Samstag, 17. September 2022

Sentiero Italia Etappe 5: Molise

Sentiero Italia Etappe 5: Molise 


Bivacco Campitelli - Campitello Matese (83 km & 3400 hm)


In Molise verbringe ich nur wenige Tage, da sich der Sentiero Italia in dieser Region vor der Stadt Bojano aufteilt. Mein Weg führt in die Region Kampanien. Die Alternative vom SI würde weiter durch Molise gehen und dann in Apulien weiterführen. 

Die GPS-Tracks, denen ich gefolgt bin, findet man hier.

Durch die Schlucht

Nach dem Bivacco Campitello mussten meine Wanderbegleitung Ulf und ich noch ein kurzes Stück zurück gehen. Anschließend führte der Sentiero Italia über viele Kilometer erst relativ eben und dann absteigend durch einen Wald. Markierungen waren zwar angebracht, manchmal fehlten sie aber auch. Die Wolkendecke verdichtete sich zunehmend, bis es anfing zu regnen und zu donnern. Da ist es dann durchaus von Vorteil im Wald zu sein. 

Oberhalb eines Bachs wechselten wir auf einen sehr schmalen Pfad, der an der sehr spektakulär an der rechten Hangseite entlang ging. An zwei Stellen war der Pfad durch Erdrutsche extrem schmal und abschüssig geworden. Das Gelände verengte sich zu einer imposanten Schlucht. Für mich wurde die Stimmung durch den Regen noch verstärkt. 



In einer Forststraße mündete unser Pfad, welche rasch zu einer Asphaltstraße gelangte. Diese führte am Lago di Castel San Vincenzo, einem sehr hübsch aussehendem See, vorbei. Leider war der "Strand" extrem matschig. Dort schlugen wir unsere Zelte auf der nassen Wiese auf. 


Spontane Dorfführung durch Fornelli




Durch die Nähe zum See waren beide Zelte morgens total nass vom Tau, obwohl es nachts nicht mehr geregnet hat. Nach dem Frühstück ging es noch ein paar Kilometer auf Pfaden und schmaleren Forststraßen durch dichten Wald. 



Danach verlief der restliche Weg bis Volli al Volturno leider komplett auf Asphalt. Diese Straßen führten zumeist durch von der Landwirtschaft geprägte Regionen und boten immer mal wieder schöne Ausblicke in die Umgebung. 


In Colli al Volturno gab es einen Carre Four und somit eine Top Einkaufsmöglichkeit. Nachdem ich für uns noch ein paar Pizzastücke organisiert hatte, machten wir eine längere Rast nahe eines Wasserspenders. So konnten wir auch die nassen Zelte trocknen. 

Anschließend ging es leider auf Asphalt weiter. Zuerst ging es bergauf aus dem Dorf heraus, um auf der anderen Seite wieder bergab zu führen. Dabei führten die Straßen durch mehrere kleine Dörflein. Fornelli war davon ein besonders schönes. Dort beschlossen wir eine Pause in einer Bar einzulegen. Nachdem sich herumgesprochen hatte, dass wir beide aus Deutschland kommen, gesellte sich ein älterer Herr zu uns. Es stellte sich heraus, dass Mario in dem Dorf aufgewachsen und als Kind mit seinen Eltern in die USA ausgewandert war. Dort lebt er noch heute, besucht aber hin und wieder Verwandte in seiner Heimat. Als wir gerade aufbrechen wollten, bot er uns spontan eine Dorfführung an. Diese nahmen wir dankend an. Mit vielen spannenden Geschichten führte Mario uns durch den historischen Teil von Fornelli, der architektonisch einfach nur schön war. 



Anschließend brachen wir gemeinsam auf, um noch ein paar Kilometer auf den Asphaltstraßen zu bewältigen und uns einen Zeltplatz zu suchen. In einem an einer wenig befahrenen gelegenem Olivenhain stellten wir unsere Zelte auf und genossen den Abend mit einer warmen Mahlzeit. Leider plagten mich irgendwann die Mücken. 

Wieder getrennte Wege gehen

Der nächste Morgen begann aufregend. Um etwa sieben Uhr hörte ich PKW-Geräusche näher kommen. Vorsicht spähte ich aus dem Zelt heraus. Da stand etwa 20 Meter entfernt tatsächlich ein Auto und in der Nähe waren weibliche Stimmen zu hören. Waren das die Besitzer von dem Olivenhain? Oder bloß die Besitzer von der kleinen Tomatenplantage in der Nähe? Blöd, wenn man keine vernünftigen Italienischkenntnisse hat. Ich traute mich erst aus dem Zelt, als die Menschen wieder weg waren. Ulf hatte sie auch gehört. 

Die restlichen Kilometer bis zum Eingang der Stadt Isernia, vergingen rasch, da wir auf den flachen Straßen schnell voran kamen. Zwischendurch naschte ich von den Feigen- und Pfirsichbäumen, die am Straßenrand wuchsen. 



In Isernia kauften wir ein und gingen noch in eine Bar, bevor sich unsere Wege trennten. Seinen Telegram-Blog könnt ihr übrigens hier lesen.

Nach der Verabschiedung suchte ich noch den Lidl auf, denn in dessen Nähe sollte auch mein B&B sein. Dort konnte ich leider erst gegen 15:30 Uhr einchecken, da die Besitzer nicht in der Stadt wohnen, sondern außerhalb. Als ich eingecheckt hatte, fragte ich zwar nach der Möglichkeit meine Wäsche zu waschen, doch wieder einmal ging das nicht in der Unterkunft. Der Besitzer fuhr mich zu einem Wäschesalon, mit der Info, dass dieser Morgen auf hätte. Es war nämlich Sonntag. Er wollte mir eigentlich nur den Weg zeigen, doch es stellte sich heraus, dass der Waschsalon doch geöffnet war. Aber meine Wechselwäsche befand sich im Zimmer... Ich bedankte mich und verschob die Aufgabe auf den nächsten Tag.

Dooferweise vergaß ich nach meinem Paket zu fragen. Im B&B war es nirgends. Doch die Besitzer konnte ich telefonisch nicht erreichen. Ich machte mir Sorgen, dass etwas schief gelaufen sein könnte. Zum Glück bekam ich später eine WhatsApp von ihnen und am Abend brachten sie mir das Paket mit dem neuen E-Reader.

Unter meiner 2 Liter Platypus-Faltflasche hatte sich eine Lache gebildet. Deshalb war das Fach dafür ständig feucht... Da ich im Lidl keine 1 Liter Flachen fand, kaufte ich als Ersatz 1.5-Liter Flachen. 

Am nächsten Tag legte ich einen Ruhetag ein, der diesmal wirklich erholsam war.

Raus aus der Stadt und wieder zurück in die Natur

Nach einigen gemeinsamen Tagen ging es nun für mich alleine weiter. Die Gesellschaft in den letzten Tagen hatte ich genossen, doch ich freute mich auf wieder darauf mein eigenes Tempo gehen zu können und meinen eigenen Gedanken nachzuhängen. 



Erst musste ich einige Kilometer aus der Stadt heraus laufen, was eher nervig war. Anschließend ging es zumeist auf Asphalt- oder Schotterstraßen weiter. Zwischendurch ging es auch mal kurz über schmale Wege. 



Sie führten mich zu Castelpetroso, einer sehr imposanten Kirche. Bevor ich weiterging, besichtigte ich das Innere dieser sehr schönen Kirche. 

Anschließend wurde die Wegführung wieder spannender. Ein gepflegter Wanderweg führte nicht zu steil bergauf, bis oberhalb der dortigen Baumgrenze.




Dort fand ich eine Wasserquelle, in denen ich eine Gelbbauchunke und mehrere fast fertig entwickelte Nachkommen entdeckte. 




Der SI führte ein Stück weglos am Berg entlang und zweigte bald auf einen schwach ausgetretenen Weg, der bergab zu mehreren Bauerhöfen in schöner Natur führte. Dort zweigte der Weg sehr bald erneut ab und war wieder teils schwer erkennbar. Er ging steil bergab in eine bewaldete Schlucht und querte diese. Aufgrund der vielen Bäume hatte man aber keinen Überblick über diese Schlucht. Leider bog ich falsch ab und musste einen kleinen Umweg laufen, ehe ich in Roccamandolfi ankam. Da es schon spät war, lief ich bloß an dem Dorf vorbei. Oberhalb fand ich einen sehr schönen Zeltplatz. Er war zwar windig, hatte aber eine Top-Aussicht auf das Dorf und die umliegende Landschaft. 






Abschied von Molise

Morgens um 6:15 Uhr weckte mich mein Wecker zur perfekten Zeit, um den grandiosen Sonnenaufgang zu beobachten. Diesen bewunderte ich, bevor ich zusammenpackte und aufbrach.



Der schmale Pfad auf dem ich gekommen war, blieb schmal, wurde jedoch relativ bald schwieriger. Denn er war von Brombeeren und Brennnesseln überwuchert. Autsch! Markierungen waren aber vorhanden. 



Sobald ich den Buchenwald erreichte, war der Pfad wieder in gutem Zustand, ging jedoch steil bergauf. Etwa 700hm später hatte ich dann die Baumgrenze erreicht und konnte die grandiose Fernsicht bei bestem Wetter genießen. 



Doch die Markierungen ließen nach. Das war aber eh egal, da ein paar Herdenschutzhunde mich zu einem Umweg durchs Gelände zwangen. Der eigentliche Weg wäre direkt an ihrer Herde vorbei gegangen. Keine gute Idee...

Von dort aus war es nur noch ein Katzensprung und 300hm bergab bis nach Campitello Matese. Dies ist ein eher unattraktiver Skiort, wo im Sommer fast nichts los ist. Alles hier war zu, nur eine kleine Bar war noch geöffnet. Aber ich fand eine volle (!) 1 Liter Wasserflasche. Die hatte ich beim Lidl nicht gefunden und tauschte nun meine 1.5 Liter Flasche aus. 

Ab hier begann meine Wanderung durch Kampanien. 


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