Mittwoch, 12. Juli 2023

Røros - Storlien

Røros bis Storlien 


Herausforderungen


10.07.2023 Pfade im Wald


Nachdem ich einen Salat (was gesundes!) gegessen hatte, machte ich mich um 14 Uhr wieder auf den Weg. Das erste Stück lief ich am Straßenrand, da eine Baustelle einen geplanten Weg versperrte und ich einen anderen nicht finden konnte. Das heraus navigieren aus einer Stadt ist immer so eine Sache...

Von der Straße kam ich dann aus weg, indem ich mir einen anderen Pfad auf der Karte suchte und diesem folgte. Das funktionierte hervorragend. Alsbald war ich wieder auf meiner geplanten Stecke und folgte einer Schotterstraße. 

Nach ein paar anstrengenden Kilometern bergauf in der prallen Sonne, bog ich auf einen Wanderpfad ab. Dieser war zwar nicht markiert, aber problemlos erkennbar. Man musste unterwegs nur darauf achten, die richtige Abzweigung zu wählen, denn davon gab es viele. 

Ich landete auf einer weiteren Schotterstraße, der ich diesmal nur kurz folgte. Am Rand hatte jemand bunt bemalte Steine plaziert. Hübsch! 

Der nächste Pfad, war dann weniger gut ausgetreten, aber meistens war zumindest eine vage Trittspur erkennbar. Die Navigation wurde durch Strommasten vereinfacht, denen ich bloß folgen musste. 

Auch diesmal mündete der Weg in eine Schotterstraße. Dieser folgte ich auch und hielt Ausschau nach der Kinkbua, die ich mir markiert hatte. An der Stelle, wo ich sie fälschlicherweise vermutete, befand sich bloß eine abgesperrte Hütte. Ein Blick auf die Karte verriet, dass ich noch zwei weitere Kilometer laufen muss. Dann fand ich die Kinkbua, welche ziemlich versteckt im Wald liegt. Von außen sah sie gut aus. Sie war auch tatsächlich offen. 

Jedoch sah der Zustand im Inneren überhaupt nicht einladend aus. Neben dem alten Ofen befand sich eine Menge Dreck, der wie Tierkot aussah. Igitt! 

Ich schloss die Tür und lief weiter, diesmal erneut an auf einem schmalen Pfad, der über nasse Wiesen führte. An einer trockenen Stelle fand ich ein ebenes Plätzchen für mein Zelt. Zunächst konnte ich noch draußen sitzen, plötzlich erschien unzählige Kriebelmücken. Zuvor waren hauptsächlich Fliegen da. Den Rest des Abends verbrachte ich daher lieber im Innenzelt.


11.07.2023 Straße, Trails & weglos


Dem Pfad musste ich am nächsten Morgen nur noch ein ganz kurzes Stück folgen und schon war ich in Glåmos. Im Vorbeigehen sah ich einen Platz mit lauter alten Autos, der nostalgischen Flair versprüht. 

Ich folgte der Asphaltstraße, welcher ich kurz darauf für rund 30 min entkommen konnte, indem ich einem Weg links von der Straße folgte. Es war ziemlich warm und ich lief erneut nur mit kurzer Kleidung. 

Anschließend musste ich 14km der Asphaltstraße folgen. Die Aussichten auf den Aursunden waren zwar schön, doch trotz wünschte ich mir das baldige Ende der Asphaltstraße herbei. Dies war aber erst nach rund drei Stunden der Fall. 

An der linken Straßenseite zweigt nämlich kurz vor Jamtvollen ein Wanderweg ins Fjell ab. Dieser war nicht nur gut erkennbar, sondern anfangs auch noch mit roten Punkten markiert. Die Instandhaltung des Weges erfolgte aber laut den Spuren am Boden hauptsächlich von Rindern. Der Boden war oft matschig, die schlimmsten Stellen waren mit Planken entschärft. Die Landschaft gab zusammen mit dem breiten Bachbett mit den rötlich gefärbten Steinen ein tolles Bild ab! 

Bei einer kurzen Pause stellte ich leider fest, dass ich meine Sonne verloren habe. Entweder sie ist runtergefallen oder ich habe sie liegen lassen, als ich meine Socken wechselte. Auf Asphalt bin ich nämlich mit normalen Socken gelaufen, auf dem Wanderweg dann mit wasserdichten. 

Ich kam an der Klinkenberg-Grube vorbei. Hier verlor sich dann leider der Weg. Er war immer weniger erkennbar und die Markierungen hatten auch aufgehört. Weglos suchte ich mit Hilfe des Smartphones den "Weg" zurück auf den Weg. Naja, da war dann aber keiner. 

Also lief ich einfach querfeldein durch die Natur in die auf der Karte angegebene Richtung. Das funktionierte ganz gut, der Untergrund war immer so, dass ich problemlos laufen konnte. Zu sumpfige Stellen konnte ich umgehen. Irgendwann tauchten dann auch wieder Steine mit Markierungen auf, einen Weg gab es aber weiterhin nicht! Und zwar nirgendwo.  Egal. 

Auch auf diese Weise fand ich zur Busjøbrakka. Hierbei handelt es sich um eine offene Fischerhütte, am gleichnamigen See gelegen. Ich überlegte noch, ob ich hierbleiben sollte oder nicht. Die Ausstattung ist nostalgisch, aber gemütlich und da der Wind immer stärker geworden war, fiel mir die Entscheidung nicht allzu schwer. Bevor ich es mir in der Unterkunft gemütlich machte, überwand ich mich noch zu einem Bad im See. 

Der Tisch in der Hütte wirkt sehr alt und ist mit unzähligen Namen und Jahreszahlen versehen. Irgendwie gefällt mir das. 


12.07.2023 Abwettern

Auch diese Nacht blieb ich allein. Abends gab es ein paar stärkere Regenschauer. Auch in der Nacht regnete es bei starkem Wind. 

Als ich mein Müsli frühstückte, lockerten sich die Wolken auf und gaben ein Stück vom blauen Himmel frei. Ich beeilte mich und brach alsbald auf. Aus Gründen der Vorsicht startete ich mit Regenkleidung. Dies war jedoch unnötig, da sogar die Sonne sich blicken ließ. 

Am gestrigen Nachmittag hatte ich noch den weiteren Weg ausgekundschaftet. Eigentlich wollte ich einen in Komoot eingezeichneten Weg nahe des Ufers vom Verbindungsfluss zwischen Busjøen und Nersjøen gehen, doch diesen konnte ich nicht entdecken. Stattdessen wählte ich den Pfad rechts davon, welcher gut ausgetreten ist. Mit Rückenwind kam ich schnell vorran. Nach rund einer Stunde war ich oberhalb vom Nersjøen angekommen. Am Ufer dieses Sees soll es auch eine offene Hütte geben, die ich mit einem Abstecher erkundigte. Sie ist tatsächlich offen und macht eine guten Eindruck. Statt eine richtige Pause zu machen, aß ich bloß einen Snickers und wanderte danach weiter. 

Der Pfad wechselte zu einer Art Schotterstraße, da es hier in der Gegend ein paar Ferienhäuser gibt. So kam ich noch schneller vorran und gelangte auf eine breite Schotterstraße. Dort sah ich Schafe und ein Rentier aus nächster Nähe. Uns dieses konnte ich in Ruhe beobachten, es lies sich von mir nämlich nicht stören.

Ein Wegweiser zeigte den darauffolgenden DNT-Wanderweg an, der linkerhand abzweigte. Inzwischen hatte es wieder zugezogen und wurde frischer. Da es ab jetzt bergauf ging, konnte ich trotzdem im T-Shirt wandern. 

Der DNT-Weg war durchgängig breit und einfach zu begehen. Am Rand befanden sich noch einige Schneefelder und der Vegetation sah man an manchen Stellen an, dass der Schnee hier erst kürzlich geschmolzen sein muss. 

Dann kam nach ca. 13km die Kjølitjønnbua am gleichnamigen See in Sicht. Bevor ich diese kleine aber feine Hütte erreichte, musste ich noch einen Bach queren. Statt einer Brücke gab es bloß hölzerne Planken, die sich beim Begehen etwas durchbogen. Gut, dass ich wasserdichte Socken trage! 

Schon seit Tagen machte ich mir Sorgen aufgrund der Wettervorhersage, denn für die nächsten Stunden bis in die Nacht hinein ist Dauerregen gepaart mit starkem Wind vorhergesagt. Aus diesem Grund hatte ich schon am Vortag beschlossen diesmal nur eine kurze Etappe zu wandern. Die Kjølitjønnbua ist urgemütlich eingerichtet und die Übernachtung kostet laut Infozettel 100 Kronen. Da ich diese per Überweisung zahlen muss, fotografierte ich den Zettel, damit ich im Anschluss die Überweisung tätigen kann. Ansonsten ist nur die Zahlung mit Vipps möglich, was aber nur für Norweger eine Option ist. 

Es gibt sogar einen Gasherd, der mittels einer Propangasflasche funktioniert. Beim Versuch etwas zu kochen, musste ich jedoch feststellen, dass die Propangasflasche nicht richtig angeschlossen war. Da ich in der DNT Hovstoyl schon eine dieser Gasflaschen austauschen musste, hatte ich eine Ahnung davon, wie das funktioniert. Und siehe da: die Gasflamme am Herd ließ sich entzünden und ich konnte den Kocher einwandfrei nutzen. 

Zum Mittag gabs Tom Kha Gai Nudelsuppe und abends indisches Linsencurry. Die Trekkingküche kann ganz schön lecker sein. Mjamm... 😀

13.07.2023 Unerwartet weglos


Die Nacht in der kleinen Hütte war sehr erholsam. Ich kann sie nur empfehlen. Da es auch morgens noch ordentlich regnete, startete ich ausnahmsweise erst um neun Uhr in den Wandertag. Es regnete immer noch leicht. Zunächst folgte ich ein kurzes Stück dem breiten Weg bergauf und zweigte dann links ab. Da es Markierungen gab, ging ich davon aus, es gäbe auch einen Weg. Tja, jedoch fand ich keinen. 

Da es sehr nebelig war und alles voller Geröll war, ging ich davon aus, es läge bloß daran. Doch selbst als ich das Geröllfeld hinter mich gelassen hatte, gab es keinen Weg. Stattdessen sah ich rote Markierungen in regelmäßigen Abständen und zwar viele davon als ein rotes "T". Ein DNT-Weg also... Immerhin war der Untergrund trotz der Nässe problemlos zu begehen und ich kam verhältnismäßig gut vorwärts. Dabei musste ich auch einen breiten, aber niedrigen Bach queren. 

Danach jedoch fand ich keine Markierungen mehr und checkte am Smartphone immer wieder die Richtung. Durch den Regen jedoch ging Komoot von selbst ständig aus dem Track raus. Mensch, sowas ist vielleicht nervig! Ich problemlos mein GPS-Gerät zu nutzen, doch dieses ließ sich nicht einschalten. "Bitte sei nicht kaputt!" hoffte ich. Am Abend stellte sich dann zum Glück heraus, dass bloß die Batterien leer waren. 


Irgendwann tauchten wieder Markierungen auf, die mich zu einem Fluss führten...den ich furten musste. Also zog ich die Socken aus und watete durch den knietiefen Fluss mit starker Strömung. Das war durchaus eine anstrengende Situation und ich war heilfroh, als ich es geschafft hatte. Auf der anderen Seite zog ich die Socken wieder an und tastete nach meinem Handy. Doch es war nicht mehr in meiner Hosentasche! Hatte ich es beim Furten verloren? Schweiz brach aus. Dann fand ich es unten am Beinabschluss meiner Regenhose. Es muss aus der Tasche gefallen sein und vom Gummizug gehalten worden sein. Puh! Glück gehabt! Das war mir eine Lehre: beim Furten das Handy nicht in der Hosentasche lassen!

Auf der anderen Seite vom Fluss ließen die Markierungen bald erneut nach. Oberhalb vom Holdsjøen hörten sie dann ganz aus. Der Regen hatte inzwischen auch gestoppt. Ersetzt wurde er durch unzählige Mücken, die mich umschwirrten. Wie soll man da denn mal eine Pause machen?! Das war mega nervig. Ich aß daher nur schnell einen Riegel und lief dann sofort weiter. 

Weglos querte ich den Holsjøen ein Stück oberhalb und orientierte mich dabei grob an den Wintermarkierungen. Laut Karte sollte dahinter der Weg breiter werden. Also auch hoffentlich wirklich existieren. Das tat er auch, doch vorher musste ich noch einen tief eingeschnittenen Bach furten und einen Sumpf überqueren. Das waren 16 sehr fordernde Kilometer. 

Der weitere Weg war dann zwar oftmals matschig, aber er existierte und die Bäche waren überbrückt. Ganz einfach also 😉 

Es ging unter die Baumgrenze und aus dem Weg wurde eine Forststraße. Da die Mücken nachgelassen hatten, konnte ich dann auch mal was essen. Auf der Forststraße kam ich flott vorwärts bis ich beim Nordpå Fjellhotel wieder auf einen DNT-Weg abbog. Diesmal sollte es in Richtung Graessli Hytta gehen, die für den heutigen Tag leider zu weit weg war. Blöderweise fing es erneut an zu regnen und zwar diesmal richtig. Mit Regenzeugs lief ich nun also bergauf durch den Birkenwald. 

Da wohl keine Wetterbesserung zu erwarten war, hielt ich Ausschau nach der Tverråtjønn Bua, die ich auch erblickte. Weglos lief ich dorthin. Das war weniger einfach als gedacht, da ich um zahlreiche Sümpfe herumlaufen musste. Am liebsten wäre ich noch rund eine Stunde weitergelaufen, aber bei dem Wetter erschien mir ein festes Dach über dem Kopf vernünftig. 30km müssen heute reichen.

Bevor ich es mir in der offenen Hütte gemütlich machen konnte, überwand ich mich noch zu einem kurzen Bad im See. Nach dem schweiztreibenden Anstieg tat das ganz gut, auch wenn ich erst mal fror. 

14.07.2023 40km Rekordtag mit Sumpfschlacht

In der Nacht regnete es ganz schön und der Wind pfeifte laut un die Hütte. Da war ich froh irgendwo drinnen zu sein. 

Zunächst musste ich weglos zurück zum DNT-Weg finden. Das ging diesmal deutlich leichter, da ich eine andere Route einschlug. Dabei kam ich an einer verschlossenen Hütte vorbei, bei der es die Dachbepflanzung weggeweht hat. Ob das heute Nacht passiert war?

Der DNT-Weg war zunächst super markiert, auch wenn ich aufgrund des eisigen Windes gepaart mit Nieselregen keine Pausen machte. Es führte durch eine kahle Landschaft mit lauter kleinen Seen. Sehr hübsch. 

Als es dann runter zur Baumgrenze ging, wurden die Markierungen langsam weniger. Als es dann durch ein sumpfiges Wäldchen bergab ging, wurden die Abstände zu groß um immer die nächste Markierung zu erspähen. Und die brauchte man hier, denn einen Pfad gab es leider nicht. Das führte dazu, dass ich schon mal falsch lief und "weglos" zurück zum nicht vorhanden Weg navigieren musste. Zwischendurch musste ich einen tief eingeschnittenen, aber flachen Bach queren. 

Erst als ich ein paar Gehölfte erreichte, gab es wieder einen richtigen Weg. 

Im Tal ging ich ein kurzes Stück an der Asphaltstraße, an dessen Rand hübsche Lupinen wuchsen. 

Der Weg hinauf zur Graessli Hytta war zwar steil aber vergleichsweise erholsam. In die Hütte warf ich nur einen ganz kurzen Blick (war jemand da, den ich kenne? Nein) und machte mich im Anschluss wieder auf den Weg. Denn ich hatte mir vorgenommen, es zu probieren, ob ich es in zwei Tagen bis Storlien schaffen kann. Das wären jeweils 40km und somit richtig knackige Etappen. "Andere schaffen auch 40km..." versuchte ich mich anzuspornen. 

Der Weg in Richtung Schulzhytta fing leider so ziemlich bescheiden an. Ich konnte im Anstieg kaum auf der eigentlichen Wegspur gehen, weil diese zu 80% unter Wasser stand und total matschig war. Einfach nur anstrengend. 

Etwas weiter oben wurde es zwischenzeitlich besser. Ich kam sogar an einer kleinen Rasthütte namens "Dambua" vorbei. Diese ist einfacher ausgestattet, wirkt aber nicht sehr einladend. Zur Not könnte man auf zwei breiten Bänken sogar im Inneren übernachten. 

Doch mich zog es weiter! Es ging auf und ab und oft war der Weg sumpfig bzw. matschig. Aber immerhin war die Wegspur erkennbar und die Markierungen sehr eindeutig. Und ich traf ... niemanden. 

Dann gelangte ich an einen breiten und relativ tiefen Fluss. Damit hätte ich auf dem Weg zu einer bewirtschafteten Hütte nicht gerechnet. Eher mit einer Brücke. Die Strömung war mäßig stark, aber das Wasser reichte mir bis zur Mitte vom Oberschenkel. Puh! Naja, es hatte die letzten Tage viel geregnet. 

Es dauerte nicht sehr lange und ich erreichte eine weitere Flussquerung. Na super! An normalen Wandertagen mag das ja noch eine Herausforderungen sein, die durchaus Spaß machen kann. Aber nicht an einem 40km-Tag! Diesmal war ich zu genervt um vorher die Socken auszuziehen. Der Fluss war knietief und wies eine starke Strömung auf. An der anderen Seite musste ich dann dafür meine Socken ausziehen und auswringen. Nun waren sie endgültig klatschnass. 

Der Weg zog sich noch durch weiteren Sumpf. Dann passierte es: ich wollte auf ein vermeintliches Stück eines Birkenstamms treten und "flatsch" war ich bis zur Mitte der Wade im Morast eingesunken. Entnervt zog ich den Fuß aus dem Matschloch, der nun völlig braun verschmilzt war. Das hatte mir gerade noch gefehlt! Notdürftig säuberte ich den Fuß samt Bein an einem Bächlein. 

In der Gegend wächst übrigens massig Sonnentau.

Ich war erleichtert als ich den Abzweig zur Schulzhytta erreichte und ließ diese links liegen. Das wäre nämlich ein Kilometer zusätzlich gewesen. 

Mit Erleichterung stellte ich fest, dass der Wanderweg in Richtung Bjorneggen viel gepflegter war. Weniger nass und manche sumpfige Wiese war sogar mit Planken ausgelegt. Herrlich!

Nach exakt 40km suchte ich mir um halb acht eine möglichst trockene Stelle zum zelten. Und schon fing es auch wieder an zu regnen. Der Regen hörte alsbald auf, stattdessen kamen die Mücken hervor. Also nichts mit draußen sitzen und die Natur genießen...

15.07.2023 Die Dusche lockt

Die Nacht war nur mäßig erholsam, da der Platz weniger eben war, wie er zunächst schien. Immer wieder musste ich die Isomatte zurecht rücken. 

Dafür startete ich mit Sonne in den Tag. Die sonnenzugewandte Seite konnte sogar etwas trocknen, nachdem die Nacht sehr kondensträchtig war. Die Böden waren nach dem vielen Regen sehr nass und es entstand massig Tau.

Der Weg blieb weiterhin besser als der zur Schulzhytta. Irgendwo gab es laut meiner Karte eine Umleitung, zumindest wich der frisch markierte Weg von der Karte ab. Auf dem trockenen Gelände lief es sich aber echt gut. Und dann sollten der Weg plötzlich mitten durch einen morastigen Teich führen. Was hat der DNT sich denn dabei gedacht? Oder ist da sonst gar kein Teich? Nicht ohne mich! Ich umrundete die Stelle, wozu ich einen großen Bogen gehen musste. So richtig Spaß machte das gerade nicht. 

Dann blieb der Weg tatsächlich mal etwas länger trocken und die Aussichten waren auch herrlich. So gefiel mir das schon deutlich besser!

Und schön wars. Bei dem Wetter konnte ich auch mal wieder weit sehen. 

Es blieb toll bis ich zu einem Abzweig kam, wo aufgrund einer fehlenden Brücke der direkte Weg nicht passierbar ist. Nadja hatte ich schon auf die Extra-Kilometer vorbereitet. Gefreut hatte ich mich zwar nicht darauf, aber dafür war der Weg super einfach und flach. 

In Gilså wollte ich eigentlich ein Stückchen auf der Straße laufen, aber da ich falsch abgebildet war, lief ich nun doch den Wanderweg. Der war auch gut ausgetreten und die sumpfigen Wiesen waren auch nur sumpfige Wiesen und keine Morastlöcher. Der Weg gefiel mir und ich kam gut vorwärts. 

In der Sonne machte ich eine kurze Pause und trocknete das noch feuchte Außenzelt.

Die schwedische Grenze begrüßte mich mit einer Rasthütte. Doch mein Weg hätte eigene vorher abknicken sollen. Doch wo? Ich fand den Weg nicht und irrte herum. Dann stellte ich fest, dass Komoot-App soeben beschloss hat, mir den falschen Standpunkt anzuziehen. Verärgert über die Technik fand ich zurück auf den Weg und folgte diesem. In der Ferne konnte ich Storlien erblicken und wusste, es ist nicht mehr weit. Der letzte Kilometer war sogar eine richtige Wanderautobahn.

Auf Asphalt lief ich bis zum Supermarkt. Und der ist: Riesig! Hauptsächlich PKWs mit norwegischem Kennzeichen parkten dort. Bei den Preisen (oft nur die Hälfte!) würde ich als Norweger dort auch einkaufen. 😉
 
Dennoch versuchte ich mich zu beschränken und nur das Nötige für den Ruhetag einzukaufen. Bis zur Unterkunft musste ich noch drei Kilometer auf der Bundesstraße laufen. Die zogen sich und erst um 19 Uhr kam ich völlig erschöpft im Fjällgård an. 41km waren es an dem Tag. 

Exkurs: 40km Wandertage

Kann man es schaffen, im Fjell an einem Tag 40km zu wandern? Ja, es ist möglich. Würde ich es empfehlen? Nein. So ein Wandertag bedeutet nämlich auch, sich kaum Pausen zu gönnen, damit man das angepeilte Pensum überholt schaffen kann. Kann man dabei noch die Landschaft genießen? Nur teilweise. Zumindest konnte ich sie oft sehen, aber nicht "fühlen", denn das Gefühl, gehetzt zu sein ist im Vordergrund. Außerdem ist mir aufgefallen, dass irgendwann die Konzentration nachlässt. Wenn alles gut geht, stapft man bloß in den Morast und es passiert nichts wirklich schlimmes. Wenn es blöd läuft, kann man sich aber auch übel verletzen. 

Würde ich es nochmal machen? Nur wenn es unbedingt nötig ist. Beide Tage waren sehr fordernd und ich konnte nur noch wenig Freude an der Tour empfinden. Jedoch habe ich auch erfahren, dass ich es schaffen kann. Das ist durchaus von Wert, den es kann immer mal eine Situation geben, wo ich eine sehr lange Etappe laufen muss. Z.B. um es vor einem Unwetter bis zu einer Unterkunft zu schaffen. 

Ruhetag in Storlien 

Im Fjällgård gönnte ich mir einen Ruhetag. Noch am Abend zuvor konnte ich meine Dreckswäsche waschen lassen und die dringend nötige Dusche genießen. Nach einem 40km-Tag stinke ich mehr als nach anderen Wandertagen.

Am Ruhetag stand folgendes an: Resupply-Einkauf für acht Tage, E-Geräte laden, Blog schreiben, telefonieren und natürlich essen. 

Link zum GPX-TrackKlick





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Dieses Blog durchsuchen