Sentiero della Pace
Flimstaler Alpen und Lagorai Höhenweg
15.08.2025 Transfer-Tag
Dann ging es los. Zunächst tunkte ich mein T-Shirt, meinen Hut und meine Haare ins eiskalte Wasser. Das tat sooo gut! Erst dann ging ich wirklich los. Der Pfad war steil, schmal und führte durch dichten Laubwald. Vieles erinnerte mich an Ligurien. Auch der Geruch des Waldes.
Ich war noch nicht oben als sich der Himmel verdunkelte. Auf dem Boden sitzend mampfte ich die Käseflips, die zu viel Platz im Rucksack wegnahmen. Dann fing es an zu regnen. Ich ging weiter, stellte den Rucksack unter einen Baum und "duschte" im Regen. Es war erfrischend, aber dann stellte ich mich doch lieber unter. Es prasselte so richtig runter. Etwa 30 Minuten ging ich weiter, auch wenn es immer noch leicht regnete. Nun war es nicht mehr weit bis Vetriolo Terme. Ich verzichtete auf einen Stop im Thermalort und wanderte direkt weiter. Eine Forststraße führte durch ein ehemaliges Waldgebiet, welches nun fast baumlos daherkommt. 2018 gab es dort einen derart verheerenden Sturm, welcher fast alle Bäume entwurzelt hat.
Das einzig nervige war, dass es immer noch bergauf ging. Ich marschierte an der Malga Masi vorbei und nahm den unscheinbaren Pfad hoch zum Pass Bassa. Der Pass ist zwar flach und breit, aber hier findet Weidetierhaltung statt. Daher nicht ideal zum zelten. Ein Wanderweg führte mich zu meinem Tagesziel: einer einfachen Biwakhütte. Sie war tatsächlich offen und noch unbewohnt. Auf der Holzpritsche breitete ich meine Sachen aus und genoss den Abend draußen.
16.08.2025 Einkaufs-Tag
Obwohl ich zeitig um acht Uhr losging, liefen kurz vorher zahlreiche Trailrunner an der Hütte vorbei. Auf "meinem" Weg ging es dagegen ruhig zu. Heute standen bis Campestrini nur einfache Wege und Straßen bevor. Die 20km bis Campestrini bzw. dem Supermarkt im Nachbardorf Torcegno waren eigentlich schnell zu gehen, aber ich musste ja noch einkaufen. Der Dorfladen hat aber von 12 bis 16 Uhr Mittagspause, daher konnte ich mir Zeit lassen und legte zahlreiche Pausen ein. Die schönste war an einer runden Viehtränke, die ich als Badewanne nutzte. So fühlte ich mich zumindest kurzfristig sauberer.
Die Landschaft war heute von Wäldern und Wiesen mit Heiden geprägt. Weitsichten gab es wenige.
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Ich sitze einen Gewitterschauer unter Bäumen geschützt aus |
Trotz der Bummelei kam ich eine Stunde zu früh in Torcegno an. Eine Bar konnte ich zumindest in der Nähe vom Supermarkt nicht finden, stattdessen fand ich eine Kirche. Dort lud ich mein Handy auf und wollte eigentlich ein paar Münzen spenden. Es gab dazu aber keine Gelegenheit.
Der Coop-Supermarkt war zwar klein, bot aber alles, was ich benötigte. Jedoch machte ich beim zählen des Inhalts der Kekse einen Fehler und kaufte zuviel. Da ich das nicht alles tragen wollte, ließ ich einen Teil auf der Bank vor dem Supermarkt stehen. Irgendwer freut sich hoffentlich drüber! 3kg Lebensmittel habe ich nun für 5 Tage dabei.
Selbstverständlich ging es auch diesmal nach dem Einkauf 700hm steil hoch. Mein Wasser war knapp, da ich in Campestrini auffüllen wollte, es aber im entsprechenden Moment vergessen hatte. In der Mitte des Anstiegs kam ich an einem Haus vorbei, bei dem ich im Garten Wasser zapfen konnte.
Bevor ich einen Zeltplatz suchen konnte, musste ich noch den Weiler Musiera auf Asphalt durchqueren. Erst dann kam ich wieder in ein Waldgebiet. Dort füllte ich am Bach erneut das Wasser auf und suchte mir dann ein verstecktes Plätzchen im Wald. Zwischen den Bäumen wurde es rasch dunkel.
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Eine Blase am Zeh will noch behandelt werden |
17.08.2025 Trans-Lagorai Tag 1
Als es dunkel wurde, hörte ich die Rufe eines Uhus. Mit dieser idyllischen Soundkulisse schlief ich so gut wie schon lange nicht mehr.
Die ersten Stunden des Tages waren unspektakulär. Ich folgte der Forststraße nach Ponte Salton, kam an einem Camp der Pfadfinder vorbei und folgte überwiegend einer Straße bergauf bis zum Hotel Lagorai. Auf dem Weg dahin hielt ein Auto an und bot mir eine Mitfahrgelegenheit an, doch dies ließ meine Ehre nicht zu. Aber es war sehr nett!
Hinter dem Hotel sollte der Wanderweg zum Einstieg in die Trans-Lagorai sein. Dort war eine Notiz angebracht mit der Info, der Weg 362 sei aufgrund von Forstarbeiten bis zum 30.09. gesperrt. Eine Gruppe Italiener war hinter mir und ließ sie vor. Sie blieben kurz stehen und gingen in den gesperrten Weg hinein. Mit einem von ihnen kam ich ins Gespräch. Der Mann meinte, am Sonntag werde dort ohnehin nicht gearbeitet. Da sie langsamer waren, überholte ich bald. Es kamen mir weitere Personen entgegen. Auch ein Radfahrer, der mich wiedererkannte. Es war der Autofahrer, welcher mich mitnehmen wollte! Der Wanderweg war übrigens in perfektem Zustand. Nur bei der Querung einer Forststraße sah ich eine Arbeitsmaschine stehen.
Viele Höhenmeter ging es bergauf. Vorbei an einer Alm mit neugierigen Kühen und hoch bis zum Lago Montalon. Hin und wieder hatte ich andere Wanderer getroffen, doch dort sah ich gleich 20 Personen. Man merkte echt, dass es ein Feiertagswochenende. Ich folgte zwei Familien, die in die gleiche Richtung wanderten. Die Aussicht war toll, der Weg war oft felsig. Es gab viel Blockwerk zu meistern, aber nie wirklich schwierig.
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Lago delle Stellune |
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Murmeltiere sind immer wieder zu sehen |
Später schlug ich eine andere Richtung ein und querte oberhalb vom Lago delle Stellune zum nächsten Pass. Oben sah ich dunkle Wolken kommen. Die ersten Tropfen fielen vom Himmel. In 100m Entfernung bergauf konnte ich einen Felsvorsprung erspähen. Gerade rechtzeitig als es anfing zu hageln, kauerte ich mich unter den Felsvorsprung. So blieb ich trocken.
Als der Regen nachließ, ging ich weiter. Ein Schild wies darauf hin, der Weg sei nur für Experten. Er führte am Steilhang entlang und auch wieder über Blockwerk, aber schwierig war er zum Glück nicht. Ein Paar kam mir entgegen, dies sollte die letzte Begegnung des Tages werden. Es hörte auf zu regnen und bald schien wieder die Sonne. In der Ferne hörte ich Donnergrollen, der Wind kam aber aus der anderen Richtung.
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Schöner Pfad am Hang entlang |
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Schwindelfreiheit ist von Vorteil |
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Eine von vielen Schwartenübergängen im Lagorai-Gebirge |
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Ein weiterer Bergsee |
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Dort geht es hoch |
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Üppige Blumenpracht im kargen Hochgebirge |
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Stein und Fels so weit das Auge reicht |
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Der 1. Weltkrieg hat auch hier seine Spuren hinterlassen |
Doch ich war noch nicht am Ziel! Drei weitere Pässe hatte ich noch zu bewältigen. Es gab die ein oder andere Seilversicherung und sehr viel Blockwerk. Gut, dass das Gewitter weggezogen ist! Schnell kam ich nicht vorwärts, aber um 18:45 Uhr erreichte ich den kleinen "Laghetto Pieroni", wo ich sogar eine Zeltstelle mit bereits plattem Gras vorfand. Schnell noch das Zelt aufbauen, sich kurz im kalten Wasser erfrischen und dann konnte ich den Rest des Abends entspannen.
18.08.2025 Trans-Lagorai Tag 2
Die Nacht war kalt und nass. Es regnete zwar nicht, aber es bildete sich so viel Kondenswasser am Zelt, dass es klatschnass war. Es gibt Leute, die behaupten, man müsse DCF nur abwischen und könne das Zelt dann trocken einpacken. Das ist Quatsch! An manchen Stellen war der Tau am Gras gefroren. Doch gut, dass ich den wärmeren Quilt eingepackt habe.
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110 Jahre alte Kriegsrelikte liegen einfach so am Wegesrand |
Nach 10 Minuten Wegstrecke wechselte ich auf die Sonnenseite und prompt wurde es warm. Der Trail war nun etwas einfacher als am Vortag. Stellenweise konnte ich alten Militärsteigen folgen, was an den Ruinen und Höhlen erkennbar ist. Aber es gab auch einige Kraxelpassagen mit Seilsicherungen. Nach 90 Minuten kam ich am Bivacco Nada Teatin an, welches eher eine Höhle mit Tür darstellte.
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Das Bivacco Nada Teatin ist zwar einfach, bietet aber doch auch eine Art von Gemütlichkeit. |
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Hier sollte man Schwindelfrei sein |
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Blockgestein gibt es immer wieder |
Ab dem Beginn des breiten Weges im Tal waren viel mehr Menschen unterwegs. An der offene Schutzhütte "Baito del Marino" trocknete ich mein nasses Zelt in der Sonne.
Beim Rifugio Cauriol kehrte ich wie geplant ein. Deshalb hatte ich etwas weniger Proviant eingepackt, als ich das üblicherweise tun würde. Da draußen alle Tische belegt waren, aß ich drinnen eine Portion Gnocci aus Polenta mit Gorgonzolasoße. Es war lecker.
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Der erste Teil vom Anstieg ist geschafft |
Anschließend erwartete mich ein steiler Anstieg zum Pass beim Bivacco Condoleo. Den Abzweig zum Bivacco ließ ich aus, da ich dort ohnehin nicht übernachten wollte. Ein Paar begegnete mir, die auf dem Weg dahin waren. Ich stattdessen peilte das Bivacco Paolo e Nicola an. Dies war das realistische Ziel für heute, auch wenn ich es gerne noch zum Bivacco Aldo Moro schaffen würde.
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Badepause am Lago Brutto |
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Im Wasser leben Fische und Kaulquappen |
Vorher legte ich eine Badepause am Lago Brutto ein. Dort war ich ganz alleine und genoss die wärmende Sonne. Zum zelten hingegen würde sich der niedrigere See besser eignen. Dort habe ich schöne Plätze fürs Zelt gesehen.
Nach der Pause ging es sehr steil hinauf bis zur Forcella Moregna. Schwierig war der Pfad aber nicht. Auf dem Weg runter überholte ich ein Paar mit größeren Rucksäcken. Dann kam ich beim Bivacco Paolo e Nicola an, wo ich draußen drei junge Männer beim holzhacken sah. "Gut, dann sind wir wohl zu sechst", dachte ich mir. Doch die Männer berichten, es wären bereits 20 Personen da. Eine große Gruppe übernachtet nämlich dort. Das Bivacco bietet eigentlich nur neun Schlafplätze. Dann kam das Paar, welches ich kurz vorher überholt hatte. Da sie kein Zelt dabei hatten, mussten sie wohl oder übel dort bleiben. Dann kamen weitere zwei Personen, sahen die große Gruppe und gingen weiter. Sie wollten ein tiefer gelegenes Bivacco aufsuchen.
Auch ich entschied mich dazu, weiterzugehen. Zunächst überlegte ich, ob ich das gleiche Bivacco ansteuern sollte. Es liegt aber nicht auf meiner Route, daher entschied ich mich dagegen. Ohnehin hatte ich mich spontan für eine andere Route entschieden. Eigentlich wollte ich am nächsten Tag zum Bivacco Aldo Moro gehen, doch die Etappe mit nur sechs Kilometern ist mit fünf Stunden angegeben. Es soll über zahlreiche Passagen mit Klettersteig-Charakter gehen. Jedoch soll der morgigen Tag regnerisch werden.
Also folgte ich dem gut markierten aber weniger ausgetretenen Pfad unterhalb. Auf einer Anhöhe stellte ich mein Zelt auf hohes Gras mit leicht buckligem Untergrund. Es war nebelig, daher hatte ich keine Sicht.
19.08.2025 Trans-Lagorai Tag 3
Trotz des etwas buckligem Untergrunds schlief ich ganz gut. Indem ich etwas nach unten rutschte, waren die Buckel an den passenden Stellen. Am nächsten Morgen waren die Wolken zumindest teilweise aufgestiegen. Ein Anblick, der mir eigentlich ganz gut gefiel. Ich meinte in der Ferne zwei Zelte gesehen zu haben. Ob das die beiden vom Vortag sind?
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Der Weg ist kaum ausgetreten |
Auf dem Weg zur Forcella Miesnotta ging es zunächst hinab zu einer malerischen Hochebene, wo der Naturpark Panveggio begann. Bis zum Pass war es ziemlich einfach, der Weg führte über Bergwiesen hoch. Dort oben standen tatsächlich zwei Zelte, es waren allerdings zwei Männer.
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Im Naturpark Panveggio |
Von dort war es nicht mehr weit zurück auf den Hauptweg der Trans-Lagorai. An der Forcella Ceremana traf ich auf eine große geführte Gruppe. Inzwischen war auch die Sonne rausgekommen. Zehn Minuten später traf ich einen Einheimischen, der fragte, ob ich die Trans-Lagorai gegangen sei. Ich fragte ihn ob es am Passo Rolle ein Restaurant gibt. Er meinte, es gäbe sogar zwei oder drei. Dann stieg ich schnellen Schrittes ab und folgte den Schildern des SdP nach Panveggio an der Passo-Rolle-Straße.
Unterwegs dämmerte mir, dass Passo Rolle und Panveggio wohl nicht das gleiche sind. Ich hoffte, dort trotzdem ein Restaurant vorzufinden. Der Pfad dahin fing schön an und führte nach der Hälfte über eine Forststraße durch einen kaputten Wald. Leider gab es in Panveggio weder ein Restaurant noch eine Bar. Aber immerhin ein öffentliches WC.
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