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Donnerstag, 21. August 2025

Sentiero della Pace und Lagorai Höhenweg

Sentiero della Pace


Flimstaler Alpen und Lagorai Höhenweg


15.08.2025 Transfer-Tag

Etwas mehr als 90 Minuten saß ich im Bus bis ich in Trento ankam. Ich wollte mir bei der tollen Eisdiele noch zwei Kugeln zum mitnehmen holen, stellte aber fest, sie hatte geschlossen. Stattdessen gab es ein Magnum. Die Weiterfahrt nach Levico Terme dauerte etwa eine Stunde. Es hatte 31° C und mir stand ein Anstieg von 1400hm bevor. Na prima! Ich wollte ohnehin noch vorher mit Arno telefonieren und mein Handy laden - also kehrte ich ein. Die zwei Eisdielen, die ich rausgesucht hatte, waren ebenfalls zu. Daher ging ich in eine Bar und bestellte einen Smoothie. Dieser wurde zu meiner Begeisterung eiskalt serviert. Während des Telefonats löffelte ich den Smoothie und entspannte mich dabei. 

Dann ging es los. Zunächst tunkte ich mein T-Shirt, meinen Hut und meine Haare ins eiskalte Wasser. Das tat sooo gut! Erst dann ging ich wirklich los. Der Pfad war steil, schmal und führte durch dichten Laubwald. Vieles erinnerte mich an Ligurien. Auch der Geruch des Waldes. 

Uriger Waldpfad

Die Bäume werden weniger


Ich war noch nicht oben als sich der Himmel verdunkelte. Auf dem Boden sitzend mampfte ich die Käseflips, die zu viel Platz im Rucksack wegnahmen. Dann fing es an zu regnen. Ich ging weiter, stellte den Rucksack unter einen Baum und "duschte" im Regen. Es war erfrischend, aber dann stellte ich mich doch lieber unter. Es prasselte so richtig runter. Etwa 30 Minuten ging ich weiter, auch wenn es immer noch leicht regnete. Nun war es nicht mehr weit bis Vetriolo Terme. Ich verzichtete auf einen Stop im Thermalort und wanderte direkt weiter. Eine Forststraße führte durch ein ehemaliges Waldgebiet, welches nun fast baumlos daherkommt. 2018 gab es dort einen derart verheerenden Sturm, welcher fast alle Bäume entwurzelt hat. 

Oben wachsen nur noch wenige Bäume

Die letzten Meter zum Pass Bassa

Das einzig nervige war, dass es immer noch bergauf ging. Ich marschierte an der Malga Masi vorbei und nahm den unscheinbaren Pfad hoch zum Pass Bassa. Der Pass ist zwar flach und breit, aber hier findet Weidetierhaltung statt. Daher nicht ideal zum zelten. Ein Wanderweg führte mich zu meinem Tagesziel: einer einfachen Biwakhütte. Sie war tatsächlich offen und noch unbewohnt. Auf der Holzpritsche breitete ich meine Sachen aus und genoss den Abend draußen. 

Übernachtung im Bivacco



16.08.2025 Einkaufs-Tag

Obwohl ich zeitig um acht Uhr losging, liefen kurz vorher zahlreiche Trailrunner an der Hütte vorbei. Auf "meinem" Weg ging es dagegen ruhig zu. Heute standen bis Campestrini nur einfache Wege und Straßen bevor. Die 20km bis Campestrini bzw. dem Supermarkt im Nachbardorf Torcegno waren eigentlich schnell zu gehen, aber ich musste ja noch einkaufen. Der Dorfladen hat aber von 12 bis 16 Uhr Mittagspause, daher konnte ich mir Zeit lassen und legte zahlreiche Pausen ein. Die schönste war an einer runden Viehtränke, die ich als Badewanne nutzte. So fühlte ich mich zumindest kurzfristig sauberer. 

Die Landschaft war heute von Wäldern und Wiesen mit Heiden geprägt. Weitsichten gab es wenige. 


Weideland

Eine Badewanne am Wegesrand :) 

Ich sitze einen Gewitterschauer unter Bäumen geschützt aus


Trotz der Bummelei kam ich eine Stunde zu früh in Torcegno an. Eine Bar konnte ich zumindest in der Nähe vom Supermarkt nicht finden, stattdessen fand ich eine Kirche. Dort lud ich mein Handy auf und wollte eigentlich ein paar Münzen spenden. Es gab dazu aber keine Gelegenheit. 

Die Kirche von Torcegno ist typisch italienisch schön


Der Coop-Supermarkt war zwar klein, bot aber alles, was ich benötigte. Jedoch machte ich beim zählen des Inhalts der Kekse einen Fehler und kaufte zuviel. Da ich das nicht alles tragen wollte, ließ ich einen Teil auf der Bank vor dem Supermarkt stehen. Irgendwer freut sich hoffentlich drüber! 3kg Lebensmittel habe ich nun für 5 Tage dabei. 


Selbstverständlich ging es auch diesmal nach dem Einkauf 700hm steil hoch. Mein Wasser war knapp, da ich in Campestrini auffüllen wollte, es aber im entsprechenden Moment vergessen hatte. In der Mitte des Anstiegs kam ich an einem Haus vorbei, bei dem ich im Garten Wasser zapfen konnte. 

Bevor ich einen Zeltplatz suchen konnte, musste ich noch den Weiler Musiera auf Asphalt durchqueren. Erst dann kam ich wieder in ein Waldgebiet. Dort füllte ich am Bach erneut das Wasser auf und suchte mir dann ein verstecktes Plätzchen im Wald. Zwischen den Bäumen wurde es rasch dunkel. 

Zeltplatz im Fichtenwald

Eine Blase am Zeh will noch behandelt werden


17.08.2025 Trans-Lagorai Tag 1

Als es dunkel wurde, hörte ich die Rufe eines Uhus. Mit dieser idyllischen Soundkulisse schlief ich so gut wie schon lange nicht mehr. 

Die ersten Stunden des Tages waren unspektakulär. Ich folgte der Forststraße nach Ponte Salton, kam an einem Camp der Pfadfinder vorbei und folgte überwiegend einer Straße bergauf bis zum Hotel Lagorai. Auf dem Weg dahin hielt ein Auto an und bot mir eine Mitfahrgelegenheit an, doch dies ließ meine Ehre nicht zu. Aber es war sehr nett!

Aufstieg auf Schotter und Asphalt


Hinter dem Hotel sollte der Wanderweg zum Einstieg in die Trans-Lagorai sein. Dort war eine Notiz angebracht mit der Info, der Weg 362 sei aufgrund von Forstarbeiten bis zum 30.09. gesperrt. Eine Gruppe Italiener war hinter mir und ließ sie vor. Sie blieben kurz stehen und gingen in den gesperrten Weg hinein. Mit einem von ihnen kam ich ins Gespräch. Der Mann meinte, am Sonntag werde dort ohnehin nicht gearbeitet. Da sie langsamer waren, überholte ich bald. Es kamen mir weitere Personen entgegen. Auch ein Radfahrer, der mich wiedererkannte. Es war der Autofahrer, welcher mich mitnehmen wollte! Der Wanderweg war übrigens in perfektem Zustand. Nur bei der Querung einer Forststraße sah ich eine Arbeitsmaschine stehen. 

Wegsperrung aufgrund von Forstarbeiten

Almlandschaft

Viele Höhenmeter ging es bergauf. Vorbei an einer Alm mit neugierigen Kühen und hoch bis zum Lago Montalon. Hin und wieder hatte ich andere Wanderer getroffen, doch dort sah ich gleich 20 Personen. Man merkte echt, dass es ein Feiertagswochenende. Ich folgte zwei Familien, die in die gleiche Richtung wanderten. Die Aussicht war toll, der Weg war oft felsig. Es gab viel Blockwerk zu meistern, aber nie wirklich schwierig. 

Am Lago Montalon

Der Trail wechselt zwischen einfachen Pfaden und Blockgestein

Lago delle Stellune

Murmeltiere sind immer wieder zu sehen

Später schlug ich eine andere Richtung ein und querte oberhalb vom Lago delle Stellune zum nächsten Pass. Oben sah ich dunkle Wolken kommen. Die ersten Tropfen fielen vom Himmel. In 100m Entfernung bergauf konnte ich einen Felsvorsprung erspähen. Gerade rechtzeitig als es anfing zu hageln, kauerte ich mich unter den Felsvorsprung. So blieb ich trocken. 

Hier kauere ich mich unter den Fels

Als der Regen nachließ, ging ich weiter. Ein Schild wies darauf hin, der Weg sei nur für Experten. Er führte am Steilhang entlang und auch wieder über Blockwerk, aber schwierig war er zum Glück nicht. Ein Paar kam mir entgegen, dies sollte die letzte Begegnung des Tages werden. Es hörte auf zu regnen und bald schien wieder die Sonne. In der Ferne hörte ich Donnergrollen, der Wind kam aber aus der anderen Richtung. 

Schöner Pfad am Hang entlang

Schwindelfreiheit ist von Vorteil

Eine von vielen Schwartenübergängen im Lagorai-Gebirge

Ein weiterer Bergsee

Dort geht es hoch

Üppige Blumenpracht im kargen Hochgebirge

Stein und Fels so weit das Auge reicht

Der 1. Weltkrieg hat auch hier seine Spuren hinterlassen

Doch ich war noch nicht am Ziel! Drei weitere Pässe hatte ich noch zu bewältigen. Es gab die ein oder andere Seilversicherung und sehr viel Blockwerk. Gut, dass das Gewitter weggezogen ist! Schnell kam ich nicht vorwärts, aber um 18:45 Uhr erreichte ich den kleinen "Laghetto Pieroni", wo ich sogar eine Zeltstelle mit bereits plattem Gras vorfand. Schnell noch das Zelt aufbauen, sich kurz im kalten Wasser erfrischen und dann konnte ich den Rest des Abends entspannen. 

Idyllischer Zeltplatz am Leghetto Pieroni

Abendstimmung im Lagorai-Gebirge


18.08.2025 Trans-Lagorai Tag 2

Die Nacht war kalt und nass. Es regnete zwar nicht, aber es bildete sich so viel Kondenswasser am Zelt, dass es klatschnass war. Es gibt Leute, die behaupten, man müsse DCF nur abwischen und könne das Zelt dann trocken einpacken. Das ist Quatsch! An manchen Stellen war der Tau am Gras gefroren. Doch gut, dass ich den wärmeren Quilt eingepackt habe.

Militärruinen

110 Jahre alte Kriegsrelikte liegen einfach so am Wegesrand

Nach 10 Minuten Wegstrecke wechselte ich auf die Sonnenseite und prompt wurde es warm. Der Trail war nun etwas einfacher als am Vortag. Stellenweise konnte ich alten Militärsteigen folgen, was an den Ruinen und Höhlen erkennbar ist. Aber es gab auch einige Kraxelpassagen mit Seilsicherungen. Nach 90 Minuten kam ich am Bivacco Nada Teatin an, welches eher eine Höhle mit Tür darstellte.

Das Bivacco Nada Teatin ist zwar einfach, bietet aber doch auch eine Art von Gemütlichkeit.

Hier sollte man Schwindelfrei sein

Blockgestein gibt es immer wieder

Ab dem Beginn des breiten Weges im Tal waren viel mehr Menschen unterwegs. An der offene  Schutzhütte "Baito del Marino" trocknete ich mein nasses Zelt in der Sonne. 

Baito del Marino

Beim Rifugio Cauriol kehrte ich wie geplant ein. Deshalb hatte ich etwas weniger Proviant eingepackt, als ich das üblicherweise tun würde. Da draußen alle Tische belegt waren, aß ich drinnen eine Portion Gnocci aus Polenta mit Gorgonzolasoße. Es war lecker. 

Mittagessen am Rifugio Cauriol

Der erste Teil vom Anstieg ist geschafft

Anschließend erwartete mich ein steiler Anstieg zum Pass beim Bivacco Condoleo. Den Abzweig zum Bivacco ließ ich aus, da ich dort ohnehin nicht übernachten wollte. Ein Paar begegnete mir, die auf dem Weg dahin waren. Ich stattdessen peilte das Bivacco Paolo e Nicola an. Dies war das realistische Ziel für heute, auch wenn ich es gerne noch zum Bivacco Aldo Moro schaffen würde. 

Auch an dem See unterhalb vom Bivacco Condoleo kann man zelten

Badepause am Lago Brutto

Im Wasser leben Fische und Kaulquappen

Vorher legte ich eine Badepause am Lago Brutto ein. Dort war ich ganz alleine und genoss die wärmende Sonne. Zum zelten hingegen würde sich der niedrigere See besser eignen. Dort habe ich schöne Plätze fürs Zelt gesehen. 

Nach der Pause ging es sehr steil hinauf bis zur Forcella Moregna. Schwierig war der Pfad aber nicht. Auf dem Weg runter überholte ich ein Paar mit größeren Rucksäcken. Dann kam ich beim Bivacco Paolo e Nicola an, wo ich draußen drei junge Männer beim holzhacken sah. "Gut, dann sind wir wohl zu sechst", dachte ich mir. Doch die Männer berichten, es wären bereits 20 Personen da. Eine große Gruppe übernachtet nämlich dort. Das Bivacco bietet eigentlich nur neun Schlafplätze. Dann kam das Paar, welches ich kurz vorher überholt hatte. Da sie kein Zelt dabei hatten, mussten sie wohl oder übel dort bleiben. Dann kamen weitere zwei Personen, sahen die große Gruppe und gingen weiter. Sie wollten ein tiefer gelegenes Bivacco aufsuchen. 

Unterwegs komme ich an einer moorigen Hochebene vorbei

Auch ich entschied mich dazu, weiterzugehen. Zunächst überlegte ich, ob ich das gleiche Bivacco ansteuern sollte. Es liegt aber nicht auf meiner Route, daher entschied ich mich dagegen. Ohnehin hatte ich mich spontan für eine andere Route entschieden. Eigentlich wollte ich am nächsten Tag zum Bivacco Aldo Moro gehen, doch die Etappe mit nur sechs Kilometern ist mit fünf Stunden angegeben. Es soll über zahlreiche Passagen mit Klettersteig-Charakter gehen. Jedoch soll der morgigen Tag regnerisch werden. 

Also folgte ich dem gut markierten aber weniger ausgetretenen Pfad unterhalb. Auf einer Anhöhe stellte ich mein Zelt auf hohes Gras mit leicht buckligem Untergrund. Es war nebelig, daher hatte ich keine Sicht. 

Das Bivacco war schon voll, daher zeltete ich stattdessen im
Nebel



19.08.2025 Trans-Lagorai Tag 3

Trotz des etwas buckligem Untergrunds schlief ich ganz gut. Indem ich etwas nach unten rutschte, waren die Buckel an den passenden Stellen. Am nächsten Morgen waren die Wolken zumindest teilweise aufgestiegen. Ein Anblick, der mir eigentlich ganz gut gefiel. Ich meinte in der Ferne zwei Zelte gesehen zu haben. Ob das die beiden vom Vortag sind?

Morgenstimmung im Lagorai-Gebirge

Der Weg ist kaum ausgetreten


Auf dem Weg zur Forcella Miesnotta ging es zunächst hinab zu einer malerischen Hochebene, wo der Naturpark Panveggio begann. Bis zum Pass war es ziemlich einfach, der Weg führte über Bergwiesen hoch. Dort oben standen tatsächlich zwei Zelte, es waren allerdings zwei Männer. 

Im Naturpark Panveggio

Der nächste Pass war die Forcella Valcigolera. Dort legte ich eine kurze Pause ein um das Zelt zu trocknen. Die Sonne war immerhin teilweise zum Vorschein gekommen. 

Ich treffe gleich zwei große Gruppen

Von dort war es nicht mehr weit zurück auf den Hauptweg der Trans-Lagorai. An der Forcella Ceremana traf ich auf eine große geführte Gruppe. Inzwischen war auch die Sonne rausgekommen. Zehn Minuten später traf ich einen Einheimischen, der fragte, ob ich die Trans-Lagorai gegangen sei. Ich fragte ihn ob es am Passo Rolle ein Restaurant gibt. Er meinte, es gäbe sogar zwei oder drei. Dann stieg ich schnellen Schrittes ab und folgte den Schildern des SdP nach Panveggio an der Passo-Rolle-Straße. 

Anfangs noch ist der Weg nach Panveggio schön, dann geht er in eine langweilige Forststraße über

Unterwegs dämmerte mir, dass Passo Rolle und Panveggio wohl nicht das gleiche sind. Ich hoffte, dort trotzdem ein Restaurant vorzufinden. Der Pfad dahin fing schön an und führte nach der Hälfte über eine Forststraße durch einen kaputten Wald. Leider gab es in Panveggio weder ein Restaurant noch eine Bar. Aber immerhin ein öffentliches WC. 


GPX-Track: Levico Terme bis Penia mit Lagorai Höhenweg

Samstag, 14. Dezember 2024

Greater Patagonian Trail GPT 22 - Lago Puelo bis Cochamó

GPT 22 - Lago Puelo bis Cochamó


04.12.2024 Grenzgängerin

Da mein Mann sich vor rund zwei Wochen eine Verletzung an der rechten Hüfte zugezogen hat, musste ich diese erste richtige Etappe vom Greater Patagonian Trail alleine bestreiten. Die letzte Zeit war ich aufgrund dieser Aussicht sehr betrübt, hatten wir uns doch auf viele spannende Mehrtageswanderungen gefreut. Aber naja, manchmal plant man sehr viel und am Ende kommt doch alles anders. Da hilft nur flexibel bleiben.

Mein Bus ab Esquel startete pünktlich um 10:15 Uhr und inzwischen war ich richtig aufgeregt. Ich war sehr gespannt, was hier auf mich zukommt. Der GPT gilt als sehr anspruchsvoller Trail, der ursprünglich gar nicht für Wanderer konzipiert wurde. Diese Etappe soll moderat und somit ein guter Einstieg sein. Entgegen der Vorhersage war es überwiegend sonnig, aber der nächste Tag sollte definitiv regnerisch werden.

Nachdem mich der Bus in der Nähe vom Lago Puelo abgesetzt hatte, waren es noch 3 Kilometer bis zur Fußgängerbrücke über den Rio Azul. Später in der Saison soll man diesen Fluss auch furten können, so früh in der Saison führt er dafür zu viel Wasser. Um 13 Uhr war ich auf der anderen Seite und los gings! Der Weg fing einfach und gut ausgeschildert an. Die Beschilderung war insbesondere in der Nähe so mancher Farm sehr hilfreich. 


Der Weg blieb bis zur argentinischen Grenzstation in einen top Zustand. Mal schmal, dann wieder breiter, aber nie überwuchert oder schwer zu erkennen. Mir begegneten überraschend viele Wanderer mit schwerem Gepäck. 

Als ich an der Grenzstation am Lago Puelo ankam, nahm ein junger Carabiniero meinen Pass entgegen und eine Minute später, kam er mit einem Kollegen zurück. Heute wäre es zu spät um bis zur chilenischen Grenzstation zu gelangen. Daher sollte ich hier in der Nähe auf dem kostenfreien Campground nächtigen und am nächsten Tag um 8 Uhr wiederkommen. Anfangs war ich etwas betrübt, da ich gerne noch weiter gelaufen wäre. Schließlich sind die Tage lang und ich hätte die 12km bestimmt vor Einbruch der Dunkelheit geschafft. Naja, hier am Lago Puelo ist es allerdings echt schön - definitiv ein toller Ort für ein Camp. Ich bedankte mich und machte mich auf die Suche nach besagtem Campingplatz. Dieses befindet sich direkt hinter dem Gebäude der Carabinieros und bietet Platz für duzende Zelte. Eine Jugendgruppe war noch da, aber keine anderen Wanderer. Seltsam ist nur, dass das Klohäuschen abgesperrt ist. Ein Erwachsener der Jugendgruppe bestätigte mir dies. 

Der Abend war ruhig und sehr gemütlich. Nur über die unzähligen Feuerringe wunderte ich mich. Kann man hier im Nationalpark nicht einfach die bereits vorhandenen benutzen?!

05.12.2024 Falsche Wegführung bei den deutschen Siedlern

Die Nacht blieb ruhig und trocken, sodass ich am nächsten Morgen ein trockenes Zelt einpacken konnte. Die Ausreisekontrolle war unkompliziert, auch wenn der zuständige Carabiniero nachfragte, warum ich keinen Einreisestempel im Pass habe. Ich erklärte, dass ich auf der Busfahrt nach Bariloche keinen bekomme habe und bekam hier diesmal einen Stempel. Danach ging es für mich direkt weiter zur chilenischen Grenze.

Frauenschuh:

Der Weg oberhalb vom Lago Puelo war weiterhin in einem sehr guten Zustand. Der weitere Wanderweg am Lago Inferior auch, aber es ging mehr rauf und runter, was etwas mehr Zeit kostete. 


Immer wieder gab es trotz dichter Bewölkung tolle Aussichten:

Auch die Einreisekontrolle bei den chilenischen Carabinieros klappte einwandfrei und das Prozedere dauerte nicht lange. Da es aus den letzten Jahren Berichte gibt, dass der Weg auf der westlichen Seite vom Logo de las Rocas durch einen Erdrutsch zerstört sei, nahm ich den Weg entlang der östlichen Seite. Ein Schild schrieb ihn mit 12km aus.

Lago de las Rocas:

Der Weg fing als schmaler Pfad an und war anfangs aber immer gut erkennbar. Irgendwann passierte ich ein Gatter mit einem Schild. Der Weg zum Lago Azul sei nicht begehbar, da große Schneemengen Bäume zu Fall gebracht hätten. Ich war etwas verunsichert, entschloss mich aber dazu, es zu versuchen. Eine Jahreszahl war nicht angegeben, das Schild könnte also auch schon älter sein. Hinter dem Gatter wurde der Weg nun deutlich breiter und einfacher, sogar Fahrzeugspuren waren vorhanden. 

Später wies ein Schild nach rechts, der Weg wirkte allerdings verblockt. Zudem hatte der letzte Logeintrag diesen Weg als sehr schlecht beschrieben. Deshalb und da der offizielle Track ohnehin dem anderen Weg folgt, entschied ich mich dagegen. 

Ich gelangte zu einer großen Farm und die Hunde fingen an zu bellen. Ich machte mich durch ein lautes "Hola" bemerkbar und wollte gerade ein weiteres Gatter öffnen, als eine Frau herkam. Ich lief zurück um sie nach dem Weg zu fragen. Es stellte sich heraus, dass es sich um Vivi, eine dort lebende deutsche Siedlerin handelt, die sich wundert, warum immer wieder Wanderer durch ihren Hof laufen würden. Hier wäre nämlich gar kein öffentlicher Weg und noch vor ein paar Tagen wären Leute über ihre Zäune geklettert. Sie wollte wissen woher mein GPX-Track kommt und ich erklärte ihr die Situation. Sie informierte mich darüber, dass der richtige Weg durch umgestürzte Bäume versperrt sei und ich stattdessen außerhalb des Zaunes laufen könnte. Nachdem sie mir die Route erklärt hatte, bedankte ich mich und machte mich auf den Weg. 

Das funktionierte sehr gut, doch als ich auf der anderen Seite der Farm "rauskam", wartete Vivi überraschend auf mich. Sie hatte mit ihrer Tochter gesprochen und bat mich darum mit ihr den "richtigen Weg" aufzuzeichnen, damit ich andere Wanderer im Internet darüber informieren kann. Als Dankeschön wollte sie mich zum Mittagessen einladen. Ich freute mich riesig über dieses Angebot und lernte auch ihre Tochter kennen. Die Art und Weise, wie sie als Selbstversorger mitten im Nirgendwo leben ist schon beeindruckend. Ihre Tochter Luisa ging vor und machte den Weg mit der Machete frei, damit er wieder erkennbar ist. Da wo gar nichts mehr ging, gab es einen neuen Weg und kurze Zeit später stand ich wieder auf dem breiten Weg von vorhin. Ich bedankte mich und versprach, den Track in ein paar Tagen online zu stellen, damit in Zukunft hoffentlich weniger Leute über ihre Zäune klettern. 

Auf dem guten Wanderweg ging es weiter, doch kurz nach einer Furt wurde der Weg bedenke schlechter. Ich wurde schon darüber informiert, dass der Pfad zwischenzeitlich zugewachsen sei, es wäre aber möglich bis zum Lago Azul zu kommen. Und tatsächlich: anfangs lagen eine Menge Bäume und Sträucher quer über dem kleinen Weg. Irgendwann wurde es besser. Der Wald war hier deutlich dichter und feuchter. 

Im weiteren Verlauf gab es erneut eine schwierige Stelle, wo ich länger nach einer Möglichkeit suchte einen sehr breiten Sumpfbach zu queren. Der Pfad war nicht mehr zu erkennen. Weiter oben an der rechten Seite fand ich eine Gelegenheit und kam auf den Hauptweg zurück. Ab da wurde es dann bedeutend besser. Vor dem Lago Azul gibt es einen Abzweig zu einem kleinen See, den ich einschlug um nach einen Zeltplatz zu suchen. Dort fand ich gerade rechtzeitig eine Möglichkeit, denn es fing kräftig an zu regnen und hörte auch nicht mehr auf. Glück gehabt!


06.12.2024 Per Anhalter geht es weiter - oder auch nicht

Bei Regenprasseln und einem exotisch klingenden Froschkonzert schlief ich ein. Am nächsten Morgen war das Außenzelt von Regen und Komdenswassee komplett nass. Da ärgerte ich mich erneut über das Ultra-TNT Material, weil da die Regentropfen nicht vernünftig runterrollen. Eine halbe Stunde länger als am Vortag brauchte ich, nur weil ich das Zelt notdürftig abwischte. Trocken wurde es dadurch beileibe nicht. 

Der breite Weg fing gleich abenteuerlich an: Zuerst musste ich einen Bach über einen Baumstamm überqueren und danach am Wegesrand laufen, da auf dem Weg das Wasser floss. Ich gelangte auf eine große Weide, auf der ich entgegen des Tracks links lief, um nicht durch das Privatgrund eines Siedlers gehen zu müssen. Das war offensichtlich die bessere Variante, da ich sogar zwei kleine rote Pfeile sah. 

Ein kurzes Stück ging es am Lago Azul entlang, ehe ich den Weg hinauf zur Gravelroad in Angriff nahm. Dieser sollte laut dem Bericht der deutschen Siedler kürzlich erst freigeräumt worden sein. "Ist das wirklich der richtige Weg?", fragte ich mich. Anfangs musste ich unter umgefallene Bäume kriechen oder über welche drübersteigen. Danach gab es wiederholt Passagen, die stark zugewachsen waren. Im Prinzip kannte ich solche zugewachsenen Wege ja bereits aus Italien, aber das nasse Gestrüpp nervte mich. Trotz Sonnenschein wurde ich nass. 

Um kurz vor zehn hatte ich es geschafft. Blöderweise stelle ich fest, ging es noch weiter bergauf bis zur Straße, wo der Bus fahren soll. Es war mordsmäßig steil und dementsprechend anstrengend. Etwa 30min später hatte ich es bis zur "Hauptstraße" geschafft, doch für den Bus war ich zu spät. Es kam keiner mehr.

Ich lief ein paar Kilometer, erst beim dritten Auto traute ich mir, den Daumen rauszuhalten. Ein Mann hielt an und nahm mich mit. Aus dem Autoradio dröhnte Nirvana. Eine andere Frau wurde auch noch mitgenommen, beide wollten wir zum Supermarkt in Llanada Grande. Dort kaufte ich für die nächsten Tage ein und hatte sogar Empfang. Nun konnte ich meinem geliebten Mann schreiben, dass alles in Ordnung ist. Er hatte sich schon ein wenig Sorgen gemacht. 

Da beim Supermarkt einige Autos vorbeikamen, war ich überzeugt flott einen Hitch bis Rio Manso zu bekommen. Fehlanzeige! Eine Stunde lang kam kein einziges Fahrzeug in meine Richtung. Am Straßenrand machte ich Pause und trocknete das nasse Zelt. Anschließend versuchte ich es bei sechs Autos, doch keines hielt an. Mache ich was falsch oder habe ich einfach bloß Pech? Beim siebten PKW versuchte ich es gar nicht mehr und ein älterer Mann, der sich als Gonzalo vorstellte nahm mich mit. Es gab ein nettes Gespräch auf Spanisch und ich sparte mir rund sechs Kilometer. Gonzalo berichtete, im Parque Nacional Pumalin mit Freiwilligen zu arbeiten, darunter auch immer mal wieder deutsche. Über diese nette Begegnung freute ich mich sehr. 

Auf einer kleineren Straße, die nach und nach schmaler wurde, ging es weiter. Sogar einen mehrarmigen Bach musste ich furten. Ich nutzte die Gelegenheit für etwas Barfußtraining - so blieben auch die Schuhe trocken. ;)

Nach dem Sträßchen ging es auf einem Horsetrail weiter, wo laut meinem Track ein Campsite in der Nähe sein sollte. Diese Stelle peilte ich als Übernachtungsplatz an. Es gab dort nichts außer etwas Wiese neben dem Rio Manso, aber schön war es allemal. Ein erfrischendes Bad gab es auch. Nur wunderte ich mich, da ich keine Feuerstelle fand. Ich selbst mache keine Lagerfeuer, aber meistens finden sich solche Feuerringe bei Zeltplätzen. Zur Zeit der Dämmerung schlenderte ich rund um den Platz und fand zwei wie Bänke drapierte Stämme und... einen Rest verbranntes Holz. Ok, ich habe mich getäuscht. Es gibt doch eine Feuerstelle... 


07.12.2024 Matsch und Schlamm im Green Tunnel

Zwar hatte ich super geschlafen, aber das Zelt war erwartungsgemäß klatschnass vom Tau. Entgegen meiner Vermutung kam die Sonne erst deutlich später und so brauchte ich eine gefühlte Ewigkeit um das Zelt einigermaßen trocken zu wischen. Erst um kurz vor neun kam ich los und war schon ein wenig genervt. 

Der Weg fing schön  und einfach an. Nach einer Stunde kam mir ein Reiter mit Pferden und einem Hund entgegen. Wir sprachen kurz, ich konnte ihn mit dem chilenischen Dislekt nur schlecht verstehen. Er war unterwegs um einzukaufen und bezweifelte, ich würde es heute bis zum Lago Vidal schaffen. Auch etwas über einer Seilbahn als Brücke meinte ich gehört zu haben, schon das aber auf mein schlechtes Spanisch. 
Nach den ersten beiden Anstiegen aß ich kurz einen Snack, als ein anderer Reiter mit seinen drei Pferden (aber ohne Hund) auch eine Pause machte. Auch mit ihm sprach ich kurz,  lief dann los und wurde nur wenige Minuten später wieder überholt. 

Am Rio Steffen, sollte laut meinen Daten eine Brücke sein, ich fand aber nur eine Seilbahn, die per Hand gezogen werden muss. Also hatte ich den Reiter doch richtig verstanden! Um einzusteigen, musste ich zuerst auf einen großen Felsen steigen. Ich versuchte dreimal die Seilbahn zu mir herausziehen, was auch gut klappte. Jedoch wusste ich nicht, wie ich es schaffen sollte in die Kabine einzusteigen, denn sobald man das Seil loslässt, fährt sie los. Was wäre, wenn ich zwar reinkommen würde, aber auf der anderen Seite nicht rauskommen würde? Mir kam das ganze Unterfangen zu gefährlich vor und ich entschied mich stattdessen dazu, den Fluss zu furten. Da das Wasser in etwa knietief war, war das trotz starker Strömung möglich. 

Inzwischen dämmerte mir auch, warum Reiter
Nr. 1 gemeint hatte, ich würde es heute nicht bis zum Lago Vidal schaffen: Der Trail war an vielen Stellen total matschig und zudem von den Pferdehufen aufgewühlt. Immer wieder musste ich genau schauen, wo ich hintreten konnte. Zudem ging es beständig rauf und runter, oft steil.  Ich schaffte nicht mehr als 2km pro Stunde und bis zum Lago Vidal wäre es eine Tagesetappe von 25km gewesen. Immerhin war die Orientierung leicht, weil der Trail klar erkennbar war.

Nach einer erholsamen Mittagspause auf einer Lichtung im Wald, ging es genauso matschig weiter. Es gab weitere fünf Furten zu bewältigen. Nur bei zweien konnte ich auf großen Steinen trockenen Fußes rüberlaufen. Schwierig waren die Furten nie. Bei der ersten nassen Furt war der Weg runter mehr die Herausforderung als die Furt selbst. Der Pfad war nämlich extrem steil und gleichzeitig sehr schlammig. Ohne Trekkingstöcke hätte man da keine Chance. 

Auf dem Foto erkennt man das Gefälle leider nicht wirklich:

Im Verlauf des Tages traf ich beide Reiter erneut an. Nr. 1 kam von Einkaufen zurück, ich hielt ihm das Gatter auf, was sich dort befand. Nr. 2 sah ich, obwohl er mich bereits überholt hatte. Immer waren die Begegnungen freundlich. 

Im Verlauf des Nachmittages kristallisierten sich zwei Möglichkeiten zum Übernachten heraus. Entweder nach 18km hinter einer Brücke oder noch 1.5km weiter. Erst zum Ende hin wurde der Weg zwischendurch mal einfacher und führte vermehrt eben am Hang entlang, sodass ich ein bisschen flotter vorwärts kam. Ich entschied mich für die Campstelle hinter der Brücke, da ich echt erschöpft war. Um 18:30 Uhr kam ich an dem offensichtlichen Lagerplatz mit zwei Feuerstellen an, wo ich den Tag gemütlich ausklingen lassen konnte. 

Ja, ich hatte den Ast über dem Zelt vor dem Aufbau auf seine Stabilität geprüft.


08.12.2024 Unter Bäumen vergraben

Als ich gerade dabei war meinen Rucksack zu packen, kam ein Reiter mit Pferden und drei Hunden vorbei, von denen zwei zu meinem Zelt hinrannten und mein Zelt zum zucken brachten. Zum Glück ist dem Zelt nichts passiert. Der anfängliche Schreck war aber groß. 

Offene Hütte bei Torrentoso. Wahrscheinlich nicht für Wanderer gebaut, wäre aber ein guter Schutz bei starkem Regen:

Die ersten zwei bis drei Stunden war das Wandern angenehm und viel einfacher als am Vortag. Dank Brücken blieben die Füße trocken. Am Lago Vidal Gormaz ging es dann wieder los mit dem Matsch. Ständiger war es nötig über Schlammlöcher zu balancieren, zum Glück meist mit Steinen oder Ästen entschärft. Da wurde meine Konzentration so richtig gefordert. 

Es war nicht einfach einen Platz für eine ausgiebige Mittagspause zu finden, denn der Weg ist schmal und bietet keine Möglichkeit, sich mal neben den Weg zu setzen. Erst kurz vor der Hälfte fand ich eine große Weidefläche mit genügend Platz, um mich breit zu machen. Seit dem Einkauf in Llanada Grande hatte ich keinerlei Empfang mehr, um Arno mal eine Nachricht zu schicken. In Norwegen hatte ich ihm in solchen Situationen per Inreach Mini SMS geschickt, aber der SMS-Empfang funktioniert bei einer Esim ja nicht. Dann kam ich auf die Idee, dass man ja auch mit dem Inreach eine Nachricht an eine E-Mail-Adresse schicken kann. Das hat zu unserer beider Erleichterung hervorragend funktioniert. 

Der zweite Teil am See entlang war etwas einfacher. In der Mittagspause war mir aufgefallen, dass mein Proviant zu knapp bemessen ist. Warum das der Fall ist, fragte ich mich. Dabei hatte ich bisher nicht mehr als gewöhnlich gegessen. Später fiel mir der Grund ein: ich hatte an Tag 3 für Tag 4-7 eingekauft, aber nicht daran gedacht, die Regionen, welche ich an Tag 3 noch essen werde, einzuplanen. Da fehlten also rund 400g! 

Hinter dem See war der erste Bach mit einer aus zwei Baumstämmen bestehenden Brücke zu queren. Dahinter ging es gemütlich und eben an einer Farm eines Settlers vorbei. Erst hinter der Furt, wo übrigens die Brücke fehlte, fing der Anstieg zum Lago Grande an. Bis dort wollte ich heute kommen. 

Mancher Fluss kann auch trockenen Fußes gequert werden, wenn man sich traut über Baumstämme zu balancieren:


Die erste Häfte vom Anstieg war überraschend einfach, der zweite Teil war bedeutend anstrengender. Es schien, als wollte jede Matschstelle die vorherige mit noch stärkerer Matschigkeit übertreffen. Meistens handelte es sich dabei um sehr tief eingegrabene Hohlwege, von denen es gestern auf einige gab. Da musste ich mit dem Trekkingstock sehr genau vorfühlen, wo ich überhaupt hintreten kann - oder wo nicht. 

Hier eine Stelle, bei der es immerhin viele Steine gab:

Am Lago Grande sind zwei Zeltstellen eingezeichnet. Eigentlich wollte ich die erste nehmen, doch stattdessen sah ich nur ein Wirrwarr aus Gestrüpp und umgestürzten Bäumen. 

Der komplette Trail und leider auch der Zeltplatz waren darunter begraben. Anstatt mich auszuruhen, kämpfte ich mich durchs Gestrüpp, bis ich den Weg wieder erkennen konnte. Der letzte Kilometer bis zur nächsten Zeltstelle war gekennzeichnet von einem Wechsel aus trockenen Abschnitten sowie matschigen, die oftmals noch durch abgebrochene Äste erschwert wurde. Um sieben hatte ich es dann endlich geschafft und dieser Zeltplatz war zum Glück auch noch vorhanden. Ich mag nicht dran denken, was gewesen wäre, wenn dieser auch zerstört worden wäre. 

Abendstimmung:

09.12.2024 Die letzte schwierige Etappe bis La Junta

Die Nacht war angenehm ruhig und morgens gab es überraschenderweise sogar Morgensonne. Dieses Camp hat mir richtig gut gefallen!

Gleich zum Start ging es direkt mit einem Hindernis los: ein umgestürzter Baum hatte ein großes Loch in den Weg gerissen, dass bewältigt werden wollte. Danach wurde der Horsetrail nur teilweise besser, denn auch diesmal gab es sehr viele Matschlöcher. Kurz nach dem kleinen Teich unterhalb vom Lago Grande waren erneut sehr viele umgestürzte Bäume auf dem Weg, die mein Fortkommen behinderten. 

Zwischendurch gab es zur Erholung angenehme Bohlenwege:


Es gab bis zum Refugio El Arco noch mehrere leichte Flussquerungen, von denen ich nur die erste auf einem Baumstamm balancierend (bzw. drüber robbend...) umgehen konnte. Das Refugio El Arco ist offen zugänglich und bietet Schutz bei schlechtem Wetter. Direkt danach galt es den Rio Arco zu queren. 

Leider ist die "Arco" im Gegenlicht nur schlecht erkennbar:


Auf der anderen Seite traf ich die ersten Wanderer seit Tagen. Selene und Isaak aus Chile wollen zu Fuß zum Lago Vidal gehen. Wir unterhielten uns ein wenig über den Zustand der Wege und ich warnte sie vor den schwierigen Stellen in der Nähe des Lago Grande. Innerhalb von vier Stunden hatte ich laut Komoot bloß 6km geschafft. Das sagt auch eine Menge aus!

Solange es flach blieb, war es weiterhin sehr matschig. Immer wieder stand ich auf dem Weg und dachte mir "Wie bitteschön soll ich hier weiterkommen!?". Irgendwie fand ich dann doch immer irgendeine Möglichkeit. Sobald es bergab ging, wurde es einfacher.

Auch die Furt vom Rio Traidor war problemlos möglich. Ebenso die vom Rio La Junta, den ich direkt vor der Ankunft in der beliebten Wander- und Kletterregion La Junta furtete. Normalerweise muss man die Campingplätze in La Junta vorab buchen, da sie in der Hauptsaison oft ausgebucht sind, doch als ich ankam war vergleichsweise wenig los. Völlig problemlos bekam ich einen Zeltplatz im Camp Trawen, sogar mehrere Nächte wären möglich gewesen. Für 13000 Pesos pro Nacht nicht gerade günstig. Es gibt dort sogar einen kleinen Shop, der bietet allerdings nur ein sehr eingeschränktes Sortiment. Meine Vorräte waren fast aufgebraucht, sodass ich dort trotz der teuren Preise einkaufen musste. 

Für die längeren Tageswanderungen ab La Junta war ich zu spät und auch zu müde bei meiner Ankunft. Daher wählte ich bloß die sehr kurze Wanderung zum Wasserfall Toboganes, nur 0.7km entfernt vom Campingplatz. Das war eine sehr gute Wahl und wohl der ästhetischte Wasserfall, den ich je in meinem Leben gesehen habe: eine breite glattgeschliffene Felswand, umgeben von dichtem Urwald, an der sich ein tosender Fluss in eine türkisblaue Lagune ergießt. 

10.12.2024 Gemütliches Auswandern 

Der Abend und die Nacht brachten Unmengen an Kondenswasser, selbst das Innenzelt wurde nass. Auf Wiesen zu zelten ist echt suboptimal! 

Nach einem gemütlichen, wenn auch spärlichen Frühstück, ging es um halb neun los. Zum Wanderweg zwischen La Junta und dem Ende dessen bei Cochamó gibt es nicht viel zu erzählen. Er ist sehr gut gepflegt und einfach zu gehen. Gar kein Vergleich zu den schlammigen Wegen der Vortage. Wenn es mal matschig wird, gibt es immer einen trockenen Weg drumherum. Dadurch lässt sich die umgebene Natur viel besser genießen, auch wenn ich regelmäßige andere Wanderer traf.

Nach 3.5h war ich bei der Rezeption an Ende des Weges angekommen, wo sich jeder regristrieren muss. Bis Cochamó sind es noch einige Kilometer auf einer breiten Schotterstraße. Ich lief etwa 30 Minuten, bis ich unerwartet einen sehr freundlichen Hitch bekam.





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