Freitag, 4. April 2025

GPT 8 Volcán Chillán

GPT 8 Volcán Chillán 


Thermalquellen, steile Berge und ein Wetterumschwung



27.03.2025 Mit Hektik durchs Tal der heißen Quellen 

Von Talca fuhr ich mit dem Bus nach Chillán. Da der Bus nach Termas de Chillán erst um 14 Uhr fahren sollte, hatte ich vorher noch genug Zeit zu vertreiben. Da es im Einkaufszentrum nahe des Busbahnhofs einen Shop von Merrell gibt, versuchte ich mein Glück ein neues Paar Schuhe zu bekommen. Spätestens seit GPT 6 war das jetzige völlig verschlissen. Das Profil war zwar noch ok, aber der Stoff hatte bereits zahlreiche Risse. Ich hatte riesiges Glück: die Agility Peak 5 waren um 40% reduziert. Da musste ich keine Sekunde lang nachdenken und kaufte mir ein neues Paar davon. 

Vergleich alt und neu:

Der 14 Uhr Bus fuhr pünktlich ab, die Fahrt dauerte allerdings zwei einhalb Stunden und so kam ich erst um 16:30 Uhr an. Ich war die letzte im Bus und musste von der Haltestelle noch 1.5km bergauf zum Trail laufen. Meine Laune war nicht sonderlich gut. Der Zeitdruck machte mir zu schaffen, denn bis Sonnenuntergang waren es bloß noch drei Stunden. Da der Trail super steil war, kam ich nur langsam vorwärts. Ich beeilte mich zwar, aber schneller ging es einfach nicht. 

Erste heiße Quellen:

Aussicht vom Weg:

Wolkiger Pass:


Bergab war es ebenso steil, aber wenigstens bekam ich so besser Luft. Leider sah ich, dass eine Hot Spring bereits mit zwei Zelten belegt war. Das gefiel mir gar nicht. Ich befand mich nämlich im "Valle Aguas Calientes" also im "Tal der heißen Quellen". So musste ich sogar einen großen Bach mit heißen Wasser überqueren. In der Nähe hätte es sogar eine Zeltstelle gegeben, aber der Weg zum heißen Bach erschien mir zu schwer, um im dunkeln zu baden. 

So eilte ich hektisch weiter, ich hatte noch 30 Minuten. Kurz vor acht erreichte ich die anvisierte Stelle mit Hot Spring und Camp. Es war etwas windig, aber zum Zeitpunkt des Aufbaus kein Problem. Noch schnell Wasser holen und dann wollte ich eigentlich ein entspanntes Bad nehmen. Eigentlich... der Wind hatte zwischenzeitlich gehörig zugelegt. Ich überlegte hin- und her und wollte es schließlich um 21 Uhr wagen. Als ich rauskam, fegte mir der Wind mit voller Wucht entgegen. Er hat tatsächlich stark zugenommen und mir war nicht ganz geheuer. Stattdessen verbrachte ich eine schlaflose Nacht im Zelt. Das Zelt hielt durch, ich hingegen konnte trotz Ohropax erst um 3 Uhr einschlafen. 

Heißer Bach mit Zeltplatz:


28.03.2025 Termalbad morgens und abends 

Übermüdet wachte ich auf. Der Wind war noch da, allerdings weniger stark. Ich packte den Rucksack und baute das Zelt ab. Diesmal wollte ich endlich in die Thermalquelle! Es war eine Wohltat in dem heißen Naturpool zu sitzen und das Frühstück einzunehmen. Danach fühlte ich mich wie neu geboren. 

Um 9 Uhr ging es dann los. Erst ein Stück zurück und dann durch sumpfige Wiesen zu einem sandigen Bergpfad. Dieser schlängelte sich mal steil, mal weniger steil hinunter ins Tal vom Rio Diguillin.

Dort standen zwei Flussquerungen hintereinander an. Die erste war nicht mal knietief und einfach. Die andere etwas kniffliger und reichte mir bis zur Mitte der Oberschenkel. 

Erste Querung:

Querung Rio Diguillin:

Auf der anderen Seite vom Fluss führte ein gepflegter Waldweg rauf- und runter. Ich ärgerte mich, als ich den falschen Abzweig nahm und extra Höhenmeter machen musste. Der Aufstieg zum Pass auf 1796m war sehr steil und entsprechend anstrengend. Runter kam ich natürlich schneller.

Rechts befindet sich der Pfad: 

Trotzdem lagen noch ein paar Kilometer vor mir bis zum Camping Los Peucos. Oftmals bestand der Pfad aus losem Geröll. Als ich am Campingplatz ankam war ich erleichtert, aber die Freude hielt nicht lange. Denn zwei Mitarbeiter der Conaf erklärten mir, der Campingplatz sei eigentlich geschlossen. Entsetzt schaute ich sie an. Ich hatte Glück und durfte bleiben und sogar die heißen Quellen nutzen. Beide waren sehr freundlich und ich konnte einen sehr schönen Abend genießen. Der Ort ist echt himmlisch: sehr naturnah im Wald mit natürlichen Thermalquellen. Nachts quakten die Frösche. Denen höre ich viel lieber zu als dem Wind. 

Vom Campingplatz durfte ich leider keine Fotos machen und kann daher hier keine einstellen. 


29.03.2025 Schutz suchen

Ich schlief so gut, wie schon seit Tagen nicht mehr. In der Hütte befand sich eine alte Schaumstoffmatratze, die weich und bequem war. Auf dieser hatte ich gelegen. Bevor ich ging, frühstückte ich in der Thermalquelle sitzend und verabschiedete mich von einem der Ranger. Meine Daten wurden aufgenommen und ich wurde gebeten, mich zu melden, sobald ich in Antuco angekommen bin. 

Dann lief ich los. Die ersten Stunden auf einer sehr primitiven Straße, die wohl überwiegend von Pferden "befahren" wird. Hier musste ich gleich vier Flüsse queren, keiner davon war tief. Der letzte, Rio Polcura, allerdings war sehr breit. 

Eine von 4 Flussquerungen:

Rio Polcura:

Hier wurde die Straße uns unschön:

Dahinter war die Straße besser ausgebaut und daher weniger spaßig. Dafür famnd ich mehrere Apfelbäume, an denen ich mich bedienen konnte. Ab Vormittag wurde es windig, so kündigte sich ein Wetterwechsel an. Denn für den Abend bis zum nächsten Morgen sind starke Regenfälle mit Sturmböen vorhergesagt. Deshalb war die Aufgabe des Tages nicht irgendein bestimmtes Ziel zu erreichen, sondern einen Zeltplatz zu finden, der sowohl excellenten Windschutz als auch einen saugfähigen Boden bietet. 

Um 13 Uhr bog ich auf den Sendero "Los Ratones" ein, der vom Tal des Rio Polcura hoch zu einem bewaldeten Pass auf 1744m führt. Im unteren Teil zeigte sich die Vegetation sehr trocken und karg. Umso höher ich kam, desto mehr Bäume gab es. Laut den Rangern von Conaf handle es sich hier um einen alten Lengabuchenwald. Gestern hatte ich meinen Plan mit ihnen besprochen. In diesem Wald wollte ich mir nämlich einen Zeltplatz suchen, denn weiter unten Richtung Laguna de Laja sieht es bezüglich Wald dürftig aus. An der Laguna Roble gäbe es noch einen guten Zeltplatz, dies wäre allerdings mit 34km eine zu lange Tagesetappe. An einer Frischwasserquelle füllte ich mir insgesamt drei Liter Wasser ab und schleppte diese den letzen Rest nach oben. Ich fand nicht sofort die perfekte Stelle, irgendwas war immer. Im Beginn des Abstiegs nach 15 Uhr sah ich eine relativ ebene Stelle neben einem Strauch Bambus. Erst wollte ich weitergehen, sah dann aber wie abschüssig das Gelände werden wird und drehte um. Die Stelle war auch nicht 100% flach und am liebsten wäre ich noch ein paar Kilometer gegangen. Ich bezweifelte allerdings, dass ich die 13 Kilometer bis zur Laguna Roble noch bis 19 Uhr schaffen würde. Der Pfad war zwar nicht schwierig, aber durch zahlreiche umgestürzte Bäume auch nicht einfach. Mit leicht gedrückter Stimmung baute ich mein Zelt auf und versuchte die Unebenheiten mit Laub abzufedern. 

Abendessen:

Da es noch nicht regnete, konnte ich zumindest den Nachmittag draußen verbringen. Lustigerweise verfügte der dicke Stamm der alten Buche über eine Art natürlichen Sitz. Um 19:30 Uhr fielen die ersten Tropfen. Vor den Sturmböen war ich hier unten gut geschützt. Ich zweifelte trotzdem, hätte ich die 13km bis zur Laguna Roble doch schaffen können? 


30.03.2025 Kalter Bergrücken 

Tatsächlich regnete es in der Nacht ungeheuerlich viel. Trotzdem schlief ich sehr gut, auch wenn ich um drei Uhr nachts wach wurde, da es tropfte. Es leckte durch einen der Lüfter - vielleicht lag es daran, dass das Zelt leicht schräg stand? Ich ging raus, verschloss den Lüfter und schlief weiter. Um acht Uhr wachte ich auf, es regnete nur noch leicht. Daher ließ ich mir Zeit, um halb zehn als der Himmel leicht aufriss, lief ich los. 

Überraschend sah ich nur fünf Minuten später eine bessere Zeltstelle im Wald und das, obwohl die Höhenlinien dies nicht vermuten ließen. Naja, zu spät. Dann sah ich in der Ferne zum ersten Mal die Laguna de Laja. Zusammen mit der feuchten Erde und dem nassen Laub roch die Luft ganz anders als an den Tagen zuvor. Der Pfad war überwiegend gut erkennbar. 

Blick zurück:

Aussieht bis zur Laguna Laja:

Puesto:

Laguna de Laja aus der Nähe:

Auf dem Weg zur Laguna Roble sah ich am Wegesrand ein Kaninchen, welches mit einer Pfote in einer Drahtschlinge feststeckte, die an einem Gewächs steckte. Es zappelte erst hektisch, als ich mich näherte. Das arme Geschöpf tat mir leid, natürlich musste ich helfen! Ich redete sanft auf das Tier ein, in der Hoffnung, es möge aufhören zu zappeln. Tatsächlich hielt es einen Moment ganz still, sodass ich die Schlinge lockern und die Pfote befreien konnte. Dann hoppelte das Kaninchen schnell davon - verletzt war es anscheinend nicht. Wenige Minuten später entdeckte ich ein totes Kaninchen, dass mit einer ähnlichen Drahtschlinge sich selbst erdrosselt hatte. Der Anblick tat mir im Herzen weh. Hatte da jemand mit Absicht Fallen ausgelegt? In der Nähe sah ich eine primitive Hütte. 

Fast vier Stunden hatte ich bis zur Laguna Roble, wo es die nächsten gut geschützten Zeltplätze gibt, gebracht. Wahrscheinlich hätte ich es gestern gerade so geschafft. In der Sonne ließ ich das nasse Zelt trocknen. 

Blick beim Anstieg:

Der steile 550hm-Anstieg ging bei den kühlen Temperaturen leichter von der Hand als erwartet. Nur 75 Minuten brauchte ich für die drei Kilometer. In der Ferne sah ich zahlreiche schneeweiße Gipfel. 

Nun ging es für viele Kilometer am Bergrücken entlang. Oder rechts und links davon. Die Aussichten von oben waren fantastisch! 

Ich kam beschwingt und flott vorwärts. In der Ferne sah ich dunkle Wolken, aber noch schien die Sonne. Mein Tagesziel war die Laguna Hermosa, die besonders schön sein soll. Der Zeltplatz dort soll auch ganz toll sein. Aber irgendwie folgte ich dem falschen Weg und war zu weit unterhalb vom Grat. Dabei gab es auf der Karte nur einen Weg. Zurückkehren wollte ich nicht und lief stattdessen weglos auf gleicher Höhe weiter, bis ich wieder auf den ursprünglichen Weg traf. Weglos lief ich hinab zur Laguna Hermosa. 

Diese sieht wirklich sehr idyllisch aus. Der Campingplatz direkt am Strand überzeugte mich nicht - es war windig und Nebelschwaden zogen über den See hinweg. Ich füllte mein Wasser auf und suchte mir etwas oberhalb einen Platz mit weniger Wind, aber einer guten Aussicht. Tja, direkt nachdem ich das Zelt aufgebaut hatte, fing es an zu schneien. 


31.03.2025 Right-of-way-Conflict umgehen 

Die Nacht war die kälteste bisher in Chile. Am nächsten Morgen war das ganze Zelt von innen und außen gefroren. Ich schaffte es nicht, es so klein zu rollen, dass es in den Packsack passt. Es war nämlich doppelt so groß wie sonst. 

Der weglose Weg bergauf zurück zum Trail eignete sich gut zum aufwärmen. Dort schien auch schon die Sonne und es war nicht mehr ganz so kalt. 

Laguna Hermosa von oben:

Allerdings ist dort der Schnee vom Abend tatsächlich liegen geblieben. Dies machte weder das Gelände noch die Navigation einfacher. Insbesondere als ein sehr steiler Hang gequert werden musste, fand ich den Trail nur, weil dort Tierspuren zu sehen waren. Ich war dem Tier dankbar, welches den Wanderweg benutzt hatte. 

Danach wurde es nicht einfacher, denn für wenige Kilometer war kein Pfad mehr vorhanden, ich musste also weglos weiter. Knifflig waren die Stellen im Schatten, wo die Steine vereist waren. Die grandiosen Panoramen auf dem Bergrücken belohnten meine Mühen. 

Da gings runter:

Laguna Toro und Laguna de Laja:

Trotzdem war ich erleichtert, als es wieder einen sichtbaren Weg gab und als der Abstieg begann. Auch hier war es nicht einfach, da der Beginn sehr steil und nochmal teilweise gefroren war. Sobald ich die Baumgrenze erreicht hatte, fiel mir der Weg wieder leichter.

Plötzlich kam mir ein Hund entgegen, dann noch drei weitere, die mich aggressiv ankläfften. Zwei Männer auf Pferden riefen sie zurück und fragten wohin ich gehe. Ich fragte mich, ob sie zu dem Puesto gehören, wo der Besitzer keine Wanderer passieren lassen will. Dieser Wegerecht-Konflikt beschäftigte ich seit Wochen. Mein Plan war es, außen vorbei zu schleichen, um erst gar nicht gesehen zu werden. Der erste Versuch scheiterte an zu dichter Vegetation, unpassierbar ohne Machete. Etwas südlicher fand ich einen Tierpfad, der auf eine große offene Weidefläche führte. Über diese ging ich und konnte so das Puesto vermeiden. Allerdings wäre ich von Haus aus einsehbar gewesen, es hat mich aber anscheinend keiner gesehen. Dann war ich erneut. 

Vorbeischleichen:

Über eine Schotterpiste ging es bergab bis ein Trail begann, der liebevoll angelegt durch eine von einem ehemalige Vulkanausbruch geprägte Landschaft führte. 

Von der Straße aus, wo der Wanderweg endete, waren es noch neun Kilometer bis zur nächsten Bushaltestelle. Da es bereits nach vier Uhr war, hoffte ich auf eine Mitfahrgelegenheit bis Antuco, damit ich dort einen Bus in die Stadt Los Ángeles nehmen kann. Dort würde ich übernachten müssen, um am nächsten Tag nach Pucón zu fahren. Arno wartete dort auf mich. Ich hatte jedoch riesiges Glück, denn ein sehr freundliches Ehepaar nahm mich mit nach Los Ángeles. Sie erzählten mit von ihrem drei Kindern und Enkelkindern. Ihr ältester Sohn reist ebenfalls mit Begeisterung, war auch schon mehrfach in Europa. Sie setzten mich am Busbahnhof ab und wollten nicht mal das Geld haben, was ich ihnen als Dank anbot. Am Busbahnhof kaufte ich einen Fahrschein für den Abendbus nach Pucón, um mich dort mit meinem Mann zu treffen. 

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