Mittwoch, 12. Februar 2025

GPT 38 Glacier Chico

GPT 38 Glacier Chico


Auf Gletscherschau



31.01.2025 Endlich wieder gute Wanderwege!

Entgegen aller anderen auf dem Campingplatz ging oder fuhr ich nicht zur chilenischen Grenzbehörde, sondern entschied mich für eine Variante, wo diese umgangen wird. Früher konnte man noch den Ausreisestempel holen und in Ruhe ein paar Tage wandern und ein paar Tage später in Argentinien auftauchen. Heutzutage soll die Grenzquerung in 24 Stunden erfolgen. Daher ließ ich einen Teil meines Versorgungspakets am Campingplatz zurück. 

Die Variante:

Der Weg spuckte mich an der Schotterstraße aus, wo mir zahlreiche Radfahrer begegneten. Diese Route ist unter Radreisenden nämlich sehr beliebt. Nach etwa einer Stunde auf der öden Straße, erreichte ich den Abzweig zum Wanderweg. Dieser war von Beginn an in überwiegend gutem Zustand und hin und wieder waren sogar Markierungen vorhanden. Steil ging es durch den Wald bergauf. In der Höhe wurde der Bewuchs kahler und es wehte ein kalter Wind. Patagonien halt. 

Landschaftlich gefiel mir die karge Berglandschaft mit den kleinen Wäldern richtig gut. Trotz der vielen Höhenmeter war ich bedeutend flotter als noch auf der Peninsula La Florida. Auch die nassen Wiesen ließen sich trockenen Fußes queren, nach langer Zeit mal ein Wandertag ohne nasse Schuhe und Socken. Das einzig nervige war der penetrante starke Wind von vorne. 

Als ich in den Abstieg gelangte, taten sich vor mir eine extrem geile Aussicht auf den Glacier Chico auf:

Erst bergab war der Trail zum Schluss für ein kurzes Stück zugewachsen. Ich überlegte, ob ich noch heute versuchen sollte zur Peninsula La Carmela überzusetzen oder erst morgen. Dazu braucht man die Hilfe von dem Siedler Don Lucho, der den Service normalerweise vor 7am oder nach 7pm anbietet. Ich war hin- und hergerissen, doch 7pm war noch zweieinhalb Stunden entfernt. Daher entschied ich mich heute erst in Richtung Glacier Chico Viewpoint zu starten und es morgen Abend zu probieren. 

Dieser Wanderweg hat sogar Markierungen und wird mit einer alten Infotafel beworben. Es lief sich auch hier gut, doch ich spürte immer noch die Müdigkeit der letzten Tage und wollte mir schon um 18 Uhr einen Zeltplatz suchen. Es dauerte etwas, denn aufgrund des Windes, wollte ich nicht exponiert zelten. Auch diesmal fand ich eine gute Stelle zwischen Bäumen. In der Nähe fand ich sogar einen Viewpoint, doch der Wind war so eiskalt, dass ich es nicht lange aushielt. 


01.02.2025 Unerwartete Begegnung 

Die Nacht verlief unspektakulär, auch wenn mich um 7:15 Uhr ein vorbei laufendes Pferd weckte. Der Trail blieb überwiegend in einem guten Zustand. Manchmal war er etwas überwachsen, aber nie zu sehr. Manchmal war die Überquerung von den vielen kleinen Bächen nicht immer einfach und ein großes Sumpfgebiet umlief ich lieber an anderer Stelle. Im großen und ganzen machte es viel Spaß hier zu wandern. 

Sumpfgebiet:

Als es durch einen toten Wald ging, war die Orientierung manchmal schwieriger:

Als ich mich dem Aussichtspunkt näherte, fing es leicht an zu regnen. Der letzte Teil war besonders einfach. Dann kam ich zum Mirador und war trotz des schlechten Wetters (regnerisch, kalt, windig) erstaunt. Richtig geil war die Aussicht von oben auf die mächtige Zunge vom Glacier Chico! Am liebsten hätte ich dort eine längere Mittagspause verbracht, doch dazu war es zu ungemütlich. 

Vitamine to go:

Im Lago Chico schwimmen Eisbrocken:

Als ich auf dem Rückweg den größten Teil geschafft hatte, sah ich in der Ferne etwas rotes. Da mir aber niemand entgegen kam, ging ich davon aus, dass ich mich getäuscht hatte. Erst später sah ich plötzlich zwei Wanderer vor mir. Es stellte sich heraus, dass Anna und Josef auch aus Deutschland kommen und ein paar Etappen vom GPT gehen. Noch lustiger war allerdings, dass sie auch Arno bereits kannten! Klein ist die Welt. 

Auch die beiden wollten auf die Halbinsel La Carmela rüber und hatten sogar das Glück heute einen der Siedler der anderen Seite getroffen zu haben. Ein Boot für acht Uhr war bereits ausgemacht und so schloss ich mich ihnen spontan an, anstatt noch heute Abend die Querung per Bootsfähre zu versuchen. Gemeinsam zelteten wir auf einer Lichtung etwas abseits eines Puestos und beschlossen am nächsten Morgen gemeinsam zum Startpunkt der Fähre zu wandern. 


02.02.2025 Zum Mirador Glaciar O'Higgins 

Wie vorhergesagt regnete es in der Nacht sehr viel. Auch in der Früh gab es noch einige Schauer, die nicht gerade motivierend waren. Naja, aber da wir um acht Uhr am gegenüber vom Haus von Don Lucho sein wollten, mussten wir dann doch los. Zum Glück hatte es gerade aufgehört. Anna und Josef ließen das Zelt stehen, ich fühlte mich bei dem Gedanken nicht wohl und packte es nass ein. 

Der Pfad bis zum Fluss zwischen Lago Chico und Lago O'Higgins war sehr einfach und flach. Pünktlich kamen wir an und David, der Sohn von Don Lucho sah uns und ruderte mit einem verblichenen Holzboot auf die andere Seite. Schnell waren wir drüben und zahlten die 20.000 Pesos für die Hin- und Rückfahrt. Ein stolzer Preis für so eine kurze Fahrt könnte man meinen, aber das war harte Arbeit und die Bezahlung gerechtfertigt. Uns wurde der Weg gezeigt und los gings.

Steil durch den Buchenwald bergauf und schon fing es wieder an zu gießen. Der Trail war vergleichsweise breit und einfach. Nur die vielen Viehpfade können irren, daher prüfte ich das GPS regelmäßig. Auf dem Kamm auf ca. 890m änderte sich das Landschaftsbild: der Wald wurde weniger und trockener karger Bewuchs wechselte sich mit kleinen Moorgebieten ab. Durch den vielen Regen war der Trail oftmals matschig. 



Wir staunten alle nicht schlecht, als der Gletscher O'Higgins zum ersten Mal zu sehen war. Richtig schön bläulich und imposant sieht er aus!

Nie war der Weg schwer, manchmal folgten wir aus Versehen dem auf dem GPS angezeigtem Weg nicht immer und liefen querfeldein zurück zu ihm. Für die Panoramen auf den Lago O'Higgins mit den vielen Eisschollen lohnte es sich! 

Das letzte Stück führte über eine Fjellähnliche Landschaft mit kargem und niedrigem Bewuchs. Traumhaft sah es aus! 


Dann erreichten wir den Mirador, wo der Wind extra stark pfiff. Grandios, imposant, ein Naturwunder: es ist schwer zu beschreiben, wie schön die Gletscherzunge ist, man muss es selbst gesehen haben! Der Aufwand lohnte sich auf jeden Fall, da waren wir uns einig.

Eigentlich könnten die Siedler ihre Halbinsel touristisch mehr vermarkten, das Potenzial ist groß und die Wege sind bereits vorhanden. Es ist nur noch zu unbekannt, bräuchte mehr Wegmarkierungen und es bräuchte klare Angaben, wann es den Bootsservice gibt. 

Der Weg zurück lief sich deutlich schneller. Es war vom Wetter her so kalt und ungemütlich, dass ich zur Hälfte mit zwei Pullovern plus Regenjacke lief. Die Regenhose hatte ich auch ständig an, ebenso Handschuhe. Regen, Wind, ein paar Sonnenstrahlen und sogar Schneeflocken. Typisch patagonisches Wetter. 

Kurz vor Schluss blieb ich mit dem rechten Fuß an einem Ast hängen und flog der Länge nach hin. Autsch, das tat weh! Vorsichtig und langsam ging es weiter, mein Knie tat nun etwas weh. 

Don Lucho sah uns kommen. Wir hatten uns unterwegs einige Gedanken gemacht, wovon sich die zwei ernähren. Und auch wie es auf so einem einsamen Fleck Land mit der Partnersuche aussieht. Zumindest die Frage nach der Verpflegung konnten wir erfragen. Es werden z.B. Kartoffeln, Zwiebeln und Kirschen angebaut. Zudem gibt es Hühner, Schafe, Pferde und Rinder. Für Fleisch und Eier ist gesorgt, Milchprodukte gibt es hingegen nicht. Nur einmal pro Jahr gehen sie einkaufen. Nur einmal!! 

Wir wurden übergesetzt und liefen das restliche Stück bis zum Camp in einem kräftigen Regenschauer. Die beiden hatten eine schlaue Wahl getroffen, als sie die Campingausrüstung dagelassen hatten. Ich musste mein Zelt erneut aufbauen, mit kalten Fingern und nassen Füßen. Es dauerte, bis alles fertig war. Eine Wohltat endlich ins warme zu kommen!


03.02.2025 Zurück nach Candelario Mansilla 

Sowohl ich als auch Anna und Josef wollten als Rückweg den gleichen Weg wählen, wie an Tag 1. Wir starteten gemeinsam, da ich den beiden bei der Navigation durch den teilweise zugewachsenen Teil unterstützen wollte. Es schien mir, als hätten sie die GPX-Tracks noch nicht und wären mit der Navigation überfordert. Es klappte ganz gut und sobald der bessere Weg erreicht war, lief ich alleine weiter, denn ich war doch deutlich schneller. 

Flott hatte ich das flache Plateau erreicht und wanderte erfreut vor mich hin. Mit den angezuckerten Berggipfeln war es diesmal sogar noch schöner.

Nur die vielen sumpfigen Stellen nervten. Durch den vielen Regen waren diese natürlich auch nicht trockener geworden. 

Bergab lief sich auch das Straßenstück schneller. Auf dem Trail zurück zum Campingplatz verlief ich mich allerdings einmal. Der Blick auf den See war mit Sonnenschein sehr schön.

Ich war die einzige Camperin auf dem Campingplatz. Da es sich nicht lohnt für nur eine Person die Außendusche anzuheizen, durfte ich drinnen duschen. Angenehmer war das sowieso. Leider fand ich das erst heraus, nachdem ich in der Kälte draußen unter der Dusche stand und nur kaltes Wasser kam. Zur Belohnung gönnte ich mir ein Sandwich und einen heißen Tee, serviert von der Gastfamilie. Das schönste war aber das Telefonat mit meinem Mann! 

04.02.2025 Grenzübertritt

Am nächsten Tag nahm ich das Taxi von Ricardo und ließ mich zusammen mit drei anderen Reisenden zur argentinischen Grenze fahren. Von dort musste ich noch eine Stunde bis zu den argentinischen Carabinieros gehen. 

GPT 37H Peninsula La Florida

GPT 37H Peninsula La Florida 


Wildnisabenteuer nahe Villa O'Higgins 



Auf diese Etappe habe ich mich besonders gefreut, allerdings ist sie bisher auch die planungsintensivste. Die Wanderung selbst bedarf eigentlich nicht mehr Planung als die anderen, aber die Fortsetzung ist das Problem. Denn im Anschluss steht die Fährfahrt nach Candelario Mancilla an. Theoretisch fährt im Sommer dreimal pro Woche eine Fähre, diese jedoch ist für ihre Unzuverlässigkeit berüchtigt. Grund ist der stürmische Wind, der hier sehr häufig weht. Nicht selten warten Fahrgäste viele Tage darauf. Eigentlich wollte ich gerne die komplette Rundtour ab und bis Villa O'Higgins wandern. Jedoch erscheint mir das Risiko zu groß und deshalb entschied ich mich dazu, nur die Hälfte bis Bahia Pescado zu gehen und ab dort die Fähre nach Candelario Mancilla zu nehmen. So zumindest der Plan. Aufgrund der Unzuverlässigkeit musste ich trotzdem Verpflegung für die komplette Rundtour von sechs Tagen mitnehmen. Mit der Fährgesellschaft hatte ich die Abholung am Donnerstag in Bahia Pescado bereits vereinbart. Nun kommt ein weiterer Knackpunkt dazu. Ob die Fähre planmäßig fährt oder nicht, erfahre ich per WhatsApp. Da es hier kein mobiles Internet gibt, möchte ich das Wlan der Familie nutzen, die in Bahia Pescado wohnt. Blöderweise kommt die auch erst am Mittwoch zurück, allerdings mit einem Boot speziell für die dortigen Siedler. Ich hoffe sehr, zumindest dieses fährt planmäßig. Ansonsten muss ich per Inreach mit der Fahrgemeinschaft kommunizieren. 

27.01.2025 Auf der Ostseite zur Laguna Verde

Ich hatte es nicht geschafft ein bezahlbares Taxi von Villa O'Higgins bis zum Ende der Carrera Austral zu finden. Daher wollte ich versuchen die sieben Kilometer zu hitchen. Das hat überraschend gut funktioniert und wenige Minuten später saß ich auf der Ladefläche eines Pick-ups. Ich bedankte mich beim Fahrer und machte Fotos von ihnen mit dem Schild, welches auf das Ende dieser besonderen Straße hindeutet. Dann lief ich los. 

Ich hatte mich am Vorabend spontan entschieden, den nördlichen Teil auf der Ostseite zu laufen, da auf der Westseite hier ein paar Querungen nach dem vielen Regen kritisch werden könnten. Und für heute waren weitere große Mengen an Niederschlag vorhergesagt. Anfangs merkte ich den Regen der vergangenen Tage deutlich, denn der Pfad war an vielen Stellen unter Wasser. 

Ausblicke vom Weg:

Einmal stand ich vor einem Sumpf, auf der anderen Seite ging der Trail weiter. Nur wie soll ich da bitteschön rüberkommen? Ein Test mit dem Trekkingstock zeigte einen instabilen Boden an. Ich lief hin- und her, doch letztendlich musste ich mir einen Weg durchs Gestrüpp bahnen, um ohne Sumpf auf die andere Seite zu kommen. 

Da sollte es eigentlich durchgehen:

Stattdessen ging es durchs Gestrüpp:

Kurz darauf wurde der Trail zunehmend trockener und somit angenehmer zu gehen. Überraschend schien sogar die Sonne, nur ab und zu tröpfelte es etwas. Der Blick zurück zeigte dunkle Wolken über Villa O'Higgins. Inzwischen hatte der Wind stark aufgefrischt und drückte richtig. Immer mal wieder sah ich, wie die See so sehr aufgewachsen wurde, dass Wasser durch die Luft spritzte. Krass!

Als es 1.5km am Kiesstrand entlang ging, konnte ich dieses Phänomen immer wieder beobachten, wenn eine besondere starke Böe kam. Manchmal joggte ich unfreiwillig. 

Wieder bergauf kämpfte ich mich durchs Gestrüpp, einen Weg fand ich erst später. Nach und nach wurde dieser immer besser erkennbar. 

So sehen die Wege hier manchmal aus:

Steil ging es nun hoch zum Pass Portezuelo el Roce. Dieser war bewaldet und bot keine spektakuläre Aussichten. 

Bergab war es anfangs ein Krampf. Ungelogen alle zehn Meter musste ich durch Bäche gehen, anfangs noch ohne Socken und dann mit. 

Einen wirklichen Pfad oder so gab es auch nicht, erst später als es deutlich nach unten ging. Von oben konnte ich den schönen Lago Verde sehen. Der Wind sorgte für eine sichtbar unruhige Oberfläche. 

Unten angekommen lief ich vom Wind getrieben am Strand entlang. Nicht immer klappte das trockenen Fußes, da der See wohl viel Wasser hatte. Nahe des südlichen Endes fand ich ein durch Bäume geschütztes Camp vor und entschied dort zu bleiben. Es war richtig unangenehm kalt. Diesmal wollte der Spiritus nicht so richtig, er ging immer wieder aus. Ob es an den Temperaturen oder an dem Wind lag, muss ich noch herausfinden. Irgendwann war das Wasser dann endlich heiß. 


28.01.2025 Horror-Tag

Der Wandertag war insgesamt schrecklich! Dabei fing es eigentlich ganz gut an. Flott war ich bei der Furt vom Rio Martin angelangt, welche ich problemlos queren konnte. 

Durch einen toten Wald: 

Auch der weitere Weg war ganz in Ordnung, wenn auch oft weglos. Ein paar Mal habe ich mich geärgert, weil das Etrex den Lauf eines Baches falsch angezeigt hat und ich ihn daher öfters als nötig gefurtet habe. 

Auch der Weg hoch zum Pass Canadon los Patos war ok - es gab aber überwiegend keinen Trail, was teils im Etrex falsch angezeigt wurde. Manchmal musste ich suchen, wo ich lang kann, insbesondere bei den vielen Sumpfgebieten. 



Der Blick von oben auf den Lago O'Higgins war genial!


Runter gab es zunächst einen guten Weg. Irgendwann zeigte die Karte für zwei Kilometer nur noch eine gerade Linie an. Hier sollte es Cross Country weitergehen. Oberhalb der Baumgrenze mag ich das auch wohl - aber hier wuchts allerlei dorniges Gestrüpp, zudem war das Gelände sehr steil.


 Ich fluchte immer wieder, es war wirklich anstrengend und nervig. Insbesondere in Kombination mit dem krassen Wind (lt. Vorhergesage 95km/h), der mich regelmäßig zur Seite drückte. Schon den ganzen Tag wehte dieser dermaßen stark, aber hier war er wirklich eine Gefahr. 

Es wurde noch schlimmer: ich sollte zu einem Trailhead kommen, nur davor befand sich ein tiefer Sumpf. Dazwischen dichtes Gebüsch. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es auf die andere Seite schaffen sollte und folgte verzweifelt einem Pfad nach oben. Ich hoffte, so irgendwie das Sumpfgebiet umgehen zu können. Stattdessen kämpfte ich mich durchs mannshohe Gestrüpp und stolperte einen steilen Abhang herunter, den ich aufgrund der Vegetation gar nicht sehen konnte. Da steckte ich zwischen Bäumen und Sträuchern fest und kam keinen Meter vorwärts. In dieser Situation bekam ich wirklich Angst, hier nicht mehr heile wegzukommen. Irgendwie drückte ich mich vorwärts und es gelang mir mich zu befreien und landete auf einer Lichtung. Wie durch ein Wunder war nichts kaputt oder verloren, nur ein paar Schürfwunden habe ich davongetragen. 


Dort steckte ich fest:

Ich stand wieder vor dem Sumpf und wusste nicht weiter. Dann fand ich weiter unten einen Bach, durch den ich waten konnte, um auf dur andere Seite zu kommen. Endlich geschafft! Ich war fix und fertig und weinte kurz vor Erschöpfung. 

Der Trail war zum Glück in einem überwiegend gutem Zustand und meistens auch sichtbar. Zusammen mit dem grandiosen Ausblick auf den pastelblauen Lago O'Higgins machte das Wandern wieder Spaß. Zum Schluss kam erneut ein kurzes CC Stück. Ich war schon genervt, es war aber diesmal einfacher. Trotzdem stört es mich, dass im Track nur eine gerade Linie zu sehen ist, obwohl es sicherlich möglich wäre, eine grobe Route vorzugeben, mit der man das Gebüsch vermeiden kann.

Sicht bis zum Glaciar O'Higgins:

Am Camp angekommen konnte ich mich nicht gleich für einen Platz entscheiden. Es gab zwar viel Platz, aber nur wenig ohne Spikees. Gerade noch rechtzeitig baute ich das Zelt auf, bevor ein Regenschauer runterprasselte. Die Bäume baten einen guten Windschutz, trotzdem kamen immer wieder Böen beim Zelt an. Direkt am Strand war die Aussicht herrlich, draußen war es mit dem Wind und den Regenschauern aber zu ungemütlich. 

Als wäre der Tag nicht blöd genug gewesen, bekam ich von Arno auch noch die Nachricht, dass Misael's Boot am Mittwoch nicht fährt, sondern erst am Freitag oder Sonntag. Dann kann ich dort nicht auf meine Fähre warten, due vermutlich ohnehin nicht am Donnerstag fahren wird. 


29.01.2025 Von Traum bis Alptraum 

Der Wind blies die ganze Nacht sehr kräftig. Zum Glück war ich hinter den Bäumen gut geschützt. Der Trail war erstaunlich einfach und angenehm zu gehen, sobald der erste steile Anstieg geschafft war. Es machte wieder richtig Spaß! Die Aussicht trug dazu bei, den die Berge auf der rechten Seite vom See waren lange Zeit von einem Regenbogen geziert. Offensichtlich regnete es dort, bei mir war es trocken. 

Pferde:

So traumhaft ging es bis zum Puesto Bahia Once Hermanos. Auch danach blieb es erst noch so, erst nach und nach war der Pfad mehr und mehr überwuchert. Das war immer wieder ziemlich anstrengend, aber noch gut machbar. 

Ich war schnell gewesen und hatte bis zum Mittag schon 15 Kilometer geschafft. In der Pause schickte ich per Inreach eine Nachricht an Ruedas de la Patagonia. Die letzten Kilometer bis Bahia Pescado waren ziemlich blöd. Erst ging es steil rauf, dann wieder runter, allerdings war der Weg teils heftig zugewuchert und oft auch mit dornigem Gewächs. Ich wusste zwar, dass Misael und seine Familie nicht da sind, hoffte aber insgeheim, das WiFi könnte noch eingeschaltet sein. Daher nahm ich den kurzen und einfachen Umweg zu ihrem Haus in Kauf. Dort wurde ich etwas zu stürmisch von zwei Hunden begrüßt, die sehnsüchtig auf ihr Herrchen und Frauchen warteten. WiFi gab es natürlich keines und Ruedas de la Patagonia hatte noch nicht geantwortet. Ich bat Arno per Inreach nachzufragen, was da los ist. 

Blick auf das idyllische Bahia Pescado:

Dann lief ich weiter. Zunächst weglos über den Strand und über ebene Weideflächen, dann auf einem Pfad. Erst war der noch ganz gut, dann aber richtig krass zugewuchert. Es war nur noch ein enger Green Tunnel, durch den man sich da als Wanderer kämpfen musste. 

Trockener Bushbashing-Tunnel:
Bushbashing-Tunnel mit Matschboden:

Es wurde noch fieser: eng zugewuchert mit einer morastigen Drecksbrühe an Wasser auf dem Boden. Völlig frustriert kam ich an einem Bach raus und musste erstmal die Schuhe, Socken, Gaiters und die Hosenbeine ausspülen. Ich war drauf und dran Arno zu schreiben, dass ich hier auf gar keinen Fall zurück nach Bahia Pescado gehen werde, als von ihm eine Nachricht eintraf. Um 15 Uhr würde das Boot morgen fahren, sie wollen mir selbst auch noch schreiben. Ich atmete erst mal tief durch und aß einen Snickers. Eigentlich ist die Nachricht ja wirklich gut. Denn dann muss ich nicht den ganzen Weg zurück gehen, aber auch nicht in Bahia Pescado bei den stürmischen Hunden übernachten. Hunde mag ich ja sehr, aber mein Zelt sollen sie nicht anspringen. Ich kraxelte das Bachbett etwas runter. Möglicherweise kann ich diese fiese Stelle am Ufer umgehen. Es sieht felsig, aber machbar aus. 

Dann wanderte ich weiter. Der Zustand des Trails besserte sich, wurde aber nie mehr so gut wie am Vormittag. Die Aussicht oben von der Steilklippe war toll, der Wind zerrte auch hier sehr an mir. Zeltplätze gab es hier jedoch weit und breit nicht ansatzweise. Um 19 Uhr war ich völlig erschöpft und nahm die erste Stelle, die geeignet schien. Eine kleine grasige Ebene mit lauter Kufladen. Die und einen großen Ast räumte ich beiseite. Mit der Schere und den Fingern entfernte ich kleinere Stachelgewächse, ehe ich das Zelt dort aufbauen konnte. Endlich geschafft! Dann kam sogar noch die versprochene Nachricht von Ruedas de la Patagonia: sie werden mich um 15:30 Uhr in Bahia Pescado abholen. 


30.01.2025 Zurück nach Bahia Pescado 

Der Zeltplatz war gut gewählt, denn am Abend fegten noch einige heftige Windböen über das Gelände hinweg und brachten die Bäume ordentlich ins Schaukeln. Es war vergleichsweise warm und ich konnte den Abend draußen sitzend verbringen. Auch mal schön. 

Am nächsten Morgen wanderte ich noch ein Stück weiter. Nachdem ich einen steilen Canyon mit einem Wasserlauf durchquert hatte, wurde der Weg erneut mehr und mehr verbuscht. Zwar war das Gebüsch hier meist nur kniehoch, doch irgendwie war ich müde und erschöpft. Die letzten beiden Tage hatten mich viel Kraft gekostet. 

Ich fragte mich, warum ich überhaupt weitergehen soll, wenn der Weg eh doof ist. Es warm warm und sonnig, da erschien mir der Gedanke in Bahia Pescado eine Runde im See zu Schwimmbad deutlich attraktiver. Nach 40 Minuten kehrte ich um. Auch auf dem Rückweg musste ich immer wieder das GPS zur Hilfe nehmen, da zahlreiche Tierpfade in die Irre führten. Ab dem Camp wurde der Trail wieder besser und es machte auch mehr Spaß. Diesmal konnte ich den Panoramatrail oben am Steilhang mehr genießen. In der Ferne leuchtete ein Regenbogen. 


Es zog immer mehr zu und dann fing es an zu regnen. Erst leicht, doch plötzlich wurde der Regen stärker und ich zog die Regenkleidung an. Nun goß es richtig, binnen Minuten war auch das Gestrüpp nass.

Nun begann der stärker überwucherte Teil. Die schlimmste Bushbashing-Matsch-Hölle umging ich diesmal am felsigen Strand. Das klappte ganz gut. Beim zweiten Bachlauf stieg ich wieder auf. Geschafft war es noch nicht ganz, denn es folgten noch einige zugewachsene Bereiche. 

Fiese Stacheln:

Als ich ein Weidezaun passierte, wurde es endgültig besser. Der Wind in Kombination mit dem Regen war übel, aber es war nicht mehr weit bis Bahia Pescado. Dort kam ich um 13 Uhr an und stellte mich im Außenklo unter. Dort konnte ich die Socken und Co. auswringen. Leider hörte es nicht auf zu regnen, doch hier war ich immerhin gut geschützt. Der Wind schien jedoch zuzunehmen. Ohje, hoffentlich kommt das Boot wie angekündigt. 
Bald leisteten mir die beiden Hunde der Familie Gesellschaft. Ich fand heraus, dass die Hündin in eine Art kleinen Stall vier Welpen versteckt hat und schaute zu, wie die Kleinen gesäugt wurden. Wie süß!

Um kurz vor fünf sah ich ein Boot in der Ferne. "Das wird meine Fähre sein", war ich mir sicher. Doch dann fuhr es vorbei. Das gleiche bei einem zweiten Boot. Ich fürchtete schon, vergessen worden zu sein, als ein drittes kam und in meine Richtung fuhr. Kurz darauf stieg ich in das kleine Schiff ein und wurde von manchen Mitreisenden überrascht angeschaut. Ob es da eine Stadt gäbe, wurde ich gefragt, was ich lachend verneinte. Auch noch am Campingplatz in Candelario Mansilla wurde ich gefragt, was ich da mitten im Nirgendwo gemacht habe. An mein Verpflegungspaket wurde auch gedacht und so war ich ausgestattet für den nächsten Abschnitt vom Greater Patagonian Trail. 

Unerwartet wurde der Tag noch ganz furchtbar unf meine Stimmung rutschte total in den Keller. Man durfte das Gepäck nicht selbst vom Boot holen. Während Mitarbeiter dies taten, lief irgendwie mein Spiritus aus und ich stand plötzlich ohne Brennstoff da. Frustriert lief ich zum Campingplatz und fragte dort nach, ob die "Alcohol desinfectado" hätten. Hatten sie nicht und mir wurde vorgeschlagen, ich könnte doch mit Holz kochen... Hier hatte ich riesiges Glück, denn ein schottisches Paar bekam es mit und bot mir an, etwas von ihrem Spiritus nehmen zu können. Sie hatten eine brandneue 1-Liter-Flasche dabei. Aber das war es gar nicht, was den Tag so schlimm machte. Ich wollte meine Mails checken, da ich in Villa O'Higgins das Salvaconducto, welches für die Ausreise an der Grenzkontrolle ohne PDI nötig ist und stellte fest, dass die GMX-App mich aus Sicherheitsgründen ausgeloggt hatte. Jedes Mal beim Versuch mich einzuloggen, wurde mir eine Fehlermeldung angezeigt. Warum muss das ausgerechnet dann passieren, wenn ich auf einer längeren Etappe bin, auf der ich nur sehr wenige Möglichkeiten ins Internet zu kommen, habe?! Ich schaffte es nicht das Problem zu lösen und musste das Salvoconducto mit einer anderen E-Mail erneut beantragen. 

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