Sonntag, 10. September 2023

Nedrefosshytta bis Alta

Nedrefosshytta bis Alta


Weglos über das Nábár-Plateau


08.09.2023 Aufstieg 


Pünktlich um acht lief ich auch diesmal los. Ich überquerte eine Brücke und folgte für etwa 3.5 Kilometer dem Wanderweg in der Schlucht. 

Zum Beginn des weglosen Teils fing es leicht an zu regnen, aber die Wolkendecke war so dünn, dass die Sonne erkennbar war. Sehr steil stieg ich den mit Kiefern bewachsenen Hang hinauf. Meine Waden brannten anfangs wegen des extrem Gefälles.

Blick zurück:
Aber nur die ersten 100hm waren so sehr steil, danach wurde es sukzessive besser. Ich achtete darauf deutlich rechts vom Bachgraben des Imojohka zu bleiben, was eine gute Idee war. Der Wald hatte sich gelichtet und es lief sich schon viel besser. Der Rückblick ins Reisadalen war genial.

Kurzzeitig lief ich auf einer Ebene mit wenig Bewuchs (Imovárri), ehe ich nach links abdrehte, um den Imojohka zu queren. Der tief eingeschnittene Graben war aus der Ferne gut ersichtlich und ich steuerte eine Stelle an, wo der Graben beendet war. Der Übergang war einfach und schon war ich oben! Nun hatte auch der Regen aufgehört, fein!

Nun war die Steigung bloß noch leicht und über buntes und trockenes Fjell ging es weiter. Auch die Sonne schien inzwischen. Und die Farben hier waren krass!

Den Berg Duorsi konnte ich einfach unrunden. Das Gehen bereite mir Freude und ich fühlte mich großartig in dieser unendlichen Weite. Hier und da waren Rentiere unterwegs.

Die Freude hatte ein Ende, als ich ein riesiges Blockfeld erreichte. Zunächst ging ich davon aus, es wäre nur kurz, aber nach jedem Hügel ging es mit einer endlosen Steinwüste weiter.

Das Gehen war anstrengend und auch die Aussicht war trostlos. Wer weiß, vielleicht gibt es ja eine bessere Route, die diesen Abschnitt umgeht. Die Sonne schien immer noch, aber der Wind hatte deutlich aufgefrischt. Erst beim See Bajit Oaggunjávri wurde das Gelände wieder freundlicher. Prompt überquerte ich einen Bach auf Steinen und rutschte mit den Füßen weg. Das wars dann wohl mit trockenen Füßen im Nábár...

Dreimal hintereinander musste ich einen Rentierzaun überqueren. Das geht am besten, wenn man den Rucksack absetzt und drüber hebt. Nun konnte ich endlich wieder vernünftig laufen, echt viel angenehmer. 

Es ging deutlich bergauf und hier war der starke Wind sehr nervig, auch wenn er von hinten kam. Am höchsten Punkt an der Westseite vom Mollejus musste ich einen weiteren Rentierzaun überqueren, ehe ich bergab in Richtung Mollejusgobejávri absteigen konnte. Zunächst ging es steil über nerviges Blockwerk runter, dann war der Untergrund wieder bewachsen. Schon besser!

Am Mollejusgobejávri gibt es viele Zeltmöglichkeiten, aber dafür warves mir um halb vier noch zu früh. Zwar war der Wind hier deutlicher schwächer, aber ich wollte noch etwas weiter. An der rechten Seite vom See gibt es eine kleine Samisiedlung und ich sah tatsächlich jemandem mit einem Quad fahren. 

Das Gelände blieb angenehm zum Gehen und der Wind war auch ok. Nach etwa 28km suchte ich mir neben dem kleinen Bach Jalgesjohka einen Zeltplatz. Der Wind war hier mäßig, aber da der Wind am Abend zunehmen sollte, sicherte ich das Zelt sicherheitshalber mit Steinen. 

Am Abend fiel mir ein winziger Riss im Außenzelt auf, vielleicht 1mm breit. Wie der entstanden ist? Vielleicht irgendwann beim trocknen auf Steinboden? Ich hatte zwar etwas Silnet abgefüllt, aber das war inzwischen eingetrocknet. Da blieb mir nur Sekundenkleber... Das nächste Mal sollte ich entsprechende Repair-Patches mitnehmen. Für die Isomatte habe ich zwar welche, aber nicht fürs Zelt.

Der Wind nahm am Abend zu und heulte ganz schön ums Zelt. Es war zwar richtig laut, aber das Zelt stand stabil. Irgendwann schlief ich dann auch ein.


09.09.2023 Die schier endlose Weite des Nábar


In der Früh fing es an zu regnen, daher startete ich erst um halb neun. Als ich das Zelt abbaute, regnete es noch. Als ich den Rucksack schulterte, hörte es auf. Gutes Timing!

Das Gelände war einfach, bis ich den Fluss Rávdojohka erreichte, den es zu furten galt. Es dauerte etwas, bis ich eine passende Stelle gefunden hatte, es ging aber ohne Schuhe ausziehen. Blöderweise lecken meine wasserdichten Socken inzwischen und ohne Goretex werden die Schuhe sofort nass. Echt nervig!

Das Gelände war anschließend etwas anspruchsvoller, da es unzählige kleine Hügel und dazwischen viele Geröllfelder gab. 

Bald hatte ich den Gálggojávri erreicht. Darauf hatte ich mich schon seit gestern gefreut, denn hier gibt es Empfang (Telia)! Das nutze ich sofort für eine Pause. :)

Nach der Internet-Pause, ging es bergauf hoch zum Gálggoaivi. Einige Zeit lang lief ich weiter östlich als gewollt. Irgendwann konnte ich meinen Kurs dann doch erfolgreich korrigieren. Einige Zeit lang war das Gelände wieder sehr flach und einfach zu gehen. Die endlose wirkende Weite hier ist kaum zu fassen. 

Am Badajávri galt es eine Menge kleiner Flussarme zu queren. Das Wasser war nie tief, aber die Steine im Wasser waren sehr rutschig. 

Nordöstlich vom See wurde es plötzlich sehr sumpfig. Ich drehte um und lief ein Stück weiter bergauf. Wenn man darauf achtet, oberhalb der ersten Mini-Seen zu laufen, wird das Gelände wieder trocken. Es gibt dort stattdessen nur viele Grasbuckel mit kleinen Wasserlöchern dazwischen. Da kommt man trocken rüber. 

Bis zur Landbrücke zwischen dem langgezogenen See Guhkes Hoalloluoppal und dem See links davon war es wieder einfacher. Dort gibt es erneut kurz Internetempfang! Blöderweise gibt es auf der Landbrücke auch einen Fluss der gefurtet werden will. Schwierig war das aber nicht. 

Auch bis zur Ostseite vom Hoallojávri war es angenehm zu laufen, auch wenn das Gelände ein paar Stufen aufweist. In der Nähe vom See suchte ich mir nach rund 28km (in echt sicherlich mehr!) einen Campspot. 

10.09.2023 Auf dem ATV-Track

Am Abend wurde der Wind wieder deutlich stärker. Ich schlief zwar zunächst gut, aber um etwa fünf Uhr wachte ich auf und konnte aufgrund des Lärms nicht mehr schlafen. Der Wind heulte mit seinem "wuuuuu" einfach zu sehr. Das Zelt stand ansonsten stabil. Um sechs Uhr gab ich auf und machte mich fertig, sodass ich bereits um sieben Uhr losmarschierte. Es war nebelig und die Sicht war entsprechend nicht vorhanden. Da es aber bloß noch fünf Kilometer bis zum Beginn der Quadspur waren, machte ich mir keine Sorgen. Außerdem sollte laut Wetterbericht später die Sonne scheinen!

Nach einer Stunde lichtete sich der Nebel und der Sandásvannet in Sicht, wo die Quadspur beginnt. Das Gelände vom Zeltplatz bis dahin war sehr einfach. 

Die ersten Meter war die Spur noch etwas unscheinbar, aber nach dem Rentierzaun wurde sie dafür umso breiter. Wie eine Straße schlängelt sie sich durch die flache Landschaft. Der Wind pfiff hier ganz besonders stark und die Wellen am See trugen dicke Schaumkronen. 

Linkerhand waren dunkle Wolken, die ab und an ein paar Tropfen fallen ließen, rechterhand schien dafür die Sonne. Dies ergab den ein oder anderen Regenbogen. 🌈

Dann wurde es wieder so richtig bunt:


Unterhalb vom Gironvárri kam ich an dem berüchtigten "Magic Bus" vorbei. Davon habe ich in vielen Berichten zum Nábár gelesen, aber nirgendwo stand, was das genau ist. Ist es ein Bulli? Oder nur ein Teil davon? Ist der offen? Kann man darin Pause machen oder gar übernachten? Fragen über Fragen. Und was soll ich sagen, ich war enttäuscht. Es ist kein Bulli oder ein Bus, sondern eher eine Art Wrack eines Mini-Wohnanhängers oder so ähnlich. Man kann die Klappe hinten öffnen, aber der winzige Innenraum ist total vermüllt. Es gibt auch keine Sitze oder sonstige Einrichtung. Schade, wäre sonst ein gar nicht so schlechter Regenschutz gewesen. 



Oben am Gironvárri war es wieder stürmisch, darunter am namenlosen See (wo man toll zelten kann), war der Wind bedeutend schwächer. Zeit, für eine Pause! Schön ist es dort!

Teilweise war die Straße mit Wasserlöchern gefüllt, die es zu umrunden galt. Das war immer gut möglich. Die Aussicht blieb durchgängige grandios. 

Da ich bei der Krokvann-Hütte übernachten wollte, nahm ich einen kleinen Umweg in Kauf. Doch dort, wo ein Weg sein sollte, war gar keiner. Macht nichts! Es ging auch ohne Weg super und nach ein paar Metern war ich wieder auf einem breiten Wanderweg. 

Die Krokkvann-Hütte liegt idyllisch am gleichnamigen See und bietet zwei Betten. Hier konnte ich den Rest des Tages entspannen und Blaubeeren sammeln, während draußen der Wind pfiff. 

11.09.2023 Das erste oder zweite Polarlicht


Spät am Abend oder eher in der Nacht ging ich zum Zähne putzen raus. Als ich in dem Himmel schaute, erschrak ich förmlich. Vor Freude, denn der Himmel war zur Hälfte mit leuchtend grünen Schleiern überzogen, die umher waberten. Mal wurden sie größer,  dann wieder kleiner. Mal heller, mal dunkler. Das war also mein erstes Polarlicht!? Aber Moment mal, am gestrigen Abend habe ich am Himmel einen dünnen grauen Schleier gesehen. Da er nicht grün, sondern grau war, bin ich davon ausgegangen, es wäre bloß eine Wolke. Nur auf dem Handyfoto mit Langzeitbelichtung sah ich einen grünen Streifen. Im Internet las ich später, dass nur stärkere Polarlichter grün zu sehen sind. Auf Fotos sehen diese noch intensiver in der Farbgebung aus als in echt. 

Als die Erscheinungen am Himmel abnahmen und es mich zunehmend fror, ging ich ins Bett. Es dauerte etwas, bis mir wieder warm war. 

Am nächsten Morgen startete ich um halb neun bei Sonnenschein. Ich querte den Krokkvannet auf einem unscheinbaren Pfad, bis ich auf den breiten Weg an der anderen Seite gelangte. 

Es ging bergab an mehreren schönen Seen vorbei. Hinter dem Langvannet folgte ich einer Quadspur, die grob der Stromleitung folgt. Diese Spur verlor sich in sumpfigen Abschnitten immer mal wieder. In diesen Bereichen achtete ich darauf, nicht ins Wasser zu treten, was gut funktionierte.

 Weiter unten im Wald war der Weg besser erkennbar und trockener. Ich kam im Weiler Eiby an, wo ich um den Aspaltanteil gering zu halten, einer Forst durch den Kiefernwald folgte. 

Kurz vor Øvre Alta lief ich am Straßenrand bzw. überwiegend auf einem Radweg bis zum Alta River Camping. Hier mietete ich mir für zwei Nächte eine Cabin. Eigentlich hatte ich keinen Ruhetag nötig, aber es ist sinnvoll, da ich am Ende der nächsten Etappe in Olderfjord ohnehin erst am Montag einkaufen kann. Bis dort brauche ich vermutlich 5 - 5 1/2 Tage. Am Nachmittag fuhr ich mit dem Bus in die Innenstadt, um dort im Supermarkt einzukaufen. Dort traf ich mich spontan mit Stefan und Simone zum Pizza essen, die einen Tag früher angekommen sind. Es war toll, euch noch mal getroffen zu haben! 😀 



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