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Mittwoch, 1. Mai 2024

Sardinien Teil 2 Ullasai - Oliena

Sentiero Italia Sardinien Teil 2


Ullasei bis Oliena


26.04.2024 Nearo mit Hindernissen in Lanusei


Der Campingplatz war sehr gut besucht und die Gäste waren auch spät am Abend noch munter. So schlief ich mit Ohrstöpseln ein. Wie üblich stand ich auch diesmal um sieben Uhr auf und lief um acht Uhr nach einem kargen Frühstück los. Den Abschnitt auf einer Asphaltstraße im Wald kürzte ich auf Pfaden und Schotterwegen ab. Das Hotel Osini bietet auch einen Campingplatz, leider war die komplette Anlage zum Zeitpunkt meiner Wanderung geschlossen. 

Weiter ging es auf einem breiten Weg durch dichten Wald. Ich hatte zwischendurch Aussicht auf noch mehr Wald, was mir ganz gut gefiel. Nicht gefiel mir die sehr schlechte Versorgung mit mobilem Internet, denn ich wusste gar nicht so genau, wo exakt ich mein B&B gebucht hatte. Aus dem Grund versuchte ich immer wieder eine Verbindung zu bekommen, was bis einschließlich Taquisara scheiterte. 

Ich erblickte eine Schafsherde, die von drei großen blonden Hunden gehütet wurde. Die Hunde fingen laut an zu bellen, blieben aber bei den Schafen. Diese entfernten sich vom Weg und die Hunde ließen mich freundlicherweise passieren. Auf dem italienischen Festland habe ich das ganz anders erlebt. 

Ich erreichte eine Grotte und die Nuraghe Serbissi. Eine Nuraghe ist eine sehr alte Ruine, von denen es mehrere auf Sardinien gibt. Diese schien besonders gut erhalten. 

Der Pfad bergab bis Taquisara war unspektakulär. Im Dorf selbst war nicht viel los. Ich konnte immerhin ein freies, wenn auch wackliges, WLAN finden, um die Adresse meiner Unterkunft zu checken. Die einzige Bar wurde rege von Motorradfahrern besucht. Dort gönnte ich mir ein Eis und einen Latte Macchiatto. Die restliche Wartezeit bis zum Bus verbrachte ich draußen. Ein Busfahrer in entgegengesetzter Richtung sah mich und wollte für mich anhalten. Ich zeigte ihm per Handzeichen, dass ich in die andere Richtung muss und er verstand. Diese nette Geste erhöhte meine Zuversicht. Ich musste nämlich nach Lanusei, da ich keine Lebensmittel mehr hatte und dort ein B&B gebucht hatte.

Dieses Haus hat mir besonders gefallen:

Leider fälschlicherweise, wie sich später herausstellte. Es kamen zwar insgesamt drei Busse, aber keiner fuhr weiter. Ich sprach alle drei Busfahrer an, jeder schüttelte den Kopf. Den Rest verstand ich nicht wirklich, ihr Kopfschütteln machte mir allerdings gehörige Sorgen. So versuchte ich einen Hitch zu finden, was nicht einfach war, da kaum Autos kamen. Und keines hielt an. Erst als der Busfahrer Romino Feierabend machte, bekam ich eine Chance. Es stellte sich heraus, dass er in der Nähe von Lanusei wohnt und mich an einer Straßenkreuzung absetzen kann. Dankbar setzte ich mich auf den Beifahrersitz und los ging es. Romino fuhr mit einem Affenzahn über einsame Landstraßen und fragte immer mal wieder etwas auf italienisch. Er war sehr nett, die Verständigung aufgrund der Sprachbarriere etwas holprig. Ich bedankte mich und lief den Rest zu Fuß.

Im B&B fragte ich die Besitzerin um Rat bezüglich der Rückfahrt. Auch sie tat sich schwer den Busfahrplan zu verstehen. Es stellte sich heraus, dass der Bus am Samstag nur bis Gairo Sant'Elena fährt. Bis Gairo Taquisara sind es von dort noch neun Kilometer auf der Passstraße. Daher entschied ich schweren Herzens woanders in den Trail wiedereinzusteigen. 

27.04.2024 Vom Pech verfolgt?


Der Tag begann zwar ganz entspannt, die Ruhe endete bei der Bushaltestelle, da der Bus 9112 nach Gairo Sant'Elena nicht kam. Zumindest schüttelten alle Busfahrer den Kopf, wenn ich mein Ziel nannte. Ein Mitarbeiter von ARST erklärte mir ich müsste zuerst das Ticket im Baumarkt gegenüber kaufen. Natürlich war das nirgendwo ausgezeichnet. Der nächste Bus käme um 12:28 Uhr. Enttäuscht lief ich zurück zum B&B und wartete dort eine Stunde. Die Besitzerin rief für mich bei der Busgesellschaft an und erkundigte sich. Man sagte ihr, der nächste Bus käme ganz bestimmt und ich solle als Ziel nur "Gairo" nennen. Ich bedankte mich und lief erneut zu der Bushaltestelle.

Tatsächlich kam diesmal ein Bus, jedoch mit einer anderen Beschriftung als laut Plan. Auch der Mitarbeiter von ARST war wieder da und entwertete mein Ticket. Endlich ging es weiter... Leider wollte der Busfahrer mich nicht drei Kilometer früher rauslassen, da es dort keine offizielle Bushaltestelle gibt. So musste ich die drei Kilometer auf der Straße ohne Seitenstreifen zurücklaufen, bevor ich um etwa 14 Uhr wieder auf dem Trail war. Ich war von der Stimmung her am Tiefpunkt angekommen und zu allem Überfluss spinnte auch noch Komoot. Die Karte wurde mir zwar angezeigt, aber der Track verschwand immer wieder. Erst im Navigations-Modus klappte es besser. 

Frustriert lief ich bergauf, irgendwann schaltete ich einen Podcast ein, der mich ablenkte. Als es dann teils ohne erkennbaren Weg vom Punta Errodu bis zum Cuccuru 'e Mufloni besserte sich meine Laune so langsam. Auch weil es nicht mehr nur bergauf ging.

Auf einem breiten Weg ging es bergab in Richtung Lago Alto del Flumendosa. Beim Riu Saraginu füllte ich mein Wasser und lief bergauf bis zum Erdorru. Die dortige Biwackhütte war verschlossen und so lief ich noch ein paar Kilometer weiter. Erst um 19 Uhr fand ich eine flache, wenn auch exponierte Stelle zum zelten. Die Aussicht war grandios, aber der Wind kalt. Seit der Bushaltestelle hatte ich immerhin 19 Kilometer geschafft. 


28.04.2024 Die Piricanas Schlucht und der Monte Terrarba

Der Abend wurde von einem grandiosen Sonnenuntergang gekrönt. Ein paar Wolken zogen vorbei, dann war der Himmel wieder klar.

In der Nacht frischte der Wind deutlich auf, trotz Ohrstöpsel fiel es mir bei dem Geheule schwer zu schlafen. Um vier Uhr löste sich der hintere Hering. Ich ging raus in den tosenden Wind, befestigte ihn wieder und legte einen großen Stein drauf. Den Rest der Nacht war das Zelt stabil, abgesehen von der Vibration der Flächen, könnte ich mich nicht beklagen. Aber dieser Lärm vom Wind selbst! Wie schlafen andere dabei nur?

Um sieben wurde ich von der Sonne geweckt, trotzdem war ich müde. Ich lief los und entdeckte nach etwa 30 Minuten auf dem Cuccuru e' Mufloni eine winzige offene Schutzhütte. Naja, zu spät. 

Blick zu Perda 'e Liana:
Der Abstieg zur Straße war einfach und bis zur Piricanis Schlucht musste ich bloß einem breiten Fahrweg folgen. An dessen Ende musste ich sogar einen richtigen Fluss queren. Da kamen Erinnerungen an Norwegen hoch.


Hier machte ich einen Abstecher in die Schlucht, in der es Badegumpen geben soll. Es ging mehr raus- und runter als gedacht, schön war es trotzdem. Ich badete allerdings nur ganz kurz in einer der Gumpen, denn das Wasser war sehr frisch. 


Zurück beim Fluss Flumendosa füllte ich mir 2.5 Liter Wasser ab. Unnötig viel, wie sich später herausstellen sollte. Ich kam nämlich noch an vier (!) weiteren Quellen vorbei. Den Rest des Tages ging es beständig bergauf. Erst auf einer Schotterstraße bis zu einer Alm und dann überwiegend weglos bis zum 1550m hohen Monte Terrarba. Hin- und wieder war der Ansatz eines Weges zu erkennen, doch dieser verschwand genauso schnell wieder. 

Unterhalb vom Monte Terrarba wollte ich mir nach 23km einen möglichst geschützten Zeltplatz suchen. Zumindest fand ich eine Stelle im Lee des heutigen Ostwindes, aber immer noch relativ exportiert. Weiter unten schaute ich zwar auch, aber die vielen Weidetiere (Rinder und Schweine) machen mich skeptisch. 

Als ich mir gerade mein Abendessen kochte, erblickte ich überraschend eine Herde wilder Mufflons in Nähe, an dem ich mich erfreute. 


29.04.2024 Stürmische Gennargentu-Berge

Diesmal konnte ich beruhigt schlafen, auch wenn es wieder etwas windig war. Diesmal war ich geschützter und es war dadurch nicht so laut. Als ich um sieben vom klingeln des Weckers geweckt wurde, war es schon ganz hell. 

Den Anfang machte der Anstieg zum 1833m hohen Punta la Marmora. Einen Weg gab es nicht wirklich, aber dies Orientierung fiel leicht, da ich bloß dem breiten Grat folgen musste. Auf der Ostseite wehte ein steifer Wind, die Westseite dagegen war teilweise sogar fast windstill. Krass, wie stark sich dies auf ein paar Metern unterscheiden kann!

Ab dem Gipfel gab es wieder einen eindeutigen Pfad mit Markierungen. Die Landschaft in dieser Region erinnerte mich mehr an die sommerlichen Alpen, denn an eine Insel im Mittelmeer. 

Den Wanderweg unterhalb vom Punta Paulina fand ich erst nicht und wunderte mich. Es stellte sich heraus, dass ich ein kleines bisschen zu weit unten gelaufen war. Ich genoss es sehr diesem Höhenweg zu folgen, an dem es ein paar Quellen gab.
Er endete an einer Straße, wo ich stattdessen einem nicht vorhandenen Weg folgte. Zum war diesmal wirklich keine Wegspur da. Erst weiter unten zwischen mächtigen Eichen tauchte wieder einer auf. Auch hier kam ich an zahlreichen Quellen vorbei.

Da es je nach Hanglage immer noch sehr windig war, suchte ich mir für die Mittagspause eine geschützte Stelle hinter einem Felsen. Danach folgte ich zunächst einem Fahrweg, wo der Wind noch stärker war. Als ich einem Stacheldrahtzaun hoch zum Monte Arbu auf 1567m folgte, wurde der Wind immer extremer. 

Immer wieder wurde ich zur Seite gedrückt, ich konnte mich gegen den Wind lehnen ohne umzufallen. So einen krassen Wind wie hier habe ich bisher nur selten erlebt. Es wurde nicht besser, im Gegenteil. Ich vertrat mich immer mal wieder und setzte meinen Fuß ungewollt ins Stachelgestrüpp. Es endete damit, dass ich einen Stachel, der sich durch die Schuhe bis ins Fleisch gedrückt hatte, rausziehen musste. Aufgrund des stürmischen Windes, folgte ich nicht mehr dem Zaun, sondern stieg zu dem darunter liegenden Pfad ab. Hier wurde es erträglicher. 

Ich lief unterhalb vom Monte Bruttu bis zur Straße, die ich überquerte. Auf der anderen Seite konnte ich einem breiten Fahrweg ins Tal folgen. Eigentlich hätte mich der Trail zum Pedra Sa Luva führen sollen, aber der Weg dahin war überwuchert, darunter führte ein markierter Pfad durchs Tal. Warum also nicht den besseren Weg nehmen? Am Riu Flumeniddu füllte ich mein Wasser auf, es hätte auch tolle Zeltstellen gegeben, es war mir aber noch etwas zu früh. 

Dann ging es bergauf und wieder bergab in ein Tal. Flache Stellen fürs Zelt gab es hier keine, ebenso am Hang unterhalb vom formschönen Monte Macheddu. 

Ich musste etwas suchen, dann fand ich um etwa 19:30 Uhr unerwartet eine offene Steinhütte zwischen Übergang vom Pfad zur Forststraße. Diese war sauber, aber der Tisch und die Bänke zu klein zum drauf liegen. Draußen fand ich eine Ebene, die mit einer Steinmauer umgeben war. Dort baute ich nach immerhin 27.5km mein Zelt geschützt auf. Oberhalb tobte immer noch der Sturm. Da ich Schweine gesehen hatte, lehnte ich ein großes Holztor vor den Eingang, um diese auf Abstand zu halten. Plötzlich wehte eine Windböe das Holztor direkt auf die Außenkante meines Zeltes. Ich konnte schnell reagieren und das Holzbrett entfernen. Zumindest konnte ich keine Beschädigung ausmachen. 


30.04.2024 Der Wind zwingt zur Umplanung

Zum Glück konnte ich auch diesmal wieder gut schlafen. Am nächsten Tag hatte ich in der Früh kurz Empfang und schaute, ob meine Unterkunft in Oliena bereits einen Tag früher verfügbar ist, denn mit einem Gewaltmarsch hätte ich es früher in die Stadt schaffenkönnen. Sie war bereits ausgebucht und alle anderen Unterkünfte hätten das doppelte gekostet. 

Der erste Teil war unspektakulär, die Wege waren gut markiert und ich war meistens gut vom immer noch recht starken Wind geschützt. Ein felsiger Pfad mit mediterranem Bewuchs führte rüber zu einer Alm, auf der Rinder weideten. Nach einem kurzen Stück auf einer Forststraße, stieg ich auf einem sehr gerölllastigen Wanderweg hoch in Richtung "Fruncu sos Cuzzus". Weiter oben wurde der stürmische Wind mit jedem Schritt bergauf immer brutaler. Noch unterhalb vom Gipfel wurde er so stark, dass ich immer wieder vom Weg gedrückt wurde und mich selbst kaum noch halten konnte. Ich setzte mich hin und warf einen Blick aufs Smartphone, wobei ich es sehr gut festhalten musste, da der Wind drohte, es mir aus der Hand zu reißen. Dabei stellte ich fest, dass der SI mich noch stundenlang über einen felsigen Grat führen sollte. Ich dachte nach und entschied, dies sei zu gefährlich unter diesen Bedingungen. Das bedeutete leider auch, dass ich ein Stück zurück gehen musste, daher war ich froh, doch kein Zimmer in Oliena bekommen zu haben.

Stattdessen lief ich etwa drei Stunden über holprige Karrenwege mit sehr viel losem Geröll. Dies war anstrengend für meine Füße und langweilig fürs Auge. Frustriert lehnte ich mich für eine Pause an einen Baum und nahm ein Schmerzmittel für meine Füße. Eine Blase an der rechten Ferse tat nämlich ordentlich weh. Zu allem Überfluss war ein Teil des alternativen Weges derart zugewachsen, dass ich mit dem Po fast senkrecht zum nächsten Karrenweg runterrutschen musste. Spaß machte das so gar nicht!

Als ich an einen Abzweig kam, der mich auf den SI zurückbringen würde. Ich entschied es zu riskieren und tatsächlich: der Wind war hier weniger stark oder hatte bereits nachgelassen. Dafür ging es stetig bergauf. Oben hörte ich in der Ferne immer wieder Donnergrollen. Daher versuchte ich mich zu beeilen, war aber trotzdem nicht schnell. Der SI bescherte mir ein paar umgestürtze Bäume, die mitten auf dem Weg lagen. Sobald ich die Kammhöhe erreicht hatte, besserte sich der Zustand. 

Aufgrund der knappen Zeit und dem drohenden Unwetter, entschied ich mich dazu, nicht den Monte Corrasi zu besteigen. Stattdessen wählte ich einen markierten Wanderweg bergab, der zurück in den Wald führte. Es war bereits 18 Uhr als ich dort entlang wanderte.

Der Weg mündete in einem Karrenweg, an dessen Rand ich unter großen Eichen eine Stelle fürs Zelt fand. Der Platz war schief, ich hoffte es mit aufgeschichtetem Laub auszugleichen, was nur mäßig gelang. Immerhin schaffte ich es, vor dem Regen im Zelt zu sein. In der Nacht schüttete es wie aus Eimern, genauso wie es vorhergesagt war. Aufgrund der Schräge schlief ich nur mäßig. 

01.05.2021 Abstieg nach Oliena

In der Früh hatte der Regen gestoppt und ich konnte, ohne nass zu werden, wandern. Sehr bald mündete der Karrenweg auf einer Forststraße, wo ich ein paar PKWs sah. Heute war Feiertag, daher wollte ich es noch am Vormittag bis runter nach Oliena schaffen. Denn der Conad sollte als einziger Supermarkt bis 13 Uhr geöffnet haben. 

Der Wanderweg, den ich nahm, führte wahrscheinlich spektakulär in vielen Serpentinen durch den Eichenwald bergab. Immer wieder hatte ich Ausblicke auf die hohen Felswände des Berges und auf die Stadt unten im Tal. 

Schneller als erwartet kam ich in der Stadt an und machte mich auf den Weg zum Conad. Blöderweise musste ich dazu bis zum anderen Ende der Stadt laufen, auch wenn mein B&B sich nicht in der Nähe befand. Die Zeit bis zum Check-In vertrieb ich mir in einer Bar. Dort kam ich mit ein paar sehr freundlichen Einheimischen ins Gespräch, die mich auf ein Getränk einluden. Einer der jüngeren konnte gut englisch und übersetzte. Es war eine sehr nette Begegnung, auch wenn ich sehr müde war.



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