Donnerstag, 3. Oktober 2024

El Choro Trek in Bolivien

Der El Choro Trek in Bolivien

Von der Hochwüste in die Yungas



Im Gegensatz zu den Hochgebirgstreks in Peru ist der El Choro in Bolivien einfach und anfängerfreundlich. Und zwar aus folgenden Gründen:

  • sowohl die Anfahrt zum Startpunkt, als auch die Rückfahrt vom Endpunkt lassen sich einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln organisieren 
  • es geht überwiegend bergab
  • der Weg weist keine besonderen Schwierigkeiten auf
  • da man für diesen Trail bloß 3 Tage braucht, braucht es keine großen Mengen an Proviant
  • man kann bereits am ersten Tag deutlich unter 4000m absteigen und braucht sich daher weniger Sorgen um die Höhe machen


Und nun zum Reisebericht:

05.09.2024 Ein Tag im Nebel

Mit dem Collectivo fuhren wir zum Terminal Minasa, wo die Busse in die Yungas abfahren. Auch der Bus Richtung Coroico mit Halt am La Cumbre Pass, fährt dort ab. Sobald wir das Terminal betreten hatten, wurden wir schon zum richtigen Minibus gebracht. Wenige Minuten später ging die Fahrt auch schon los. 

Es dauerte nicht lange und wir wurdem am La Cumbre Pass auf rund 4650m rausgelassen. Den Rucksack aufgesetzt, eine Jacke angezogen und los gings. Der Beginn war einfach, denn wir mussten bloß einer Schotterstraße folgen. Verirren kann man sich daher nicht wirklich. Verkehr gab es keinen, also durchaus angenehm. Es gäbe auch Abkürzungen, die aber ein starkes Gefälle aufweisen und das brauchten wir auf dieser Höhe nun wirklich nicht. Trotzdem musste ich stark schnaufen, da merke ich die Höhe auch nach langer Akklimatisierungszeit. Die karge Landschaft ließ sich aufgrund des Nebels erst nach und nach erkennen.

Endlich war der Anstieg zum Pass auf 4850m geschafft! 

Der Blick nach unten war atemberaubend:
Bergab ging es noch weiter auf der Schotterstraße, insgesamt ganze 16km. Nur einen kurzen Abschnitt kürzten wir auf einem Wanderweg ab. 

Schon nach wenigen Minuten liefen wir in den Nebel hinein - und es sollte so bleiben. Viel länger als gedacht... Bei diesem Wetter zeigte sich der Vorteil der Straße, die Wegfindung war denkbar einfach. Von der Landschaft bekamen wir leider gar nichts mit. Es fing leicht an zu regnen und wir zogen uns Regenkleidung an. Der Nebel verhinderte nicht, dass die Einheimischen uns Wanderer entdeckten und eine kleine Wegegebühr pro Person wurde fällig. 

Nach rund 16 km Strecke erreichten wir das Ende der Straße. Der El Choro ging dort in einen breiten Wanderweg über, der stellenweise aus gepflasterten Steinen aus der Inkazeit bestand. Toll! Ab und zu wurde es aber auch matschig. Wir entschieden uns dazu am Wegesrand unser Zelt aufzuschlagen, denn die nächsten Regenwolken näherten sich schon. Auch waren wir zuvor durch ein Dorf gekommen, was auf der Karte nur sehr rudimentär eingezeichnet war. Wir wollten es vermeiden in einem Dorf zwischen lauter fremden Menschen zu nächtigen und zogen daher einen Platz in der Natur vor. 


06.09.2024 Runter in den Dschungel 

Am Abend regnete es leicht, erst in der Nacht klarte es auf. Da wir auf einer vergleichsweise geringen Höhe von 3490m übernachteten, war es nicht kalt. 

Hier war schon deutlich mehr Vegetation vorhanden als ganz oben am Pass. Viele Sträucher und kleinere Bäumchen zierten die Landschaft. Moose und Flechten wiesen auf häufig feuchtes Wetter hin.

Es ging weiter auf dem breiten Kopfsteinpflasterweg, der in den nächsten Kilometern schmaler wurde. Auf der anderen Seite vom Fluss entdeckten wir eines der offiziellen Camps, welches entgegen unserer Befürchtung nur in der Nähe ein paar kleiner Häuschen war. Ein Zelt erspähten wir dort. Auch wenn der El Choro Trek in jedem Reiseführer über Bolivien empfohlen wird, ist er nicht überlaufen. Auch damit hatten wir nicht gerechnet. 

Die Bäumchen wurden zu Bäumen und ganz generell waren wir ab hier im Wald angekommen. Undurchdringlicher Dschungel trifft es eher. Mit jedem Schritt bergab wurde es wärmer. Zahlreiche Vogelstimmen waren zu hören. Leider waren auch reichlich Mücken unterwegs. Auf die könnten wir beide getrost verzichten!

Nach 10km Strecke überquerten wir den Fluss über eine abenteuerliche Brücke. Mit rostigen Drähten sind hier zahlreiche dünne Baumstämme miteinander zu einem Untergrund gebunden worden, der von ein paar Stahlseilen gehalten wird. Besonders knifflig war der Anfang, wo wir uns an einem großen Felsblock entlangtasten mussten. 

Auf der anderen Seite erwartete uns ein schweiztreibender Anstieg von 180hm, denn inzwischen war es hier auf 2150m richtig schwülwarm geworden. Obwohl es überwiegend bergab ging, kamen wir langsamer vorwärts als gedacht. Der Weg zeigt sich hier in den Yungas schmal und führt überwiegend über kleine und große Steine hinweg. Kein Gelände, um Gas zu geben. 

Als wir den Gegenanstieg gemeistert hatten, gönnten wir uns eine Pause. Ich machte den Fehler, meine Schuhe und Socken auszuziehen, um die Füße zu lüften. Sofort hatte eine besondere hinterhältige Mücke mich in die Fußsohle gestochen. Fortan brannte diese ganz furchtbar. Die Pause war dadurch für mich erledigt. Ich bat meinen Mann darun, mich abzulenken, erst nach einer Stunde ließ das Brennen nach.

Der Weg führte sehr idyllisch am Hang entlang und bot immer wieder Aussichten auf den dichten Wald drumherum. Leider war die Sicht trüb, obwohl das Wetter gut war. Wir kamen an dem ein oder anderen Campground vorbei, von denen die meisten verwaist waren. 

Dann gelangten wir zu einer ehemaligen Brücke. Ehemalig, weil nur noch die Grundpfeiler erhalten sind, aber nicht mehr die Brücke selbst. Der Bach führte in der Trockenzeit nur wenig Wasser und war somit einfach zu queren. In der Regenzeugs dürfte dies anders sein. 

Der letzte große Anstieg war ganz besonders anstrengend, denn es ging über steile Treppenstufen nach oben. Zu allem Überfluss war der Pfad hier etwas überwuchert, sodass insbesondere ich ständig irgendwo höngenblieb. Nach 24km Strecke kamen wir völlig erschöpft am Bella Vista Camping an. Entgegen den Kommentaren bei Komoot war dieser leider auch verwaist. Da es bereits dämmerte, bauten wir unser Zelt am Wegesrand auf, anstatt noch weiterzulaufen. Zum Glück gab es am Camp eine kleine Quelle, denn am letzten Bach konnten wir dank diesmal intakter Brücke nicht auffüllen. 


07.09.2024 Endspurt und Rückfahrt nach La Paz

Der Zeltplatz war nicht ideal, aber in Ordnung. Die Nacht blieb warm, woran auch die zahlreichen Mücken gefallen fanden. Auf den nächsten Kilometern fanden wir gleich zwei noch bewirtschaftete Campingplätze. Mal wieder zu spät... 


Der Pfad blieb angenehm, der Wald wurde noch dichter und die Höhenmeter bergauf waren nun alle überwunden. Nur die Hitze strengte uns noch an. Die letzten 10km bis zum Ende des Trails, verging wie im Flug und plötzlich erreichten wir mit der Straße die Zivilisation. 

Dort befand sich ein Café, wo überraschend viele Touristen zu sehen waren. Doch wir kamen gar nicht dazu, es näher anzuschauen, da hielt schon ein Taxi und nahm uns für insgesamt 30bs mit zur Bushaltestelle bei Yolosa. Wir hatten noch nicht mal das Taxi bezahlt und schon wollte uns ein Fahrer zum nächsten Minibus nach La Paz als Kunden einsacken. Die Rückfahrt klappte völlig einfach und problemlos. 

Link zum GPX-Track: El Choro Trek


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