Freitag, 4. April 2025

GPT 8 Volcán Chillán

GPT 8 Volcán Chillán 


Thermalquellen, steile Berge und ein Wetterumschwung



27.03.2025 Mit Hektik durchs Tal der heißen Quellen 

Von Talca fuhr ich mit dem Bus nach Chillán. Da der Bus nach Termas de Chillán erst um 14 Uhr fahren sollte, hatte ich vorher noch genug Zeit zu vertreiben. Da es im Einkaufszentrum nahe des Busbahnhofs einen Shop von Merrell gibt, versuchte ich mein Glück ein neues Paar Schuhe zu bekommen. Spätestens seit GPT 6 war das jetzige völlig verschlissen. Das Profil war zwar noch ok, aber der Stoff hatte bereits zahlreiche Risse. Ich hatte riesiges Glück: die Agility Peak 5 waren um 40% reduziert. Da musste ich keine Sekunde lang nachdenken und kaufte mir ein neues Paar davon. 

Vergleich alt und neu:

Der 14 Uhr Bus fuhr pünktlich ab, die Fahrt dauerte allerdings zwei einhalb Stunden und so kam ich erst um 16:30 Uhr an. Ich war die letzte im Bus und musste von der Haltestelle noch 1.5km bergauf zum Trail laufen. Meine Laune war nicht sonderlich gut. Der Zeitdruck machte mir zu schaffen, denn bis Sonnenuntergang waren es bloß noch drei Stunden. Da der Trail super steil war, kam ich nur langsam vorwärts. Ich beeilte mich zwar, aber schneller ging es einfach nicht. 

Erste heiße Quellen:

Aussicht vom Weg:

Wolkiger Pass:


Bergab war es ebenso steil, aber wenigstens bekam ich so besser Luft. Leider sah ich, dass eine Hot Spring bereits mit zwei Zelten belegt war. Das gefiel mir gar nicht. Ich befand mich nämlich im "Valle Aguas Calientes" also im "Tal der heißen Quellen". So musste ich sogar einen großen Bach mit heißen Wasser überqueren. In der Nähe hätte es sogar eine Zeltstelle gegeben, aber der Weg zum heißen Bach erschien mir zu schwer, um im dunkeln zu baden. 

So eilte ich hektisch weiter, ich hatte noch 30 Minuten. Kurz vor acht erreichte ich die anvisierte Stelle mit Hot Spring und Camp. Es war etwas windig, aber zum Zeitpunkt des Aufbaus kein Problem. Noch schnell Wasser holen und dann wollte ich eigentlich ein entspanntes Bad nehmen. Eigentlich... der Wind hatte zwischenzeitlich gehörig zugelegt. Ich überlegte hin- und her und wollte es schließlich um 21 Uhr wagen. Als ich rauskam, fegte mir der Wind mit voller Wucht entgegen. Er hat tatsächlich stark zugenommen und mir war nicht ganz geheuer. Stattdessen verbrachte ich eine schlaflose Nacht im Zelt. Das Zelt hielt durch, ich hingegen konnte trotz Ohropax erst um 3 Uhr einschlafen. 

Heißer Bach mit Zeltplatz:


28.03.2025 Termalbad morgens und abends 

Übermüdet wachte ich auf. Der Wind war noch da, allerdings weniger stark. Ich packte den Rucksack und baute das Zelt ab. Diesmal wollte ich endlich in die Thermalquelle! Es war eine Wohltat in dem heißen Naturpool zu sitzen und das Frühstück einzunehmen. Danach fühlte ich mich wie neu geboren. 

Um 9 Uhr ging es dann los. Erst ein Stück zurück und dann durch sumpfige Wiesen zu einem sandigen Bergpfad. Dieser schlängelte sich mal steil, mal weniger steil hinunter ins Tal vom Rio Diguillin.

Dort standen zwei Flussquerungen hintereinander an. Die erste war nicht mal knietief und einfach. Die andere etwas kniffliger und reichte mir bis zur Mitte der Oberschenkel. 

Erste Querung:

Querung Rio Diguillin:

Auf der anderen Seite vom Fluss führte ein gepflegter Waldweg rauf- und runter. Ich ärgerte mich, als ich den falschen Abzweig nahm und extra Höhenmeter machen musste. Der Aufstieg zum Pass auf 1796m war sehr steil und entsprechend anstrengend. Runter kam ich natürlich schneller.

Rechts befindet sich der Pfad: 

Trotzdem lagen noch ein paar Kilometer vor mir bis zum Camping Los Peucos. Oftmals bestand der Pfad aus losem Geröll. Als ich am Campingplatz ankam war ich erleichtert, aber die Freude hielt nicht lange. Denn zwei Mitarbeiter der Conaf erklärten mir, der Campingplatz sei eigentlich geschlossen. Entsetzt schaute ich sie an. Ich hatte Glück und durfte bleiben und sogar die heißen Quellen nutzen. Beide waren sehr freundlich und ich konnte einen sehr schönen Abend genießen. Der Ort ist echt himmlisch: sehr naturnah im Wald mit natürlichen Thermalquellen. Nachts quakten die Frösche. Denen höre ich viel lieber zu als dem Wind. 

Vom Campingplatz durfte ich leider keine Fotos machen und kann daher hier keine einstellen. 


29.03.2025 Schutz suchen

Ich schlief so gut, wie schon seit Tagen nicht mehr. In der Hütte befand sich eine alte Schaumstoffmatratze, die weich und bequem war. Auf dieser hatte ich gelegen. Bevor ich ging, frühstückte ich in der Thermalquelle sitzend und verabschiedete mich von einem der Ranger. Meine Daten wurden aufgenommen und ich wurde gebeten, mich zu melden, sobald ich in Antuco angekommen bin. 

Dann lief ich los. Die ersten Stunden auf einer sehr primitiven Straße, die wohl überwiegend von Pferden "befahren" wird. Hier musste ich gleich vier Flüsse queren, keiner davon war tief. Der letzte, Rio Polcura, allerdings war sehr breit. 

Eine von 4 Flussquerungen:

Rio Polcura:

Hier wurde die Straße uns unschön:

Dahinter war die Straße besser ausgebaut und daher weniger spaßig. Dafür famnd ich mehrere Apfelbäume, an denen ich mich bedienen konnte. Ab Vormittag wurde es windig, so kündigte sich ein Wetterwechsel an. Denn für den Abend bis zum nächsten Morgen sind starke Regenfälle mit Sturmböen vorhergesagt. Deshalb war die Aufgabe des Tages nicht irgendein bestimmtes Ziel zu erreichen, sondern einen Zeltplatz zu finden, der sowohl excellenten Windschutz als auch einen saugfähigen Boden bietet. 

Um 13 Uhr bog ich auf den Sendero "Los Ratones" ein, der vom Tal des Rio Polcura hoch zu einem bewaldeten Pass auf 1744m führt. Im unteren Teil zeigte sich die Vegetation sehr trocken und karg. Umso höher ich kam, desto mehr Bäume gab es. Laut den Rangern von Conaf handle es sich hier um einen alten Lengabuchenwald. Gestern hatte ich meinen Plan mit ihnen besprochen. In diesem Wald wollte ich mir nämlich einen Zeltplatz suchen, denn weiter unten Richtung Laguna de Laja sieht es bezüglich Wald dürftig aus. An der Laguna Roble gäbe es noch einen guten Zeltplatz, dies wäre allerdings mit 34km eine zu lange Tagesetappe. An einer Frischwasserquelle füllte ich mir insgesamt drei Liter Wasser ab und schleppte diese den letzen Rest nach oben. Ich fand nicht sofort die perfekte Stelle, irgendwas war immer. Im Beginn des Abstiegs nach 15 Uhr sah ich eine relativ ebene Stelle neben einem Strauch Bambus. Erst wollte ich weitergehen, sah dann aber wie abschüssig das Gelände werden wird und drehte um. Die Stelle war auch nicht 100% flach und am liebsten wäre ich noch ein paar Kilometer gegangen. Ich bezweifelte allerdings, dass ich die 13 Kilometer bis zur Laguna Roble noch bis 19 Uhr schaffen würde. Der Pfad war zwar nicht schwierig, aber durch zahlreiche umgestürzte Bäume auch nicht einfach. Mit leicht gedrückter Stimmung baute ich mein Zelt auf und versuchte die Unebenheiten mit Laub abzufedern. 

Abendessen:

Da es noch nicht regnete, konnte ich zumindest den Nachmittag draußen verbringen. Lustigerweise verfügte der dicke Stamm der alten Buche über eine Art natürlichen Sitz. Um 19:30 Uhr fielen die ersten Tropfen. Vor den Sturmböen war ich hier unten gut geschützt. Ich zweifelte trotzdem, hätte ich die 13km bis zur Laguna Roble doch schaffen können? 


30.03.2025 Kalter Bergrücken 

Tatsächlich regnete es in der Nacht ungeheuerlich viel. Trotzdem schlief ich sehr gut, auch wenn ich um drei Uhr nachts wach wurde, da es tropfte. Es leckte durch einen der Lüfter - vielleicht lag es daran, dass das Zelt leicht schräg stand? Ich ging raus, verschloss den Lüfter und schlief weiter. Um acht Uhr wachte ich auf, es regnete nur noch leicht. Daher ließ ich mir Zeit, um halb zehn als der Himmel leicht aufriss, lief ich los. 

Überraschend sah ich nur fünf Minuten später eine bessere Zeltstelle im Wald und das, obwohl die Höhenlinien dies nicht vermuten ließen. Naja, zu spät. Dann sah ich in der Ferne zum ersten Mal die Laguna de Laja. Zusammen mit der feuchten Erde und dem nassen Laub roch die Luft ganz anders als an den Tagen zuvor. Der Pfad war überwiegend gut erkennbar. 

Blick zurück:

Aussieht bis zur Laguna Laja:

Puesto:

Laguna de Laja aus der Nähe:

Auf dem Weg zur Laguna Roble sah ich am Wegesrand ein Kaninchen, welches mit einer Pfote in einer Drahtschlinge feststeckte, die an einem Gewächs steckte. Es zappelte erst hektisch, als ich mich näherte. Das arme Geschöpf tat mir leid, natürlich musste ich helfen! Ich redete sanft auf das Tier ein, in der Hoffnung, es möge aufhören zu zappeln. Tatsächlich hielt es einen Moment ganz still, sodass ich die Schlinge lockern und die Pfote befreien konnte. Dann hoppelte das Kaninchen schnell davon - verletzt war es anscheinend nicht. Wenige Minuten später entdeckte ich ein totes Kaninchen, dass mit einer ähnlichen Drahtschlinge sich selbst erdrosselt hatte. Der Anblick tat mir im Herzen weh. Hatte da jemand mit Absicht Fallen ausgelegt? In der Nähe sah ich eine primitive Hütte. 

Fast vier Stunden hatte ich bis zur Laguna Roble, wo es die nächsten gut geschützten Zeltplätze gibt, gebracht. Wahrscheinlich hätte ich es gestern gerade so geschafft. In der Sonne ließ ich das nasse Zelt trocknen. 

Blick beim Anstieg:

Der steile 550hm-Anstieg ging bei den kühlen Temperaturen leichter von der Hand als erwartet. Nur 75 Minuten brauchte ich für die drei Kilometer. In der Ferne sah ich zahlreiche schneeweiße Gipfel. 

Nun ging es für viele Kilometer am Bergrücken entlang. Oder rechts und links davon. Die Aussichten von oben waren fantastisch! 

Ich kam beschwingt und flott vorwärts. In der Ferne sah ich dunkle Wolken, aber noch schien die Sonne. Mein Tagesziel war die Laguna Hermosa, die besonders schön sein soll. Der Zeltplatz dort soll auch ganz toll sein. Aber irgendwie folgte ich dem falschen Weg und war zu weit unterhalb vom Grat. Dabei gab es auf der Karte nur einen Weg. Zurückkehren wollte ich nicht und lief stattdessen weglos auf gleicher Höhe weiter, bis ich wieder auf den ursprünglichen Weg traf. Weglos lief ich hinab zur Laguna Hermosa. 

Diese sieht wirklich sehr idyllisch aus. Der Campingplatz direkt am Strand überzeugte mich nicht - es war windig und Nebelschwaden zogen über den See hinweg. Ich füllte mein Wasser auf und suchte mir etwas oberhalb einen Platz mit weniger Wind, aber einer guten Aussicht. Tja, direkt nachdem ich das Zelt aufgebaut hatte, fing es an zu schneien. 


31.03.2025 Right-of-way-Conflict umgehen 

Die Nacht war die kälteste bisher in Chile. Am nächsten Morgen war das ganze Zelt von innen und außen gefroren. Ich schaffte es nicht, es so klein zu rollen, dass es in den Packsack passt. Es war nämlich doppelt so groß wie sonst. 

Der weglose Weg bergauf zurück zum Trail eignete sich gut zum aufwärmen. Dort schien auch schon die Sonne und es war nicht mehr ganz so kalt. 

Laguna Hermosa von oben:

Allerdings ist dort der Schnee vom Abend tatsächlich liegen geblieben. Dies machte weder das Gelände noch die Navigation einfacher. Insbesondere als ein sehr steiler Hang gequert werden musste, fand ich den Trail nur, weil dort Tierspuren zu sehen waren. Ich war dem Tier dankbar, welches den Wanderweg benutzt hatte. 

Danach wurde es nicht einfacher, denn für wenige Kilometer war kein Pfad mehr vorhanden, ich musste also weglos weiter. Knifflig waren die Stellen im Schatten, wo die Steine vereist waren. Die grandiosen Panoramen auf dem Bergrücken belohnten meine Mühen. 

Da gings runter:

Laguna Toro und Laguna de Laja:

Trotzdem war ich erleichtert, als es wieder einen sichtbaren Weg gab und als der Abstieg begann. Auch hier war es nicht einfach, da der Beginn sehr steil und nochmal teilweise gefroren war. Sobald ich die Baumgrenze erreicht hatte, fiel mir der Weg wieder leichter.

Plötzlich kam mir ein Hund entgegen, dann noch drei weitere, die mich aggressiv ankläfften. Zwei Männer auf Pferden riefen sie zurück und fragten wohin ich gehe. Ich fragte mich, ob sie zu dem Puesto gehören, wo der Besitzer keine Wanderer passieren lassen will. Dieser Wegerecht-Konflikt beschäftigte ich seit Wochen. Mein Plan war es, außen vorbei zu schleichen, um erst gar nicht gesehen zu werden. Der erste Versuch scheiterte an zu dichter Vegetation, unpassierbar ohne Machete. Etwas südlicher fand ich einen Tierpfad, der auf eine große offene Weidefläche führte. Über diese ging ich und konnte so das Puesto vermeiden. Allerdings wäre ich von Haus aus einsehbar gewesen, es hat mich aber anscheinend keiner gesehen. Dann war ich erneut. 

Vorbeischleichen:

Über eine Schotterpiste ging es bergab bis ein Trail begann, der liebevoll angelegt durch eine von einem ehemalige Vulkanausbruch geprägte Landschaft führte. 

Von der Straße aus, wo der Wanderweg endete, waren es noch neun Kilometer bis zur nächsten Bushaltestelle. Da es bereits nach vier Uhr war, hoffte ich auf eine Mitfahrgelegenheit bis Antuco, damit ich dort einen Bus in die Stadt Los Ángeles nehmen kann. Dort würde ich übernachten müssen, um am nächsten Tag nach Pucón zu fahren. Arno wartete dort auf mich. Ich hatte jedoch riesiges Glück, denn ein sehr freundliches Ehepaar nahm mich mit nach Los Ángeles. Sie erzählten mit von ihrem drei Kindern und Enkelkindern. Ihr ältester Sohn reist ebenfalls mit Begeisterung, war auch schon mehrfach in Europa. Sie setzten mich am Busbahnhof ab und wollten nicht mal das Geld haben, was ich ihnen als Dank anbot. Am Busbahnhof kaufte ich einen Fahrschein für den Abendbus nach Pucón, um mich dort mit meinem Mann zu treffen. 

GPT 6 Descabezado Grande

GPT 6 Descabezado Grande bzw. Condor Circuit


Mindblowing Maule



Der Condor Circuit ist im Vergleich zum GPT sogar im Lonely Planet erwähnt. Zwar fehlen ausführliche Informationen zu dieser Rundtour, aber eine Überraschung ist dies schon, denn vom Massentourismus ist die Region Maule in Chile definitiv nicht. Empfehlen würde ich diese Route dem typischen Backpacker allerdings nicht, denn in letzter Zeit hat sich der Planungsaufwand für diese Tour erheblich erhöht. Früher konnte man den Condor-Circuit unkompliziert als Route planen und musste sich neben dem üblichen Kram nur um den Eintritt ins Reseva National Altos de Lircay bzw. Parque National Radal Siete Tazas kümmern. Man hat die Möglichkeit beide Schutzgebiete in die Tour zu integrieren oder nur einen. Problematisch ist heutzutage das Highlight nahe des Descabezado Grande und den heißen Quellen, denn dies ist Privatgrund und gehört der Familie Galdames. Man benötigt ein Permit, was man vorher beantragen muss und im Rahmen dessen müssen 25.000 CLP pro Person überwiesen werden. Ohne Permit lässt einen die Conaf gar nicht rein. Die konkreten Informationen zum Prozedere finden sich bei Wikiexplora. Genau das habe ich getan, denn ansonsten gibt es nur die Möglichkeit mit vielen Tagen weglosen wanderns außen herum zu marschieren oder mit einer anderen Etappe zu verbinden. Dadurch erhöht sich jedoch nicht nur der Schwierigkeitsgrad, sondern auch das Rucksackgewicht. 

22.03.2025 Reserva National Altos de Lircay

Am Tag zuvor bin ich am Abend mit dem Fernbus in Talca angekommen und da der Bus am nächsten Tag bereits um 7:15 Uhr fuhr, gab es nur wenig Schlaf. Zudem war ich so aufgeregt, dass ich erst gar nicht einschlafen konnte. Müde stieg ich in den Bus nach Viles Alto. Mit bloß 3000 CLP war die fast zweistündige Fahrt günstig. Ich hatte das ausgefüllte Formular wie Fr. Galdames es gewünscht hat, bei der Conaf angegeben und ihren den Chat bei WhatsApp gezeigt. So vorbereitet lief es völlig problemlos und ich durfte passieren. 

Um tiefer ins Reservat zu gelangen, musste ich zunächst einer staubigen Straße folgen, die immer gröber wurde. Irgendwann ging sie in einen schmalen und gepflegten Wanderweg über. Es war Samstag und zahlreichen Einheimische waren unterwegs, ständig traf ich weitere Dayhiker. Das Klima war mediterran: warm und trocken. Die Sonne brannte vom blauen Himmel ohne jede Wolke. Da war ich froh über den angenehmen Schatten im Wald. Überrascht stellte ich fest, auch hier verfärben sich die Buchen schon sehr eindeutig.

Nach zwei Stunden gelangte ich zu einer offiziellen Campstelle, die ich und viele andere für eine Pause nutzte. Ein Mitarbeiter der Conaf fragte mich, wo ich hingehe. Ich war unsicher, was ich sagen sollte. Eigentlich führte mich meine Route zuerst aus dem Park raus Richtung Parque Íngles, doch da kenne ich nur das Camp Bolsón, für welches man ein Permit braucht. Ich war unsicher und wusste nicht, wie ich es auf Spanisch ausdrücken sollte. Daher gab ich an zur Laguna Blanquillo zu gehen, auch wenn ich dort erst an einem anderen Tag ankommen werde. 

Sobald ich den Park verließ, war der Trail etwas schlechter erkennbar. Durch die vielen Steinmännchen und den Spuren von Pferdehufen konnte ich mich dennoch gut orientieren. Hier wuchsen nur noch niedrige Buchen mit bereits ganz toller Herbstlaubfärbung. Mir gefiel die Szenerie sehr. 

Es ging langsam immer weiter bergauf, der höchste Punkt war ein Bergrücken auf 2200m. Das Panorama war herrlich, ich konnte sehen, in welche außergewöhnliche Landschaft es mich morgen führen wird. Vorfreude kam auf. 


Der Weg bergab war nicht einfach, der Untergrund bestand aus einer Mischung aus Sand und losem Geröll. Der feine Sand hatte schon längst den Weg in meine Schuhe und Socken gefunden, die Zehen waren braun paniert. Zwar hatte ich die Füße an einem Bächlein gewaschen und die Socken ausgeklopft - lange hielt es nicht. 

Mein Wasser war fast alle, doch die Gräben auf dem Weg nach unten waren knochentrocken. Dann hatte ich Glück. Nach dem Abstieg gelangte ich zu einer bewaldeten Ebene mit einer glasklaren Quelle. Offensichtlich hatten hier schon Menschen gezeltet. Ich überlegte, ob ich noch weitergehen sollte, etwa eine Stunde könnte ich noch gehen. Ich entschied mich dagegen, denn sonst hätte ich im Parque Íngles nicht weit entfernt vom Camp Bolsón mir was suchen müssen. Da fühlte ich mich hier sicherer. 

Die Wahl war goldrichtig. Am Abend konnte ich einen unglaublichen Sternenhimmel bestaunen und das bei angenehmen Temperaturen. 


23.03.2025 Seelensee und Thermalquellen von Azufre

Morgenstimmung:

Zunächst ging es am Morgen nach erholsamen Schlaf ein kurzes Stück weglos zu einer staubigen Straße. Dieser musste ich nur kurz folgen, bis ein Trail abbog.

Blick Richtung Valle del Indio:

Angenehm flach lief ich dahin, bis es steil bergauf zum 2257m hohen Pass ging. Der Anstieg war steil, aber einfach. Mir kamen die zwei GPT-Hiker Tobias und Tim entgegen, mit denen ich mich kurz unterhielt. Sie rieten mir dazu, bei den Thermalquellen den Platz am Fluss zu nehmen, da an dem anderen bei der Quelle der Boden warm sei. Spoiler: ich habs falsch gemacht. 

Auf dem Weg zur Laguna de las Animas (dt.: See der Seele) kam mir eine ganze Karawane mit Lastenpferden entgegen. Juan, der bereits in München gelebt hatte und sogar Garmisch-Partenkirchen kannte, bildete das Schlusslicht. Dahinter stieß ich auf eine große Rinderherde und ein paar Arrieros. Nach drei Stunden hatte ich es zur Lagune geschafft und machte eine kurze Pause.

Danach ging der Anstieg weiter, diesmal zum 2547m hohen Pass. Auf dem sehr sandigen Untergrund war es ziemlich anstrengend. Die Aussicht war genial, aber etwas diesig. Der Wind wehte immer wieder Sand hoch. 

Ausblick:

Der Weg runter war noch sandiger, aber bergab stellte dies kein Problem dar. Über mir kreisten mindestens 10 Kondore. Wahnsinn!

Trotz Gaiters sammelte sich eine große Menge Sand in beiden Schuhen. Ich leerte die Schuhe raus, bald war wieder neuer Sand drin. Die Laguna Mondaca sah ich bereits von weitem und entschied mich gegen einen Abstecher dahin. Bei einem Bachlauf legte ich eine etwas längere Pause ein. 

Blick von oben auf die Steinwüste:

Unerwartet ging es weglos weiter und zwar durch eine große Steinwüste. Nein, Steinhölle trifft es besser! Unzählige Gräben durchzogen das Gebiet, es war sehr unübersichtlich. Irgendwann musste ich einen reißenden Fluss furten, er war knietief. 

Als ich in der Nähe eines Nebenflusses war, brach unter meinem Fuß ein großer Fels weg und ich fiel auf die Seite und schlug mir Ellenbogen und den linken Oberschenkel an.

Aua! Die Schürfwunde am Ellenbogen rieb ich mit Jod ein und lief weiter. Kurz darauf traf ich ein deutsches Paar, welches den Condor Circuit in der Gegenrichtung läuft. Sie berichteten von einem sehr schwierigen Abschnitt bevor der eigentliche Trail beginnt. Das untere Ende sei irgendwie abgestürzt. Auweia, toll klingt das nicht. Mit mulmigem Gefühl lief ich vorsichtig weiter. Es führte mich rechts in ein steiles Bachbett hinein. Laut GPT sollte links von mir ein Weg beginnen, doch davor befand sich ein sehr steiler Abhang. Es war wirklich schwierig, insbesondere weil der Untergrund lose war und ebenso die Steine. An einer Stelle rutschte ich runter, dann kämpfte ich mich langsam hoch, wo etwas Gras wuchs. Ungefährlich war das nicht, einen anderen Weg sah ich leider nicht. Sobald ich den richtig Weg gefunden hatte, musste ich nur noch steil ansteigen und dann den Hang queren, um zu den Thermalquellen zu gelangen. 

Blick zurück:

Um etwa 18 Uhr nach 25km und wenig Pausen hatte ich mein Ziel erreicht. Ich war völlig fertig und baute mein Zelt nahe des Flusses auf. Da es windig war und Staub durch die Gegend flog, sicherte ich es sorgfältig und errichtete einen Steinkreis an der windzugewandten Seite. Völlig erschöpft kochte ich was zu essen und holte Wasser. Erst dann sah ich, dass es weiter unten versteckt noch zwei weitere Plätze gibt. Und der Boden unter meinem Zelt war warm. Tja, in diesem Fall hatte ich nicht den richtigen Platz gewählt. Naja, zu spät. Ich hoffte, trotzdem gut schlafen zu können und badete ausgiebig in den heißen Quellen. Das tat gut nach diesem sehr anstrengenden Tag!

Zeltplatz mit Fußbodenheizung:

Der Boden wurde in der Nacht noch richtig heiß und ich war etwas besorgt. Sonderlich gut geschlafen habe ich daher nicht. 


24.03.2025 Weiße Sandberge - die Mondlandschaft

Der Aufstieg zum El Estadio Pass auf 2695m war zum Glück lang und nur selten steil. In diesem Gelände mit dem weichen Sand sinkt man nämlich mit jedem Schritt ein, sodass man die Höhenmeter quasi doppelt gehen muss. Jeder Schritt bergauf war anstrengend.

Noch im Schatten:

Blick zurück:

Aussicht vom Pass:


Die Welt um mich herum wurde immer weißer, richtig surreal sah das aus. Besonders auf dem Weg bergab gefiel mir das Panorama ausnehmend gut - definitiv eine sehr spezielle Landschaft, die ich noch nie gesehen habe. Umso schöner, sie jetzt auf dieser Reise erleben zu dürfen. 

Rinder auf dem Mond:

Nach über vier Stunden Marsch hatte ich in diesem Gelände bloß 10km geschafft und das obwohl es nicht einmal besonders schwierig war. Bergab durch das weiße Tal ging es dafür vergleichsweise flott in etwa zwei Stunden bis zum Refugio Blanquillo. Dies gehört Don Victor und ist abgeschlossen. Dort kam ich um viertel vor vier an und da noch genügend Zeit war, unternahm ich noch einen Abstecher zur Laguna Blanquillo. Zu Beginn kam mir ein Arriero mit zwei schwer beladenen Pferden entgegen, es war aber nicht Don Victor. 

Vulkan Descabezado Grande: 

Der Pfad zur Laguna Blanquillo war flach und fast immer einfach. Die einzigen Herausforderungen waren eine kurze Kraxelpassage und eine einfache Flussquerung. Vor der Flussquerung begegneten mir vier Wanderer mit kleinen Rucksäcken. Die Reisegruppe berichtete, heute beim Refugio zelten zu wollen. Ich kündigte an, dort auch zelten zu wollen ubd hoffte, es würde genügend Platz geben. Die Laguna Blanquillo selbst war leider schon im Schatten und war daher eher eine Enttäuschung. Ohne Pause lief ich flotten Schrittes zurück. 


Eine Zeltstelle war noch frei. Es war ein ziemlicher Kampf das Zelt aufzustellen, da ich keine Heringe in den steinigen Boden bekam und mit der "Big Rock Little Rock Methode" arbeiten musste. Zum Glück war es diesmal nicht so windig wie die letzte Nacht. Die Gruppe, bestehend aus drei deutschen Gästen, einer einheimischen Guidein und einem Arriero luden mich ein, sich zu ihnen ans Feuer zu setzen. Nur da sie den Arriero dabei hatten, durften sie ein Lagerfeuer entzünden. Zusammen verbrachten wir einen sehr schönen Abend unter dem klaren Sternenhimmel, der sich hier in voller Pracht zeigt. Sie teilten ihre Abendmahlzeit mit mir, trotzdem blieb noch etwas übrig. Dies war für mich die schönste und intensivste Begegnung auf dem GPT.


25.03.2025 Drei blaue Seen in der Mondlandschaft 

Herzlich verabschiedeten wir uns voneinander. Die Gruppe hat für den heutigen Tag einen Ausflug zur Laguna Caracol geplant und kommt danach zum Camp zurück. Ich ging zwar in die gleiche Richtung, startete aber etwas früher. Der Anfang war einfach und beschwingt wanderte ich durch die beeindruckende Vulkanlandschaft. 

Bei dieser Bachquerung blieb ich beim letzten Schritt leider im Gestrüpp hängen und landete mit einem Fuß im Wasser. Das gefiel mir gar nicht, denn dann bleibt der Sand am Schuh kleben. So kam es auch.

Auch der kleine Aufstieg, der vor der Laguna zu bewältigen war, war ok. Schnell war ich trotzdem nicht in dem sandigen Untergrund. Dann konnte ich den langgezogenen See von Weitem sehen und es war nicht mehr weit. Die Laguna Caracol sieht malerisch aus und passt auf den ersten Blick gar nicht in diese Hochwüste. Zumindest im Sommer ist es dort oben sehr trocken, aber da es im Winter reichlich schneien kann, gibt es viele Wasserquellen. 

Entlang der Laguna war es sehr windig, erst am anderen Ende fand ich einen großen Fels und etwas Schutz vor dem Wind, um eine anständige Pause machen zu können. Die Gruppe sah ich leider nicht mehr. Ich war am hin- und hergerissen, ob ich noch einen Umweg über einen weiteren kleinen Pass machen sollte. Das wären nämlich über 300 Höhenmeter extra. Stattdessen stieg ich weglos auf zu einem See in einem Vulkankrater, der sich direkt neben der Laguna Caracol befindet. Dieser Crater Lake sah richtig krass aus - auch sowas hatte ich noch nie gesehen! 

Crater Lake:

Von dort gelangte ich weglosen "Weg", der auf den extra Pass führen sollte. Ich folgte einer Spur, doch diese führte woanders hin. Nicht zuletzt da ich kaum noch Wasser hatte, drehte ich um und lief zurück zum Trail im Tal. An einem Bach füllte ich meine Flaschen auf und staunte über das Bild vor meinen Augen, was mich sehr an die Landschaft auf der Jeeptour durchs bolivianische Altiplano erinnerte. Und im Bach schwammen reichlich Fische. 

Ich unternahm noch einen kurzen Abstecher zur Laguna Turbia und stieg weglos zum Krater daneben auf. Laut Barbara sollte es dort eine weitere Laguna geben, aber diese war ausgetrocknet. 


Dann begann der anstrengendste Anstieg der ganzen Tour. 500 Höhenmeter sehr steil hinauf in dem sandigen Gelände zum Pass Hornitos auf über 2500m. Immer wieder musste ich stehen bleiben, so anstrengend war es. Aber die Aussicht war geil! Sie wurde mit jedem Schritt noch besser. 

Über dem Volcán Azul zogen dunkle Gewitterwolken auf. Ich wäre gerne schneller gegangen, aber das erlaubte meine Lunge nicht. Als ich nach einer Stunde und zwanzig Minuten die zwei Kilometer auf den Pass endlich geschafft hatte, aß ich schnell einen Snickers, leerte wieder meine Schuhe aus und begann den Abstieg. 

Ich beeilte mich und lief nicht immer richtig. In dem Sand ging es schnell runter, doch irgendwann musste ich durch lauter Stachelkletten durch. Diese Mistdinger verfluchte ich lautstark. Es waren immer wieder Donnergrollen zu hören. Dann kam ich endlich bei der eingezeichneten Zeltstelle am Bach an und begann aufzubauen. Die Heringe von Naturehike taugen nicht viel, vier Stück sind bis heute in nur wenigen Tagen zerbrochen. Blöderweise hatte ich diesmal die Titannägel aus Gewichtsgründen nicht mitgenommen. Ich hatte bei dem Sand stattdessen mit lockerem Untergrund gerechnet. Das war falsch. 

Das Gewitter zog vorbei, nur ein paar Tropfen fielen vom Himmel. Ansonsten konnte ich den Abend in Ruhe genießen und mal wieder meine Schuhe flicken. Dieser verfluchte Sand verschleißt die Ausrüstung wahnsinnig schnell. Gestern hat der Reißverschluss meiner Hosentasche aufgegeben und nun habe ich sogar ein Loch gefunden. 

Auch diesmal war der Sternenhimmel atemberaubend schön. Zur Sternenbeobachtung ist die Region hervorragend geeignet. 


26.03.2025 Vom Mond zurück in die Zivilisation 

Der komplette Weg bis runter zur Straße war erneut sehr sandig. Dies machte es einfach flott abzusteigen. Vorher kam ich noch bei der halb ausgetrockneten Laguna Hornitos vorbei. 


An der Straße wuchsen bereits erste Kiefern. Mit jedem Kilometer änderte sich das Landschaftsbild dramatisch: große Bäume wuchen hier, es war vergleichsweise grün. 

Nach zwei Stunden hatte ich Los Cipreses erreicht, wo sogar Äpfel, Esskastanien und Walnüsse wuchsen. Als ich das Eingangstor zu dem Gebiet des Wasserkraftwerks passierte, wurde ich gefragt wo ich herkomme und ob ich mich bei den Carabinieros oder Conaf registriert hatte. Da ich mich nur bei der Conaf registriert hatte, erklärte ich die Familie Galdames wisse Bescheid und ich durfte gehen. An der Straße nahm mich nach wenigen Minuten Wartezeit ein Auto mit bis zur nächsten Bushaltestelle mit regelmäßigem Fahrplan. Dort wartete ich noch rund 40 Minuten auf den Bus nach Talca. Etwa zwei Stunden später checkte ich erneut im sehr empfehlenswerten Hostel 1760 ein. 




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