GPT 40 Vuelta de Huemul bzw. Huemul Trek
06.02.2025 Harness ja oder nein
Noch am Vorabend konnte ich mich nicht entscheiden. Laut den Einträgen der letzten Jahre war es meistens möglich die beiden Flüsse (eigentlich handelt es sich um den gleichen Fluss, nur die Stellen sind verschieden) zu Fuß zu durchqueren, allerdings nicht an der gleichen Stelle, wo sich die Zipline befindet. Das ist nämlich das besondere am Huemul Trek: zweimal werden Flüsse mittels eines Stahlseils überquert. Um diese zu benutzen muss man allerdings die nötige Ausrüstung dafür ausleihen. Eigentlich wollte ich darauf verzichten (ca. 40US$ Leihgebühr und 1kg extra an Gewicht), doch ich traf einen deutschen wieder, der mit mir im Taxi saß. Er berichtete Leute getroffen zu haben, die angegeben haben, der erste Fluss wäre nicht furtbar gewesen. Die Ranger hätten ihm erzählt, das Wasser ginge bis zur Hüfte oder noch höher. Schlussendlich lieh ich mir am nächsten Morgen das Set aus und ließ mich noch im Infocenter dazu beraten.
Um elf ging es endlich los. Der Anfang war aufgrund des hohen Rucksackgewichts eine Qual, mehrere Pausen brauchte ich zwischendurch. Als das windige Plateau erreicht war, wurde es erträglich. Dort traf ich auch andere Wanderer des Huemul-Treks. Die Aussicht von oben war toll.
Noch schöner war allerdings die Aussicht ins Tal.
Der Abstieg war technisch einfach, genauso wie der Aufstieg. Da es Gerüchte gibt, die von Mäuseproblemen an den offiziellen Campstellen berichteten, suchte ich mir etwa zwei Kilometer vorher eine Stelle zwischen Bäumen. Windschutz war an dem Tag wichtig, denn es war zwar sonnig, aber auch sehr windig. Da ich bereits um 16 Uhr ankam, hatte ich an diesem Abend reichlich Zeit.
07.02.2025 Hüfttief? So ein Blödsinn!
Das offizielle Camp Toro war schnell erreicht. Ein paar Zelte waren noch zu sehen, andere brachen gerade auf. Es dauerte auch nicht lange, bis die Zipline erreicht war. Schon davor wunderte ich mich, denn die empfohlene Stelle für eine Querung zu Fuß befindet sich am Ende der Laguna Túnel o Toro. Und diese sah aus der Ferne lächerlich einfach aus!
Ich ärgere mich in diesem Moment darüber, auf das Gerede der anderen offensichtlich ahnungslosen Leute, reingefallen zu sein. Auch etwa 100m oberhalb der Zipline sah der Rio Tunel nicht schwierig zu furten aus. Definitiv nicht hüfttief!
Zwei Engländer waren gerade mit der Zipline beschäftigt, als ich dort ankam. Bei meiner Ankunft äußerte ich, Angst zu haben und Thomas hat mir direkt geholfen. Der Rucksack kam zusammen mit dem Stahlkarabiner an die Zipline und den Alucarabiner befestigte ich an dem Pulley. Es war ziemlich anstrengend, denn ich musste mich mit den Händen auf die andere Seite ziehen. Dort war das Ende der Zipline an einem Felsvorsprung befestigt. Ich hatte Schwierigkeiten mich und den Rucksack vom Carabiner zu lösen und brauchte die Hilfe von Robert, dem anderen Engländer.
So sieht die Zipline aus:
Danach ging es oberhalb vom Gletscher entlang, bis der Aufstieg zum Paso del Viento begann.
Dieser war manchmal steil, aber nie schwierig. Windig war es oben nicht. Ein paar Minuten genoß ich die krasse Aussicht aufs südpatagonische Eisfeld. Trotz des grauen Himmels war ich entzückt.
Bergab fing es leicht an zu schneien, die Flocken wurden rasch dicker. Ich beeilte mich zum Camp Paso del Viento zu gelangen. Zum Glück war der Weg dahin leicht zu gehen. Es war noch niemand dort und ich hatte freie Platzwahl. Aus Angst vor den Mäusen stellte ich mein Zelt etwa 100m entfernt auf der anderen Seite vom Bach auf. Nachdem ich mich eingerichtet hatte, blieb der Schnee liegen und die Welt um mich herum wurde weiß. Auweia, hoffentlich wird der Abstieg vom Paso Huemul am nächsten Tag nicht zu schwierig. Der soll nämlich extrem steil sein.
Auch hier wehte kein Wind und zusammen mit der feuchten Luft und dem beständigen Niederschlag bildete sich sehr viel Kondenswasser. Schon am Nachmittag lief das Wasser immer wieder an den Enden auf den Boden. Hier war die Bauweise des Vik 1 zum ersten Mal ein Problem, denn die Zeltwand geht direkt in die Bodenwanne über.
08.02.2025 Wintermärchen im Hochsommer
Der Abend hatte mir noch ziemliche Sorgen bereitet. Unaufhört hatte es geschneit, erst um 23 Uhr riß der Himmel endlich auf. Ich hatte Sorgen, den Weg im Schnee nicht zu finden und schlief nur unruhig ein. Morgens wachte ich auf und fröstelte, obwohl der Schlafsack eigentlich warm genug war. Ich fürchte, mit zu warmer Kleidung drin gelegen zu haben und geschwitzt zu haben. In der Retroperspektive wäre es auch besser gewesen, das Zelt direkt am Camp aufzustellen und den Abend mit anderen Wanderern im Shelter zu verbringen. Eigentlich hatte ich auch vorgehabt, von meinem Zeltplatz dorthin zu gehen, doch der beständige Niederschlag hielt mich davon ab.
Fröstelnd und etwas müde lief ich los. Am Camp waren noch drei Zelte zu sehen, alles wirkte ganz entspannt. Ich selbst entspannte mich sobald ich merkte, dass der Weg trotz ca. 15cm Neuschnee erkennbar ist und erst recht, als ich Fußspuren sah. Ich war nicht alleine in dieser Richtung! Der Gedanke beruhigte mich. Eigentlich war es sogar richtig schön mit den weißen Bergen, so idyllisch und unberührt. Beschwingt statt besorgt lief ich und genoss die Aussichtspunkte aufs südpatagonische Eisfeld. Diesmal mit blauem Himmel und Sonne. So sieht es noch besser aus!
Tolle Gletscherlagune:
Foto mit mir und dem südpatagonischen Eisfeld:
So tief runter hatte es auch gar nicht gescheit, bei ca. 800m war Schluss. Dort traf ich Robert und Thomas wieder, die mich sofort erkannten. Wir unterhielten uns und es ergab sich, gemeinsam bis zum Paso Huemul zu gehen. Dort oben wehte ein eiskalter Wind und ich wollte vor dem Abstieg unbedingt noch eine Pause machen. So trennten sich unsere Wege für den heutigen Tag.
Aussicht zur anderen Seite:
Schnee lag auf dieser Seite zum Glück keiner. Der Abstieg fing einfach an und wurde nach und nach immer steiler. Im oberen Abschnitt war es ok zu gehen, durch den Wald mit festem Boden unter den Füßen. Darunter gab es Passagen mit Seilversicherungen, die auch noch ok waren.
Dann kamen die schlimmsten Stellen: extrem steil mit losem Untergrund und keinerlei Sicherung. Hier hätte es ein Seil gebraucht! Vorsichtig krabbelte ich sitzend nach unten,das Gelände war echt nicht ungefährlich. Der Rest war wieder einfach.
Lago Viedma:
Nach dem Mörderabstieg brauchte ich eine Verschnaufpause und nutzte die Gelegenheit meinen Schlafsack in der Sonne zu trocknen. Danach wanderte ich gemütlich weiter und ließ zwei Camps aus. Es war überraschend windig und der Lago Viedma hatte ordentlich Wellen. Ich steuerte ein Camp an, welches in den OSM-Karten ohne Namen eingetragen ist und fand eine wunderbare Stelle: top Schutz vor Westwind, mehrere flache Stellen, sonnig mit Ausblick und sogar eine primitive Bank gab es. Definitiv der beste Campspot auf dem Huemul-Trek.
09.02.2025 Die zweite Zipline
Am Abend bekam ich von Arno noch die Info, es solle tagsüber doch nicht regnen. Super! Bei bewölktem Himmel und angenehmem Temperaturen startete ich in den Tag.
Der Weg blieb durchgängig einfach und bot immer wieder schöne Aussichten. So machte es definitiv Spaß!
Als ich die Querung vom unteren Rio Túnel erreichte, konnte ich auch diesmal aus der Ferne erkennen, dass der Fluss unproblematisch zu furten aussieht. Bei der Zipline selbst sieht er zu tief und zu reißend aus, aber unterhalb teilt er sich in drei Arme auf und hat eine schwächere Strömung. Erneut ärgerte ich mich, auf den Rat von anderen gehört zu haben. Auch diesmal hatte ich Glück, denn die beiden netten Engländer waren gerade mit der Zipline beschäftigt und halfen mir. Diesmal musste ich auf hölzerne schmale Stufen aufsteigen und rübergleiten. Ab der Hälfte musste ich mich wieder zur anderen Seite ziehen, was mir nicht einfach viel. Dort musste ich mich auf die Stufen stellen, um die Carabiner von der Zipline zu lösen. Doch der eine Carabiner klemmte und ließ sich nicht öffnen! Thomas schaffte es und ich konnte endlich den sicheren Boden betreten.
Der Rest war unspektakulär und am späten Mittag erreichte ich auch schon El Chaltén. Wenige Minuten später kam Arno's Bus an - perfektes Timing!
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