Mittwoch, 12. Februar 2025

GPT 40 Huemul Circuit

GPT 40 Vuelta de Huemul bzw. Huemul Trek



06.02.2025 Harness ja oder nein

Noch am Vorabend konnte ich mich nicht entscheiden. Laut den Einträgen der letzten Jahre war es meistens möglich die beiden Flüsse (eigentlich handelt es sich um den gleichen Fluss, nur die Stellen sind verschieden) zu Fuß zu durchqueren, allerdings nicht an der gleichen Stelle, wo sich die Zipline befindet. Das ist nämlich das besondere am Huemul Trek: zweimal werden Flüsse mittels eines Stahlseils überquert. Um diese zu benutzen muss man allerdings die nötige Ausrüstung dafür ausleihen. Eigentlich wollte ich darauf verzichten (ca. 40US$ Leihgebühr und 1kg extra an Gewicht), doch ich traf einen deutschen wieder, der mit mir im Taxi saß. Er berichtete Leute getroffen zu haben, die angegeben haben, der erste Fluss wäre nicht furtbar gewesen. Die Ranger hätten ihm erzählt, das Wasser ginge bis zur Hüfte oder noch höher. Schlussendlich lieh ich mir am nächsten Morgen das Set aus und ließ mich noch im Infocenter dazu beraten. 

Um elf ging es endlich los. Der Anfang war aufgrund des hohen Rucksackgewichts eine Qual, mehrere Pausen brauchte ich zwischendurch. Als das windige Plateau erreicht war, wurde es erträglich. Dort traf ich auch andere Wanderer des Huemul-Treks. Die Aussicht von oben war toll.


Noch schöner war allerdings die Aussicht ins Tal.

Der Abstieg war technisch einfach, genauso wie der Aufstieg. Da es Gerüchte gibt, die von Mäuseproblemen an den offiziellen Campstellen berichteten, suchte ich mir etwa zwei Kilometer vorher eine Stelle zwischen Bäumen. Windschutz war an dem Tag wichtig, denn es war zwar sonnig, aber auch sehr windig. Da ich bereits um 16 Uhr ankam, hatte ich an diesem Abend reichlich Zeit. 


07.02.2025 Hüfttief? So ein Blödsinn!

Das offizielle Camp Toro war schnell erreicht. Ein paar Zelte waren noch zu sehen, andere brachen gerade auf. Es dauerte auch nicht lange, bis die Zipline erreicht war. Schon davor wunderte ich mich, denn die empfohlene Stelle für eine Querung zu Fuß befindet sich am Ende der Laguna Túnel o Toro. Und diese sah aus der Ferne lächerlich einfach aus!

Ich ärgere mich in diesem Moment darüber, auf das Gerede der anderen offensichtlich ahnungslosen Leute, reingefallen zu sein. Auch etwa 100m oberhalb der Zipline sah der Rio Tunel nicht schwierig zu furten aus. Definitiv nicht hüfttief! 

Zwei Engländer waren gerade mit der Zipline beschäftigt, als ich dort ankam. Bei meiner Ankunft äußerte ich, Angst zu haben und Thomas hat mir direkt geholfen. Der Rucksack kam zusammen mit dem Stahlkarabiner an die Zipline und den Alucarabiner befestigte ich an dem Pulley. Es war ziemlich anstrengend, denn ich musste mich mit den Händen auf die andere Seite ziehen. Dort war das Ende der Zipline an einem Felsvorsprung befestigt. Ich hatte Schwierigkeiten mich und den Rucksack vom Carabiner zu lösen und brauchte die Hilfe von Robert, dem anderen Engländer. 

So sieht die Zipline aus:

Danach ging es oberhalb vom Gletscher entlang, bis der Aufstieg zum Paso del Viento begann. 

Dieser war manchmal steil, aber nie schwierig. Windig war es oben nicht. Ein paar Minuten genoß ich die krasse Aussicht aufs südpatagonische Eisfeld. Trotz des grauen Himmels war ich entzückt. 

Bergab fing es leicht an zu schneien, die Flocken wurden rasch dicker. Ich beeilte mich zum Camp Paso del Viento zu gelangen. Zum Glück war der Weg dahin leicht zu gehen. Es war noch niemand dort und ich hatte freie Platzwahl. Aus Angst vor den Mäusen stellte ich mein Zelt etwa 100m entfernt auf der anderen Seite vom Bach auf. Nachdem ich mich eingerichtet hatte, blieb der Schnee liegen und die Welt um mich herum wurde weiß. Auweia, hoffentlich wird der Abstieg vom Paso Huemul am nächsten Tag nicht zu schwierig. Der soll nämlich extrem steil sein. 

Auch hier wehte kein Wind und zusammen mit der feuchten Luft und dem beständigen Niederschlag bildete sich sehr viel Kondenswasser. Schon am Nachmittag lief das Wasser immer wieder an den Enden auf den Boden. Hier war die Bauweise des Vik 1 zum ersten Mal ein Problem, denn die Zeltwand geht direkt in die Bodenwanne über. 


08.02.2025 Wintermärchen im Hochsommer

Der Abend hatte mir noch ziemliche Sorgen bereitet. Unaufhört hatte es geschneit, erst um 23 Uhr riß der Himmel endlich auf. Ich hatte Sorgen, den Weg im Schnee nicht zu finden und schlief nur unruhig ein. Morgens wachte ich auf und fröstelte, obwohl der Schlafsack eigentlich warm genug war. Ich fürchte, mit zu warmer Kleidung drin gelegen zu haben und geschwitzt zu haben. In der Retroperspektive wäre es auch besser gewesen, das Zelt direkt am Camp aufzustellen und den Abend mit anderen Wanderern im Shelter zu verbringen. Eigentlich hatte ich auch vorgehabt, von meinem Zeltplatz dorthin zu gehen, doch der beständige Niederschlag hielt mich davon ab. 

Fröstelnd und etwas müde lief ich los. Am Camp waren noch drei Zelte zu sehen, alles wirkte ganz entspannt. Ich selbst entspannte mich sobald ich merkte, dass der Weg trotz ca. 15cm Neuschnee erkennbar ist und erst recht, als ich Fußspuren sah. Ich war nicht alleine in dieser Richtung! Der Gedanke beruhigte mich. Eigentlich war es sogar richtig schön mit den weißen Bergen, so idyllisch und unberührt. Beschwingt statt besorgt lief ich und genoss die Aussichtspunkte aufs südpatagonische Eisfeld. Diesmal mit blauem Himmel und Sonne. So sieht es noch besser aus!

Tolle Gletscherlagune:

Foto mit mir und dem südpatagonischen Eisfeld:
So tief runter hatte es auch gar nicht gescheit, bei ca. 800m war Schluss. Dort traf ich Robert und Thomas wieder, die mich sofort erkannten. Wir unterhielten uns und es ergab sich, gemeinsam bis zum Paso Huemul zu gehen. Dort oben wehte ein eiskalter Wind und ich wollte vor dem Abstieg unbedingt noch eine Pause machen. So trennten sich unsere Wege für den heutigen Tag. 

Aussicht zur anderen Seite:
Schnee lag auf dieser Seite zum Glück keiner. Der Abstieg fing einfach an und wurde nach und nach immer steiler. Im oberen Abschnitt war es ok zu gehen, durch den Wald mit festem Boden unter den Füßen. Darunter gab es Passagen mit Seilversicherungen, die auch noch ok waren. 

Dann kamen die schlimmsten Stellen: extrem steil mit losem Untergrund und keinerlei Sicherung. Hier hätte es ein Seil gebraucht! Vorsichtig krabbelte ich sitzend nach unten,das Gelände war echt nicht ungefährlich. Der Rest war wieder einfach.

Lago Viedma:
Nach dem Mörderabstieg brauchte ich eine Verschnaufpause und nutzte die Gelegenheit meinen Schlafsack in der Sonne zu trocknen. Danach wanderte ich gemütlich weiter und ließ zwei Camps aus. Es war überraschend windig und der Lago Viedma hatte ordentlich Wellen. Ich steuerte ein Camp an, welches in den OSM-Karten ohne Namen eingetragen ist und fand eine wunderbare Stelle: top Schutz vor Westwind, mehrere flache Stellen, sonnig mit Ausblick und sogar eine primitive Bank gab es. Definitiv der beste Campspot auf dem Huemul-Trek. 


09.02.2025 Die zweite Zipline

Am Abend bekam ich von Arno noch die Info, es solle tagsüber doch nicht regnen. Super! Bei bewölktem Himmel und angenehmem Temperaturen startete ich in den Tag. 

Der Weg blieb durchgängig einfach und bot immer wieder schöne Aussichten. So machte es definitiv Spaß! 

Als ich die Querung vom unteren Rio Túnel erreichte, konnte ich auch diesmal aus der Ferne erkennen, dass der Fluss unproblematisch zu furten aussieht. Bei der Zipline selbst sieht er zu tief und zu reißend aus, aber unterhalb teilt er sich in drei Arme auf und hat eine schwächere Strömung. Erneut ärgerte ich mich, auf den Rat von anderen gehört zu haben. Auch diesmal hatte ich Glück, denn die beiden netten Engländer waren gerade mit der Zipline beschäftigt und halfen mir. Diesmal musste ich auf hölzerne schmale Stufen aufsteigen und rübergleiten. Ab der Hälfte musste ich mich wieder zur anderen Seite ziehen, was mir nicht einfach viel. Dort musste ich mich auf die Stufen stellen, um die Carabiner von der Zipline zu lösen. Doch der eine Carabiner klemmte und ließ sich nicht öffnen! Thomas schaffte es und ich konnte endlich den sicheren Boden betreten. 

Der Rest war unspektakulär und am späten Mittag erreichte ich auch schon El Chaltén. Wenige Minuten später kam Arno's Bus an - perfektes Timing! 

Samstag, 25. Januar 2025

GPT 36 Ruta de los Pioneros

GPT 36 Ruta de los Pioneros


Dieser Etappe sah ich mit deutlichen Zweifeln entgegen, denn die überwiegende Anzahl der Tage sollte es regnerisch werden. Keine guten Bedingungen für mehrere Tage am Stück in der Wildnis. Aber nun gut...auch sowas gehört halt irgendwie dazu.

20.01.2025 Regen oder Sonnenschein? 

Mit einem öffentlichen Bus konnte ich die ersten 34 von 49km auf der Straße überspringen. Ein anderer GPT-Wanderer hatte mir eine Nummer gegeben, mit der er für 20.000 Pesos die kompletten 49km überspringen konnte. Leider hatte ich keinen Erfolg bei meiner Anfrage. Die letzten 15km auf der Straße musste ich tatsächlich laufen, nur ein Auto fuhr vorbei, hielt aber nicht an. Nach drei Stunden hatte ich die Straße überwunden und konnte die dramatisch anmutenende Gletscherlagune Calluqueo bestaunen. 

Und das Wetter? Statt des vorhergesagten Regens gab es reichlich Sonnenschein und das viele Stunden lang. Vermutlich kommt das schlechte Wetter erst am Abend. 

Nach der Straße folgte ein kurzes Stück einer Fahrspur, ehe der richtige Weg der Ruta de los Pioneros anfing. Der Beginn war zu meinem Leidwesen mit sehr vielen Spikees überwuchert. Dann kam auch gleich die erste Flussquerung. Aufgrund des gräulich verfärbten Wassers sah es schlimmer aus, als es war. 

Es dauerte nicht lange, da kam schon die nächste, ganz ähnliche Querung. Zwischendurch verlor ich den Weg, denn stattdessen war ich einem anderen Weg gefolgt, der nicht in der Karte eingezeichnet ist. 

Die Stimmung war nicht sonderlich gut. Ich war genervt von der Wanderung auf der Straße, genervt von den Spikees und auch von den Flussquerungen. Zudem hätte ich Arno gerne vorgeschlagen, heute bei dem unerwartet gutem Wetter zu paddeln, anstatt nichts aktives zu machen, weil ja ein Regentag vorhergesagt war. Ich wünsche mir, dass auch er viele tolle Outdoorerlebnisse genießen kann. 

Kurz von Rindern verfolgt:
Ich überlegte hin- und her, wie weit ich noch gehen sollte, solange das Wetter noch hält. Würde ich es sogar noch über die Querung des Rio Pedregoso schaffen? Wohl eher nicht, es war bereits 18 Uhr und es wären bis dahin noch 12km. Als sich die Wolken vor und hinter mir immer höher auftürmten, entschied ich mich, alsbald einen Zeltplatz zu suchen. Ein Puesto wurde von einem aggressiven Hund bewacht, dort also nicht. Etwas weiter im Wald konnte ich mir eine kleine Stelle freiräumen. Ich achtete darauf, keine noch so kleine Mulde zu wählen, wo sich im Regen das Wasser sammelt. Es fing an zu donnern und ich baute eilig auf. 

Überraschend blieb noch Zeit draußen zu kochen und zu essen, ehe es anfing stark zu regnen. Und dann regnete es wirklich wie aus Eimern. Seltsamerweise bildete sich trotz der durchdachten Zeltplatzwahl zwischen Apsis und Innenraum eine ganz kleine Pfütze. Obwohl ich keinerlei Leckage feststellen konnte. Wie kann das passieren? Saugt sich der Boden einfach voll und leitet das Wasser weiter zu Stellen, die eigentlich trocken sein müssten? Immerhin versickerte es schnell wieder. 


21.01.2025 Gletscherschau mit Stippvisite in Argentinien 

In der Nacht bildete sich sehr viel Kondenswasser im Zelt, kein Wunder bei dem Regen. Als ich loslief, fluchte ich erst etwas, denn ich fand den Weg nicht gleich. Es ging eher unspektakulär bei dichter Bewölkung durch den Wald. Erst nach zwei Stunden konnte ich in Richtung des Passes sehen, wo ich hochmusste. 

Den Rio Pedregoso furtete ich an einer Stelle, wo er sich in mehrere Arme aufteilt. Als ich mich vorbereitete, sah ich auf der anderen Seite ein Tier laufen: etwa so groß wie ein Hund mit gelblicher Farbe. Zwei Sekunden später war es verschwunden. Was das wohl für ein Tier war? Die Furt gestaltete sich einfacher als gedacht. 

Danach ärgerte ich mich wieder etwas, weil ich den richtigen Weg nicht gleich fand. Steinmännchen führten mich in die irre, als ich den richtigen Weg gefunden hatte, wurde die Orientierung einfacher. Ich näherte mich der kargen Passhöhe. So langsam stiegen auch die Wolken auf und ich konnte etwas von der Umgebung erkennen. 

Blick zurück auf den Weg hoch:

Auf ca. 1300m trocknete ich mein Zelt, indem ich es in den Wind hielt. Kalt föhnen quasi. Das funktionierte sogar ganz gut. 

Blick zurück zum Gletscher:

Nachdem ich den Pass erklommen hatte, ging es für drei Kilometer durch Argentinien. An anderen Grenzen wäre das problematisch, aber hier interessiert es keinen. Dann kam sogar die Sonne raus - toll! 

Bergab war der Trail sehr gut erkennbar und es lief sich richtig gut. Ich wollte das gute Wetter ausnutzen und Strecke machen. Ein anderer GPT-Wanderer hatte mir gesagt, er hätte kleine Pumas in der Nähe der Furt vom Rio Bravo gesehen, doch ich erblickte sie nicht. Aber wer weiß, vielleicht habe ich bei der anderen Querung bereits einen gesehen ;)

Die Furt war ok, nur etwas mehr als kniehoch. Um den Fluss nicht noch zwei weitere Male furten zu müssen, blieb ich auf der Seite und folgte vagen Tierpfaden durch den Wald. Das war anstrengend, klappe aber ganz gut. 

Bald wurde es richtig einfach: flach und trocken. Die Vegetation mit den niedrigen Krähenbeeren gefiel mir richtig gut. Der Blick zurück erstaunte mich: ein riesiger Gletscher baute sich am Horizont auf. 

Zum Schluss ging es steil den Hang hinauf, ehe es am Hang entlang durch den Wald ging. Der Weg war gut sichtbar und ich kam relativ gut vorwärts. Einsam war es, ich sah den ganzen Tag niemanden. 

Die Zeltplatzsuche gestaltete sich schwierig. Dann fand ich im Wald eine trockene und einigermaßen flache Stelle. Draußen aufhalten konnte ich mich nicht, es war extrem mückig. 31km hatte ich sogar geschafft. Für andere Trails mag das nichts besonderes sein, beim GPT ist die Situation eine andere. Man kann nicht einfach stumpf von A nach B laufen. Man muss Flüsse furten, den Weg suchen, überwachsene Abschnitte bewältigen und Markierungen gibt es nur höchst selten. Arno teilte mir mit, dass die Schuhe immer noch nicht angekommen sind. Das bereitete mir große Sorgen. Dabei hatte ich das neue Paar bereits vor elf Tagen bestellt, da mein jetziges ziemlich kaputt ist. 


22.01.2025 Rio Bravo und Lago Alegre

Die Nacht war erholsam und bei dichter Bewölkung ging es los. Das Inreach hatte mir leichten Regen vorhergesagt, am Donnerstag sollte allerdings noch mehr Regen fallen. Keine guten Aussichten. Es fing auch schon bald an zu regen, aber nur leicht. 

Der Weg blieb, wie er gestern geendet hatte: in leichtem Auf- und Ab am Hang entlang. Dabei galt es zahllose umgestürzte Bäume zu überklettern oder zu umgehen. Nervig war es, wenn der Weg sich zwischen einem Wirrwarr an umgefallenen Bäumen verlor. So wir in etwa hier:

Immer ging es mehr oder weniger in der Nähe vom Rio Bravo entlang. Dieser war nun nicht mehr furtbar.

Am frühen Nachmittag musste ich einen ein Kilometer langen Bereich überwinden, wo junge Buchen den Weg völlig überwuchert haben. Am Boden war noch eine Spur erkennbar, mehr aber auch nicht. Dummerweise habe ich meine Regenhose dazu nicht angezogen. Innerhalb weniger Minuten war meine Trekkinghose komplett durchnässt, ebenso meine Schuhe und Socken. Es hatte zwar zwischenzeitlich aufgehört zu regnen, jedoch waren die Blätter noch total nass. Nach diesem Stück musste ich meine komplette Hose sowie die Socken auswringen, so vollgesogen waren sie. Ich ärgerte mich über meine eigene Blödheit. 

Das war der "Weg" zwischen den Buchen:

Lago Alegre:
Ganz überraschend kam dann für ein paar Minuten die Sonne raus, als ich oberhalb vom riesengroßen Lago Alegre lief. Spontan nutzte ich die Gelegenheit und machte eine Pause. Lange hielt das Glück nicht, die nächsten dunklen Wolken waren schon im Anmarsch. 

Es blieb aber noch trocken und ich schaffte es tatsächlich die nasse Hose wieder trocken zu kriegen. Die Socken aber nicht. Der Ausblick hier oben war mehr als herrlich. 

Kurz bevor ich mir um 19 Uhr nach 28km einen Zeltplatz suchen wollte passierte das Unglück: ein kleiner Bach musste gequert werden und ich balancierte auf einem Baumstamm zur anderen Seite. Mit einem Fuß rutschte ich aus und landete mit einem Bein im Wasser. Die gerade erst trockene Hose war wieder nass! Ärgerlich wrung ich das nasse Hosenbein aus und machte mich auf die Suche. Unter Bäumen nahe des Sees schlug ich mein Zelt auf, direkt danach fing es an stärker zu regnen. Eigentlich meide ich Zeltstellen in der Nähe von solch großen Gewässen lieber, hier hatte ich jedoch keine Wahl. Oben am Berg ist das Gelände nämlich zu steil und zudem dicht bewachsen.

23.01.2025 Labyrinth aus Fels, Gestrüpp und Sümpfen am Lago Christie

Das Inreach verriet mir, es sollte heute den ganzen Tag leicht regnen, ab Freitag Nachmittag sollte es so richtig gießen. Die Wettervorhersage wurde also nicht besser. 

Das Gelände rund um den Lago Alegre ist sehr zerklüftet und so ging es beständig rauf- und runter. Immer mal wieder war der Weg leicht überwachsen. Die Ausblicke waren wunderschön, schnell war ich aber nicht. Ich schaffte kaum mehr als 2km pro Stunde. Hier ein paar Impressionen vom Zustand des Weges.

So sieht es z.B. aus, wenn der Zustand gut ist:

Hindernis durch umgestürzten Baum, der umgangen werden muss:

Toller alter Bohlenweg:

Leicht zugewachsen:

Am Lago Christie blieb das Gelände so ähnlich. Im Prinzip lief ich durch ein Labyrinth, welches aus Felsen, Sümpfen und Sträuchern besteht. Ohne den Weg wäre ich hier ganz schön aufgeschmissen! 

Der erste Anblick vom Lago Christie überraschte mich positiv mit seiner helltürkisen Farbe. Gegen Mittag kam sogar für ganz wenige Minuten die Sonne raus. Die Gelegenheit musste ich nutzen, um das Zelt vom nächtlichen Regen zu trocknen. Mehr als fünf Minuten hatte ich dazu nicht Zeit, denn es regnete zwischendurch immer wieder leicht. 

Essbare Beeren, die ein bisschen wie Äpfel schmecken:

Nachdem ich am späten Nachmittag ein kaputtes Shelter erreicht hatte, verzweifelte ich fast daran, den Weg zu finden. Mehrere Trampfelpfade führten in verschiedene Richtungen, aber das GPS wollte mich mitten ins Gestrüpp leiten. Ich musste fast weinen, so erschöpfend war die Situation mental, als ich eigentlich flott zum Camp kommen wollte. Schlussendlich kletterte ich über umgefallene Sträucher und kämpfte mich durchs Gebüsch, bis ich wieder auf einem richtigen Weg stand. Keine Ahnung, ob der GPX-Track hier überhaupt richtig war. 

Bergab wurde es endlich leichter. Ich beeilte mich, denn der Wind hatte inzwischen gehörig aufgefrischt und drückte mich richtig von hinten. In der Nähe vom Ufer sollte es ein Shelter geben. Ich fand es, aber der Name Shelter ist sehr optimistisch für den brüchigen Vorschlag aus langen Hölzern (siehe links im Foto). Es erinnert eher an die Shelter bei 7 vs. Wild, nur 10 Jahre später. Sorgsam baute ich das Zelt auf und verkroch mich vor dem kalten Wind ins Innere. Es waren 21 schöne aber auch nicht einfache Kilometer. 


24.01.2025 Auf der Straße nach Villa O'Higgins 

Der Wald schützte gut vor dem starken Wind und ich konnte erholsam schlafen. Die letzten vier Kilometer bis zum Anfang der Straße am südlichen Ufer vom Lago Christie schaffte ich in 90 Minuten, denn der Weg war vergleichsweise einfach. Hinter mir türmten sich dunkle Wolken auf, die immer mal wieder ein paar Regentropfen fallen ließen. Dadurch entstanden wundervolle Regenbögen. Der Wind schob von hinten ordentlich an und dann hatte ich es geschafft. 

Auf der Straße musste ich mehrfach die Kleidung wechseln, mal war es zu kalt, dann wieder zu warm. Mal fing es an zu regnen, dann kam wieder die Sonne raus. Ich kam am Salto Perez an einem PKW mit Dachzelt vorbei und hoffte darauf, die Fahrer würden mich auf dem Rückweg mitnehmen. 

Salto Perez:
Die Sonne bekam für ein paar Stunden die Überhand. Das Auto mit Dachzelt fuhr tatsächlich zurück, hielt aber nicht an. Später kam mir ein PKW mit zwei Chilenen entgegen. Sie hielten an und sagten, sie würden mich auf dem Rückweg mitnehmen. Das erleichterte mich, denn die 50km bis Villa O'Higgins würde ich ansonsten nicht an einem Tag schaffen. Unterwegs kam ich an drei kleinen Refugios vorbei, die Schutz bei schlechtem Wetter anbieten. 

Ich wollte aber das gute Wetter noch ausnutzen. Ein anderes Auto kam vorbei, wendete aber bloß. Kurz danach kamen Luis und Carmen von vorhin zurück und hielten an. Erleichtert stieg ich ein. 

Doch dann passierte das Unglück. Mitten auf der Fahrt platzte ein Hinterreifen. So ein Mist aber auch! Als mir Carmen berichtete, Luis arbeite in einer Autowerkstatt, gewann ich an Zuversich. Und tatsächlich schaffte er es das Loch zu finden und zu flicken. In Villa O'Higgins bedankte ich mich und stieg beim Campingplatz aus. Inzwischen regnete es kräftig. Da stimmte dann die Vorhersage. 

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