Donnerstag, 10. August 2023

Umbukta - Polarkreis

Umbukta bis Polarkreis


Polarkreisüberquerung


08.08.2023 Sturm "Hans"


Es dauerte etwas, bis wir endgültig starten konnten. Wir, weil Nadja und ich beschlossen hatten, die nächsten Tage gemeinsam zu laufen. Um halb neun kamen wir los.

Der Einstieg war einfach, auch wenn es nicht unwesentlich bergauf ging. Überraschend schnell kamen wir vorwärts und schwupps die wupps waren wir im Fjell. Ab dort wurde es sehr windig, aber da es warm und sonnig war, liefen wir dennoch in kurzer Kleidung. 

Auf eine Pause im freien hatten wir aber keine Lust und wanderten daher in drei Stunden zur Sauvasshytta. Damit hatten wir die Zeitangabe vom DNT um eine halbe Stunde unterschritten. 

Rund um die Sauvasshytta heulte der Wind dermaßen kräftig, dass wir sofort ins innere der extrem schönen Hütte verschwanden. Die Pause verbrachten wir mit dem Lesen der Hüttenbücher. Es gibt kaum eine spannendere Lektüre!

Wir rafften uns um halb eins auf und liefen weiter. Zunächst ging es bei stürmischem Wind bergauf zu einem namenlosn Pass auf über 1000m. Oben angekommen umrundeten wir ein Schneefeld, da wir es bei dem Wind als zu gefährlich ansahen, es zu queren. Das Schneefeld war steil und hart gefroren. Über einen Bach hatte sich ein eindrucksvoller Tunnel gebildet. 

Leider wurde der Weg nicht besser, ganz im Gegenteil. Es war im steilen Abstieg dermaßen nass und rutschig, dass wir es sogar schafften gleichzeitig auszurutschen und auf dem Allerwertesten zu landen. Das muss von außen amüsant ausgesehen haben und wir nahmen es mit Humor. 

Im Tal war es zwar weniger rutschig, dafür umso matschiger. So machte mir das definitiv keinen Spaß! Da das Tal nach Osten ausgerichtet war, bliess uns der Südostwind ins Gesicht. 

Zwischendurch mussten wir einen Fluss mit starker Strömung furten. Wir suchten nach einer Stelle, die trockenen Fußes machbar gewesen wäre, hatten aber keinen Erfolg. Es war anstrengend aber wir schafften es.

3 km vor der Kvitsteindalstunet wurde es dann richtig extrem. Plötzlich kam eine heftige Regenfront. Wir schafften es gerade noch die Regenjacken anzuziehen und die Überzüge für den Rucksack aufzusetzen, als es urplötzlich sehr stark regnete. Gemeinsam mit dem Regen kam ein sehr stürmischer Wind. Dieser war so stark, dass wir uns zwischenzeitlich auf den Boden knien mussten, weil wir uns nicht mehr auf den Beinen halten konnten. Das war so heftig, mir wurde Angst und Bange. 

Wir kämpften uns hoch, doch der Wind drückte uns stets vom Pfad weg, sodass wir diesen irgendwann verloren. Und als wir wieder eine Markierung sahen, folgten wir dieser in die falsche Richtung. Kurz darauf standen wir erneut vor dem Schuld. Frustriert und triefend nass standen wir davor. Aber es half ja nichts. Hier bleiben wäre lebensgefährlich. 

Mutig kämpften wir uns erneut den Hügel hoch und schafften es diesmal auf dem Weg zu bleiben. Der Regen hatte nachgelassen und der Wind zumindest auch etwas.

Erleichtert kamen wir um etwa halb sieben völlig groggy an der Kvitsteindalstunet an. Dort waren bereits Simone und Stefan mit zwei Norwegerinnen im Gespräch vertieft. Bevor wir uns es gemütlich machen konnten, zogen wir erstmal die nasse Kleidung aus. Bei solch einem Sturm hält ja irgendwie auch Goretex nicht mehr ganz dicht. 

09.08.2023 Ein windiger Tag


Diesmal schafften wir es pünktlich um acht Uhr. Ein Foto von der Hütte hat leider keiner von uns gemacht. Am Vorabend war ich zu platt.

Der erste Fluss war zum Glück mit einer Brücke versehen und der nächste problemlos zu furten. Der Untergrund war oft erfreulich stabil und so schafften wir es in weniger als zwei Stunden bis zur Kvepsendakskoia, einer kleinen Rasthütte. Der Wind wehte weiterhin kräftig, sodass wir eine Pause im Inneren vorzogen. Gestärkt ging es weiter auf dem immer noch überwiegend angenehmen Pfad. Die Markierungen waren gut und der Sumpf hielt sich in Grenzen. 

Kurz vor der Vardfjellkåta, galt es zwei Flüsse zu furten. Der erste war an einer Stelle so schmal, dass man mit einem großen Schritt drüben war. Der zweite hatte zwar wenig Strömung, war aber knietief. Zumindest kurzzeitig. Die Vardfjellkåta entpuppt sich leider als sehr spartanisch und zu eng für eine Pause. Eine Sitzgelegenheit fänden wir beide schon gut, gab es aber nicht. Daher zogen wir eine Pause im Freien vor. 

Die Landschaft war wunderschön und wir sahen ein Paar Rentierherden.

Bis zur Virvasshytta wurde es wieder sumpfiger. Nahe der Hütte waren glücklicherweise Planken vorhanden,  welche das Wandererleben deutlich erleichtern. In einem Steilhang schlitterte ich im Matsch mit dem rechten Fuß weg und fiel hin. Der Untergrund war weich, doch der Dreck nervte. 

An der Virvasshytta trafen wir Daniel, der bereits den Ofen angeheizt hatte. Wir leisteten ihm Geselle, ehe wir zeitgleich aufbrachen. Auch er wollte noch ein paar Kilometer laufen. 

Sobald wir aus dem Wald raus waren, waren wir dem immer noch sehr starken Wind ausgesetzt. Das Gehen wurde deutlich erschwert, doch um nicht auszukühlen, liefen wir flott. Um halb fünf kamen wir an der niedlichen Corraskoia mit einem bewachsenem Dach an. 

Daniel war nur wenige Meter hinter uns. Gemeinsam machten wir es uns gemütlich und aßen zu Abend. Zum zelten war uns der Wind zu stark, also blieben Nadja und ich dort. Daniel entschied sich am Abend doch noch dazu sein Zelt aufzubauen. Er möchte gerne um vier Uhr aufstehen und wenn er dann so früh Kaffee kocht, wäre das doch etwas blöd. 

10.08.2023 Polarkreis-Party


Die Nacht war sehr erholsam und wir kamen pünktlich um kurz vor acht los. Zunächst ging es steil bergauf, sodass uns rasch warm wurde. Danach war der Weg zum Glück überwiegend flach und zudem wenig sumpfig. So macht das Wandern bei kühler Witterung Spaß. Die Ausblicke waren der Hammer!

Nach elf Kilometern wollten wir eine Pause an einer kleinen Kota einlegen, doch diese fanden wir nicht. Laut Karte sollte diese im Wald neben der Forststraße versteckt sein, doch keiner von uns hatte Lust dazu, sie zu suchen. Also fand die Pause draußen statt. Es war kühl, also liefen wir nach etwa 15 Minuten weiter. 

Auf der Forststraße bergab, trafen wir Peter, der in Alta wohnt und den E1 läuft. Die letzten fünf Kilometer bis zur Bolnastua liefen wir auf dem DNT-Weg, der sich angenehm lief. 

An der Bolnastua, welche neben der E6 liegt, trafen wir Daniel wieder, der dort bereits fast zwei Stunden verbracht hatte. Unsere Pause fiel etwas kürzer aus. Da das Wetter als trocken vorhergesagt war, entschieden wir uns dazu, gemeinsam bis zur Raudfjelldalskoia am Polarkreis zu wandern.  

Wir nahmen eine Abkürzung direkt ab der Bolnastua, die mit verblassten roten Punkten markiert ist. So gelangten wir zu den Bahngleisen, die wir todesmutig (deshalb weil ein Bahn-Mitarbeiter uns tadelte, weil wir nicht vorher gefragt haben, ob ein Zug kommt) überquerten, ehe wir auf den DNT-Weg trafen. Dort sahen wir Daniel wieder, der durch die neue Bahnunterführung gelaufen ist. Dahinter ist der neue Wanderweg aber noch nicht fertiggestellt, weshalb er weglos gehen musste.

Mit etwas Abstand wanderten wir auf dem sehr sehr schönen Pfad, welcher nur am Anfang sehr steil war. Die Aussichten auf die umliegenden Gipfel und die vielen Felsen war grandios. 

Wir mussten mehrere Flüsse furten, die aber alle mit vielen Steinen versehen waren. So klappte das ohne nasse Füße zu kriegen. Super!

Aus der Ferne sahen wir den hölzernen Bogen mit der Aufschrift "Polarsirkel" mit der dahinter gelegenen kleinen Hütte. Als wir uns näherten, kam gerade die Sonne raus. Ein wirklich würdiges Wetter für diesen ausnehmend schönen Ort! So oft habe ich genau diesen Ort auf Fotos gesehen und nun bin ich selbst dort.


Es wurden noch ein paar Fotos geschossen und Daniel wurde von uns am Polarkreis mit einem Eimer Flusswasser getauft. Naja, eigentlich verändert sich der konkrete Polarkreis jedes Jahr ein bisschen, aber das Tor macht einfach mehr her. 

Der Abend zu dritt war gemütlich und von fröhlicher Stimmung geprägt. Statt Alkohol gab es Tee und statt Chips Nüsse und Schokolade. Nur der Internetempfang sorgte zwischendurch für Gesprächspausen. Ein Regenbogen 🌈  oberhalb vom Polarkreis-Tor zog dann aber doch mehr Aufmerksamkeit auf sich als Instagram und Co. Dadurch entstand eine fast magische Stimmung. 


Und einen genialen Sonnenuntergang gab es auch noch. Was für ein krasser Tag!


Link zur GPX-Datei: Umbukta bis Polarkreis

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