GPT 16 Villarice Traverse
Vulkanlandschaft in der Nähe von Pucón
10.03.2025 Regnerischer Start
Da ich erst in der Nacht am Tag zuvor in Pucón angekommen bin, startete ich erst spät. Der Startpunkt der Villarica Traverse liegt oberhalb der Stadt beim Skizentrum. Dorthin gelangt man nur über eine Straße. Auf diese und die zusätzlichen 1000 Höhenmeter hatte ich keine Lust und bestellte mir ein Uber. Der Fahrer hatte bei der Schlussrampe Schwierigkeiten hochzukommen, schaffte es aber. Der eigentliche Startpunkt liegt noch etwas höher und so lief ich die ersten drei Kilometer auf der Kiesstraße.
Danach begann der ausgeschilderte Trail und führte in leichtem Auf- und Ab durch die von Vulkanismus und Lava geprägte Landschaft. Leider konnte ich davon kaum etwas sehen. Denn es war nebelig und regnete beständig - die Wettervorhersage meinte 2 Liter am Mittag. Es waren aber deutlich mehr, etwa drei Stunden lief ich durch den Regen, bevor der Himmel langsam Stück für Stück aufriss.
Zum Glück! Meine Finger waren schon so kalt, dass ich zum pinkeln kaum meine Hose öffnen konnte. Die Regenkleidung hielt auch nicht dicht: Bauch und Unterschenkel waren nass. Mir war echt kalt! Weit und breit hatte ich keine Möglichkeit gesehen, mich irgendwo unterzustellen und hatte schon überlegt das Zelt aufzubauen. Die Sonnenstrahlen taten wirklich gut!
Nun konnte ich die grandios schöne Landschaft auch sehen und genießen. Auch den vergletscherten Vulcan Villarica sah ich nun zum ersten Mal.
Immer wieder führte der immer gut erkennbare Pfad durch den Regenwald, wo unter anderem Auraukarien wachsen. Diese Urbäume wachsen nur hier und in den angrenzenden Regionen Chiles, eine ist sogar danach benannt. Im Süden und im Norden gibt es diese Bäume nicht.
Wasserquellen fand ich mehrere doch manche waren wirklich dreckig und nicht als Trinkwasser geeignet. Insbesondere die vom Ñilfe fällt negativ auf.
Um 18 Uhr suchte ich mir eine Zeltstelle mit tollem Ausblick. Ok, der Weg führt noch viele Kilometer so weiter und es hätten bestimmt alle möglichen Zeltplätze eine tolle Aussicht. Es wurde empfindlich kalt sobald die Sonne verschwunden war. Der bunte Sonnenuntergang lockte mich trotzdem nach draußen. Mit Regenhose als Windschutz und der Daunenjacke hielt ich es zumindest eine Weile aus.
11.03.2025 Sonne pur
Ich hatte erholsam geschlafen und der Tag begann mit einem tollen Sonnenaufgang. Jedoch war es zu kalt, um ihn sich intensiv anzusehen, denn in der Nacht hatte es gefroren. Doch sobald die Sonne herkam, wurde es beim Wandern schnell warm und ich konnte den Pullovern ausziehen. Es war kein Wölkchen am Himmel und so sollte es den ganzen Tag bleiben.
Araukarien:
Überwiegend eben lief ich bis in den Vormittag hinein in der von ehemaligen Vulkanausbrüchen geprägten Landschaft. Abgesehen von einer Strecke durch erkaltete Lava, war der Weg klar erkennbar.
Beim Abstieg durch den Wald kam mir eine Gruppe mit schwer beladenen Rucksäcken entgegen. Es war also doch etwas los im Nationalpark. Durch die Sonne war es so warm, dass ich sogar in kurzer Hose gehen konnte. Ich weiß gar nicht, wann dies das letzte Mal der Fall war. In Patagonien war es die letzten Wochen zu kalt.
Zur Mittagszeit lief ich bergab auf einer Forststraße, die zwar monoton war, aber immerhin einen weichen Belag aus Erde und Laub hatte. Bei der Rangerstation vom Nationalpark Villarica trug ich mich in eine Liste ein und zeigte mein Eintrittsticket, was ich vor Tourbeginn online auf pasesparques.cl gekauft hatte. Der Ranger erklärte mir noch, wo sich die nächsten Wasserquellen befinden und wünsche mir viel Glück.
Dann begann ein anstrengender Anstieg von 700 Höhenmeter zum Mirador Los Pinos mit guter Aussicht auf den Volcán Quetrupillán. Ich benötigte zwei Stunden für diesen gut gepflegten Pfad. Oben hatte ich Empfang und gönnte mir eine Pause. Ich war total hungrig!
Bergab ging es sehr lange an einem bewaldeten Kamm entlang, leider ohne jede Trinkwasserquelle. Daher musste ich weiterlaufen als geplant, denn erst um 19 Uhr nach etwa 29km fand ich eine Quelle. Passenderweise befand sich gleich daneben eine idyllische Zeltstelle. Den letzten Abend wollte der Alkoholkocher nicht so recht in Gang kommen, nur mit Mühe konnte ich das Wasser erhitzen, obwohl ich den Alkohol vorher am Körper erwärmt hatte. Heute hatte ich keinerlei solche Probleme und konnte entspannt meine Couscous-Mahlzeit zubereiten. Im Gegensatz zur letzten Nacht war die Aussicht am Camp weniger spektakulär, aber trotzdem schön. Kurzzeitig wurde der Volcán Quetrupillán vor mir von der Abendsonne rötlich angestrahlt.
12.03.2025 Windige Mondlandschaft
Ich schlief diesmal nicht so gut, weil ich so oft aufs Klo musste. Entsprechend verschlafen war ich in der Früh und kam auch nur schleppend mit dem Abbau vom Camp vorran. Erst um neun Uhr schaffte ich es aufzubrechen. Da es vergleichsweise warm war, wollte ich erst im T-Shirt laufen, doch nach wenigen 100 Metern kam ich ins offene Gelände, wo starker Wind wehte. Also zog ich den Pullover wieder an.
Der Weg auf den 1924m hohen Pass zog sich und war teils sehr steil. Reifenspuren deuteten darauf hin, dass hier Motorcrossfahrer unterwegs sind, obwohl es im Nationalpark verboten ist. Sobald ich den Pass erreicht hatte, erwartete mich eine unbeschreibliche Mondlandschaft aus dunkelgrauem Gestein, gekrönt mit ein paar Schneefeldern.
Ich unternahm noch einen kleinen weglosen Abstecher, um einen Blick auf eine namenlose Lagune zu erhalten. Diese war mit ihrer hellen Farbe auffällig schön.
Laguna Azul:
Ich stieg zur Laguna Azul ab, wo ich eine Pause machen wollte. Dort war ich nicht alleine, ein paar Einheimische hatten hier ihr Camp aufgeschlagen und waren am Angeln. Nur ein Mann war bei meiner Ankunft am Camp und bot mir freundlicherweise gekochte Piñones an. Das sind die Samen der Araucarias, die in dieser Jahreszeit reif sind. Sie schmecken einer Kartoffel nicht ganz unähnlich. Ich tat mich schwer den Mann mit seinem Dialekt zu verstehen, doch er redete immer weiter auf mich ein und fragte z.B. wieviel Geld ich auf meiner Reise ausgebe. Diese Frage empfand ich als unangenehm und aufdringlich, schließlich kannte ich ihn gar nicht. Zunehmend begann ich mich unwohl zu fühlen und verabschiedete mich von ihm. Ich lief rund einen Kilometer weiter und machte im Schatten eines Felsens eine Pause, diesmal ganz in Ruhe.
Blick vom Pass bis zur Laguna Blanca:
Laguna Blanca:
Der weitere Verlauf des Trails bis zur Laguna Blanca war einfach und überwiegend flach. Prominent hingegen war der beständig starke Wind. Die Laguna Blanca befindet sich nicht direkt am Weg, man muss einen kleinen Umweg gehen. Dieser lohnt sich meiner Meinung nach total, denn dieser See ist mit seiner hellbeigen Farbe ein ganz spezieller Anblick.
Weiter ging es durch diese windige Mondlandschaft mit einem kleinen Abstecher auf die argentinische Seite. Der offizielle Weg hat diese Wegführung gewählt und ist daher auch nicht illegal. Zurück in Chile auf dem 1841m hohen Pass blies der Wind ganz besonders kräftig. Von hier kann man den mächtigen Volcán Lanin mit seinen 3747m auf argentinischer Seite sehen.
Mal steil, mal flach ging es nun beständig bergab. Mein Tagesziel war die Laguna Las Avutardas, wo es Zeltstellen geben soll. Kurzzeitig war der Weg im Wald etwas zugewachsen, aber nie zu stark. Hier war der Wind dafür so gut wie weg und auf einen Schlag war es wärmer. Der Pfad zum Ufer der Laguna stellte sich als zu sumpfig heraus. Da ich aber bei der letzten Quelle nicht aufgefüllt hatte, brauchte ich Wasser. Auf einer großen Wiese fand ich einen Campspot, um Wasser zu holen, musste ich noch auf einem anderen Pfad zum Ufer der Laguna gelangen. Das klappte gut und ich konnte die Flaschen auffüllen.
Später am Abend liefen zwei Frauen vorbei, vermutlich wollen sie direkt am Ufer des Sees campen.
13.03.2025 Lauf durch den Wald
Ich hatte bei der Zeltplatzwahl eine blöde Wahl getroffen. Die Wiese erschien tagsüber noch total trocken, doch in der Nacht taute es extrem. Es kühlte nicht nur stärker ab als gedacht, sondern die Menge an Kondenswasser im Zelt war abartig. Durch die dämliche Konstruktion mit der Bodenwanne, die direkt mit der Zeltwand vernäht ist, bildeten sich Pfützen am Kopf- und Fußende. Unter der Isomatte hatte sich das Wasser gesammelt. Normalerweise weiß ich es besser, doch bei dem warmen Wetter habe ich nicht damit gerechnet. Dabei hätte es nicht sehr weit im Wald auch flache Stellen gegeben.
Mit dem nassen Zelt im Gepäck lief ich los, teilweise befand sich sogar minimal Reif an den Grashalmen. Der Weg im Wald war nicht schwierig, aber die vielen umgestürzten Bäume, sorgten für ein eher langsames Tempo. Entweder lief ich außen herum oder kletterte drüber.
Als ich den größten Teil vom Abstieg geschafft hatte, fand ich nach längerer Suche eine geeignete Stelle um das Zelt in der Sonne trocknen zu lassen. Auch die Isomatte legte ich raus, allerdings in den Schatten.
Ich überquerte die Straße, um auf einem Pfad bis zum offiziell Eingang in den Sektor Puesco vom Parque Nacional Villarica zu gelangen. Hier trug ich mich in eine Liste ein, damit die Conaf weiß, dass der Trek erfolgreich beendet ist. Dann wollte ich bis in den Ort Currarehue hitchen, doch eine ganze Weile hielt kein Auto an, obwohl genügend vorbeifuhren. Schlussendlich stoppte ein Pick-Up mit deutschen Auswanderern, die in der Nachkriegszeit nach Chile gekommen sind. Es ergaben sich interessante Gespräche. In Currarehue nahm ich den Bus nach Pucón.