Sonntag, 10. September 2023

Nedrefosshytta bis Alta

Nedrefosshytta bis Alta


Weglos über das Nábár-Plateau


08.09.2023 Aufstieg 


Pünktlich um acht lief ich auch diesmal los. Ich überquerte eine Brücke und folgte für etwa 3.5 Kilometer dem Wanderweg in der Schlucht. 

Zum Beginn des weglosen Teils fing es leicht an zu regnen, aber die Wolkendecke war so dünn, dass die Sonne erkennbar war. Sehr steil stieg ich den mit Kiefern bewachsenen Hang hinauf. Meine Waden brannten anfangs wegen des extrem Gefälles.

Blick zurück:
Aber nur die ersten 100hm waren so sehr steil, danach wurde es sukzessive besser. Ich achtete darauf deutlich rechts vom Bachgraben des Imojohka zu bleiben, was eine gute Idee war. Der Wald hatte sich gelichtet und es lief sich schon viel besser. Der Rückblick ins Reisadalen war genial.

Kurzzeitig lief ich auf einer Ebene mit wenig Bewuchs (Imovárri), ehe ich nach links abdrehte, um den Imojohka zu queren. Der tief eingeschnittene Graben war aus der Ferne gut ersichtlich und ich steuerte eine Stelle an, wo der Graben beendet war. Der Übergang war einfach und schon war ich oben! Nun hatte auch der Regen aufgehört, fein!

Nun war die Steigung bloß noch leicht und über buntes und trockenes Fjell ging es weiter. Auch die Sonne schien inzwischen. Und die Farben hier waren krass!

Den Berg Duorsi konnte ich einfach unrunden. Das Gehen bereite mir Freude und ich fühlte mich großartig in dieser unendlichen Weite. Hier und da waren Rentiere unterwegs.

Die Freude hatte ein Ende, als ich ein riesiges Blockfeld erreichte. Zunächst ging ich davon aus, es wäre nur kurz, aber nach jedem Hügel ging es mit einer endlosen Steinwüste weiter.

Das Gehen war anstrengend und auch die Aussicht war trostlos. Wer weiß, vielleicht gibt es ja eine bessere Route, die diesen Abschnitt umgeht. Die Sonne schien immer noch, aber der Wind hatte deutlich aufgefrischt. Erst beim See Bajit Oaggunjávri wurde das Gelände wieder freundlicher. Prompt überquerte ich einen Bach auf Steinen und rutschte mit den Füßen weg. Das wars dann wohl mit trockenen Füßen im Nábár...

Dreimal hintereinander musste ich einen Rentierzaun überqueren. Das geht am besten, wenn man den Rucksack absetzt und drüber hebt. Nun konnte ich endlich wieder vernünftig laufen, echt viel angenehmer. 

Es ging deutlich bergauf und hier war der starke Wind sehr nervig, auch wenn er von hinten kam. Am höchsten Punkt an der Westseite vom Mollejus musste ich einen weiteren Rentierzaun überqueren, ehe ich bergab in Richtung Mollejusgobejávri absteigen konnte. Zunächst ging es steil über nerviges Blockwerk runter, dann war der Untergrund wieder bewachsen. Schon besser!

Am Mollejusgobejávri gibt es viele Zeltmöglichkeiten, aber dafür warves mir um halb vier noch zu früh. Zwar war der Wind hier deutlicher schwächer, aber ich wollte noch etwas weiter. An der rechten Seite vom See gibt es eine kleine Samisiedlung und ich sah tatsächlich jemandem mit einem Quad fahren. 

Das Gelände blieb angenehm zum Gehen und der Wind war auch ok. Nach etwa 28km suchte ich mir neben dem kleinen Bach Jalgesjohka einen Zeltplatz. Der Wind war hier mäßig, aber da der Wind am Abend zunehmen sollte, sicherte ich das Zelt sicherheitshalber mit Steinen. 

Am Abend fiel mir ein winziger Riss im Außenzelt auf, vielleicht 1mm breit. Wie der entstanden ist? Vielleicht irgendwann beim trocknen auf Steinboden? Ich hatte zwar etwas Silnet abgefüllt, aber das war inzwischen eingetrocknet. Da blieb mir nur Sekundenkleber... Das nächste Mal sollte ich entsprechende Repair-Patches mitnehmen. Für die Isomatte habe ich zwar welche, aber nicht fürs Zelt.

Der Wind nahm am Abend zu und heulte ganz schön ums Zelt. Es war zwar richtig laut, aber das Zelt stand stabil. Irgendwann schlief ich dann auch ein.


09.09.2023 Die schier endlose Weite des Nábar


In der Früh fing es an zu regnen, daher startete ich erst um halb neun. Als ich das Zelt abbaute, regnete es noch. Als ich den Rucksack schulterte, hörte es auf. Gutes Timing!

Das Gelände war einfach, bis ich den Fluss Rávdojohka erreichte, den es zu furten galt. Es dauerte etwas, bis ich eine passende Stelle gefunden hatte, es ging aber ohne Schuhe ausziehen. Blöderweise lecken meine wasserdichten Socken inzwischen und ohne Goretex werden die Schuhe sofort nass. Echt nervig!

Das Gelände war anschließend etwas anspruchsvoller, da es unzählige kleine Hügel und dazwischen viele Geröllfelder gab. 

Bald hatte ich den Gálggojávri erreicht. Darauf hatte ich mich schon seit gestern gefreut, denn hier gibt es Empfang (Telia)! Das nutze ich sofort für eine Pause. :)

Nach der Internet-Pause, ging es bergauf hoch zum Gálggoaivi. Einige Zeit lang lief ich weiter östlich als gewollt. Irgendwann konnte ich meinen Kurs dann doch erfolgreich korrigieren. Einige Zeit lang war das Gelände wieder sehr flach und einfach zu gehen. Die endlose wirkende Weite hier ist kaum zu fassen. 

Am Badajávri galt es eine Menge kleiner Flussarme zu queren. Das Wasser war nie tief, aber die Steine im Wasser waren sehr rutschig. 

Nordöstlich vom See wurde es plötzlich sehr sumpfig. Ich drehte um und lief ein Stück weiter bergauf. Wenn man darauf achtet, oberhalb der ersten Mini-Seen zu laufen, wird das Gelände wieder trocken. Es gibt dort stattdessen nur viele Grasbuckel mit kleinen Wasserlöchern dazwischen. Da kommt man trocken rüber. 

Bis zur Landbrücke zwischen dem langgezogenen See Guhkes Hoalloluoppal und dem See links davon war es wieder einfacher. Dort gibt es erneut kurz Internetempfang! Blöderweise gibt es auf der Landbrücke auch einen Fluss der gefurtet werden will. Schwierig war das aber nicht. 

Auch bis zur Ostseite vom Hoallojávri war es angenehm zu laufen, auch wenn das Gelände ein paar Stufen aufweist. In der Nähe vom See suchte ich mir nach rund 28km (in echt sicherlich mehr!) einen Campspot. 

10.09.2023 Auf dem ATV-Track

Am Abend wurde der Wind wieder deutlich stärker. Ich schlief zwar zunächst gut, aber um etwa fünf Uhr wachte ich auf und konnte aufgrund des Lärms nicht mehr schlafen. Der Wind heulte mit seinem "wuuuuu" einfach zu sehr. Das Zelt stand ansonsten stabil. Um sechs Uhr gab ich auf und machte mich fertig, sodass ich bereits um sieben Uhr losmarschierte. Es war nebelig und die Sicht war entsprechend nicht vorhanden. Da es aber bloß noch fünf Kilometer bis zum Beginn der Quadspur waren, machte ich mir keine Sorgen. Außerdem sollte laut Wetterbericht später die Sonne scheinen!

Nach einer Stunde lichtete sich der Nebel und der Sandásvannet in Sicht, wo die Quadspur beginnt. Das Gelände vom Zeltplatz bis dahin war sehr einfach. 

Die ersten Meter war die Spur noch etwas unscheinbar, aber nach dem Rentierzaun wurde sie dafür umso breiter. Wie eine Straße schlängelt sie sich durch die flache Landschaft. Der Wind pfiff hier ganz besonders stark und die Wellen am See trugen dicke Schaumkronen. 

Linkerhand waren dunkle Wolken, die ab und an ein paar Tropfen fallen ließen, rechterhand schien dafür die Sonne. Dies ergab den ein oder anderen Regenbogen. 🌈

Dann wurde es wieder so richtig bunt:


Unterhalb vom Gironvárri kam ich an dem berüchtigten "Magic Bus" vorbei. Davon habe ich in vielen Berichten zum Nábár gelesen, aber nirgendwo stand, was das genau ist. Ist es ein Bulli? Oder nur ein Teil davon? Ist der offen? Kann man darin Pause machen oder gar übernachten? Fragen über Fragen. Und was soll ich sagen, ich war enttäuscht. Es ist kein Bulli oder ein Bus, sondern eher eine Art Wrack eines Mini-Wohnanhängers oder so ähnlich. Man kann die Klappe hinten öffnen, aber der winzige Innenraum ist total vermüllt. Es gibt auch keine Sitze oder sonstige Einrichtung. Schade, wäre sonst ein gar nicht so schlechter Regenschutz gewesen. 



Oben am Gironvárri war es wieder stürmisch, darunter am namenlosen See (wo man toll zelten kann), war der Wind bedeutend schwächer. Zeit, für eine Pause! Schön ist es dort!

Teilweise war die Straße mit Wasserlöchern gefüllt, die es zu umrunden galt. Das war immer gut möglich. Die Aussicht blieb durchgängige grandios. 

Da ich bei der Krokvann-Hütte übernachten wollte, nahm ich einen kleinen Umweg in Kauf. Doch dort, wo ein Weg sein sollte, war gar keiner. Macht nichts! Es ging auch ohne Weg super und nach ein paar Metern war ich wieder auf einem breiten Wanderweg. 

Die Krokkvann-Hütte liegt idyllisch am gleichnamigen See und bietet zwei Betten. Hier konnte ich den Rest des Tages entspannen und Blaubeeren sammeln, während draußen der Wind pfiff. 

11.09.2023 Das erste oder zweite Polarlicht


Spät am Abend oder eher in der Nacht ging ich zum Zähne putzen raus. Als ich in dem Himmel schaute, erschrak ich förmlich. Vor Freude, denn der Himmel war zur Hälfte mit leuchtend grünen Schleiern überzogen, die umher waberten. Mal wurden sie größer,  dann wieder kleiner. Mal heller, mal dunkler. Das war also mein erstes Polarlicht!? Aber Moment mal, am gestrigen Abend habe ich am Himmel einen dünnen grauen Schleier gesehen. Da er nicht grün, sondern grau war, bin ich davon ausgegangen, es wäre bloß eine Wolke. Nur auf dem Handyfoto mit Langzeitbelichtung sah ich einen grünen Streifen. Im Internet las ich später, dass nur stärkere Polarlichter grün zu sehen sind. Auf Fotos sehen diese noch intensiver in der Farbgebung aus als in echt. 

Als die Erscheinungen am Himmel abnahmen und es mich zunehmend fror, ging ich ins Bett. Es dauerte etwas, bis mir wieder warm war. 

Am nächsten Morgen startete ich um halb neun bei Sonnenschein. Ich querte den Krokkvannet auf einem unscheinbaren Pfad, bis ich auf den breiten Weg an der anderen Seite gelangte. 

Es ging bergab an mehreren schönen Seen vorbei. Hinter dem Langvannet folgte ich einer Quadspur, die grob der Stromleitung folgt. Diese Spur verlor sich in sumpfigen Abschnitten immer mal wieder. In diesen Bereichen achtete ich darauf, nicht ins Wasser zu treten, was gut funktionierte.

 Weiter unten im Wald war der Weg besser erkennbar und trockener. Ich kam im Weiler Eiby an, wo ich um den Aspaltanteil gering zu halten, einer Forst durch den Kiefernwald folgte. 

Kurz vor Øvre Alta lief ich am Straßenrand bzw. überwiegend auf einem Radweg bis zum Alta River Camping. Hier mietete ich mir für zwei Nächte eine Cabin. Eigentlich hatte ich keinen Ruhetag nötig, aber es ist sinnvoll, da ich am Ende der nächsten Etappe in Olderfjord ohnehin erst am Montag einkaufen kann. Bis dort brauche ich vermutlich 5 - 5 1/2 Tage. Am Nachmittag fuhr ich mit dem Bus in die Innenstadt, um dort im Supermarkt einzukaufen. Dort traf ich mich spontan mit Stefan und Simone zum Pizza essen, die einen Tag früher angekommen sind. Es war toll, euch noch mal getroffen zu haben! 😀 



Montag, 4. September 2023

Kilpisjärvi bis Nedrefosshytta

Kilpisjärvi bis Nedrefosshytta


Grandioser Herbst 


04.09.2023 Pausentag



Heute verbrachte ich einen Ruhetag in meiner kleinen Cabin. Der erste Teil war eher stressig, da ich mich um Routenplanung, Resupply für 7.5 Tage, Wäsche und Rückreisemöglichkeiten kümmern musste. Bei der Rückreise heißt es für mich zunächst die 400km zwischen Rjukan und Vinstra nachzuholen. Dafür muss ich von Alta nach Oslo reisen und sinnvollerweise gibt es dafür drei Möglichkeiten:

1. Fahrt mit dem PKW: fällt mangels PKW aus. Zudem liegt mein Führerschein Zuhause...
2. Kreuzfahrt mit Havila oder Hurtigruten via Tromdheim. Dies ist die langsame und luxuriöse Variante für die größeren Geldbeutel. Ab rund 1000€ ist man dabei...
3. Flug von Alta nach Oslo. In meinen Augen die einzige preiswerte Variante, v.a. wenn das Zeitfenster begrenzt ist. Daher die richtige Variante für meine Situation. 

Fest buchen kann ich aber ohnehin erst ein paar Tage vorher. Aktuell ist mein Ankunftsdatum am Nordkap noch zu ungewiss. 

Am Mittag sind auch Daniel und Max eingetroffen und zu dritt essen wir Pizza im Restaurant. Das Hauptthema ist dabei die Überquerung vom Nábár Plateau. Wir alle verspüren da gewisse Unsicherheiten, insbesondere bezüglich des Wetters. Blöderweise haben wir zwischen Kilpisjärvi und der Nedrefosshytta keinen Empfang, können also nur auf den Wetterbericht vom Inreach vertrauen. Da Daniel kein Inreach hat, werde ich ihm den Wetterbericht ins Hüttenbuch der Nedrefosshytta eintragen. Man muss kreativ sein. 😉 

Über den Umweg inkl. Sumpf via Kautokeino hat keiner von uns wirklich Lust. Mal sehen, die endgültige Entscheidung wird in der Nedrefosshytta gefällt!


05.09.2023 Windig & kalt, aber bunt


Um sieben Uhr wurde ich von Daniel und Max aus dem Schlaf gerissen, da beide ihre Uhren auf die finnische Zeit umgestellt hatten. Demnach war es bereits acht Uhr. Die beiden wunderten sich, weil ich um acht Uhr starten wollte. Nunja, dann kann ich ja auch gleich aufstehen und frühstücken... Auf dem Campingplatz hätte man für 6€ frühstücken können, doch aus Unwissenheit hatte ich am Vortag bereits dafür eingekauft. Und die Semmeln will ich schließlich nicht tragen! 

So wirklich startklar mit allem drum und dran, war ich dann doch erst um halb neun. Ich verabschiedete mich von Daniel und Max, während diese es sich am Buffet gutgehen ließen. 

Vorhergesagt war laut Wetterbericht Regen, doch noch schien die Sonne. Mit tendenziell zu schwerem Rucksack lief ich los und suchte den Einstieg. Anfangs musste ich oft aufs Smartphone schauen, da es duzende Wege gibt. Am Tsahkaljärvi war ich wieder im Herbstwunderland. Wieder strahlte die ganze Landschaft in gelb und orange. Einfach irre!

Der Pfad war anspruchsvoller als erwartet, da er mit größeren und kleineren Felsen übersäht war. Die Markierungen mit den viereckigen Holzstöcken mit orangem Kopf waren eindeutig. 


Der Wind wurde stärker und ich zog die Regenkleidung über der kurzen Kleidung an. Zwischendurch fielen ein paar Tropfen, aber nicht viel. Dazu gab es einen hübschen Regenbogen. 

Um halb zwölf kam ich an den Hütten am Saarjijärvi an. Ein Schild wies darauf hin, dass diese geschlossen sind und die neuen 200m entfernt sind. Die sah ich auch, sie lagen aber etwas vom Weg entfernt. Ich suchte die offene Hütte (daneben ist eine verschlossene, für die man einen Schlüssel braucht) und setzte mich für eine Mittagspause rein. Kurz darauf bekam ich Gesellschaft von zwei wortkargen Finnen. Da ich noch ein Foccacia vom Frühstück übrig hatte, aß ich dieses auf. 

Kurz nachdem ich aufgebrochen war, fing es kräftig an zu regnen. Na toll, super Timing! Da es heute echt kalt war, hatte ich noch einen Pullover unter der Jacke angezogen. Zum Glück regnete es nicht sehr lange und dann schien auch wieder die Sonne. 

Mir kamen auffälig viele Leute entgegen, alle mit riesigen Rucksäcken und Handschuhen. Nunja, meine Hände waren auch etwas kalt. Ich beeilte mich zur Kuonjarjoki Hütte zu gelangen. Bevor ich dort ankam, kam erneut ein kräftiger Schauer runter. Bei der Hütte sah ich einen ganzen Pulk an Leuten, aber alles ausnahmslos Männer. Einige verließen gerade die Hütte, innen waren aber noch sechs sehr kräftig aussehende Männer. Optisch hätten sie gut in eine Heavy-Metal-Band gepasst. Ich setzte mich für einen Riegel rein, gegrüßt wird anscheinend nicht. Zumindest wurde mein Gruß nicht erwiedert. 

Diesmal hatte ich mehr Glück, als ich weiterlief, denn die Sonne kam gerade raus. Laut Schild sollten es noch 10km bis zur Meekonjärvi Hütte sein. Das Gelände war einfach und flach, sodass ich schnell vorwärts kam. Immer wieder stoppte ich, um Fotos zu machen. Die Farben waren so unglaublich intensiv! 

Ein Schild wies kurz vor meinem Ziel zu einer offenen Hütte. In meine geplanten Richtung, waren bloß verschlossene angegeben. Hmm... was nun? Ich war unschlüssig, folgte aber dem Schild. Neben der Hütte waren schon zwei Zelte, innen war bei meiner Ankunft bloß eine Frau namens Sonja. Später kamen noch zwei Männer dazu, die ebenfallsinnen übernachten wollten. Am Abend leisteten uns fünf Männer aus den Zelten Gesellschaft. Meine Langstreckenwandererung erregte Aufsehen und mir wurden viele Fragen gestellt: wie viele km ich am Tag laufe, wie ich das mit dem Essen mache, wie viel mein Rucksack wiegt, wo ich wann gestartet bin, usw. Die Finnen bestätigten mir, was uns in Innset schon gesagt worden war: Der Spätsommer in Lappland ist bisher überdurchschnittlich warm. 

Es war noch genügend Platz drinnen, sodass ich die windige Nacht in der Hütte verbringen konnte. 

Diese finnischen Hütten sind schon erstaunlich: offen & kostenlos, aber mit Ofen, Feuerholz und Gaskocher. Sogar Abfalleimer gibt es, und zwar auch für Hundekot.

06.09.2023 Regenbogenland 

Obwohl es in der kleinen Hütte vergessen voll war, konnte ich einigermaßen gut schlafen. Ich startete um viertel vor acht mit einem einfachen River Crossing. Der Fluss direkt neben der Hütte ließ sich leicht furten, auch wenn die Schuhe nass wurden. So konnte ich mir einen Umweg von einem Kilometer sparen. Meine Füße waren eiskalt, immerhin schien die Sonne. Trotzdem war es sehr kalt, was auch an dem Wind lag.

Der Weg war in Richtung Vuopmegašjávri steinig, an einer Stelle führten sogar Planken über die Steine. Den dazugehörige Fluss konnte ich bequem über eine metallene Brücke überqueren. 

Auf der anderen Seite sah ich die obligatorische Rentierherde. Die sieht man hier in Finnland sehr häufig und oftmals sind sie nur wenig scheu. Kein Wunder, so viele Menschen, die hier wandern. Auch heute begegneten mir eine Menge anderer Trekker, insbesondere bis zur Pihtsusjárvi Hütte. 

Auf dem Weg dorthin nahm ich einen mini Abstecher um mir einen imposanten Wasserfall anzusehen. 

Da es heute trotz recht viel Sonne eiskalt war, freute ich mich auf eine kurze Pause im Inneren. Aufgrund der Kälte lief ich den ganzen Tag mit Handschuhen und Fleece-Stirnband. 

Im weiteren Verlauf verließ ich den stark frequentierten Weg Richtung Halti, was u.a. daran zu erkennen war, dass der Weg nur noch vage erkennbar war. Zudem wurde das Gelände sehr karg mit viel Geröll. Die Markierungen halfen sehr bei der Wegfindung.

Unterwegs fand ich einen Gruß von einem NPL-Läufer. Wer das wohl war?

Laut Karte sollte ich den Fluss Kopmajoki zweimal hintereinander queren, obwohl man problemlos rechts daran vorbeigehen kann, um sich die unnötigen Flussquerungen zu ersparen. Das tat sich dann auch und war nach fünf Minuten zurück auf dem markierten Weg. Was hat sich derjenige, der den Trail entworfen hat, nur dabei gedacht?? 


Kurz darauf kam ich an der leeren Kopmajoki Hütte an, wo ich erneut eine kurze Pause einlegte. Da ich es nicht geschafft hatte, die Meekonjárvi Hütte zu fotografieren (es war zu voll innen), hier ein Foto der Kopmajoki Hütte. Im Prinzip sind sie sich ähnlich.

Nur noch vier Kilometer, dann habe ich mein Tagesziel erreicht! Laut Karte sollte ich direkt hinter der Hütte einen riesigen Fluss queren. In der Realität war der Fluss sehr viel kleiner, der Rest bestand bloß aus einem trockenem Flussbett. 

Nachdem ich einen Rentierzaun über eine Treppe überquert hatte, sah ich die norwegische Grenze und die Somashytta in der Ferne. In dem Moment, als ich die Grenze passierte, fing es an zu regnen, während in Finnland noch die Sonne schien. Was soll mir das jetzt bitte sagen?? Kurz darauf schien dann auch auf norwegischer Seite die Sonne und rechts sah ich einen hübschen Regenbogen. 

Die Somashytta war leer und ich lud meinen Rucksack ab. Anschließend holte ich Wasser aus dem Fluss. Währenddessen regnete es erneut, diesmal stärker. Schnell zurück! Kurz darauf schien erneut die Sonne und ich sah einen weiteren beeindruckenden Regenbogen. 🌈 

Nach langer Zeit konnte ich mal wieder einen Abend alleine in einer Hütte verbringen. Das letzte Mal hatte ich dieses Vergnügen, als ich in der Krutvasshytta genächtigt habe. Also vor einer gefühlten Ewigkeit. 

07.09.2023 Weglos über die orangen Berge bis zur Nedrefosshytta

Üblicherweise erreicht man die Nedrefosshytta mit einem großen Umweg von 59km über Saraelv. Geht man weglos, kann man den Abschnitt auf 26km verkürzen, also 33km weniger!

Kurz vor acht startete ich mit dem ersten Hinderniss auf meinem weglosen Abschnitt: einer Querung des Rahpesjohka direkt vor der Haustür. Die Querung war zwar sehr kalt und knietief, aber dank der kaum vorhandenen Strömung sehr einfach.

Ein paar Meter konnte ich einem ATV-Track folgen, aber da der nicht in die richtige Richtung führte, lief ich lieber querfeldein. Das Gelände war überwiegend trocken und einfach zu laufen. 

Um unnötige Flussquerungen zu vermeiden, blieb ich links vom Hárvvesjohka und lief leicht bergan hoch zum Giresgielas See, den ich südlich querte. Rund um den See war der Boden mit vielen kleinen Wasserlöchern durchsetzt, um die ich alle herumlaufen musste. Das war einfach, da es genügend trockenen Boden dazwischen gab.

Dann ging es etwas rauf und runter, da ein paar kleine Bäche überquert werden mussten. Das ging alles ohne nasse Füße zu bekommen. Nur das Gestrüpp war manchmal etwas nervig. Eine Zeit lang war dies auch später noch bis kniehoch und erschwerte dadurch das Fortkommen. 

Kniffliger wurde es, als ich den Taleinschnitt zwischen Ganešjohka und Holgajohka erreicht. Vor mir tauchte eine tiefe Schlucht auf, vor deren Beginn ich auf die linke Seite wechselte. Keine Ahnung, ob das später noch möglich gewesen wäre. 

Über grobes Geröll ging ich vorsichtig immer weiter bergab. Hier wuchsen schon ein paar Birken, die aber mehr breit als hoch waren. 

Später wechselte ich auf die rechte Seite, da ich erneut den Beginn einer Schlucht sah. Rechts konnte ich nämlich über flache Felsen bis zum Beginn der Schlucht laufen, wo ich problemlos die Seite wechseln konnte. Von dort begann der Anstieg auf den Holgavárri.m wo das Gelände wieder einfach wurde. In der Ferne konnte ich schon das Reisadalen erspähen. Ich lief bergab, bis ich irgendwann die Stromleitung sehen konnte. Zu dieser wollte ich gelangen!

Schon bald lief ich durch den Birkenwald auf der Suche nach der Stromleitung. Hier unten konnte ich diese leider erst mal nicht mehr sehen. Der Boden war oft uneben, der Wald aber weniger dicht als befürchtet. Als die Stromleitung erreicht war, konnte ich dieser nach Westen folgen. Es ging sehr steil runter, aber da der mit Blaubeeren bewachsene Boden guten Halt bot, war das halb so schlimm. Irgendwann war dann sogar ein Pfad ersichtlich, dem ich folgen konnte. 

Beim letzten Stück runter zweigte der Pfad rechts in den Kiefernwald ab und mündete in dem DNT-Weg. Geschafft!

Der DNT-Weg führte durch dichten Nordland-Dschungel am Reisaelva entlang. Auch hier war es durchaus schön, aber in zwei hatte ich ordentliche Rückenschmerzen bekommen und wollte nur noch ankommen. Die letzten Kilometer zogen sich, bis endlich die Nedrefosshytta vor mir erschien. 

Die Hütte ist mit einem Zahlenschloss versehen und muss online vorgebucht werden, damit man den Code bekommt. Einerseits verständlich, aber irgendwie auch unverschämt, da man rundherum nirgendwo Empfang hat. Also muss man die Übernachtung Tage vorher buchen und kann nicht erst vor Ort entscheiden. 

Blöderweise hat man drei Tage vor Beginn des Nábár-Plateau keinen Empfang und somit auch kein Zugriff auf YR. Somit bleibt nur noch die unkonkrete Vorhersage vom Garmin Inreach übrig. Stattdessen wollte ich aber lieber eine Nachricht mit den YR Wetterdaten von meinem Mann bekommen. An der Somashytta hat das auch noch gut geklappt. Diesmal wollte es aber nicht funktionieren. Egal, was ich tat: ich bekam rund vier Stunden keine Antwort von meinem Mann und auch die Garmin Vorhersage klappte zunächst nicht. Angeblichen kein GPS-Signal. Dabei bin ich überall rund um die Hütte herumgelaufen. Inzwischen leistete mir norwegische NPLerin Wenche Gesellschaft. Wir unterhielten und einige Zeit lang, aber die fehlende Wetterprognose stresste mich und ich war dadurch abgelenkt. Erst um 21 Uhr bekam ich die erwünschte Nachricht. Sie sagte zwar für Freitag und Samstag nur wenig Regen vorher, aber am Freitag soll es Böen bis 58km/h geben. Ich hatte auf weniger Wind gehofft und nun war ich hin- und hergerissen: Nábár oder Kautokeino? Die Nacht war eher unruhig, die Tendenz zum Nábár war stärker, ich wollte mir die Tour nicht durch meine Angst versauen lassen. 

GPX-Tracks:





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