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Freitag, 23. Dezember 2022

Blasen an den Füßen vermeiden

Blasen an den Füßen - der größte Feind beim Wandern - wie verhindere ich sie und was tue ich, wenn sie da sind?





Jeder, der schon mal eine Wanderung über mehrere Tage gemacht hat, kennt das Problem. Eine Blase ist entstanden und schmerzt bei jedem Tritt. Die schöne Landschaft nimmt man vor Schmerz kaum noch wahr und an flottes Gehen ist ohnehin nicht mehr zu denken. 

Dies ist keiner dieser unrealistischen Blogbeiträge, die versprechen mit diesen und jenen Maßnahmen würden sich Blasen für immer verhindern zu können. Stattdessen soll dieser Beitrag mehr in die Tiefe gehen und das Problem differenziert beleuchten. 

Nicht jeder Mensch ist bei einer langen Tour gleichermaßen von Blasen an den Füßen betroffen. Es gibt ein paar Glückliche, die nur selten Blasen bekommen, selbst wenn sie keine besonderen präventiven Maßnahmen unternehmen. Andere haben hingegen sehr empfindliche Füße, die sehr schnell mit Blasenbildung reagieren. Leider gehöre ich zu letzteren. Ihr könnt sicher sein, jeden bekannten Trick zur Vermeidung von Blasen, habe ich bereits ausprobiert.


Auf jeder meiner Fernwanderungen hatte ich bisher mit massiver Blasenbildung zu kämpfen. Inzwischen habe ich ein paar der Tricks ausprobiert, die im Internet immer wieder empfohlen werden. Hier möchte ich von meinen persönlichen Erfahrungen berichten. 

Doch zuerst möchte ich kurz erklären, was überhaupt eine Blase ist und wie sie entsteht. Bei einer Blasenbildung lösen sich die verschiedenen Hautschichten voneinander und der Hohlraum, der dadurch entsteht, füllt sich mit Flüssigkeit. Eine Blase wird gefördert durch Reibung,  Druck und/oder Nässe. Fernwanderer sind allen der drei genannten Faktoren ausgesetzt, auch wenn die Ausprägung sich je nach Trail unterscheidet. Durch das stundenlange gehen entsteht Reibung und Druck. Wenn man über nasse Wege wandert oder gar Bäche furtet, werden die Füße nass. Tut man dies nicht gibt's immer noch dem Fußschweiß, der für feuchte Füße sorgen kann. 

Wie kann ich Abhilfe schaffen?


Viele Stunden habe ich mit der Recherche verbracht und liste hier einige populäre Empfehlungen auf sowie meine Erfahrung damit.

Methode 1: Trailrunningschuhe tragen


Manche behaupten man müsse nur passende Trailrunningschuhe tragen und voila man würde keine Blasen mehr bekommen. Das mag bei unempfindlichen Füßen zutreffen, doch bei mir hat sich dies nicht erfüllt. Bisher auf langen Touren ausprobiert habe ich diese Modelle: Hoka One One Speedgoat, Salomon XA Takeo, Asics Ziruss 5 sowie Altra Olympus 4. 

Mit allen genannten Schuhen hatte ich mehr oder weniger mit Blasenbildung zu kämpfen, obwohl das sonstige Setup sich nicht unterschieden hat. Am schlimmsten war es jedoch mit den Altras und den Salomon. 
Bei allen Schuhen spielt es eine wichtige Rolle, dass sie gut sitzen. Vorne sollten die Zehen genügend Platz nach vorne und zur Seite haben. Die Ferse und der Mittelfuß sollen hingegen fest sitzen, damit man stabil im Schuh steht und nicht rutscht. 

Methode 2: Zwei Paar Socken anziehen 


Die Theorie besagt, dass ein dünnes Paar Socken, getragen unter den Wandersocken, die Reibung zwischen Socke und Fuß reduziert. Besonders beliebt sind hier Zehensocken, da sie in dem Zehenbereich zusätzlich schützen. 

Dies habe ich auf dem AZT zum ersten Mal mit Linersocken von Injinji ausprobiert. Leider habe ich trotzdem Blasen bekommen, aber es hat etwas länger gedauert, bis sie entstanden sind. Insbesondere im Zehenbereich hatte ich zudem bei bestehenden Blasen weniger Schmerzen als ohne die zusätzlichen Linersocken. Dieser Eindruck hat sich auf dem Sentiero Italia bestätigt. Ich kann diese Methode also empfehlen. 

Methode 3: Die Füße täglich eincremen 


Hiermit ist keine gewöhnliche Fußcreme gemeint, sondern eine Art Fettcreme. Sie hat das Ziel die Haut zu glätten und einen Schmierfilm zu bilden, der die Reibung reduziert. Dies kann man z.B. mit Vaseline, Hirschtalgcreme oder Melkfett erreichen. Idealerweise fängt man schon zwei Wochen vor der eigentlichen Tour damit an. Viele bezeichnen diese Methode als sehr effektiv.

Ab der Etappe 3 auf dem AZT habe ich die Füße 2x täglich mit Vaseline eingecremt. Das hat tatsächlich geholfen, denn Blasen bekam ich daraufhin zumindest im Fersenbereich deutlich seltener. Auf dem SI habe ich Melkfett genutzt, da es besser einzieht. Geholfen hat es leider auch diesmal nur im Fersenbereich. Im Zehenbereich hatte es keinen Effekt. 


Zusätzlich hatte ich noch eine 10ml Dose Gleitgel auf Silikonbasis mit. Diese konnte ich leider nicht wie gewünscht nutzen, da der Inhalt trotz einer zusätzlichen Verpackung ausgelaufen ist. 


Methode 4: Gefährdete Stellen tapen


Werden die Stellen, an denen man besonders zu Blasen neigt vorab abgeklebt, soll erst gar keine Blase entstehen. Auch dadurch wird die Reibung reduziert. 

Probiert habe ich dies mehrfach auf dem AZT, aber leider hat kein Tape oder Pflaster gehalten, welches ich dort erwerben konnte. 
Auf dem SI habe ich stattdessen das braune Universaltape von Leucoplast getestet, welches man in Apotheken bekommt. Diese Methode empfand ich als besonders effektiv. Im Fersenbereich konnte ich damit die Blasenbildung besser verhindern als mit der Fettcreme. Auch im Zehenbereich hat es in Kombination mit den Zehensocken geholfen. Die ein oder andere Blase entstand leider trotzdem. 

Leider kann man die Tapemethode nicht gleichzeitig mit der Crememethode nutzen, da die Tapes durch die Fettcreme erst recht nicht halten. 

Methode 5: Zehenschützer aus Silikon verwenden


Diese Methode ist bisher wenig bekannt und man bekommt die Zehenschoner bzw. Zehentrenner auch nur im Internet. In Italien habe ich Zehenschützer aus Silikon verwendet, welche ich zuvor bei Amazon bestellt hatte. Ähnlich wie ein Blasenpflaster soll mit Hilfe vom Silikon der Druck auf die Zehen sowie die Reibung aneinander reduziert werden. 

Erst war ich etwas skeptisch, doch die Zehenschoner haben sich tatsächlich als hilfreich erwiesen. Durch die weiche Polsterung halfen sie noch etwas mehr als das Leucoplast Tape. Bei einer bereits vorhandenen Blase haben sie den Schmerz besser gelindert als ein herkömmliches Blasenpflaster. Doch leider sind sie jeweils nach spätestens ein paar Wochen Nutzungsdauer kaputt gegangen, sodass ich zum Ende der Wanderung nur noch ein Exemplar dabei hatte. 
 

Methode 6: Schnell reagieren 


Diese Methode besagt schlicht und einfach, dass man sofort reagieren soll, wenn am Fuß irgendwas zwickt oder drückt. Oft hat z.B. die Socke eine Falte geworfen oder man hat einen winzigen Stein im Schuh. Ignoriert man es, ist es schnell zu spät und die Blase hat sich schon gebildet. Deshalb sollte man in dem Fall den Schuh ausziehen und den betroffenen Fuß genau ansehen. Druckstellen oder Rötungen klebt man am besten gleich mit einem Tape ab.

Diese Methode wende ich grundsätzlich auf jeder Tour an und sie hilft tatsächlich ein bisschen. Leider bilden sich bei mir sehr schnell Blasen, so dass es selbst beim ersten komischen Gefühl schon zu spät sein kann.

Methode 7: Füße lüften


Wenn die Schuhe und Socken abgestreift werden und man seine Füße lüftet, kann der Schweiz verdampfen und die Haut trocknen. Ohnehin sind regelmäßige Pausen gut für die Füße. 

Diese Methode hat bei mir häufig gewirkt und sogar vorhandene Blasen schmerzten anschließend weniger. Verhindern konnte ich die Blasenbildung damit aber auch nicht. Zudem können miese Wetterbedinungen dafür sorgen, dass die Füße durchs Lüften bloß noch nasser werden als vorher. 



Blasenbehandlung


Leider passiert es trotz aller Vorsicht immer wieder, dass Blasen entstehen. Das größte Problem an Blasen sind meiner Erfahrung nach die Schmerzen, die sie beim Gehen verursachen. 

Auch hier gibt es meiner Meinung nach keine Regel, mit der jeder glücklich wird. Daher kann ich hier keine Empfehlungen aussprechen, sondern nur von meinen Erfahrungen berichten!

Die übliche Empfehlung lautet, die Blase in Ruhe zu lassen und sie mit einem Blasenpflaster von einer bekannten deutschen Marke abzukleben. Denn nur so könne die beschädigte Haut optimal verheilen. 

Zu Beginn meiner "Fernwander-Karriere" habe ich dies genauso umgesetzt. Teilweise hat das auch einigermaßen gut geklappt, zumindest im Fersenbereich. Doch auf dem Arizona-Trail hielten die deutschen Markenpflaster selbst dort nur noch 1-2 Tage, wenn überhaupt. Im Zehenbereich, wo ich besonders viele Blasen bekomme, haben Blasenpflaster noch nie sonderlich gut funktioniert. 

Ganz grundsätzlich werden die Schmerzen, die durch die mit Flüssigkeit gefüllte Blase entstehen, durch das Blasenpflaster gelindert. Gelindert, aber nicht verhindert! Denn das hat bei mir noch gar kein Blasenpflaster geschafft. So schmerzten meine Füße also weiterhin, wenn auch etwas weniger. 

Irgendwann auf dem Südlichen Kungsleden probierte ich aus, was passiert, wenn ich eine Blase öffne, sodass die Flüssigkeit ablaufen kann. Zuvor habe ich eine Nadel desinfiziert und die betroffene Stelle hinterher mit Jod eingerieben. Das Ergebnis war unterschiedlich: Manchmal verschwanden die Schmerzen tatsächlich komplett, manchmal waren sie danach noch etwas stärker als vorher. 

Während ich auf dem Arizona Trail wanderte, las ich in einer englischsprachigen Gruppe bei Facebook von einem Tipp, die Blase nur abends zu öffnen, damit sich die Haut über Nacht erholen kann. Auch dies probierte ich aus. Es war erstaunlich: Im Gegensatz zur Nutzung von Blasenpflastern, verschwanden so die Schmerzen ab dem nächsten Tag in etwa 4/5 aller Fälle bereits am nächsten Tag. In den anderen Fällen dauerte es ein oder zwei Tage länger, bis die betroffene Stelle keine Schmerzen mehr verursachte. 

Auch wenn ich zwar keine Methode gefunden habe, mit der ich Blasen zu 100% verhindern kann, habe ich immerhin eine effektive Methode gefunden, den Schmerz zu lindern. 





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