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Weitwanderfrau
"In zwanzig Jahren wirst du mehr enttäuscht sein über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die Dinge die du getan hast." (Mark Twain)
Freitag, 29. August 2025
Donnerstag, 28. August 2025
Karnischer Höhenweg Vom Helm zum Plöckenpass
Fortsetzung auf dem Karnischen Höhenweg
Vom Helm zum Plöckenpass
Ich bin den Karnischen Höhenweg als eine Art Verlängerung vom Sentiero della Pace gegangen. Hätte ich den SdP wie offiziell empfohlen in Sexten beendet, hätte ich die Fortsetzung sogar ohne Unterbrechung gehen können. Meiner Meinung nach stellt der Karnische Höhenweg auch deshalb eine ideale Verlängerung dar, weil auch er ein "Friedensweg" ist und ebenfalls an der ehemaligen Frontlinie entlang führt. Der Unterschied ist, dass man sich auf diesem Trail zwischen der aktuellen Grenze von Österreich und Italien hin- und her bewegt. Üblicherweise gehen Hüttenwanderer den Weg in 5-6 Tagen. Ich war gut trainiert und bin ihn quasi im "Schnelldurchlauf" in 3,5 Tagen gegangen.
24.08.2025 Ein Tag als Tourist
In Toblach kaufte ich im A&O Supermarkt ein. Die Auswahl ist mäßig und die Preise 1/4 höher als in anderen Läden. Aber es ist der einzige, der Sonntag geöffnet hat.
Da ich noch genügend Zeit hatte, gönnte ich mir zwei Kugeln Eis. Mit 2€ pro Kugel sind die Preise in Toblach ebenfalls touristisch, aber dafür sind sie sehr groß.
Um 11:30 Uhr öffnete die Pizzeria Viva - meine nächste Station. Hier sind die Preise normal und die Pizza war sehr lecker. Fürs Frühstück nahm ich mir noch einen Veggie-Döner mit.
Anschließend fuhr ich mit der Bahn nach Vierschach, wo ich mir den Luxus einer Seilbahnfahrt gönnte. Dadurch sparte ich mit 900hm und 2 1/2 Stunden Gehzeit.
An der Bergstation findet man ein reichliches touristisches Angebot vor. Vom Restaurant bis zu niedlichen Maskottchen ist dort alles geboten. Auf dem Weg zum Helm wurde es schnell wieder ruhiger. Unzählige reife Blaubeeren luden zum Anhalten ein. Jetzt sind sie besonders lecker! Die erste leichte rötliche Verfärbung war zu sehen und ergab ein stimmungsvolles Bild.
Am Helm selbst gibt es aktuell eine Baustelle. Die kleine Wegsperrung wurde jedoch von den Wanderern ignoriert. Rundherum gibt es auch hier noch alte Bauten aus dem ersten Weltkrieg.
Vom Helm war es nicht mehr weit bis zu meinem Tagesziel der Sillianer Hütte. Die Übernachtung hatte ich am Vortag spontan reserviert.
Der Karnische Höhenweg ist sehr beliebt und entsprechend voll ist die Hütte gewesen. Im Lager lernte ich eine humorvolle und nette sechsköpfige Gruppe deutscher Hüttenwanderer kennen. Am Abend spielten wir gemeinsam Karten. Es tat gut nach langer Zeit mal wieder Gespräche mit anderen Wanderern zu führen. Hier wird der Weg im Gegensatz zum SdP von Touristen aus Deutschland und Österreich dominiert.
Am Ende des Tages schaute ich im Hüttenbuch nach, was die anderen Gäste als Ziel für den nächsten Tag angegeben hatten. Ich stellte fest, außer mir hat niemand die Porzehütte als Ziel angegeben. Alle anderen wollten entweder zur Oberstansersee Hütte oder zur Filmoor-Standschützen-Hütte. Nur ich überspringe beide.
25.08.2025 Von Hütte zu Hütte auf einem Höhenweg wie aus dem Bilderbuch
Um sieben Uhr stand ich zusammen mit dem Rest der Gäste im Lager auf. Früher wäre zwar möglich gewesen, aber dann hätte ich die anderen gestört.
Ohne Frühstück verließ ich die Hütte nachdem ich mich von der Gruppe verabschiedet hatte. In den ersten Minuten war es noch nebelig, doch schon sehr bald begann dieser sich aufzulösen. Am Wegesrand genoss ich meinen kalten Falafeldöner. Das war definitiv besser als ein karges Hüttenfrühstück.
Die Wanderung an sich hatte keine besonderen Höhe- oder Tiefpunkte. Denn eigentlich war alles perfekt. Das Wetter war sonnig, aber nicht wirklich warm. Der Trail war immer gut erkennbar, verlangte zwar stetig eine gewisse Aufmerksamkeit, aber war auch nie wirklich schwierig. Den ganzen Tag hatte ich die besten Panoramen vor Augen. Hier ein paar Impressionen:
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Der Wegverlauf ist sichtbar |
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Blick zur Oberstansersee Hütte |
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Manchmal ist der Weg felsig |
Da ich die Oberstansersee Hütte ausließ, stieg ich auch nicht zu ihr ab und blieb stattdessen oben am Grat. Am Weg nahm ich den ein oder anderen kleinen Gipfel wie z.B. die Hollbrucker Spitze, Cima Frugnoni und die Pfannspitze mit. Wer sich mehr Zeit nimmt, kann auch noch weitere Gipfel erklimmen.
An der kleinen Filmoor-Standschützenhütte mit nur 12 Schlafplätzen kam ich vorbei, bog aber erst falsch ab. Den Fehler erkannte ich nach wenigen Minuten und stieg zum Oberen Stuckensee ab. Dort war eine große Gruppe, die sich gerade zum Aufbruch bereit machte. Als sie weg war, war ich alleine mit einer älteren Frau und nutze die Gelegenheit für eine Abkühlung im kalten Bergsee. Das tat gut!
Die restliche Wegstrecke bis zur Porzehütte fiel mir danach leicht. Beschwingt mit Rockmusik ging ich flotten Schrittes, bis ich die Gruppe eingeholt hatte. Der Weg ist schmal und ich wollte so kurz vor der Hütte nicht unbedingt überholen. Daher nutzte ich die Gelegenheit und naschte ein paar Blaubeeren. Irgendwann gab es keine Blaubeeren mehr am Wegesrand und ich überholte doch noch. In der Hütte angekommen checkte ich in mein Mehrbettzimmer ein und reservierte ein Bergsteigeressen.
Die Zimmer- und Tischgenossen waren alle sehr freundlich. Meine Bettnachbarin gab mir sogar ihren Nachtisch, weil sie schon satt war. Trotzdem fühlte ich mich nicht richtig dazugehörig. Ich spürte deutlich, dass ich anders bin und eine andere Art habe, Touren zu machen. Mir wurde Respekt gezollt, weil ich eine Etappe von 20km gegangen bin, dabei war das für meine Verhältnisse nicht mal eine lange Tagesetappe.
26.08.2025 Die letzte Zeltnacht in der Natur
Bereits um 21 Uhr ging ich zu Bett und konnte wunderbar schlafen. Die Matratzen und Kissen in der Porzehütte empfand ich als deutlich bequemer als in der Sillianer Hütte. Die anderen Frauen standen bereits um sechs Uhr auf und packten ihre Sachen. Als genug Platz war, tat ich es ihnen gleich. So kam es, dass ich bereits um Viertel vor Sieben auf den Beinen war.
Nachdem ich das Tilliacher Joch erklommen hatte, schaute ich mir noch die Ruinen aus dem 1. Weltkrieg an. Diese sind noch erstaunlich gut erhalten. Man kann die Räume betreten und es gibt sogar noch ein etwas rostiges Bettgestell aus Metall. Platz für ein Zelt hätte ich dort auch gefunden.
Der Anstieg zum Bärenbadegg auf 2431m stand noch an. Überwiegend im Schatten ging es über Wiesenhänge hoch zum Gipfel. Dort oben machte ich meine Frühstückspause. Ein paar andere aus der Hütte holten mich ein und lobten den tollen Frühstücksplatz. Meiner Meinung nach ist das lohnenswerter als ein Frühstück in der Hütte. Es war schön die Leute von der Hütte unterwegs mehrfach zu treffen.
Den ganzen Tag über hatte ich Kaiserwetter: blauer Himmel und Sonnenschein. Es ging rauf und dann wieder runter. Aber immer oben in der Nähe vom Grat. Entgegen der Aussage vom Hüttenwirt, gibt es ein kleines Bächlein ein wenig unterhalb der Moserscharte.
Ein paar Kilometer lief ich gemeinsam mit einem Paar, da wir ein ähnliches Tempo hatten. Sie verlor ihr Langarmshirt und ich fand es und gab es ihr. Eine ausgiebige Mittagspause in der Sonne gönnte ich mir und unsere Wege trennten sich.
Ab dem Luggauer Sattel ging es längere Zeit bergab. Der restliche Wanderweg bis zur Hochweißsteinhütte forderte meine Konzentration, da es mehrere seilversicherte Kraxelpassagen zu bewältigen gilt. Hier gibt es zudem mehrere Wasserquellen und ich konnte meine Flaschen endlich auffüllen.
Um 15 Uhr hatte ich die Hütte erreicht, wollte aber noch weiter. Zunächst ging es bergauf bis zum Öfner Joch, wo es ganz schön windig war. Nun ging es erneut längere Zeit bergab, bis ich die Almhütte "Casera Fleons di Sotto" erreicht hatte. Ab dort stieg ich langsam wieder an. Der richtige Anstieg folgte aber erst ab den Ruinen der "Casera Sissanis di sopra". Inzwischen war ich ganz alleine unterwegs, andere Wanderer sah ich keine mehr. Im Anstieg kam ich an Schafen mit süßen kleinen Lämmchen vorbei und dann auch an einer sehr großen Schafsherde. Dort war sogar der Hirte anwesend. Ich machte mir Sorgen, ob ich wohl trotzdem am Lago Pera mein Zelt aufstellen könnte, wenn der Hirte so sehr in der Nähe ist.
Als ich die Anhöhe erreicht hatte, sah ich von oben die wellige und unübersichtliche Landschaft und war beruhigt. "Da werde ich was finden!", dachte ich mir. Am Ufer des Sees sprangen unzählige kleine Grasfrösche herum. Im See nahm ich ein kurzes, aber erfrischendes Bad. Anschließend suchte ich mir einen Zeltplatz, der etwas versteckt hinter dem See lag. Es kam aber ohnehin keiner mehr und der dichter werdende Hochnebel erschwerte auch meine Sicht.
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Abendessen: Risotto mit Topping |
27.08.2025 Abstieg nach Kötschach-Mauthen
Die Nacht war erholsam und ruhig. Diesmal wanderte ich erst um etwa acht Uhr los. Ich hatte bloß noch 23km bis nach Kötschach-Mauthen, also gab es keinen Grund zur Eile.
Auf dem Weg zum Giramondo-Pass konnte ich bis zum tiefer gelegenen See blicken und erspähte ein graues Zelt. Hinter dem Giramondo-Pass betrat ich erneut österreichischen Boden und blieb diesmal endgültig in der Alpenrepublik.
Zum Wolayer See musste ich über einen sehr steilen mit Gras bewachsenen Hang absteigen, um anschließend zur Wolayer Alm zu queren. Dort kamen mir die ersten anderen Wanderer entgegen. An der Alm gibt es einen Brunnen, der in OSM nicht zu finden ist.
Nach einem kurzen Anstieg hatte ich den Wolayer See und die gleichnamige Hütte erreicht. Es war dort schattig und unangenehm windig, weshalb ich direkt weiterging, um weiter oben in der Sonne eine kurze Pause einzulegen. Am Valentintörl hatte ich den letzten Aufstieg der Tour geschafft und traf eine weitere Welle an Wanderern.
Der Abstieg zur oberen Valentinalm war eher von der unangenehmen Sorte mit starkem Gefälle und reichlich Geröll. Meine Füße waren erleichtert, als ich die Alm erreicht hatte. In der Nähe verputzte ich meine letzte Tafel Schokolade.
Die restliche Wegstrecke bis zur unteren Valentinalm war wieder einfacher. An dem Almgasthof füllte ich ein letztes Mal meine Wasserflaschen auf und marschierte zur Plöckenstraße. Hier fährt zweimal täglich ein Bus nach Kötschach-Mauthen. Da der nächste erst in zwei Stunden kommen sollte, entschied ich mich dazu, über den Römerweg zu Fuß abzusteigen. Der Römerweg ist eine Art alte Forststraße, die im oberen Bereich in der Mitte bewachsen ist und nur ein sanftes Gefälle aufweist.
In Kötschach-Mauthen nahm ich den Bus nach Oberdrauburg und nächtigte dort für eine Nacht auf dem Campingplatz. Als ich dort ankam, fing es gerade an zu regnen. Perfektes Timing, würde ich sagen!
Am nächsten Tag fuhr ich mit Bus & Bahn nach Hause. Auch diesmal stellte ich fest, dass so eine Rückfahrt mit zwei Stunden Verspätung anstrengender ist als jeder Tag am Trail.
GPX-Datei: Karnischer Höhenweg