Posts mit dem Label Südamerika werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Südamerika werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag, 14. Dezember 2024

Greater Patagonian Trail GPT 22 - Lago Puelo bis Cochamó

GPT 22 - Lago Puelo bis Cochamó


04.12.2024 Grenzgängerin

Da mein Mann sich vor rund zwei Wochen eine Verletzung an der rechten Hüfte zugezogen hat, musste ich diese erste richtige Etappe vom Greater Patagonian Trail alleine bestreiten. Die letzte Zeit war ich aufgrund dieser Aussicht sehr betrübt, hatten wir uns doch auf viele spannende Mehrtageswanderungen gefreut. Aber naja, manchmal plant man sehr viel und am Ende kommt doch alles anders. Da hilft nur flexibel bleiben.

Mein Bus ab Esquel startete pünktlich um 10:15 Uhr und inzwischen war ich richtig aufgeregt. Ich war sehr gespannt, was hier auf mich zukommt. Der GPT gilt als sehr anspruchsvoller Trail, der ursprünglich gar nicht für Wanderer konzipiert wurde. Diese Etappe soll moderat und somit ein guter Einstieg sein. Entgegen der Vorhersage war es überwiegend sonnig, aber der nächste Tag sollte definitiv regnerisch werden.

Nachdem mich der Bus in der Nähe vom Lago Puelo abgesetzt hatte, waren es noch 3 Kilometer bis zur Fußgängerbrücke über den Rio Azul. Später in der Saison soll man diesen Fluss auch furten können, so früh in der Saison führt er dafür zu viel Wasser. Um 13 Uhr war ich auf der anderen Seite und los gings! Der Weg fing einfach und gut ausgeschildert an. Die Beschilderung war insbesondere in der Nähe so mancher Farm sehr hilfreich. 


Der Weg blieb bis zur argentinischen Grenzstation in einen top Zustand. Mal schmal, dann wieder breiter, aber nie überwuchert oder schwer zu erkennen. Mir begegneten überraschend viele Wanderer mit schwerem Gepäck. 

Als ich an der Grenzstation am Lago Puelo ankam, nahm ein junger Carabiniero meinen Pass entgegen und eine Minute später, kam er mit einem Kollegen zurück. Heute wäre es zu spät um bis zur chilenischen Grenzstation zu gelangen. Daher sollte ich hier in der Nähe auf dem kostenfreien Campground nächtigen und am nächsten Tag um 8 Uhr wiederkommen. Anfangs war ich etwas betrübt, da ich gerne noch weiter gelaufen wäre. Schließlich sind die Tage lang und ich hätte die 12km bestimmt vor Einbruch der Dunkelheit geschafft. Naja, hier am Lago Puelo ist es allerdings echt schön - definitiv ein toller Ort für ein Camp. Ich bedankte mich und machte mich auf die Suche nach besagtem Campingplatz. Dieses befindet sich direkt hinter dem Gebäude der Carabinieros und bietet Platz für duzende Zelte. Eine Jugendgruppe war noch da, aber keine anderen Wanderer. Seltsam ist nur, dass das Klohäuschen abgesperrt ist. Ein Erwachsener der Jugendgruppe bestätigte mir dies. 

Der Abend war ruhig und sehr gemütlich. Nur über die unzähligen Feuerringe wunderte ich mich. Kann man hier im Nationalpark nicht einfach die bereits vorhandenen benutzen?!

05.12.2024 Falsche Wegführung bei den deutschen Siedlern

Die Nacht blieb ruhig und trocken, sodass ich am nächsten Morgen ein trockenes Zelt einpacken konnte. Die Ausreisekontrolle war unkompliziert, auch wenn der zuständige Carabiniero nachfragte, warum ich keinen Einreisestempel im Pass habe. Ich erklärte, dass ich auf der Busfahrt nach Bariloche keinen bekomme habe und bekam hier diesmal einen Stempel. Danach ging es für mich direkt weiter zur chilenischen Grenze.

Frauenschuh:

Der Weg oberhalb vom Lago Puelo war weiterhin in einem sehr guten Zustand. Der weitere Wanderweg am Lago Inferior auch, aber es ging mehr rauf und runter, was etwas mehr Zeit kostete. 


Immer wieder gab es trotz dichter Bewölkung tolle Aussichten:

Auch die Einreisekontrolle bei den chilenischen Carabinieros klappte einwandfrei und das Prozedere dauerte nicht lange. Da es aus den letzten Jahren Berichte gibt, dass der Weg auf der westlichen Seite vom Logo de las Rocas durch einen Erdrutsch zerstört sei, nahm ich den Weg entlang der östlichen Seite. Ein Schild schrieb ihn mit 12km aus.

Lago de las Rocas:

Der Weg fing als schmaler Pfad an und war anfangs aber immer gut erkennbar. Irgendwann passierte ich ein Gatter mit einem Schild. Der Weg zum Lago Azul sei nicht begehbar, da große Schneemengen Bäume zu Fall gebracht hätten. Ich war etwas verunsichert, entschloss mich aber dazu, es zu versuchen. Eine Jahreszahl war nicht angegeben, das Schild könnte also auch schon älter sein. Hinter dem Gatter wurde der Weg nun deutlich breiter und einfacher, sogar Fahrzeugspuren waren vorhanden. 

Später wies ein Schild nach rechts, der Weg wirkte allerdings verblockt. Zudem hatte der letzte Logeintrag diesen Weg als sehr schlecht beschrieben. Deshalb und da der offizielle Track ohnehin dem anderen Weg folgt, entschied ich mich dagegen. 

Ich gelangte zu einer großen Farm und die Hunde fingen an zu bellen. Ich machte mich durch ein lautes "Hola" bemerkbar und wollte gerade ein weiteres Gatter öffnen, als eine Frau herkam. Ich lief zurück um sie nach dem Weg zu fragen. Es stellte sich heraus, dass es sich um Vivi, eine dort lebende deutsche Siedlerin handelt, die sich wundert, warum immer wieder Wanderer durch ihren Hof laufen würden. Hier wäre nämlich gar kein öffentlicher Weg und noch vor ein paar Tagen wären Leute über ihre Zäune geklettert. Sie wollte wissen woher mein GPX-Track kommt und ich erklärte ihr die Situation. Sie informierte mich darüber, dass der richtige Weg durch umgestürzte Bäume versperrt sei und ich stattdessen außerhalb des Zaunes laufen könnte. Nachdem sie mir die Route erklärt hatte, bedankte ich mich und machte mich auf den Weg. 

Das funktionierte sehr gut, doch als ich auf der anderen Seite der Farm "rauskam", wartete Vivi überraschend auf mich. Sie hatte mit ihrer Tochter gesprochen und bat mich darum mit ihr den "richtigen Weg" aufzuzeichnen, damit ich andere Wanderer im Internet darüber informieren kann. Als Dankeschön wollte sie mich zum Mittagessen einladen. Ich freute mich riesig über dieses Angebot und lernte auch ihre Tochter kennen. Die Art und Weise, wie sie als Selbstversorger mitten im Nirgendwo leben ist schon beeindruckend. Ihre Tochter Luisa ging vor und machte den Weg mit der Machete frei, damit er wieder erkennbar ist. Da wo gar nichts mehr ging, gab es einen neuen Weg und kurze Zeit später stand ich wieder auf dem breiten Weg von vorhin. Ich bedankte mich und versprach, den Track in ein paar Tagen online zu stellen, damit in Zukunft hoffentlich weniger Leute über ihre Zäune klettern. 

Auf dem guten Wanderweg ging es weiter, doch kurz nach einer Furt wurde der Weg bedenke schlechter. Ich wurde schon darüber informiert, dass der Pfad zwischenzeitlich zugewachsen sei, es wäre aber möglich bis zum Lago Azul zu kommen. Und tatsächlich: anfangs lagen eine Menge Bäume und Sträucher quer über dem kleinen Weg. Irgendwann wurde es besser. Der Wald war hier deutlich dichter und feuchter. 

Im weiteren Verlauf gab es erneut eine schwierige Stelle, wo ich länger nach einer Möglichkeit suchte einen sehr breiten Sumpfbach zu queren. Der Pfad war nicht mehr zu erkennen. Weiter oben an der rechten Seite fand ich eine Gelegenheit und kam auf den Hauptweg zurück. Ab da wurde es dann bedeutend besser. Vor dem Lago Azul gibt es einen Abzweig zu einem kleinen See, den ich einschlug um nach einen Zeltplatz zu suchen. Dort fand ich gerade rechtzeitig eine Möglichkeit, denn es fing kräftig an zu regnen und hörte auch nicht mehr auf. Glück gehabt!


06.12.2024 Per Anhalter geht es weiter - oder auch nicht

Bei Regenprasseln und einem exotisch klingenden Froschkonzert schlief ich ein. Am nächsten Morgen war das Außenzelt von Regen und Komdenswassee komplett nass. Da ärgerte ich mich erneut über das Ultra-TNT Material, weil da die Regentropfen nicht vernünftig runterrollen. Eine halbe Stunde länger als am Vortag brauchte ich, nur weil ich das Zelt notdürftig abwischte. Trocken wurde es dadurch beileibe nicht. 

Der breite Weg fing gleich abenteuerlich an: Zuerst musste ich einen Bach über einen Baumstamm überqueren und danach am Wegesrand laufen, da auf dem Weg das Wasser floss. Ich gelangte auf eine große Weide, auf der ich entgegen des Tracks links lief, um nicht durch das Privatgrund eines Siedlers gehen zu müssen. Das war offensichtlich die bessere Variante, da ich sogar zwei kleine rote Pfeile sah. 

Ein kurzes Stück ging es am Lago Azul entlang, ehe ich den Weg hinauf zur Gravelroad in Angriff nahm. Dieser sollte laut dem Bericht der deutschen Siedler kürzlich erst freigeräumt worden sein. "Ist das wirklich der richtige Weg?", fragte ich mich. Anfangs musste ich unter umgefallene Bäume kriechen oder über welche drübersteigen. Danach gab es wiederholt Passagen, die stark zugewachsen waren. Im Prinzip kannte ich solche zugewachsenen Wege ja bereits aus Italien, aber das nasse Gestrüpp nervte mich. Trotz Sonnenschein wurde ich nass. 

Um kurz vor zehn hatte ich es geschafft. Blöderweise stelle ich fest, ging es noch weiter bergauf bis zur Straße, wo der Bus fahren soll. Es war mordsmäßig steil und dementsprechend anstrengend. Etwa 30min später hatte ich es bis zur "Hauptstraße" geschafft, doch für den Bus war ich zu spät. Es kam keiner mehr.

Ich lief ein paar Kilometer, erst beim dritten Auto traute ich mir, den Daumen rauszuhalten. Ein Mann hielt an und nahm mich mit. Aus dem Autoradio dröhnte Nirvana. Eine andere Frau wurde auch noch mitgenommen, beide wollten wir zum Supermarkt in Llanada Grande. Dort kaufte ich für die nächsten Tage ein und hatte sogar Empfang. Nun konnte ich meinem geliebten Mann schreiben, dass alles in Ordnung ist. Er hatte sich schon ein wenig Sorgen gemacht. 

Da beim Supermarkt einige Autos vorbeikamen, war ich überzeugt flott einen Hitch bis Rio Manso zu bekommen. Fehlanzeige! Eine Stunde lang kam kein einziges Fahrzeug in meine Richtung. Am Straßenrand machte ich Pause und trocknete das nasse Zelt. Anschließend versuchte ich es bei sechs Autos, doch keines hielt an. Mache ich was falsch oder habe ich einfach bloß Pech? Beim siebten PKW versuchte ich es gar nicht mehr und ein älterer Mann, der sich als Gonzalo vorstellte nahm mich mit. Es gab ein nettes Gespräch auf Spanisch und ich sparte mir rund sechs Kilometer. Gonzalo berichtete, im Parque Nacional Pumalin mit Freiwilligen zu arbeiten, darunter auch immer mal wieder deutsche. Über diese nette Begegnung freute ich mich sehr. 

Auf einer kleineren Straße, die nach und nach schmaler wurde, ging es weiter. Sogar einen mehrarmigen Bach musste ich furten. Ich nutzte die Gelegenheit für etwas Barfußtraining - so blieben auch die Schuhe trocken. ;)

Nach dem Sträßchen ging es auf einem Horsetrail weiter, wo laut meinem Track ein Campsite in der Nähe sein sollte. Diese Stelle peilte ich als Übernachtungsplatz an. Es gab dort nichts außer etwas Wiese neben dem Rio Manso, aber schön war es allemal. Ein erfrischendes Bad gab es auch. Nur wunderte ich mich, da ich keine Feuerstelle fand. Ich selbst mache keine Lagerfeuer, aber meistens finden sich solche Feuerringe bei Zeltplätzen. Zur Zeit der Dämmerung schlenderte ich rund um den Platz und fand zwei wie Bänke drapierte Stämme und... einen Rest verbranntes Holz. Ok, ich habe mich getäuscht. Es gibt doch eine Feuerstelle... 


07.12.2024 Matsch und Schlamm im Green Tunnel

Zwar hatte ich super geschlafen, aber das Zelt war erwartungsgemäß klatschnass vom Tau. Entgegen meiner Vermutung kam die Sonne erst deutlich später und so brauchte ich eine gefühlte Ewigkeit um das Zelt einigermaßen trocken zu wischen. Erst um kurz vor neun kam ich los und war schon ein wenig genervt. 

Der Weg fing schön  und einfach an. Nach einer Stunde kam mir ein Reiter mit Pferden und einem Hund entgegen. Wir sprachen kurz, ich konnte ihn mit dem chilenischen Dislekt nur schlecht verstehen. Er war unterwegs um einzukaufen und bezweifelte, ich würde es heute bis zum Lago Vidal schaffen. Auch etwas über einer Seilbahn als Brücke meinte ich gehört zu haben, schon das aber auf mein schlechtes Spanisch. 
Nach den ersten beiden Anstiegen aß ich kurz einen Snack, als ein anderer Reiter mit seinen drei Pferden (aber ohne Hund) auch eine Pause machte. Auch mit ihm sprach ich kurz,  lief dann los und wurde nur wenige Minuten später wieder überholt. 

Am Rio Steffen, sollte laut meinen Daten eine Brücke sein, ich fand aber nur eine Seilbahn, die per Hand gezogen werden muss. Also hatte ich den Reiter doch richtig verstanden! Um einzusteigen, musste ich zuerst auf einen großen Felsen steigen. Ich versuchte dreimal die Seilbahn zu mir herausziehen, was auch gut klappte. Jedoch wusste ich nicht, wie ich es schaffen sollte in die Kabine einzusteigen, denn sobald man das Seil loslässt, fährt sie los. Was wäre, wenn ich zwar reinkommen würde, aber auf der anderen Seite nicht rauskommen würde? Mir kam das ganze Unterfangen zu gefährlich vor und ich entschied mich stattdessen dazu, den Fluss zu furten. Da das Wasser in etwa knietief war, war das trotz starker Strömung möglich. 

Inzwischen dämmerte mir auch, warum Reiter
Nr. 1 gemeint hatte, ich würde es heute nicht bis zum Lago Vidal schaffen: Der Trail war an vielen Stellen total matschig und zudem von den Pferdehufen aufgewühlt. Immer wieder musste ich genau schauen, wo ich hintreten konnte. Zudem ging es beständig rauf und runter, oft steil.  Ich schaffte nicht mehr als 2km pro Stunde und bis zum Lago Vidal wäre es eine Tagesetappe von 25km gewesen. Immerhin war die Orientierung leicht, weil der Trail klar erkennbar war.

Nach einer erholsamen Mittagspause auf einer Lichtung im Wald, ging es genauso matschig weiter. Es gab weitere fünf Furten zu bewältigen. Nur bei zweien konnte ich auf großen Steinen trockenen Fußes rüberlaufen. Schwierig waren die Furten nie. Bei der ersten nassen Furt war der Weg runter mehr die Herausforderung als die Furt selbst. Der Pfad war nämlich extrem steil und gleichzeitig sehr schlammig. Ohne Trekkingstöcke hätte man da keine Chance. 

Auf dem Foto erkennt man das Gefälle leider nicht wirklich:

Im Verlauf des Tages traf ich beide Reiter erneut an. Nr. 1 kam von Einkaufen zurück, ich hielt ihm das Gatter auf, was sich dort befand. Nr. 2 sah ich, obwohl er mich bereits überholt hatte. Immer waren die Begegnungen freundlich. 

Im Verlauf des Nachmittages kristallisierten sich zwei Möglichkeiten zum Übernachten heraus. Entweder nach 18km hinter einer Brücke oder noch 1.5km weiter. Erst zum Ende hin wurde der Weg zwischendurch mal einfacher und führte vermehrt eben am Hang entlang, sodass ich ein bisschen flotter vorwärts kam. Ich entschied mich für die Campstelle hinter der Brücke, da ich echt erschöpft war. Um 18:30 Uhr kam ich an dem offensichtlichen Lagerplatz mit zwei Feuerstellen an, wo ich den Tag gemütlich ausklingen lassen konnte. 

Ja, ich hatte den Ast über dem Zelt vor dem Aufbau auf seine Stabilität geprüft.


08.12.2024 Unter Bäumen vergraben

Als ich gerade dabei war meinen Rucksack zu packen, kam ein Reiter mit Pferden und drei Hunden vorbei, von denen zwei zu meinem Zelt hinrannten und mein Zelt zum zucken brachten. Zum Glück ist dem Zelt nichts passiert. Der anfängliche Schreck war aber groß. 

Offene Hütte bei Torrentoso. Wahrscheinlich nicht für Wanderer gebaut, wäre aber ein guter Schutz bei starkem Regen:

Die ersten zwei bis drei Stunden war das Wandern angenehm und viel einfacher als am Vortag. Dank Brücken blieben die Füße trocken. Am Lago Vidal Gormaz ging es dann wieder los mit dem Matsch. Ständiger war es nötig über Schlammlöcher zu balancieren, zum Glück meist mit Steinen oder Ästen entschärft. Da wurde meine Konzentration so richtig gefordert. 

Es war nicht einfach einen Platz für eine ausgiebige Mittagspause zu finden, denn der Weg ist schmal und bietet keine Möglichkeit, sich mal neben den Weg zu setzen. Erst kurz vor der Hälfte fand ich eine große Weidefläche mit genügend Platz, um mich breit zu machen. Seit dem Einkauf in Llanada Grande hatte ich keinerlei Empfang mehr, um Arno mal eine Nachricht zu schicken. In Norwegen hatte ich ihm in solchen Situationen per Inreach Mini SMS geschickt, aber der SMS-Empfang funktioniert bei einer Esim ja nicht. Dann kam ich auf die Idee, dass man ja auch mit dem Inreach eine Nachricht an eine E-Mail-Adresse schicken kann. Das hat zu unserer beider Erleichterung hervorragend funktioniert. 

Der zweite Teil am See entlang war etwas einfacher. In der Mittagspause war mir aufgefallen, dass mein Proviant zu knapp bemessen ist. Warum das der Fall ist, fragte ich mich. Dabei hatte ich bisher nicht mehr als gewöhnlich gegessen. Später fiel mir der Grund ein: ich hatte an Tag 3 für Tag 4-7 eingekauft, aber nicht daran gedacht, die Regionen, welche ich an Tag 3 noch essen werde, einzuplanen. Da fehlten also rund 400g! 

Hinter dem See war der erste Bach mit einer aus zwei Baumstämmen bestehenden Brücke zu queren. Dahinter ging es gemütlich und eben an einer Farm eines Settlers vorbei. Erst hinter der Furt, wo übrigens die Brücke fehlte, fing der Anstieg zum Lago Grande an. Bis dort wollte ich heute kommen. 

Mancher Fluss kann auch trockenen Fußes gequert werden, wenn man sich traut über Baumstämme zu balancieren:


Die erste Häfte vom Anstieg war überraschend einfach, der zweite Teil war bedeutend anstrengender. Es schien, als wollte jede Matschstelle die vorherige mit noch stärkerer Matschigkeit übertreffen. Meistens handelte es sich dabei um sehr tief eingegrabene Hohlwege, von denen es gestern auf einige gab. Da musste ich mit dem Trekkingstock sehr genau vorfühlen, wo ich überhaupt hintreten kann - oder wo nicht. 

Hier eine Stelle, bei der es immerhin viele Steine gab:

Am Lago Grande sind zwei Zeltstellen eingezeichnet. Eigentlich wollte ich die erste nehmen, doch stattdessen sah ich nur ein Wirrwarr aus Gestrüpp und umgestürzten Bäumen. 

Der komplette Trail und leider auch der Zeltplatz waren darunter begraben. Anstatt mich auszuruhen, kämpfte ich mich durchs Gestrüpp, bis ich den Weg wieder erkennen konnte. Der letzte Kilometer bis zur nächsten Zeltstelle war gekennzeichnet von einem Wechsel aus trockenen Abschnitten sowie matschigen, die oftmals noch durch abgebrochene Äste erschwert wurde. Um sieben hatte ich es dann endlich geschafft und dieser Zeltplatz war zum Glück auch noch vorhanden. Ich mag nicht dran denken, was gewesen wäre, wenn dieser auch zerstört worden wäre. 

Abendstimmung:

09.12.2024 Die letzte schwierige Etappe bis La Junta

Die Nacht war angenehm ruhig und morgens gab es überraschenderweise sogar Morgensonne. Dieses Camp hat mir richtig gut gefallen!

Gleich zum Start ging es direkt mit einem Hindernis los: ein umgestürzter Baum hatte ein großes Loch in den Weg gerissen, dass bewältigt werden wollte. Danach wurde der Horsetrail nur teilweise besser, denn auch diesmal gab es sehr viele Matschlöcher. Kurz nach dem kleinen Teich unterhalb vom Lago Grande waren erneut sehr viele umgestürzte Bäume auf dem Weg, die mein Fortkommen behinderten. 

Zwischendurch gab es zur Erholung angenehme Bohlenwege:


Es gab bis zum Refugio El Arco noch mehrere leichte Flussquerungen, von denen ich nur die erste auf einem Baumstamm balancierend (bzw. drüber robbend...) umgehen konnte. Das Refugio El Arco ist offen zugänglich und bietet Schutz bei schlechtem Wetter. Direkt danach galt es den Rio Arco zu queren. 

Leider ist die "Arco" im Gegenlicht nur schlecht erkennbar:


Auf der anderen Seite traf ich die ersten Wanderer seit Tagen. Selene und Isaak aus Chile wollen zu Fuß zum Lago Vidal gehen. Wir unterhielten uns ein wenig über den Zustand der Wege und ich warnte sie vor den schwierigen Stellen in der Nähe des Lago Grande. Innerhalb von vier Stunden hatte ich laut Komoot bloß 6km geschafft. Das sagt auch eine Menge aus!

Solange es flach blieb, war es weiterhin sehr matschig. Immer wieder stand ich auf dem Weg und dachte mir "Wie bitteschön soll ich hier weiterkommen!?". Irgendwie fand ich dann doch immer irgendeine Möglichkeit. Sobald es bergab ging, wurde es einfacher.

Auch die Furt vom Rio Traidor war problemlos möglich. Ebenso die vom Rio La Junta, den ich direkt vor der Ankunft in der beliebten Wander- und Kletterregion La Junta furtete. Normalerweise muss man die Campingplätze in La Junta vorab buchen, da sie in der Hauptsaison oft ausgebucht sind, doch als ich ankam war vergleichsweise wenig los. Völlig problemlos bekam ich einen Zeltplatz im Camp Trawen, sogar mehrere Nächte wären möglich gewesen. Für 13000 Pesos pro Nacht nicht gerade günstig. Es gibt dort sogar einen kleinen Shop, der bietet allerdings nur ein sehr eingeschränktes Sortiment. Meine Vorräte waren fast aufgebraucht, sodass ich dort trotz der teuren Preise einkaufen musste. 

Für die längeren Tageswanderungen ab La Junta war ich zu spät und auch zu müde bei meiner Ankunft. Daher wählte ich bloß die sehr kurze Wanderung zum Wasserfall Toboganes, nur 0.7km entfernt vom Campingplatz. Das war eine sehr gute Wahl und wohl der ästhetischte Wasserfall, den ich je in meinem Leben gesehen habe: eine breite glattgeschliffene Felswand, umgeben von dichtem Urwald, an der sich ein tosender Fluss in eine türkisblaue Lagune ergießt. 

10.12.2024 Gemütliches Auswandern 

Der Abend und die Nacht brachten Unmengen an Kondenswasser, selbst das Innenzelt wurde nass. Auf Wiesen zu zelten ist echt suboptimal! 

Nach einem gemütlichen, wenn auch spärlichen Frühstück, ging es um halb neun los. Zum Wanderweg zwischen La Junta und dem Ende dessen bei Cochamó gibt es nicht viel zu erzählen. Er ist sehr gut gepflegt und einfach zu gehen. Gar kein Vergleich zu den schlammigen Wegen der Vortage. Wenn es mal matschig wird, gibt es immer einen trockenen Weg drumherum. Dadurch lässt sich die umgebene Natur viel besser genießen, auch wenn ich regelmäßige andere Wanderer traf.

Nach 3.5h war ich bei der Rezeption an Ende des Weges angekommen, wo sich jeder regristrieren muss. Bis Cochamó sind es noch einige Kilometer auf einer breiten Schotterstraße. Ich lief etwa 30 Minuten, bis ich unerwartet einen sehr freundlichen Hitch bekam.





Donnerstag, 14. November 2024

Takesi Trail in Bolivien

Der Takesi Trail in Bolivien 


Ähnlich wie der El Choro ist der Takesi Trail ein einfacher Wanderweg, der sich auch für Anfänger eignet. Er ist mit 34km noch kürzer, die Anfahrt etwas aufwändiger und anfangs muss der Takesi Pass überwunden werden.

Auch beim Takesi handelt es sich um uralte Handelswege, die zu Zeiten der Inka entstanden sind und in diesem Fall bis heute in gutem Zustand sind. Ein Stück bolivianische Geschichte also. 

10.09.2024

Da wir unsicher waren, wie man mit dem Bus zum Trailhead kommt, entschieden wir uns dafür, ein Uber zu bestellen. Das kostete auch bloß 126 Bolivanos und klappte hervorragend. In dem Dorf Choquecota stiegen wir aus und liefen zunächst ein paar Kilometer auf einer ruhigen Schotterstraße. Im Dorf war noch was los, hier nicht mehr. Ab dem Beginn vom Wanderweg wurde der Anstieg steiler, aber nie wirklich schlimm. Wir waren dennoch froh, gut akklimatisiert zu sein. Der prähispanische Kopfsteinpflasterweg war hier stellenweise in tadellosem Zustand. Ich empfand Hochachtung vor den Menschen, die damals den Weg errichtet haben. 

Oben am Pass war die Aussicht nur mittelmäßig, denn Wolken zogen auf. Und zwar direkt über den Pass hinweg. Der eisige Wind verstärkte unseren Wunsch, schnell abzusteigen. 

Unterhalb der Wolkendecke wurde die Sicht schnell besser. Der Weg war einfach und es machte Spaß, hier bergab wandern zu können. An einer Wasserquelle füllten wir unsere Vorräte auf. Ein paar Kilometer weiter entdeckten wir einen winzigen Zeltplatz, der sogar in mapy.czy eingezeichnet ist. Das Wetter blieb trocken und angenehm mild, sodass wir den Tag draußen ausklingen lassen konnten. 

Kurz gaben die Wolken die Sicht ins Tal frei:

11.09.2024

Die Nacht war hervorragend. Oftmals schlafe ich im Zelt besser als im Bett. Ob das an der Ruhe liegt? Oder am fehlenden Handyempfang? Wieder zeigte sich der uralte prähispanische Handelsweg in bestem Zustand. 

Wir durchliefen den Weiler Takesi, wo uns eine Frau was zum Verkauf anbieten wollte. Jedoch kam ich gar nicht dazu, zu antworten, denn plötzlich kam ein großer Hund um die Ecke, rannte auf mich zu und schnappte nach meinem Knie. Die Frau vertrieb den Hund und wir suchten verunsichert das Weite. Zum Glück trug ich meine lange Hose von Decathlon, mit kurzer Hose wäre es weniger glimpflich ausgegangen. 

Nach einer Pause, um den Schock zu verarbeiten, setzen wir unseren Weg bergab fort. Auf dieser Höhe begannen die ersten Sträucher. Im Gegensatz zum El Choro, hatten wir hier klare Sicht, um die Veränderung der Landstraße wahrnehmen zu können. 

Über einem sehr breiten und steinigen Bach mit eher wenig Wasser gab es keine Brücke. Markierungen auf dem Fels wiesen die richtige Richtung. Auf der anderen Seite fanden wir hervorragende Zeltplätze vor, die wir links und rechts liegen ließen. 

Nun ging es steiler runter und die Baumgrenze war erreicht. Die Temperatur war deutlich wärmer geworden und würde weiter steigen. Nach diesem Stück folgte ein herrlich schöner Höhenweg am Hang entlang. Ab hier wurde der Takesi Trail deutlich schmaler. 

Auch die nächste kleine Siedlung wurde erreicht. Ein paar Menschen wohnen dort mitten in der Natur und bieten Wanderern Campingmöglichkeiten an. Hier war die Vegetation der Yungas bereits sehr dicht und üppig. Ständig zwitscherten Vögel ihre Melodien. Für uns war es noch zu früh, also ging es weiter. 

Eine spannende Brücke:

Nach der Überquerung eines Bachgrabens mussten wir ein Stück bergauf gehen. Bei der Wärme ist das definitiv nicht unanstrengend. Am Sattel ist eine weitere Siedlung, wir sahen aber niemanden. Der Weg wurde wieder etwas breiter und überraschend wir kamen entlang einer Siedlung, die wir gar nicht auf der Karte finden konnten. Ein Mann sprach uns an und wollte wissen woher wir kommen. Nachdem wir uns als deutsche erkenntlich gegeben hatten, gab er an, Hitler zu mögen. Seltsame Begegnungen gibt es. 

Im Tal unterhalb des Dorfes wollten wir eigentlich eine Stelle fürs Zelt suchen, waren nun aber verunsichert. In der Nähe des Dorfes wollten wir ungern zelten. Bis zum Endpunkt in Yanacachi könnten wir es vor Einbruch der Dunkelheit zwar knapp schaffen, allerdings hatten wir keine zuverlässigen Infos zu Unterkünften. Nach einer Weile entdeckten wir ein verlassenes Gebäude am Flussufer, wo offensichtlich schon Leute gezeltet hatten. Oder gegrillt. Zumindest ließ der viele Müll darauf schließen. Zum Aufbau vom Zelt war es noch zu früh. Das kühle Nass vom Fluss verführte uns zu einem Bad. Wie herrlich gut das tat! 

Dann liefen mehrfach Leute vorbei. Erst eine Familie, dann Einzelpersonen und schlussendlich ein Mann mit einer Machete. Jeder grüßte freundlich, aber als ich die Machete sah, bekam ich Angst. Angst, dass jemand in der Nacht herkommen und unser Zelt aufschlitzen könnte, um uns auszurauben. Ich drängte meinen Mann dazu, weiterzugehen. Er meinte ich würde übertreiben, willigte aber ein. Wir hatten beide große Sorgen, keinen Zeltplatz mehr zu finden und in Yanacachi keine Unterkunft zu bekommen. Das Gelände fiel nämlich rechts sehr steil ab, während es links steil hoch hing. Zu allem Überflutung war der Bewuchs extrem dicht. Wir fanden tatsächlich nichts mehr, obwohl wir auch rechts und links vom Weg schauten. Keine Chance! Dabei blieb der Weg noch schön, ein Auge dafür hatten wir beide nicht mehr. 

Wir passierten das Minendörfchen Chollja und erreichten die Schotterstraße. Nachdem der letzte Aufstieg erklommen war, kamen wir nun schneller vorran. Gerade eben so vor Einbruch der Dunkelheit kamen wir im Dorf an. Eine bei google eingezeichnete Unterkunft existierte nicht mehr. Die Einheimischen verwiesen uns an das Hostal Takesi. Dort bekamen wir tatsächlich für 100 Bolivanos ein Zimmer mit Bad. Es handelte sich sogar um eine hübsche Unterkunft im Bungalow-Stil. Jedes Zimmer hatte sogar eine eigene kleine Terrasse. Zur Feier des Tages gönnten wir uns ein leckeres Huari Bier. 

Am nächsten Tag nahmen wir den Bus nach La Paz um 14 Uhr. Es gibt nur zwei Abfahrten: 5 Uhr und 14 Uhr. Man kann den Trail zwar locker in 2 Tagen schaffen, dann kommt man aber nicht mehr weg. Besser ist es, 3 Tage einzuplanen. 

Link zum GPX-Track zur Tour. 

Donnerstag, 3. Oktober 2024

El Choro Trek in Bolivien

Der El Choro Trek in Bolivien

Von der Hochwüste in die Yungas



Im Gegensatz zu den Hochgebirgstreks in Peru ist der El Choro in Bolivien einfach und anfängerfreundlich. Und zwar aus folgenden Gründen:

  • sowohl die Anfahrt zum Startpunkt, als auch die Rückfahrt vom Endpunkt lassen sich einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln organisieren 
  • es geht überwiegend bergab
  • der Weg weist keine besonderen Schwierigkeiten auf
  • da man für diesen Trail bloß 3 Tage braucht, braucht es keine großen Mengen an Proviant
  • man kann bereits am ersten Tag deutlich unter 4000m absteigen und braucht sich daher weniger Sorgen um die Höhe machen


Und nun zum Reisebericht:

05.09.2024 Ein Tag im Nebel

Mit dem Collectivo fuhren wir zum Terminal Minasa, wo die Busse in die Yungas abfahren. Auch der Bus Richtung Coroico mit Halt am La Cumbre Pass, fährt dort ab. Sobald wir das Terminal betreten hatten, wurden wir schon zum richtigen Minibus gebracht. Wenige Minuten später ging die Fahrt auch schon los. 

Es dauerte nicht lange und wir wurdem am La Cumbre Pass auf rund 4650m rausgelassen. Den Rucksack aufgesetzt, eine Jacke angezogen und los gings. Der Beginn war einfach, denn wir mussten bloß einer Schotterstraße folgen. Verirren kann man sich daher nicht wirklich. Verkehr gab es keinen, also durchaus angenehm. Es gäbe auch Abkürzungen, die aber ein starkes Gefälle aufweisen und das brauchten wir auf dieser Höhe nun wirklich nicht. Trotzdem musste ich stark schnaufen, da merke ich die Höhe auch nach langer Akklimatisierungszeit. Die karge Landschaft ließ sich aufgrund des Nebels erst nach und nach erkennen.

Endlich war der Anstieg zum Pass auf 4850m geschafft! 

Der Blick nach unten war atemberaubend:
Bergab ging es noch weiter auf der Schotterstraße, insgesamt ganze 16km. Nur einen kurzen Abschnitt kürzten wir auf einem Wanderweg ab. 

Schon nach wenigen Minuten liefen wir in den Nebel hinein - und es sollte so bleiben. Viel länger als gedacht... Bei diesem Wetter zeigte sich der Vorteil der Straße, die Wegfindung war denkbar einfach. Von der Landschaft bekamen wir leider gar nichts mit. Es fing leicht an zu regnen und wir zogen uns Regenkleidung an. Der Nebel verhinderte nicht, dass die Einheimischen uns Wanderer entdeckten und eine kleine Wegegebühr pro Person wurde fällig. 

Nach rund 16 km Strecke erreichten wir das Ende der Straße. Der El Choro ging dort in einen breiten Wanderweg über, der stellenweise aus gepflasterten Steinen aus der Inkazeit bestand. Toll! Ab und zu wurde es aber auch matschig. Wir entschieden uns dazu am Wegesrand unser Zelt aufzuschlagen, denn die nächsten Regenwolken näherten sich schon. Auch waren wir zuvor durch ein Dorf gekommen, was auf der Karte nur sehr rudimentär eingezeichnet war. Wir wollten es vermeiden in einem Dorf zwischen lauter fremden Menschen zu nächtigen und zogen daher einen Platz in der Natur vor. 


06.09.2024 Runter in den Dschungel 

Am Abend regnete es leicht, erst in der Nacht klarte es auf. Da wir auf einer vergleichsweise geringen Höhe von 3490m übernachteten, war es nicht kalt. 

Hier war schon deutlich mehr Vegetation vorhanden als ganz oben am Pass. Viele Sträucher und kleinere Bäumchen zierten die Landschaft. Moose und Flechten wiesen auf häufig feuchtes Wetter hin.

Es ging weiter auf dem breiten Kopfsteinpflasterweg, der in den nächsten Kilometern schmaler wurde. Auf der anderen Seite vom Fluss entdeckten wir eines der offiziellen Camps, welches entgegen unserer Befürchtung nur in der Nähe ein paar kleiner Häuschen war. Ein Zelt erspähten wir dort. Auch wenn der El Choro Trek in jedem Reiseführer über Bolivien empfohlen wird, ist er nicht überlaufen. Auch damit hatten wir nicht gerechnet. 

Die Bäumchen wurden zu Bäumen und ganz generell waren wir ab hier im Wald angekommen. Undurchdringlicher Dschungel trifft es eher. Mit jedem Schritt bergab wurde es wärmer. Zahlreiche Vogelstimmen waren zu hören. Leider waren auch reichlich Mücken unterwegs. Auf die könnten wir beide getrost verzichten!

Nach 10km Strecke überquerten wir den Fluss über eine abenteuerliche Brücke. Mit rostigen Drähten sind hier zahlreiche dünne Baumstämme miteinander zu einem Untergrund gebunden worden, der von ein paar Stahlseilen gehalten wird. Besonders knifflig war der Anfang, wo wir uns an einem großen Felsblock entlangtasten mussten. 

Auf der anderen Seite erwartete uns ein schweiztreibender Anstieg von 180hm, denn inzwischen war es hier auf 2150m richtig schwülwarm geworden. Obwohl es überwiegend bergab ging, kamen wir langsamer vorwärts als gedacht. Der Weg zeigt sich hier in den Yungas schmal und führt überwiegend über kleine und große Steine hinweg. Kein Gelände, um Gas zu geben. 

Als wir den Gegenanstieg gemeistert hatten, gönnten wir uns eine Pause. Ich machte den Fehler, meine Schuhe und Socken auszuziehen, um die Füße zu lüften. Sofort hatte eine besondere hinterhältige Mücke mich in die Fußsohle gestochen. Fortan brannte diese ganz furchtbar. Die Pause war dadurch für mich erledigt. Ich bat meinen Mann darun, mich abzulenken, erst nach einer Stunde ließ das Brennen nach.

Der Weg führte sehr idyllisch am Hang entlang und bot immer wieder Aussichten auf den dichten Wald drumherum. Leider war die Sicht trüb, obwohl das Wetter gut war. Wir kamen an dem ein oder anderen Campground vorbei, von denen die meisten verwaist waren. 

Dann gelangten wir zu einer ehemaligen Brücke. Ehemalig, weil nur noch die Grundpfeiler erhalten sind, aber nicht mehr die Brücke selbst. Der Bach führte in der Trockenzeit nur wenig Wasser und war somit einfach zu queren. In der Regenzeugs dürfte dies anders sein. 

Der letzte große Anstieg war ganz besonders anstrengend, denn es ging über steile Treppenstufen nach oben. Zu allem Überfluss war der Pfad hier etwas überwuchert, sodass insbesondere ich ständig irgendwo höngenblieb. Nach 24km Strecke kamen wir völlig erschöpft am Bella Vista Camping an. Entgegen den Kommentaren bei Komoot war dieser leider auch verwaist. Da es bereits dämmerte, bauten wir unser Zelt am Wegesrand auf, anstatt noch weiterzulaufen. Zum Glück gab es am Camp eine kleine Quelle, denn am letzten Bach konnten wir dank diesmal intakter Brücke nicht auffüllen. 


07.09.2024 Endspurt und Rückfahrt nach La Paz

Der Zeltplatz war nicht ideal, aber in Ordnung. Die Nacht blieb warm, woran auch die zahlreichen Mücken gefallen fanden. Auf den nächsten Kilometern fanden wir gleich zwei noch bewirtschaftete Campingplätze. Mal wieder zu spät... 


Der Pfad blieb angenehm, der Wald wurde noch dichter und die Höhenmeter bergauf waren nun alle überwunden. Nur die Hitze strengte uns noch an. Die letzten 10km bis zum Ende des Trails, verging wie im Flug und plötzlich erreichten wir mit der Straße die Zivilisation. 

Dort befand sich ein Café, wo überraschend viele Touristen zu sehen waren. Doch wir kamen gar nicht dazu, es näher anzuschauen, da hielt schon ein Taxi und nahm uns für insgesamt 30bs mit zur Bushaltestelle bei Yolosa. Wir hatten noch nicht mal das Taxi bezahlt und schon wollte uns ein Fahrer zum nächsten Minibus nach La Paz als Kunden einsacken. Die Rückfahrt klappte völlig einfach und problemlos. 

Link zum GPX-Track: El Choro Trek


Dieses Blog durchsuchen