Sonntag, 30. Juli 2023

Gäddede - Tjåkkelstugan

Gäddede bis Tjåkkelstugan


Abstecher nach Schweden


27.07.2023 Schmerzen und Sümpfe 


Ich ging erst spät zu Bett, da ich noch einige Zeit fasziniert den Sonnenuntergang von meinem Zelt aus beobachtete. Anschließend schlief ich tief und fest.

Das Fertigstellen von meinem neuen Blogbeitrag nahm in der Früh noch etwas Zeit in Anspruch. So kam ich erst um neun Uhr los. Zunächst lief ich ein paar Kilometer auf einer breiten Forststraße bergauf. Es waren bloß fünf, aber mir kam es länger vor. Das übliche Problem: nach dem Einkauf war das Wandern auf einmal viel mühsamer als zuvor. 

Ich hatte mir notiert, dass nach fünf Kilometern eine Rasthütte kommen sollte und fand auch eine offene Hütte. Dort setze ich mich rein, aß Kekse und erholte mich vom Rucksack tragen. Als ich aufbrechen wollte, öffnete plötzlich ein Mann mit Arbeitshelm die Tür und wies mich darauf hin, dass dies eine Privathütte sei. Das stand bloß nirgends. Ich murmelte etwas von "Entschuldigung" und "Pause gemacht" und bemühte mich darum, mich schnell zu entfernen, doch der Arbeiter hatte einen Hund dabei, der auf die Idee kam, mich zu verfolgen. Ich bog auf den Wanderweg ab, den ich nicht sofort fand, und der Hund folgte mir. Die Situation war mir sehr unangenehm und ich fühlte mich elendig und erschöpft. Auf meine Befehle wollte der Hund nicht hören oder er verstand mich nicht. Mehrmals ging ich ein Stück zurück, in der Hoffnung, der Hund möge dann zurück zu seinem Herrchen gehen. Das funktioniert jedoch erst beim dritten Versuch als ihm sein Herrchen auf einem Quad entgegen fuhr. Da war ich dann erleichtert und lief weiter. 

Ich hatte auf einen gepflegten Wanderweg mit Bohlenwegen gehofft. Leider führt der Weg sowohl im Winter als auch im Sommer über die gleiche Route und Planken gab es überhaupt gar keine. Stattdessen musste ich zahlreiche sumpfige Wiesen durchqueren, bei denen der Weg nicht immer sichtbar war. Allerdings waren die roten Winterkreuze immer gut sichtbar und die Orientierung fiel leicht. 

Zwischendurch war der Pfad ausgetreten und ohne die Sümpfe auch angenehm. Zumeist lief ich knapp unter der Baumgrenze. Zahlreiche Seen und Panoramen zierten den Weg. 

Leider tat mit dem schweren Rucksack nun auch wieder meine linke Hüfte weh. Gegen die Schmerzen halfen nur viele Pausen und ein Schmerzmittel. Dieser Schmerz beim Tragen des Rucksacks frustriert mich und ich sorge mich um die proviantintensiven Etappen im hohen Norden. Schmerzen beim Tragen von Gewicht sind für mich leider ein beständiges Problem beim Fernwandern. 

Beim Abstieg in Richtung Väktermon begegnete ich einem Mann, der einen Tagesausflug zum Angeln macht. Am Himmel türmten sich die Gewitterwolken und ein Donnergrollen ertönte. Ich bemühte mich flotter zu laufen, um die Rasthütte vor dem Regenschauer zu erreichen. Der Angler hatte zwar gesagt, die Wolken ziehen weg, doch ich traute dem nicht ganz. Der Weg zog sich in die Länge, doch dann erreichte ich die kleine Rasthütte. Ich hatte gerade am Fluss meinen Wasservorrat aufgefüllt, als es anfing zu gießen. 

Laut Komoot war ich 27km gelaufen,  laut  Wegweiser 29km. Wer hat nun Recht? Ich war erschöpft und entschied mich in der Hütte zu bleiben. 

28.07.2023 Ein kurzer Wandertag 

Ich hatte zwar gut geschlafen, fühlte mich aber trotzdem müde und fühlte in der Früh wenig Motivation. Trotzdem raffte ich mich auf und startete um acht Uhr. Es ging 400 Höhenmeter oft steil den Berg hinauf. Der Weg war zumeist trocken und gut erkennbar. Leider plagten mich nach rund einer Stunde erneut Schmerz an der linken Hüfte. Nach einer kurzen Pause wurde es zwischenzeitlich besser.

Es ging am malerischen Snjaptjanjaevrie vorbei, ehe es erneut relativ steil bergauf ging. Meine Hüftschmerzen kehrten zurück und ich nahm mir vor bei der nächsten Rasthütte eine längere Pause zu machen. 

Die Balkesbuorke erreichte ich gegen halb elf. Erschöpft ließ ich mich auf der Bank nieder und deckte meine Beine mit einer der dort vorhandenen Wolldecken zu. Auch an diesem Tag nahm ich eine Schmerztablette. Da es zu regnen begann, blieb ich insgesamt fast zwei Stunden dort, bis nach einem kräftigen Schauer wieder die Sonne schien. 

Alle größeren Flüsse waren mit Brücken versehen. 

Meine Hüfte fühlte sich nach der Pause deutlich besser an und motiviert lief ich weiter. Auch hier hielt sich der Sumpf in Grenzen und das Wandern machte Spaß. Bei der Samisiedlung Sielke machte ich eine weitere kurze Pause. 

Später schmerzte die linke Hüfte erneut und selbst Musik konnte mich nicht mehr trösten. Nach einer weiteren Pause, änderte ich die Einstellung meines Rucksacks so, dass nicht mehr das gesamte Gewicht auf der Hüfte liegt, sondern zum Teil auch auf den Schultern. 

In der nächsten halben Stunde funktionierte dies ganz gut. Ob es auch längerfristig eine positive Wirkung zeigt, muss ich noch herausfinden. In westlicher Richtung türmten sich dunkle Gewitterwolken und ab und zu waren Blitze zu sehen. Ich beeilte mich und gelangte rechtzeitig zur Rödfjällstugan. Dort ließ ich meiben Rucksack liegen und versuche in einem nahe gelegenen Teich zu baden. Versuchte, weil es nicht geklappt hat, denn dazu war der Wasserstand zu niedrig. Stattdessen spritze ich mich bloß nass und eilte zurück zur Hütte. Aber das Gewitter zog an mir vorbei. 

Um meine Hüfte zu schonen, entschied ich mich dazu, es bei den 19km zu belassen. Da ich ohnehin erst am Montag einkaufen kann, habe ich keine Eile.


29.07.2023 Gejagt im Green Tunnel 

Meine Strategie, den Rucksack etwas tiefer zu tragen und somit auch etwas Gewicht auf die Schulter zu übertragen, führte tatsächlich zu einer Entlastung der Hüfte. Zumindest mit wenig Proviant. 

Der Weg nach Ankarede war erstaunlich komfortabel, da die meisten sumpfigen Wiesen mit Planken ausgelegt waren. Bisher leider eine Seltenheit. 

In Ankarede erhoffte ich mir, im Café einkehren zu können. Ich sah draußen ein Plakat mit Preisen für Speiseeis und freute mich auf eine Tasse Kaffee mit einem Eis. Als ich eintreten wollte, stellte ich fest, dass die Tür verschlossen war. Ganz offensichtlich hatte das Café (noch) nicht geöffnet. Auch die Kirche war verschlossen. Daher lief ich zurück und machte zwecks Fund einer Stecke eine Pause. Die Steckdose fand ich neben einem Häuschen mit der Aufschrift "Museum". Natürlich war auch dieses geschlossen. 

Der weitere Weg bis zum Leirfallet war erneut sehr komfortabel und anfangs sogar breit genug für zwei Personen. Der Wasserfall sah tatsächlich beeindruckt aus!

Am Weg entdeckte ich ein kleines Vögelchen:

Dahinter nahm die Qualität des Trails stetig ab. Zunächst gab es noch alte Planken über besonders sumpfige Stellen. Diese wurden im weiteren Verlauf nur durch unzählige Bremsen ersetzt, die Jagd auch mich machten. Es war schrecklich!

Beständig ging es durch Wald und über nasse Wiesen. Erst in einer Rasthütte konnte ich eine wohlverdiente Pause machen, die ich sehr genoss. Dort fand ich drei Mahlzeiten, von denen ich zwei mitnahm. Vielen Dank an den unbekannten Spender!

Danach wurde die Insektenplage noch schlimmer. Zu den Bremsen gesellten sich auch die Mücken. Diese ließen sich immerhin durch Deet auf Abstand halten, aber bei den Bremsen schien es überhaupt nicht zu wirken.

Ein Schild kündigte eine Rasthütte bei Raukasjö an, zu der ich gelangen wollte. Zwischenzeitlich war der Pfad für ein paar Kilometer mit hüfthohem Gestrüpp überwuchert, was das Fortkommen nicht gerade erleichterte. 

Als diese Passage überwunden war, gab es erneut viele sumpfige Wiesen zu queren. Unterwegs traf ich einen Trupp Arbeiter, die die alten und verblichenen Winterkreuze entfernten. Mir kam die knallrote Farbe schon so neu vor. Gerne hätte ich mich mit ihnen unterhalten, doch ich wurde von einer Wolke aus Bremsen und Mücken gejagt und musste mich beeilen. Das war sehr anstrengender und ich hätte so gerne eine Pause gemacht. 

Dies war erst möglich, als ich eine Brücke über einen breiten Fluss erreichte. Dahinter ging es auf einer breiten Naturstraße weiter. Nach drei Kilometern kam ich bei Raukasjö an, fand jedoch nur Privathäuser. Enttäuscht lief ich ein Stück zurück und stellte mein Zelt im Wald an einer flachen Stelle auf. Es war bereits 19 Uhr und ich war 33km gewandert. Zu den Mücken und Bremsen gesellten sich noch die Knots. Ein weiterer Grund das Innenzelt nur zum pinkeln zu verlassen.


30.07.2023 Gemütlichkeit 

Da ich nur wenige Kilometer vor mir hatte, schlief ich bis halb acht. Müde war ich zunächst trotzdem. 

Seit dem gestrigen Tag muss ich leider häufig nießen und etwa alle fünf Minuten schnäuzen. Anscheinend fliegen gerade sehr viele Gräserpollen. Meine Fitness wird dadurch nicht gerade gesteigert. 

Es ging sanft bergauf und Pausen waren erst möglich, als ich die Baumgrenze erreicht hatte. Dies war zum Glück schnell der Fall. 

Die Landschaft war atemberaubend schön. Das Blaubeerkraut hatte manche Stellen rötlich verfärbt, was mit dem intensiven Grün einen tollen Kontrast ergab. 

Sobald ich eine größere Brücke erreicht hatte, war ich nicht länger alleine. An der Brücke traf ich fünf Männer auf einem Angelausflug. Ich befragte sie zum Campingplatz in Klimpfjäll und sie antworteten, ich müsste dort vorher anrufen, da es keine Rezeption gäbe. 

An der Slipsigstugan traf ich Karl, der dort ebenfalls eine längere Pause machte. Gemeinsam verbrachten wir zwei Stunden in denen wir uns unterhielten und nebenbei etwas aßen. Karl läuft den Lapplandsleden in gemütlichen Etappen und bestätigte die Info bezüglich des Campingplatzes. Da er aus dem Norden von Schweden stammt, sei er immun gegen die Mückenstich. Ich hingegen kratzte mir meine Haut blutig... Zudem trocknete ich mein vom Tau nasses Zelt sowie meine Socken. 

Der Trail war im weiteren Verlauf erstaunlich gut gepflegt und ich traf ein paar Ausflügler. Sobald ich Empfang hatte, rief ich den Campingplatz an, doch niemand ging ran. Das wiederholte sich ein paar Mal. Daher beschloss ich oben im Fjäll zu bleiben und erst am nächsten Tag abzusteigen.

Bevor ich mir einen Zeltplatz suchte, badete ich ausgiebig im See und füllte mir 2.5 Liter Wasser ab. Etwas weiter bergab fand ich ein sehr idyllisches Plätzchen. Obwohl ich bloß 16km gelaufen war, genoss ich den sonnigen Nachmittag und Abend. 

31.07.2023 Unerwarteter Wandergenuss

Obwohl ich beide Türen komplett offen ließ, war das Außenzelt am frühen Morgen sehr nass vom Tau. An unzureichender Belüftung kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Es war aber auch nebelig...

Leider startete meine Allergie mit mir in den Tag...

Ich startete eine halbe Stunde früher als üblich. Obwohl ich unterwegs eine Steckdose fand und dort eine Pause machte, kam ich bereits um 9 Uhr beim Supermarkt in Klimpfjäll an. Dort suchte ich erneut nach einer Steckdose um mein Smartphone komplett zu laden, fand aber keine. Ein Ehepaar mit Wohnmobil boten mir freundlicherweise an, mein Handy in ihrem Fahrzeug zu laden. Ich nahm es an und wir unterhielten. Sie sind aus Schweden, doch ihr Wohnmobil ist kaputt und muss repariert werden. Sie warten aktuell auf den Abschleppdienst. Ich wünschte Ihnen viel Glück. 

Als der Supermarkt öffnete, konnte ich dort mein Handy weiterladen, während ich einkaufte. Das Personal des kleinen Ladens war sehr freundlich. Obwohl der Laden klein ist, fand ich alles, was ich brauchte. 

Mein Rucksack war nun 4.5 Kilo schwerer und zunächst ging es bergauf. Ich folgte dem Norgefararleden, der gut markiert ist. Obwohl der Rucksack nun richtig schwer war, kam ich besser vorwärts als gedacht. 

Es war anfangs bewölkt, doch am Vormittag kam zaghaft die Sonne zum Vorschein. Ich nutzte dies für eine Pause, um das Zelt zu trocknen. Kurz darauf erreichte ich auch schon die Durrenstugan. Hier kann man sogar übernachten und das auch noch gratis.

Dafür war es mir aber noch zu früh und zudem wurde das Wetter entgegen der Vorhersage immer besser. Eigentlich sollte es am Mittag anfangen zu regnen, stattdessen schien die Sonne so kraftvoll, dass ich nach einem See zum Baden Ausschau hielt.

Am frühen Nachmittag wurde ich fündig, auch wenn die Tiefe des Gewässers nicht ganz zum Schwimmen ausreichte. Erfrischend war es trotzdem. 

Der Wanderweg war richtig toll: er war trocken und gut ausgetreten. Sumpfige Stellen waren selten und konsequent mit Bohlenwegen ausgestattet. Größere Bäche waren mit Brücken versehen. Da schaffte ich trotz des Gepäcks 4km pro Stunde. Sonst eher nur 3. 

An der westlichen Seite türmten sich dunkle Wolken und ich beeilte mich rechtzeitig bis zur Tjåkkelstugan zu gelangen. Dort wollte ich die Nacht in einem richtigen Bett verbringen. Es fing gerade an zu regnen, da kam ich bei der altmodischen Hütte an. 

Ein Raum war schon durch Peter und seinem Hund belegt, der einen Angelausflug macht. Leider gab es in der Hütte sehr viele Mücken, die ich töten musste. Meine Lieblingsbeschäftigung ist derzeit kratzen...

Am späten Nachmittag lud Peter mich auf eine Tasse Kaffee ein und wir verbrachten eine gemütliche Stunde zusammen, bis ich mich zum Kochen in meinen Raum zurückzog.


GPX-Datei: Klick


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