Donnerstag, 14. November 2024

Takesi Trail in Bolivien

Der Takesi Trail in Bolivien 


Ähnlich wie der El Choro ist der Takesi Trail ein einfacher Wanderweg, der sich auch für Anfänger eignet. Er ist mit 34km noch kürzer, die Anfahrt etwas aufwändiger und anfangs muss der Takesi Pass überwunden werden.

Auch beim Takesi handelt es sich um uralte Handelswege, die zu Zeiten der Inka entstanden sind und in diesem Fall bis heute in gutem Zustand sind. Ein Stück bolivianische Geschichte also. 

10.09.2024

Da wir unsicher waren, wie man mit dem Bus zum Trailhead kommt, entschieden wir uns dafür, ein Uber zu bestellen. Das kostete auch bloß 126 Bolivanos und klappte hervorragend. In dem Dorf Choquecota stiegen wir aus und liefen zunächst ein paar Kilometer auf einer ruhigen Schotterstraße. Im Dorf war noch was los, hier nicht mehr. Ab dem Beginn vom Wanderweg wurde der Anstieg steiler, aber nie wirklich schlimm. Wir waren dennoch froh, gut akklimatisiert zu sein. Der prähispanische Kopfsteinpflasterweg war hier stellenweise in tadellosem Zustand. Ich empfand Hochachtung vor den Menschen, die damals den Weg errichtet haben. 

Oben am Pass war die Aussicht nur mittelmäßig, denn Wolken zogen auf. Und zwar direkt über den Pass hinweg. Der eisige Wind verstärkte unseren Wunsch, schnell abzusteigen. 

Unterhalb der Wolkendecke wurde die Sicht schnell besser. Der Weg war einfach und es machte Spaß, hier bergab wandern zu können. An einer Wasserquelle füllten wir unsere Vorräte auf. Ein paar Kilometer weiter entdeckten wir einen winzigen Zeltplatz, der sogar in mapy.czy eingezeichnet ist. Das Wetter blieb trocken und angenehm mild, sodass wir den Tag draußen ausklingen lassen konnten. 

Kurz gaben die Wolken die Sicht ins Tal frei:

11.09.2024

Die Nacht war hervorragend. Oftmals schlafe ich im Zelt besser als im Bett. Ob das an der Ruhe liegt? Oder am fehlenden Handyempfang? Wieder zeigte sich der uralte prähispanische Handelsweg in bestem Zustand. 

Wir durchliefen den Weiler Takesi, wo uns eine Frau was zum Verkauf anbieten wollte. Jedoch kam ich gar nicht dazu, zu antworten, denn plötzlich kam ein großer Hund um die Ecke, rannte auf mich zu und schnappte nach meinem Knie. Die Frau vertrieb den Hund und wir suchten verunsichert das Weite. Zum Glück trug ich meine lange Hose von Decathlon, mit kurzer Hose wäre es weniger glimpflich ausgegangen. 

Nach einer Pause, um den Schock zu verarbeiten, setzen wir unseren Weg bergab fort. Auf dieser Höhe begannen die ersten Sträucher. Im Gegensatz zum El Choro, hatten wir hier klare Sicht, um die Veränderung der Landstraße wahrnehmen zu können. 

Über einem sehr breiten und steinigen Bach mit eher wenig Wasser gab es keine Brücke. Markierungen auf dem Fels wiesen die richtige Richtung. Auf der anderen Seite fanden wir hervorragende Zeltplätze vor, die wir links und rechts liegen ließen. 

Nun ging es steiler runter und die Baumgrenze war erreicht. Die Temperatur war deutlich wärmer geworden und würde weiter steigen. Nach diesem Stück folgte ein herrlich schöner Höhenweg am Hang entlang. Ab hier wurde der Takesi Trail deutlich schmaler. 

Auch die nächste kleine Siedlung wurde erreicht. Ein paar Menschen wohnen dort mitten in der Natur und bieten Wanderern Campingmöglichkeiten an. Hier war die Vegetation der Yungas bereits sehr dicht und üppig. Ständig zwitscherten Vögel ihre Melodien. Für uns war es noch zu früh, also ging es weiter. 

Eine spannende Brücke:

Nach der Überquerung eines Bachgrabens mussten wir ein Stück bergauf gehen. Bei der Wärme ist das definitiv nicht unanstrengend. Am Sattel ist eine weitere Siedlung, wir sahen aber niemanden. Der Weg wurde wieder etwas breiter und überraschend wir kamen entlang einer Siedlung, die wir gar nicht auf der Karte finden konnten. Ein Mann sprach uns an und wollte wissen woher wir kommen. Nachdem wir uns als deutsche erkenntlich gegeben hatten, gab er an, Hitler zu mögen. Seltsame Begegnungen gibt es. 

Im Tal unterhalb des Dorfes wollten wir eigentlich eine Stelle fürs Zelt suchen, waren nun aber verunsichert. In der Nähe des Dorfes wollten wir ungern zelten. Bis zum Endpunkt in Yanacachi könnten wir es vor Einbruch der Dunkelheit zwar knapp schaffen, allerdings hatten wir keine zuverlässigen Infos zu Unterkünften. Nach einer Weile entdeckten wir ein verlassenes Gebäude am Flussufer, wo offensichtlich schon Leute gezeltet hatten. Oder gegrillt. Zumindest ließ der viele Müll darauf schließen. Zum Aufbau vom Zelt war es noch zu früh. Das kühle Nass vom Fluss verführte uns zu einem Bad. Wie herrlich gut das tat! 

Dann liefen mehrfach Leute vorbei. Erst eine Familie, dann Einzelpersonen und schlussendlich ein Mann mit einer Machete. Jeder grüßte freundlich, aber als ich die Machete sah, bekam ich Angst. Angst, dass jemand in der Nacht herkommen und unser Zelt aufschlitzen könnte, um uns auszurauben. Ich drängte meinen Mann dazu, weiterzugehen. Er meinte ich würde übertreiben, willigte aber ein. Wir hatten beide große Sorgen, keinen Zeltplatz mehr zu finden und in Yanacachi keine Unterkunft zu bekommen. Das Gelände fiel nämlich rechts sehr steil ab, während es links steil hoch hing. Zu allem Überflutung war der Bewuchs extrem dicht. Wir fanden tatsächlich nichts mehr, obwohl wir auch rechts und links vom Weg schauten. Keine Chance! Dabei blieb der Weg noch schön, ein Auge dafür hatten wir beide nicht mehr. 

Wir passierten das Minendörfchen Chollja und erreichten die Schotterstraße. Nachdem der letzte Aufstieg erklommen war, kamen wir nun schneller vorran. Gerade eben so vor Einbruch der Dunkelheit kamen wir im Dorf an. Eine bei google eingezeichnete Unterkunft existierte nicht mehr. Die Einheimischen verwiesen uns an das Hostal Takesi. Dort bekamen wir tatsächlich für 100 Bolivanos ein Zimmer mit Bad. Es handelte sich sogar um eine hübsche Unterkunft im Bungalow-Stil. Jedes Zimmer hatte sogar eine eigene kleine Terrasse. Zur Feier des Tages gönnten wir uns ein leckeres Huari Bier. 

Am nächsten Tag nahmen wir den Bus nach La Paz um 14 Uhr. Es gibt nur zwei Abfahrten: 5 Uhr und 14 Uhr. Man kann den Trail zwar locker in 2 Tagen schaffen, dann kommt man aber nicht mehr weg. Besser ist es, 3 Tage einzuplanen. 

Link zum GPX-Track zur Tour. 

Donnerstag, 3. Oktober 2024

El Choro Trek in Bolivien

Der El Choro Trek in Bolivien

Von der Hochwüste in die Yungas



Im Gegensatz zu den Hochgebirgstreks in Peru ist der El Choro in Bolivien einfach und anfängerfreundlich. Und zwar aus folgenden Gründen:

  • sowohl die Anfahrt zum Startpunkt, als auch die Rückfahrt vom Endpunkt lassen sich einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln organisieren 
  • es geht überwiegend bergab
  • der Weg weist keine besonderen Schwierigkeiten auf
  • da man für diesen Trail bloß 3 Tage braucht, braucht es keine großen Mengen an Proviant
  • man kann bereits am ersten Tag deutlich unter 4000m absteigen und braucht sich daher weniger Sorgen um die Höhe machen


Und nun zum Reisebericht:

05.09.2024 Ein Tag im Nebel

Mit dem Collectivo fuhren wir zum Terminal Minasa, wo die Busse in die Yungas abfahren. Auch der Bus Richtung Coroico mit Halt am La Cumbre Pass, fährt dort ab. Sobald wir das Terminal betreten hatten, wurden wir schon zum richtigen Minibus gebracht. Wenige Minuten später ging die Fahrt auch schon los. 

Es dauerte nicht lange und wir wurdem am La Cumbre Pass auf rund 4650m rausgelassen. Den Rucksack aufgesetzt, eine Jacke angezogen und los gings. Der Beginn war einfach, denn wir mussten bloß einer Schotterstraße folgen. Verirren kann man sich daher nicht wirklich. Verkehr gab es keinen, also durchaus angenehm. Es gäbe auch Abkürzungen, die aber ein starkes Gefälle aufweisen und das brauchten wir auf dieser Höhe nun wirklich nicht. Trotzdem musste ich stark schnaufen, da merke ich die Höhe auch nach langer Akklimatisierungszeit. Die karge Landschaft ließ sich aufgrund des Nebels erst nach und nach erkennen.

Endlich war der Anstieg zum Pass auf 4850m geschafft! 

Der Blick nach unten war atemberaubend:
Bergab ging es noch weiter auf der Schotterstraße, insgesamt ganze 16km. Nur einen kurzen Abschnitt kürzten wir auf einem Wanderweg ab. 

Schon nach wenigen Minuten liefen wir in den Nebel hinein - und es sollte so bleiben. Viel länger als gedacht... Bei diesem Wetter zeigte sich der Vorteil der Straße, die Wegfindung war denkbar einfach. Von der Landschaft bekamen wir leider gar nichts mit. Es fing leicht an zu regnen und wir zogen uns Regenkleidung an. Der Nebel verhinderte nicht, dass die Einheimischen uns Wanderer entdeckten und eine kleine Wegegebühr pro Person wurde fällig. 

Nach rund 16 km Strecke erreichten wir das Ende der Straße. Der El Choro ging dort in einen breiten Wanderweg über, der stellenweise aus gepflasterten Steinen aus der Inkazeit bestand. Toll! Ab und zu wurde es aber auch matschig. Wir entschieden uns dazu am Wegesrand unser Zelt aufzuschlagen, denn die nächsten Regenwolken näherten sich schon. Auch waren wir zuvor durch ein Dorf gekommen, was auf der Karte nur sehr rudimentär eingezeichnet war. Wir wollten es vermeiden in einem Dorf zwischen lauter fremden Menschen zu nächtigen und zogen daher einen Platz in der Natur vor. 


06.09.2024 Runter in den Dschungel 

Am Abend regnete es leicht, erst in der Nacht klarte es auf. Da wir auf einer vergleichsweise geringen Höhe von 3490m übernachteten, war es nicht kalt. 

Hier war schon deutlich mehr Vegetation vorhanden als ganz oben am Pass. Viele Sträucher und kleinere Bäumchen zierten die Landschaft. Moose und Flechten wiesen auf häufig feuchtes Wetter hin.

Es ging weiter auf dem breiten Kopfsteinpflasterweg, der in den nächsten Kilometern schmaler wurde. Auf der anderen Seite vom Fluss entdeckten wir eines der offiziellen Camps, welches entgegen unserer Befürchtung nur in der Nähe ein paar kleiner Häuschen war. Ein Zelt erspähten wir dort. Auch wenn der El Choro Trek in jedem Reiseführer über Bolivien empfohlen wird, ist er nicht überlaufen. Auch damit hatten wir nicht gerechnet. 

Die Bäumchen wurden zu Bäumen und ganz generell waren wir ab hier im Wald angekommen. Undurchdringlicher Dschungel trifft es eher. Mit jedem Schritt bergab wurde es wärmer. Zahlreiche Vogelstimmen waren zu hören. Leider waren auch reichlich Mücken unterwegs. Auf die könnten wir beide getrost verzichten!

Nach 10km Strecke überquerten wir den Fluss über eine abenteuerliche Brücke. Mit rostigen Drähten sind hier zahlreiche dünne Baumstämme miteinander zu einem Untergrund gebunden worden, der von ein paar Stahlseilen gehalten wird. Besonders knifflig war der Anfang, wo wir uns an einem großen Felsblock entlangtasten mussten. 

Auf der anderen Seite erwartete uns ein schweiztreibender Anstieg von 180hm, denn inzwischen war es hier auf 2150m richtig schwülwarm geworden. Obwohl es überwiegend bergab ging, kamen wir langsamer vorwärts als gedacht. Der Weg zeigt sich hier in den Yungas schmal und führt überwiegend über kleine und große Steine hinweg. Kein Gelände, um Gas zu geben. 

Als wir den Gegenanstieg gemeistert hatten, gönnten wir uns eine Pause. Ich machte den Fehler, meine Schuhe und Socken auszuziehen, um die Füße zu lüften. Sofort hatte eine besondere hinterhältige Mücke mich in die Fußsohle gestochen. Fortan brannte diese ganz furchtbar. Die Pause war dadurch für mich erledigt. Ich bat meinen Mann darun, mich abzulenken, erst nach einer Stunde ließ das Brennen nach.

Der Weg führte sehr idyllisch am Hang entlang und bot immer wieder Aussichten auf den dichten Wald drumherum. Leider war die Sicht trüb, obwohl das Wetter gut war. Wir kamen an dem ein oder anderen Campground vorbei, von denen die meisten verwaist waren. 

Dann gelangten wir zu einer ehemaligen Brücke. Ehemalig, weil nur noch die Grundpfeiler erhalten sind, aber nicht mehr die Brücke selbst. Der Bach führte in der Trockenzeit nur wenig Wasser und war somit einfach zu queren. In der Regenzeugs dürfte dies anders sein. 

Der letzte große Anstieg war ganz besonders anstrengend, denn es ging über steile Treppenstufen nach oben. Zu allem Überfluss war der Pfad hier etwas überwuchert, sodass insbesondere ich ständig irgendwo höngenblieb. Nach 24km Strecke kamen wir völlig erschöpft am Bella Vista Camping an. Entgegen den Kommentaren bei Komoot war dieser leider auch verwaist. Da es bereits dämmerte, bauten wir unser Zelt am Wegesrand auf, anstatt noch weiterzulaufen. Zum Glück gab es am Camp eine kleine Quelle, denn am letzten Bach konnten wir dank diesmal intakter Brücke nicht auffüllen. 


07.09.2024 Endspurt und Rückfahrt nach La Paz

Der Zeltplatz war nicht ideal, aber in Ordnung. Die Nacht blieb warm, woran auch die zahlreichen Mücken gefallen fanden. Auf den nächsten Kilometern fanden wir gleich zwei noch bewirtschaftete Campingplätze. Mal wieder zu spät... 


Der Pfad blieb angenehm, der Wald wurde noch dichter und die Höhenmeter bergauf waren nun alle überwunden. Nur die Hitze strengte uns noch an. Die letzten 10km bis zum Ende des Trails, verging wie im Flug und plötzlich erreichten wir mit der Straße die Zivilisation. 

Dort befand sich ein Café, wo überraschend viele Touristen zu sehen waren. Doch wir kamen gar nicht dazu, es näher anzuschauen, da hielt schon ein Taxi und nahm uns für insgesamt 30bs mit zur Bushaltestelle bei Yolosa. Wir hatten noch nicht mal das Taxi bezahlt und schon wollte uns ein Fahrer zum nächsten Minibus nach La Paz als Kunden einsacken. Die Rückfahrt klappte völlig einfach und problemlos. 

Link zum GPX-Track: El Choro Trek


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