Mittwoch, 18. September 2024

Yunga Cruz Trail

Abenteuerweg - Yunga Cruz Trail von Chuñavi bis Chulumani



Vom 14.-16.09.2024 sind Arno und ich den Yunga Cruz Trail von Chuñavi bis Chirca gelaufen. Moment mal?! Schrieb ich nicht oben bis Chulumani?! Korrekt, den Grund beschreibe ich im Reisebericht. 



Verspätung 

Wir liefen morgens bis zur Ecke zwischen Calle Luis Lara und Calle Benancio Burgoa, wo Minibusse u.a. nach Chuñavi, dem Startort vom Yunga Cruz Trail, abfahren. Als wir dort um kurz vor neun ankamen, gab es bereits eine lange Schlange vor dem Verkaufshäuschen. Als wir dann dran waren, gab es nur noch Tickets f8ür den Bus um elf Uhr. Zwei Stunden zu vertrödeln war gar nicht so einfach, da am Samstag zu der Uhrzeit alle Lokale geschlossen hatten. Zu allem Überfluss fuhr der Bus dann auch noch 35 min zu spät ab. Kein guter Start in den Trek.

Nach vier Stunden im Bus, erreichten wir Chuñavi um halb vier. Wenige Kilometer vorher fuhren wir in dichten Nebel hinein und so sollte auch der Trail starten. Es war kalt, windig und nebelig, doch immerhin war der Weg gut zu erkennen. Und auch schön, hätten wir denn was davon gesehen...

Mal etwas bessere Sicht:

Plötzlich war da eine Straße, die nicht in der Karte eingezeichnet ist, doch unser Weg verlief etwas anders, wie wir herausfanden. Soweit ging es gut, zumindest bis wir den Abzweig zur Laguna Kasiri wählten. Denn der Weg war nicht auffindbar, also zurück zur Straße. Wir starteten einrn zweiten Versuch und mal gab es eine kleine Wegspur, dann wieder nicht. In dem dichten Nebel mit Sichtweiten von maximal 10m fiel uns die Orientierung schwer. Dazu kam allerdings noch der Zeitdruck, die Dämmerung ließ nicht mehr lange auf sich warten. Aus diesen Gründen entschieden wir uns dafür, umzukehren und den anderen Weg zu gehen. Der war nämlich gut sichtbar, ein nicht zu unterschätzender Vorteil bei schlechter Sicht.

Sorgen machte uns die Wassersituation, denn wir hatten bisher keine Quelle gefunden. Trotzdem schlugen wir mitten auf dem besseren Weg unser Zelt auf, gerade als es anfing, stärker zu regnen. Es war eine gute Entscheidung, der Wind peitschte gegen das Zelt und es regnete die ganze Nacht. Am nächsten Morgen hatte sich eine riesige Pfütze vor unserem Zelt gebildet. Und wir litten zuvor noch unter Wassermangel...


In die Irre geführt 

Der Wind hatte nachgelassen und es nieselte nur noch. 100m vom Zeltplatz entfernt fanden wir einen kleinen Bach. Bei guter Sicht, hätte man ihn sogar vom Zeltplatz aus erahnen können. Leider war die Sicht immer noch sehr bescheiden.

Wir folgten dem gut erkennbaren Wanderweg und freuten uns, als der Nebel zwischendurch mal etwas weniger dicht war. Und als wir dann mal aufs Handy schauten, stellten wir plötzlich fest: "Wir sind gar nicht mehr auf dem Weg!" Dabei waren wir die ganze Zeit dem gleichen Weg gefolgt, laut Karte sollte es doch nur einen geben?! Fest stand jedenfalls: "'Dies ist nicht unser Weg!" Offensichtlich gibt es mehr Wege als in der Karte verzeichnet sind und so gingen wir wieder zurück. Erst da fiel uns auf, dass wir die meiste Zeit bergab gegangen waren, der Aufstieg zurück kostete uns viel Energie. Wir waren fast wieder am Camp, als wir den richtigen Wanderweg fanden, ein unscheinbarer Pfeil aus Steinen, weist auf ihn hin.


Wasserschlacht

Auch dieser Trail war in einem sehr guten Zustand und es machte Spaß ihn zu gehen, auch wenn wir immer noch nichts sahen. In einer Einkerbung im Gelände sahen wir den einzigsten Menschen, den wir auf der ganzen Tour zu Gesicht bekommen sollten. Kurz danach fing es an zu regnen. Kaum hatten wir Regenjacke und Hose angezogen, fing es so richtig an. Dabei hatte unser Inreach vorhergesagt, es solle tagsüber trocken bleiben und Windböen bis 51km/h haben. Wind gab es gar keinen, dafür hatte der Himmel seine Schleusen geöffnet. Und zwar so richtig, schon bald hatten sich die Pfade in kleine Bäche verwandelt. 

Überall floss Wasser oder es hatten sich 10-15cm tiefe Pfützen gebildet. Der eigentlich einfache Weg wurde dadurch erheblich schwieriger, rutschig war es auch. 

Dschungelcamp

Nach drei Stunden im strömenden Regen erreichten wir die letzte offizielle Wasserquelle. Schon zuvor war der Pfad manchmal zugewachsen, es gab aber immer einen Weg drumherum. Wir füllten unsere Vorräte auf und machten uns an den Teil durch den Dschungel. Berichten zufolge, soll der Trail hier mehr zugewachsen sein. Dem war auch so, doch das mit Moos bewachsene Dickicht hat den Flair eines Märchenwaldes. 

Der erste Wald:
Märchenhafter Moosnebelwald:


Schnell waren wir nicht, auch wenn der Weg oft in ganz okayem Zustand war. Manchmal war er allerdings auch steil und zugewachsen oder teilweise weggebrochen. Und manchmal auch alles zusammen. Bei diesen Bedingungen schafften wir maximal 2km pro Stunde.

Wir kamen unter die Wolken, aber unter uns befand sich eine weitere Wolkendecke. Die Aussicht war faszinierend. Bis zu einem in der Karte eingezeichnetem Campingplätze wollten wir es schaffen. Dort hofften wir, eine trockene Ecke zu finden, denn der Boden war an vielen Stellen völlig durchweicht. Um sechs Uhr erreichten wir die anvisierte Stelle und tatsächlich gab es einen trockenen Platz. Nur der viele Müll, der herumlag, störte. Aufgrund des nassen Wetters konnten wir weder Innen- noch Außenzelt trocknen und nun war daher alles feucht. Ein Zeltabend könnte schöner sein. Zu allem Überfluss sagte das Inreach für den nächsten Tag Dauerregen vorher. Ob die Vorhersage diesmal stimmt?

Die Wahl zwischen gefährlich und weglos

Immerhin regnete es in der Nacht nicht, doch trotz guter Belüftung trocknete bei Windstille und 100% Luftfeuchtigkeit nichts. So mussten wir das Zelt erneut klatschnass einpacken. 

Die Wolkendecke war dicht, regnen tat es aber entgegen der Vorhersage noch nicht. Wir hatten jedenfalls gestern schon genug Regen erlebt, weiteren Bedarf hatten wir definitiv nicht. 

Die ersten drei Kilometer bis zu einem Zeltplatz unter einer sehr großen Kiefer, schafften wir in etwas mehr als einer Stunde. Der Wegzustand war etwas besser und erlaubte ein schnelleres Tempo. Hier verwiesen zwei verwitterte Holzschilder auf eine Weggabelung. Der rechte sollte in Richtung Ocobaya führen, der linke nach Chirca. Wir wollten nach Chulumani, in der Nähe von Ocobaya, und wählten daher den rechten. 

Der Zustand verschlechterte sich rapide. Zunächst war der Pfad nur sehr zugewachsen, dann folgten immer mehr Stellen, wo Bäume umgestürtzt waren und der Weg gleichzeitig wegerodiert war. Ich bekam Zweifel und teilte dies Arno mit, doch er wollte nicht umkehren. Bei Wikiloc hatte irgendwer etwas von einer Wegkreuzung geschrieben und dass der Weg nach Ocobaya in sehr schlechtem Zustand wäre. Ich fürchtete, diese Wegkreuzung könnte damit gemeint sein. Dazu kam, dass seit dem Sturz vom Vortag mein linkes Handgelenk schmerzte. Ich konnte die Hand zwar benutzen, aber nicht belasten. Auch nicht, um mich irgendwo festzuhalten. Der zugewucherte Pfad kam mir mit dieser Kombination immer gefährlicher vor. Schließlich konnte ich meinen Mann überzeugen, umzukehren. Fotos von dem Abschnitt hatten wir keine gemacht.

Zurück bei der riesigen alten Kiefer, legten wir eine kurze Rast ein und entschieden dem Weg nach Chirca zu folgen, auch wenn dieser nicht in der Karte eingezeichnet ist. Die Chance, dass er in besserem Zustand ist, dürfte hoch sein. 

Chirca statt Chulumani 

Und wir wurden nicht enttäuscht. Als es nach wenigen 100m eine weitere Wegkreuzung gab, entschieden wir uns für die linke, da wir hofften, der Weg führe zu einer Straße unterhalb. Dies war zwar doch nicht der Fall, denn nachdem wir 2100m Höhe erreicht hatten, führte der Pfad auf dieser Höhe entlang. 

Etwas mehr Bewuchs:

Zu viel Gestrüpp:

Mal war der Trail gut begehbar, dann wieder mit Farnen und anderem Gestrüpp zugewuchert, sodass wir uns bücken oder Äste zur Seite schieben mussten. Es wechselte ständig ab, war aber machbar und viel weniger gefährlich als der andere Weg.  Ganz zum Schluss kam sogar die Sonne raus und dann ging der schmale Pfad in einen breiten Waldweg über. 

Nach einem weiteren Kilometer hatten wir das kleine Dorf namens Chirca erreicht. Zuerst fragten wir einen Anwohner nach einem Bus, doch es gäbe hier keinen, war die enttäuschende Antwort. Als zweites fragten wir nach einer Unterkunft und er führte uns zu einer. Ohne seine Hilfe hätten wir diese nicht gefunden, denn ein Schild oder ähnliches, was auf eine Unterkunft hinweisen könnte, gab es nicht. Marilin und Mario waren sehr liebe Gastgeber, sie halfen uns dabei all unsere nasse Ausrüstung zu trocknen und organisierten uns für den nächsten Tag ein Taxi zur Hauptstraße, wo die Busse nach La Paz verkehren. 




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