Der Takesi Trail in Bolivien
Ähnlich wie der El Choro ist der Takesi Trail ein einfacher Wanderweg, der sich auch für Anfänger eignet. Er ist mit 34km noch kürzer, die Anfahrt etwas aufwändiger und anfangs muss der Takesi Pass überwunden werden.
Auch beim Takesi handelt es sich um uralte Handelswege, die zu Zeiten der Inka entstanden sind und in diesem Fall bis heute in gutem Zustand sind. Ein Stück bolivianische Geschichte also.
10.09.2024
Da wir unsicher waren, wie man mit dem Bus zum Trailhead kommt, entschieden wir uns dafür, ein Uber zu bestellen. Das kostete auch bloß 126 Bolivanos und klappte hervorragend. In dem Dorf Choquecota stiegen wir aus und liefen zunächst ein paar Kilometer auf einer ruhigen Schotterstraße. Im Dorf war noch was los, hier nicht mehr. Ab dem Beginn vom Wanderweg wurde der Anstieg steiler, aber nie wirklich schlimm. Wir waren dennoch froh, gut akklimatisiert zu sein. Der prähispanische Kopfsteinpflasterweg war hier stellenweise in tadellosem Zustand. Ich empfand Hochachtung vor den Menschen, die damals den Weg errichtet haben.
Oben am Pass war die Aussicht nur mittelmäßig, denn Wolken zogen auf. Und zwar direkt über den Pass hinweg. Der eisige Wind verstärkte unseren Wunsch, schnell abzusteigen.
Unterhalb der Wolkendecke wurde die Sicht schnell besser. Der Weg war einfach und es machte Spaß, hier bergab wandern zu können. An einer Wasserquelle füllten wir unsere Vorräte auf. Ein paar Kilometer weiter entdeckten wir einen winzigen Zeltplatz, der sogar in mapy.czy eingezeichnet ist. Das Wetter blieb trocken und angenehm mild, sodass wir den Tag draußen ausklingen lassen konnten.
Kurz gaben die Wolken die Sicht ins Tal frei:
11.09.2024
Die Nacht war hervorragend. Oftmals schlafe ich im Zelt besser als im Bett. Ob das an der Ruhe liegt? Oder am fehlenden Handyempfang? Wieder zeigte sich der uralte prähispanische Handelsweg in bestem Zustand.
Wir durchliefen den Weiler Takesi, wo uns eine Frau was zum Verkauf anbieten wollte. Jedoch kam ich gar nicht dazu, zu antworten, denn plötzlich kam ein großer Hund um die Ecke, rannte auf mich zu und schnappte nach meinem Knie. Die Frau vertrieb den Hund und wir suchten verunsichert das Weite. Zum Glück trug ich meine lange Hose von Decathlon, mit kurzer Hose wäre es weniger glimpflich ausgegangen.
Nach einer Pause, um den Schock zu verarbeiten, setzen wir unseren Weg bergab fort. Auf dieser Höhe begannen die ersten Sträucher. Im Gegensatz zum El Choro, hatten wir hier klare Sicht, um die Veränderung der Landstraße wahrnehmen zu können.
Über einem sehr breiten und steinigen Bach mit eher wenig Wasser gab es keine Brücke. Markierungen auf dem Fels wiesen die richtige Richtung. Auf der anderen Seite fanden wir hervorragende Zeltplätze vor, die wir links und rechts liegen ließen.
Nun ging es steiler runter und die Baumgrenze war erreicht. Die Temperatur war deutlich wärmer geworden und würde weiter steigen. Nach diesem Stück folgte ein herrlich schöner Höhenweg am Hang entlang. Ab hier wurde der Takesi Trail deutlich schmaler.
Auch die nächste kleine Siedlung wurde erreicht. Ein paar Menschen wohnen dort mitten in der Natur und bieten Wanderern Campingmöglichkeiten an. Hier war die Vegetation der Yungas bereits sehr dicht und üppig. Ständig zwitscherten Vögel ihre Melodien. Für uns war es noch zu früh, also ging es weiter.
Eine spannende Brücke:
Nach der Überquerung eines Bachgrabens mussten wir ein Stück bergauf gehen. Bei der Wärme ist das definitiv nicht unanstrengend. Am Sattel ist eine weitere Siedlung, wir sahen aber niemanden. Der Weg wurde wieder etwas breiter und überraschend wir kamen entlang einer Siedlung, die wir gar nicht auf der Karte finden konnten. Ein Mann sprach uns an und wollte wissen woher wir kommen. Nachdem wir uns als deutsche erkenntlich gegeben hatten, gab er an, Hitler zu mögen. Seltsame Begegnungen gibt es.
Im Tal unterhalb des Dorfes wollten wir eigentlich eine Stelle fürs Zelt suchen, waren nun aber verunsichert. In der Nähe des Dorfes wollten wir ungern zelten. Bis zum Endpunkt in Yanacachi könnten wir es vor Einbruch der Dunkelheit zwar knapp schaffen, allerdings hatten wir keine zuverlässigen Infos zu Unterkünften. Nach einer Weile entdeckten wir ein verlassenes Gebäude am Flussufer, wo offensichtlich schon Leute gezeltet hatten. Oder gegrillt. Zumindest ließ der viele Müll darauf schließen. Zum Aufbau vom Zelt war es noch zu früh. Das kühle Nass vom Fluss verführte uns zu einem Bad. Wie herrlich gut das tat!
Dann liefen mehrfach Leute vorbei. Erst eine Familie, dann Einzelpersonen und schlussendlich ein Mann mit einer Machete. Jeder grüßte freundlich, aber als ich die Machete sah, bekam ich Angst. Angst, dass jemand in der Nacht herkommen und unser Zelt aufschlitzen könnte, um uns auszurauben. Ich drängte meinen Mann dazu, weiterzugehen. Er meinte ich würde übertreiben, willigte aber ein. Wir hatten beide große Sorgen, keinen Zeltplatz mehr zu finden und in Yanacachi keine Unterkunft zu bekommen. Das Gelände fiel nämlich rechts sehr steil ab, während es links steil hoch hing. Zu allem Überflutung war der Bewuchs extrem dicht. Wir fanden tatsächlich nichts mehr, obwohl wir auch rechts und links vom Weg schauten. Keine Chance! Dabei blieb der Weg noch schön, ein Auge dafür hatten wir beide nicht mehr.
Wir passierten das Minendörfchen Chollja und erreichten die Schotterstraße. Nachdem der letzte Aufstieg erklommen war, kamen wir nun schneller vorran. Gerade eben so vor Einbruch der Dunkelheit kamen wir im Dorf an. Eine bei google eingezeichnete Unterkunft existierte nicht mehr. Die Einheimischen verwiesen uns an das Hostal Takesi. Dort bekamen wir tatsächlich für 100 Bolivanos ein Zimmer mit Bad. Es handelte sich sogar um eine hübsche Unterkunft im Bungalow-Stil. Jedes Zimmer hatte sogar eine eigene kleine Terrasse. Zur Feier des Tages gönnten wir uns ein leckeres Huari Bier.
Am nächsten Tag nahmen wir den Bus nach La Paz um 14 Uhr. Es gibt nur zwei Abfahrten: 5 Uhr und 14 Uhr. Man kann den Trail zwar locker in 2 Tagen schaffen, dann kommt man aber nicht mehr weg. Besser ist es, 3 Tage einzuplanen.
Link zum GPX-Track zur Tour.