Sonntag, 18. September 2022

Sentiero Italia Etappe 6: Kampanien Teil 1

Sentiero Italia Etappe 6: Kampanien Teil 1

Campitello Matese - Montesarchio (104 km & 3880 hm)


Stürmisch wandern in Süditalien


Mit Kampanien erreichte ich nun eine weiteres Bundesland von Italien. Nun war ich endgültig im Süden angekommen. Im Bivacco Zilioli hatte mir jemand gesagt, man könne den Markierungen in Kampanien nicht trauen. Das zumindest hat sich bisher nicht bestätigt. Wenn welche da waren, waren sie korrekt angebracht. 

Die GPX-Dateien, denen ich gefolgt bin, findet man hier.

Auf weglosen Wegen

Von Campitello Matese aus startete es zunächst eben über eine breite Kuhweide. Doch schon nach etwa ein bis zwei Kilometern verschwand der Weg und ich musste weglos einen Pass hochlaufen. Dazu musste ich immer wieder aufs Handy schauen und meinen Kurs immer mal wieder korrigieren. 



Oben am Pass, wo Pferde weideten, ging es genauso weiter. Im Abstieg tauchten plötzlich wieder Markierungen auf, denen ich folgen konnte. Diese führten mich hinab zum Lago del Matese. Dort bei einem verschlossen Haus machte ich eine etwa einstündige Mittagspause. 



Anschließend führte der SI an diesem sehr idyllischen See vorbei. Dort lief ich an einem Apfelbaum vorbei und las zwei der kleinen Äpfel vom Boden auf. Die schmeckten richtig köstlich. Da hätte ich mehr mitnehmen sollen. 

Dahinter ging es ein kurzes Stück bergauf durch einen Buchenwald. Im Abstieg hatte ich eine tolle Aussicht auf die umliegenden bewaldeten Berge sowie die Städte im Tal. 




Erst war ich noch unentschlossen ob ich vor oder nach Piedimonte Matese einen Zeltplatz suchen sollte. Einen Campingplatz gab es dort nirgends. Da ich gut in der Zeit war, beschloss ich spontan durch die Stadt durchzulaufen. Auf dem Weg dahin fand ich noch einen Minimarkt, wo ich zwei Packungen Kekse und einen Pfirsich erstehen konnte. Flott lief ich durch die Stadt und deren Vororte. 



Auf einer etwas oberhalb gelegenen einsamen Wiese fand ich ein Plätzchen für mein Zelt. Nur die Stechmücken waren an diesem Abend extrem lästig. 31km hatte ich an diesem Tag geschafft. 


Mückenalarm

In dieser Nacht blieb es ruhig und ich hatte gut geschlafen. Am Morgen war der Himmel bedeckt.



Der Weg führte etwa 800 hm durch einen natürlichen Wald über einen schmalen und markierten Pfad stetig bergauf. Die Markierungen waren nicht sehr regelmäßig und der Weg nicht immer leicht erkennbar. Die Mücken waren auch hier sehr lästig und hielten mich von längeren Pausen ab. Sobald ich kurz stehen blieb, musste ich die ein oder andere erschlagen. 

Erst zum Schluss lichtete sich der Wald und ich kam am Gipfel des Monte Crocella an, wo ich eine Snackpause einlegte. Der Rundumblick in alle Richtungen war grandios!






Anschließend ging es leicht bergauf weiter. Der Himmel verdunkelte sich immer mehr und die ersten Tropfen fielen. Der SI führte erst nur leicht bergab und wurde erst hinter einer verschlossenen Hütte steil. Hier war der Weg aber gut markiert. Der Pfad wechselte auf einsame Asphaltstraßen und führte an vielen verschlossen Bauernhäusern vorbei. Während ich dort lief grollte der Donner und es regnete immer wieder, aber nicht durchgängig. Die Mücken blieben lästig. 



Im Dorf Faicchio fand ich eine alte Burg, deren Tore offen standen. Innen sah alles ganz modern aus. Es wären Baugeräusche zu hören, aber niemand zu sehen. Etwa zwei Meter hinter dem Eingang fand ich eine Steckdose. Also lud ich mein Handy auf und setzte mich auf die Treppenstufen. Inzwischen kam auch die Sonne wieder raus. Meine Socken wusch im im Dorfbrunnen.

Bevor ich das Dorf verließ, suchte ich noch den nahe gelegenen Carre Four-Supermarkt auf. Dabei wanderte auch ein griechischer Joghurt in meinen Einkaufskorb.

Der weitere Weg führte relativ langweilig an Asphaltstraßen durch die ländlich geprägte Region vorbei. Laut meiner Karte sollte dies noch bis Telese Terme so weitergehen. Bis dorthin würde ich es wahrscheinlich ohnehin nicht schaffen. Die Zeltplatzsuche würde also mal wieder schwierig werden. Erst als ich ein kurzes Stück bergauf auf einen zugewachsenen Karrenweg ging, fand ich einen flachen Olivenhain. Dort stellte ich mein Zelt auf und suchte nach 26.5km Wanderweg Schutz vor den aggressiven Mücken. Trotzdem lief meine Heat it Mückenstichbehandlung buchstäblich heiß.



Olivenhaine sind keine guten Zeltplätze bei Sturm 


Zuerst schlief ich sehr gut. Der Himmel war klar und die Nacht warm. Um fünf Uhr nachts passierte es dann. Es fing plötzlich sturzflutartig an zu regnen und eine Windböe riss die Eingangstür der Apside offen. Regen kam herein und ich versuchte die Tür zu schließen. Doch das ging nicht. Bald dämmerte mir, dass der Hering, welcher das Zelt an dieser Stelle stabilisiert, rausgeflogen sein muss. Denn auch beide Trekkingstöcke waren nicht mehr fest. Ich hielt alles mit den Händen fest und packte nebenbei den feuchten Schlafsack ein. Als es kurz aufhörte zu regnen, ging ich raus um die Heringe wieder zu befestigen. Gleich vier von sieben waren lose. Dann verstand ich auch warum: Der ehemals fest wirkende Boden hatte die Konsistenz von nassem Sand angenommen. Da hielten keine Heringe mehr. An meinen Schuhen klebten dicke Schlammbrocken. 

Ich harrte aus bis es hell wurde und packte dann zusammen. Das Zelt war schlammverschmiert. Ich lief los und sofort fing es wieder an zu regnen. Auf den Straßen hatten sich kleine Bäche gebildet. In denen konnte ich zumindest die schlammverschmierten Heringe säubern. 

Als ich durch eine Unterführung musste, regnete es gerade wieder besonders stark. "Da kann ich mich unterstellen." dachte ich. Pech gehabt, in der Unterführung stand 30cm hoch das Wasser. Da musste ich durchwaten. Dahinter stand ich vor einem verschlossenem Tor. Ein Blick auf mein Handy zeigte mir an, ich müsste dort durch. An der linken Seite konnte ich durchschlüpfen, da dort ein kleiner Graben war. Bevor ein weiteres Tor kam, bog ich links auf einen schmalen Wanderpfad ab. Hier ging es über nasse Wege durch ein kleines Waldgebiet. 



Es kübelte wie aus Eimern. Die Stadt Telese Terme lag direkt vor mir, doch ich sah nur mattes Licht, so stark goss es. Nass bis auf die Unterhose suchte ich die erste Bar auf, die ich finden konnte und bestellte einen heißen Tee und ein Schokocroissant. Im Bad wusch ich notdürftig meine Socken. Mein Handy musste ich kurz föhnen, um es laden zu können. Der Mitarbeiter in der Bar musste wohl Mitleid mit mir gehabt haben, denn er brachte mir ein weiteres Glas heißes Wasser. Im nächsten Ort buchte ich eine Unterkunft für den nächsten Tag. 

Via Internet erfuhr ich, wie das Unwetter in anderen Teilen Italiens gewütet hatte. Demnach war ich noch glimpflich davon gekommen. 

Am nächsten Wasserspender wusch ich mein Zelt, auch wenn es so noch nasser wurde. Nachdem ich für zwei Tage eingekauft hatte, kam ein bisschen die Sonne raus. Spontan hing ich das Zelt über ein Geländer und legte meinen Schlafdauer auf ein parkendes Auto. Das war nämlich bereits wieder trocken. 

Über Asphaltstraßen führte mich mein Weg am Lago Telese vorbei und durch die umliegenden Dörfer. Eine Straßensperre ohne erkennbaren Grund überkletterte ich. Bald darauf führte der Weg auf einen Pfad, der erst sanft und dann steil zu einer Kirche hochführte. Es war windig dort und ich packte mein Zelt aus, um es in den Wind zu halten. Kalt föhnen quasi.

Der Pfad führte weiter steil bergauf und war hervorragend markiert. Umso höher ich kam, umso schlecht wurde die Sicht. Oben auf dem Bergrücken hatte ich nur kurz etwas mehr als 10m Aussicht. 



Doch das aussichtsreiche Stück war ohnehin nur kurz, denn weiter ging es durch alten Buchenwald, der ebenfalls nebelverhangen war. 



Dort entdeckte ich einen kleinen Feuersalamander. 


Die Wege waren zwar gut markiert, aber nicht immer als Weg erkennbar. Bergab ging es schlussendlich noch ein kurzes Stück durch zugewachsene Wege, teils mit Brombeeren. Ich kam nach 29km am verwaisten Picknickplatz Piano di Prata an. Der bot mit seinen hoch gewachsenen Eichen guten Windschutz und so entschieden ich dort zu nächtigen. 



Nebelige Wanderung


Der Abend und die Nacht waren erstaunlich trocken geblieben und die Bäume boten einen hervorragenden Windschutz. Erst morgens gegen sieben Uhr fing es plötzlich wie aus Eimern an zu gießen. Den Schauer saß ich im Zelt aus und packte danach zusammen. 

Da laut Beschreibung die ersten 3km weglos durch Brombeergestrüpp gehen sollten, entschied ich mich für einen Umweg über die Straße. Diese war nebelverhangen.



Nach etwa vier Kilometern zweigte der SI auf einen Pfad über eine von Pferden beweidete Fläche ab. Anschließend ging es genauso nebelig weiter durch Buchenwald. Es war zwar nebelig, regnete aber nicht mehr. 



So ging das eine ganze Weile. Erst gegen Mittag, als der SI einen Hang querte, stiegen die Wolken auf und gaben die grandiose Aussicht frei. 



Unfreiwillig trieb ich eine Kuh voran, die sich auf dem Pfad breit gemacht hatte. Der Pfad führte mich zu einer alten Kirche, wo ich eine Pause einlegte, um mein nasses Zelt zu trocknen. 



Anschließend ging es bergab in die Zivilisation, wo ich noch einige Zeit an der Straße laufen musste, um nach Montesarchio zu kommen, wo ich eine Nacht im B&B gebucht hatte. Da hatte ich zwar nur ein Zimmer,  aber da außer mir nur ein vierbeiniger Mitbewohner da war, hatte ich massig Platz für mich allein. 26km war ich an dem Tag gegangen. 





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