Wo kann ich eine Gaskartusche kaufen?

In Huaraz gibt es mehrere Outdoorläden, die mittlere und große Schraubkartuschen verkaufen. 


Wieviel kostet der Trek?

Für die An- und Abreise haben wir pro Person insgesamt 135 Soles gezahlt. Die Kosten variieren mit der Art der Anreise (öffentlich vs. privat). 

Der Trek findet in dem Huayhuash-Nationalpark statt und die dort lebenden Einwohner erheben eine Gebühr für das Betreten der jeweiligen Kommunen. 2024 haben wir insgesamt 300 Soles pro Person bezahlt, was nicht wenig ist, aber die Sicherheit der Touristen erhöht und den Einheimischen eine zusätzliche Einnahmequelle bietet. 

Folgende Gebühren haben wir bezahlt:

- Llamac 50S
- Pocpa 20S
- Jirishanka 40S
- Tupac Amaru 30S
- Quishuarcancha 30S
- Uramasa 30S
- Cutatambo 10S
- Huayllapa 50S
- Pacllon 30S

Alle Gebühren müssen bar bezahlt werden. Kleine Geldnoten sind hilfreicher als große, da nicht immer Wechselgeld vorhanden ist. 

Dazu kommt natürlich noch die persönliche Ausrüstung und die Verpflegung. 

Solltest du den Trek mit einer Agentur gehen wollen, kostet dies einen höheren dreistelligen Betrag in € oder $.  









Freitag, 28. Juni 2024

Alpamayo Umrundung in Peru - Reisebericht und FAQ

Alpamay-Umrundung auf eigene Faust - Der ultimative Guide


Über den Santa Cruz Trek habe ich ein paar Berichte gefunden, über dessen großen Bruder, der 107km langen Alpamayo Umrundung allerdings keinen einzigen in deutscher Sprache. Daher möchte ich hier für alle Interessierten eine Zusammenfassung über unsere Erfahrungen auf dem Trek anbieten. 

Reisebericht


Der Start 

Am 19.06.2024 machten wir uns auf dem Weg nach Caraz, von wo aus wir mit einem Sammeltaxi nach Cashapampa fuhren. Nach insgesamt vier Stunden Anreise waren wir am Startpunkt angekommen, wo wir unsere Tickets für den Parque Nacional Huascarán vorzeigten und uns in eine Liste eintragen mussten. Gegen 12 Uhr waren wir endlich startklar. Naja zumindest fast. Unser Gepäck wurde bei der Fahrt nach Cashapampa oben am Fahrzeug befestigt und dabei ging eine Wasserflasche von meinem Mann verloren. "Zum Glück" hatte irgendjemand eine leere Colaflasche weggeworfen, die er stattdessen verwenden konnte. 


Da es rechts an einem Fluss entlang geht, kann man den Weg gar nicht verfehlen. Nach vier eher steilen Kilometern, weitet sich das Tal und das Gelände wird flacher. Die Sonne schien und es war warm. Blöderweise gefiel das auch den Mücken, die uns in Schwärmen umkreisten. Als mein Mann sich auch mit DEET einschmierte, verfolgen sie wieder mich. Ungerecht sowas! Am Abend hatte ich trotz DEET ein Duzend Stiche bekommen...

Auf dem Zeltplatz Llamacorral standen bereits mehrere Zelte. Wir wollten den Trubel vermeiden und liefen noch eine Stunde weiter, ehe wir uns ein Plätzchen suchten. Kurz nachdem das Zelt aufgebaut war, fing es an zu regnen. 

2 Pässe ohne Aussicht


Der Himmel begrüßte uns am nächsten Morgen mit dichter Bewölkung. Die ersten Stunden war es noch trocken und wir stiegen sanft an, bis zum Zeltplatz Taullipampa. Just in dem Moment fing es an zu gießen, was uns dazu verleitete den kümmerlichen Unterstand für eine Stunde nicht zu verlassen. Da einige diesen Unterstand als Toilette benutzt hatten, war das nicht gerade eine appetitliche Pause. Ein Chilene leistete uns zwischendurch Gesellschaft. 

Anschließend wagten wir den Anstieg zum Punta Union Pass (4750m). Immer wieder regnete es, auch der Gletscher unterhalb vom Taulliraju blieb fast komplett in Wolken verhüllt. Der Anstieg zog sich in die Länge, irgendwie kamen wir gefühlt nicht vorwärts. Unterhalb vom Pass fing es immer kräftiger an zu graupeln. Trotz Regenkleidung war es eiskalt. Und oben am Pass? Naja die Sicht betrug etwa fünf Meter. Ein Foto und dann möglichst schnell nach unten. Es war so kalt, dass wir noch Pullover, Mütze bzw. Balaclava und Handschuhe anzogen. 

Auf dem Weg nach unten, hörte der Regen kurz auf und wir konnten auch wieder etwas sehen. An einem Sonnentag muss die Aussicht hier grandios sein!

An der Laguna Huicash standen schon zwei Zelte, doch wir wollten ohnehin weiter bis zum Hochweide unterhalb des zweiten Passes. Der Weg war so breit und ausgetreten, dass wir erst am Abzweig dahin vorbeiliefen, obwohl sogar ein Steinmandl darauf hinwies. Der Pass Nr. 2 wirkte von dort aus erheblich steil. "Wie sollen wir da bitte hochkommen?", fragte ich mich insgeheim selbst. Aus der Nähe war dann ein Serpentinenweg zu erkennen, der Hoffnung weckte. 

Im Talboden auf 4150m fanden wir einen perfekt ebenen Stellplatz fürs Zelt. Eine leichte Brise und eine Regenpause sorgten sogar dafür, dass Zelt und Regenkleidung trocknen konnten. Dann fing es leider erneut an zu regnen... 😞

Am nächsten Morgen um sechs Uhr, sahen wir weiß. Die ganze Nacht hatten wir Regentropfen gehört, doch irgendwann muss der Niederschlag in Schneeregen übergegangen sein. Ich fegte den Schneematsch vom Zelt und bewunderte ehrfürchtig die Umgebung. Auch oben am Pass lag frischer Schnee. 

Die 450hm bewältigeten wir in Regenmontur, da es weiter graupelte und regnete. Zum Glück war der Pfad gut erkennbar und viel einfacher als es zunächst aussah. Nach oben hin wurde der Schnee mehr und auch diesmal betrug die Aussicht gleich null. 

Soll im Juni nicht eigentlich Trockenzeit sein, ergo es nur wenig regnen? Irgendwie fragten wir uns schon, ob diese überhaupt existiert oder bloß als Werbezweck für die Touristen erfunden wurde. Im Abstieg regnete es beharrlich weiter, erst ganz unten konnten wir wieder was von unserer Umgebung sehen. Ab da verschwand dann auch der Pfad, der weiter oben noch gut erkennbar war. Die in der Karte nicht eingezeichneten Bäche erleichterten die Orientierung auch nicht gerade. O.o


An der anderen Talseite war in der Ferne ein Weg sichtbar, ab hier hatten wir wieder einen Top Weg unter den Füßen. Zu unserer Freude ließ auch der Regen endlich nach. 😀 Die Aussicht am Wicrococha gefiel uns sehr.

Unterhalb befanden sich ein paar bewohnte Häuser, im Tal dem wir drei Kilometer weglos folgten, weideten unzählige Tiere. Natürlich fielen immer wieder ein paar Tropfen vom Himmel. 

Am Ende des Tales mussten wir noch einen Bach überqueren, was nach dem vielen Regen nicht ganz einfach war. Aber wir fanden eine schmale Stelle, wo wir rüberspringen konnten. Etwas oberhalb suchten wir uns eine Zeltstelle und verschwanden rasch ins Innere, da es mal wieder zu regnen anfing. Was für ein Tag!

Resupply in Jancapampa

Der nächste Morgen überraschte uns, denn zum ersten Mal seit zwei Tagen sahen wir blaue Flecken am Himmel. Und diese wurden immer größer, vor uns wurde der mächtige Taulliraju samt Gletscher sichtbar, der am Abend zuvor nicht annähernd zu erkennen war. 

Der Anstieg zum Pass Nr. 3 fing sehr frustrierend an, da wir statt einem Wanderweg zu folgen, uns weglos am Steilhang durchs Gebüsch schlagen mussten. Spaß ist was anderes! Das Gebüsch wurde weniger, aber der Weg fing erst etwas später wieder an sichtbar zu werden. Erst ab dem kleinen See 100m unterhalb vom Pass, konnten wir wieder einem eindeutigen Pfad folgen. Bergab nach Jancapampa hingegen war der Weg durchgängig in gutem Zustand, flott ging es runter bis in den Weiler auf 3500m. 


Der Kiosk war versperrt, aber eine ältere Dame sperrte ihn für uns auf. Die Auswahl war gering, doch wir konnten Salzcracker, Kekse und Kuchenriegel (ähnlich wie Yes-Törtchen) kaufen. 

Auch hier weideten im Tal unzählige Pferde, Rinder und Schafe. Eine Straße führte am Rand entlang, die wir früher als nötig verließen, da wir eine Brücke über einen breiten Bach sahen. Das wäre jedoch nicht nötig gewesen, da es auch später noch eine Brücke gibt. Aber später ist man immer klüger. 😉

Der Weg bis zum Anstieg zum Yanacon Pass war nicht immer erkennbar und so manches Schlammloch mussten wir umgehen. Sobald der Anstieg begann, war der Weg in erstaunlichem Zustand, wenn auch teilweise sehr steil. 

Erst als es in Richtung Laguna Sactaycocha gehen sollte und wir dem offiziellen Alpamayoweg folgen wollten, verschwand dieser plötzlich. Wir stiegen auf einen kleinen Bergrücken und standen angeblich mehrfach genau auf dem Weg, aber zu sehen war davon gar nichts. Bestimmt 30 Minuten irrten wir herum, bis uns klar wurde: dieser Weg existiert gar nicht! Weglos stiegen wir ab und fanden eine vage Spur von dem Weg weiter links, welche nicht zum See führt Auf einem Hochplateau stellten wir erschöpft, aber zufrieden unser Zelt auf. Nachdem wir etwas Gymnastik an der frischen Luft gemacht hatten, zogen dunkle Gewitterwolken auf und es donnerte in der Ferne. Schnell verzogen wir uns ins Zelt, ehe ein einstündiger Platzregen begann. 


Der Yanacon-Pass

In der Nacht erschreckten wir uns sehr, denn plötzlich weideten Rinder direkt neben unserem Zelt. Auch in der Früh waren sie noch da, irgendwann fanden wir heraus, dass sie genau dort den Boden extrem abgrasten, wo wir nachts gepinkelt hatten. Es war übrigens die erste Nacht mit Frost, ob es was damit zu tun hatte? Oder finden Rinder etwa menschliche Pipi lecker?

Den Aufstieg zum Yanacon-Pass auf 4610m war zunächst mal wieder nicht auffindbar. Erst etwas weiter oben fanden wir dann doch noch einen Pfad rechts neben einem tief eingeschnittenem Bachgraben. Die Orientierung ist selbst mit Offlinekarte nicht ganz einfach, weil der Bachgraben dort gar nicht eingezeichnet ist. Lamgsam kämpften wir uns den steilen Hang empor und dachten, es gleich geschafft zu haben. 

Doch dann standen wir nur auf einem kleinen Hochplateau, der Pass war also noch nicht erreicht. Rechts sollte er sein, doch er wirkte aus dieser Perspektive unbezwingbar steil. Mit einem mulmigem Gefühl im Bauch gingen wir draufzu. Tatsächlich waren Serpentinen in dem kargen Boden sichtbar. Diese stiegen wir langsam hoch und waren froh, dass es diesmal trocken war. Denn es waren ein paar vom Regen ausgewaschene Rinnen zu erkennen. Oben wurden wir durch einen unvergesslichen Ausblick in das gegenüberliegende Tal belohnt. 

Der Abstieg war abgesehen von den ersten Metern deutlich einfacher und auch gut erkennbar. Unten im Tal weidete eine Herde Schafe. Wir nutzten die Gelegenheit um unser Zelt zu trocknen und eine Kleinigkeit zu essen. 

Der Weg durchs Tal war eine Erholung, da es nur ganz sanft bergab ging. Bei den Häusern von Huilca weidete sogar eine Lamaherde. Diese für Peru symbolischen Tieren hätten wir irgendwie häufiger erwartet. Stattdessen sagen wir überwiegend Rinder, Pferde und Schafe. 

Über eine Brücke querten wir den Fluss und folgten für zwei Kilometer der Schotterstraße ins nächste Hochtal, wo wir auch eine ausgiebige Mittagsrast einlegten. Danach erwartete uns schon der nächste Pass. Der Mesapata-Pass mit "bloß" 4460m stellten wir uns einfacher vor als den Yanacon-Pass, was auch in Erfüllung ging. Kurz vor dem Beginn des Anstiegs ritt uns ein Junge auf einem dunkelbraunen Pferd entgegen. Er sprach uns an, aber wir verstanden aufgrund der Sprachbarriere nur, dass er von uns was zu essen haben wollte. Wir waren irritiert, erinnerte die Szene doch optisch an Atréju aus Michael Endes unendlicher Geschichte. Einen Moment später sahen wir, dass er zusammen mit seinem Vater eine gewaltige Herde Schafe aus dem Tal raustrieb. 

Der Weg vom Pass runter ins nächste Hochtal war in Top-Zustand und wir genossen den sanften Abstieg. Da wir nicht wussten, ob wir an unserem anvisierten Zeltplatz Wasser finden würden, füllten wir im Tal auf. Sanft ansteigend wanderten wir eine Ebene höher, wo wir einen ebenen Zeltplatz fanden. Wasser gab es dann doch auch. 

Ein Hund vorm Zelt und der Gara Gara-Pass

Auch in dieser Nacht fror es wieder. Als ich mitten in der Nacht rausmusste, sprang plötzlich ein mittelgroßer Hund auf, der offensichtlich vor unserem Zelt gelegen hatte. Wo kam der denn her? Am Abend war dieser noch nicht hier gewesen. Auch morgens war der Hund noch da, er lag mal hier und mal dort in dem hohen Gras. Dabei wirkte er friedlich und wir fragten uns, wem er wohl gehört. Könnte er zu den Hirten von gestern gehört haben und hier vergessen worden sein? Die hatten nämlich mehrere Hunde dieser Art dabei. Jedenfalls blieb er auch liegen als wir das Zelt abbauten und folgte uns nicht, als wir weitergingen. 

Der Aufstieg zum Gara Gara-Pass auf 4830m ist gut sichtbar und technisch nicht schwierig. Der Pass ist in zweierlei Hinsicht atemberaubend: nicht nur die Aussicht dort oben ist weltklasse, auch raubt der Abstieg einem den Atem. Oben wehte ein eisiger Wind, sodass wir sofort abstiegen und erst etwas weiter unten bei einer kurzen Pause das Panorama genießen konnten. Den Abstieg bewältigen wir mit einem stetigen Staunen über die Schönheit der Natur. 

Auf der anderen Seite folgten wir etwas oberhalb einem Hochtal, wo wir die ersten Wanderer seit dem Santa Cruz-Abschnitt sahen. Leider sprach das französische Paar kaum Englisch. 

Bereits um halb eins erreichten wir die offizielle Zeltstelle Pampa Ruina. Da es noch viel zu früh zum zelten war, beschlossen wir den nächsten Pass noch heute in Angriff zu nehmen. Der Weg war einfach, aber die 800hm hatten es in Sicht. Da wir nicht wussten, ob es am Zeltplatz Osurini Wasser gibt, füllten wir an einem Rinnsaal unterhalb der Passhöhe auf. Die Aussicht vom Vientunan-Pass war kein Vergleich zu der am Gara Gara-Pass. 

Völlig erschöpft schleppten wir uns den letzten Kilometer zum Osoruri-Zeltplatz. Dort waren wir nicht alleine, ein freundlicher Franzose war bereits dort. Dort ist nur wenig Platz für Zelte und wir waren froh, dass er uns den größeren Spot überließ. Dieser ist etwas uneben, schlafen konnte ich nur mit dem Rucksack unter der Isomatte. Bevor ich mich um die Einrichtung vom Camp kümmern konnte, musste ich mich erst noch von der Anstrengung der heutigen 18km erholen und etwas essen. Der Abend belohnte uns mit einem tollen Sonnenuntergang. 


Vorzeitiges Ende

Der Anstieg zum höchsten Pass (4860m) der Tour namens "Osoruri" war der einfachste von allen, der Weg war breit und unschwer. So ähnlich ging es weiter bis zur unglaublich schönen Laguna Cullicocha, wo wir uns eine ausgiebige Pause gönnten. Schließlich hatten wir eigentlich vor bloß zehn Kilometer zu wandern und erst am nächsten Tag die letzten sechs bis sieben Kilometer bis Hualcayan anzutreten,  um dort ein Collectivo für die Fahrt nach Caraz zu finden.

Fälschlicherweise folgten wir einer Wasserleitung, anstatt dem wohl neuen Wanderweg. Es war machbar, aber nicht immer einfach, obwohl diese Wasserleitung anfangs in der Karte als Wanderweg eingezeichnet war. 

Unterwegs trafen ein französisches Paar, welche uns berichteten, es gäbe in Hualcayan die Möglichkeiten ein Taxi zu nehmen. Der anvisierte Zeltplatz erschien aufgrund der vielen Rinder suboptimal und da zusätzlich eine warme Dusche und eine richtige Mahlzeit lockten, entschieden wir uns noch am gleichen Tag bis Hualcayan abzusteigen. In weniger als zwei Stunden bewältigen wir die letzten Kilometer auf dem nach unten hin immer breiter werdenden Weg. Im Dorf angekommen wurden wir auch schon bald angesprochen, ob wir ein Taxi bräuchten. Roy fuhr uns für 120 Sol zuverlässig über die Holperpiste bis Caraz. 

An diesen Trek, der mit schlechtem Wetter begann und zum Ende hin immer eindrücklicher wurde, werden wir uns noch sehr lange zurückerinnern. 


GPX-Datei zur Tour:


FAQ


Kann ich die Alpamayo-Umrundung ohne Guide gehen

Ja, das ist möglich. Allerdings solltest du dafür bereits Erfahrung im Trekking haben und die komplette Ausrüstung samt Verpflegung selber tragen können. Manche Ausrüstungsgegenstände kann man in Huaraz ausleihen, deren Qualität kenne ich allerdings nicht. 
Solltest du unerfahren im Trekking sein, würde ich dir empfehlen, die Tour mit einer Agentur zu machen. Eine andere Möglichkeit ist der Santa Cruz Trek, welcher kürzer und einfacher ist.


Wie ist das Wetter dort? 

Von Mai bis Oktober ist Trockenzeit, von Oktober bis etwa April geht die Regenzeit. In der Trockenzeit regnet es seltener, aber die Nächte sind kälter. 

Wir waren im Juni unterwegs und hatten trotzdem zwei Tage mit Dauerregen. Auch nachts hat es immer wieder geregnet. An anderen Tagen knallte die Sonne kräftig vom Himmel. Nur starken Wind hatten wir nie. Es ist also ratsam für verschiedene Wetterlagen auagerüstet zu sein. 


Wie kalt wird es in der Nacht?

Die Temperaturen sind abhängig von der Bewölkung und der Höhe, auf der man übernachtet. Bei den Nächten mit klarem Himmel hatte es nachts Minusgrade. Unsere Schlafsäcke haben eine Komforttemperatur von -10 °Celsius und waren immer warm genug. 


Findet man unterwegs Trinkwasser?

Es gibt unzählige Quellen und einige Seen am Wegesrand, die sich als Wasserquelle eignen. Und zwar viel mehr als in den Karten eingezeichnet sind! Allerdings muss man das Wasser konsequent desinfizieren oder filtern, da fast überall Kot der Weidetiere rumliegt.


Kann man in Hütten übernachten oder braucht man ein Zelt?

Es gibt auf dem Alpamayo-Trek keine Hütten oder sonstige Unterkünfte. Man muss also im Zelt schlafen. Es gibt ein paar offizielle Zeltstellen ohne jegliche Ausstattung, aber man findet auch so genügend geeignete Spots.


Wie viele Tage soll ich für den gesamten Trek einplanen? 

Die organisierten Agenturen veranschlagen zwischen acht und zehn Tagen für den 107km langen Trek mit rund 6000hm. Wir haben acht Tage geplant, aber bloß sieben gebraucht.

Das mag ungewöhnlich lang erscheinen, doch die Höhe des Treks macht einen großen Unterschied. Bedenke bitte, dass man in der großen Höhe in den Anden insbesondere bergauf bedeutend langsamer unterwegs ist als in niedrigeren Gebirgen. Bergauf haben wir je nach Gefälle nur zwischen ein bis zwei Kilometer in der Stunde geschafft. 


Gibt es Wegmarkierungen? Ist der Weg einfach zu finden? 

Wegmarkierungen wie wir sie aus Deutschland kennen, gibt es keine. Selbst Steinmännchen haben wir nur ab und zu gesehen. Der Weg am Anfang auf dem Santa Cruz Trek und am Ende des Treks waren vergleichsweise breit und gut erkennbar. Zur Mitte hin waren die Wege sehr schmal, teils überwuchert und manchmal auch gar nicht vorhanden. Ohne eine Offlinekarte ist man hier aufgeschmissen. 


Was ist der Start- und Endpunkt und wie gelange ich dahin?

Je nachdem, in ob du mit oder gegen den Uhrzeigersinn wandern willst, sind die Start- und Endorte die Dörfer Cashapampa und Hualcayan. Für beide Orte musst du zunächst mit dem Collectivo von Huaraz nach Caraz fahren. Plane für die Fahrt etwa zwei Stunden ein. Vom zentralen Markt fahren Sammeltaxis nach Cashapampa. Das Sammeltaxi fährt erst los, wenn alle Plätze belegt sind. Auch für diese Fahrt solltest du inkl. Wartezeit zwei Stunden einplanen. Auch von und nach Hualcayan soll es ein Sammeltaxi geben, soweit ich weiß fahren diese etwas seltener. Ein privates Taxi ist die Alternative, falls kein Sammeltaxi mehr verfügbar ist. 


Ist der Trek sicher?

Das ist eine schwierige Frage! In unserem Reiseführer von Stefan Loose wird geraten alle Ausrüstungsgegenstände inkl. Rucksack und Schuhe (!) im Innenzelt zu lagern, da es zu Diebstählen gekommen sein soll. Dies haben wir immer berücksichtigt und aufgrund der theoretischen Diebstahlgefahr haben wir es vermieden, in der Nähe von bewohnten Gebieten zu übernachten. 

Wie groß diese Gefahr tatsächlich ist, können wir nicht sagen. Wir haben niemanden getroffen, dem etwas geklaut wurde, allerdings wollten wir lieber auf Nummer sicher gehen. Wären uns z.B. die Schuhe geklaut worden, hätten wir nämlich ein großes Problem gehabt!


Kann ich nach Ankunft in Peru direkt den Trek starten? 

Davon raten wir definitiv ab, da man sich hier meistens auf einer Höhe von 4000m oder höher befindet. Vor dem Trek solltest du dich einige Tage an die Höhe akklimatisieren, denn ansonsten besteht die Gefahr höhenkrank zu werden. Wir waren zuvor eine Woche in dieser Höhe und entsprechend gut akklimatisiert. 


Sind dort viele andere Wanderer unterwegs? 

Auf dem Abschnitt, den sich der Alpamayo Circuit mit dem beliebten Santa Cruz Trek teilt, wirst du jeden Tag andere Wanderer und einige Eselkarawanen antreffen. Danach wirst du überwiegend alleine unterwegs sein. 


Hat man unterwegs Empfang? 

Nein, wir hatten abgesehen vom Start- und Endpunkt nie Mobilfunkempfang. 


Kann man unterwegs einkaufen? 

In dem Weiler Jancapampa gibt es einen Kiosk, wo man ein paar Kekse und Salzcracker bekommen kann. Auch Nudeln und Klopapier haben wir gesehen. Da die Auswahl dort sehr begrenzt ist, eignet sich dieser laden nur als Ergänzung. Ansonsten gibt es auch auf dem Campingplatz Llamacorral, zehn km von Cashapampa entfernt, einen kleinen Laden. 


Wo kann ich eine Gaskartusche kaufen?

In Huaraz gibt es mehrere Outdoorläden, die mittlere und große Schraubkartuschen verkaufen. 


Wieviel kostet der Trek?

Für den Trek musst du den Eintrittspreis für den Huascaran-Nationalpark bezahlen, welcher aktuell 150 Sol kostet. Die Anfahrt von Huaraz nach Cashapampa mit Collectivos hat uns pro Person 30 Sol gekostet. Die Rückfahrt mit Taxi bis Caraz hat 120 Sol gekostet, das Collectivo bis Huaraz 10 Sol pro Person. 

Dazu kommt natürlich noch die persönliche Ausrüstung und die Verpflegung. 


Solltest du den Trek mit einer Agentur gehen wollen, kostet dies mind. einen höheren dreistelligen Betrag in € oder $.  

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