Vang bis Geilo
Herbstliches Vergnügen in den Bergen von Skarvheimen
30.09.2023 Stürmischer Auftakt
In der Nacht um vier Uhr nachts wurde ich vom prasseln des Regens wach und schlief dann wieder ein. Da in der Früh Jäger anrücken sollten, hatte ich den Wecker auf 6:15 Uhr gestellt. Es war noch dunkel, trotzdem packte ich alle meine Sachen zusammen und baute das nasse Zelt ab. Immerhin hatte der Regen aufgehört. Direkt nach dem Abbau fing es leider wieder anbund ich setzte mich in die Grillhütte, um den Regen abzuwarten. Als ich um 7:30 Uhr loslief, waren noch keine Jäger eingetroffen. Diese sah ich erst, als ich bereits eine halbe Stunde unterwegs war.
Der Beginn war sehr komfortabel, denn ich musste die ersten sechs Kilometer bloß einer gut ausgebauten Schotterstraße folgen. Sie stieg bloß sanft an und ich hatte tolle Ausblicke auf die Gipfel Gridane und Tverrfjellet.
Die Wettervorhersage hatte für den heutigen Tag Regenschauer und Sturmböen vorhergesagt. Unten im Tal hielt sich der Wind noch in Grenzen.
Der Aufstieg ins Fjell war sehr steil, quasi senkrecht ging der Pfad den Berg hoch. Der Rückblick war genial, leider fing es aber an zu regnen.
Oben wurde der Weg zwar flacher, dafür blies der Wind hier sehr kräftig. Anfangs kam ich damit noch gut zurecht, da der Untergrunds einfach zu begehen war.
Sobald ich in die Nähe des Sees Jødntjernet gelangte, wurden die Windböen so stark, dass ich zwischendrin stehen bleiben musste, um mich zu stabilisieren. An der sehr aufgewühlten Wasseroberfläche konnte ich schon die nächste Windböe ankommen sehen. Laut Wettervorhersage sollte der Wind zur Mittagszeit mit 75km/h blasen. Die Vorsage galt allerdings für die Hütte, im Fjell wird es wohl noch mehr gewesen sein.
Am Ende des Sees galt es einen steilen Anstieg zu bewältigen. Dieser war eine Herausforderung, da es auf vom Regen nasses grobes Blockgestein hinauf ging. Meinen gestrigen Sturz im Gedächtnis, war ich diesmal sehr vorsichtig und arbeitete mich langsam hoch. Zum Glück war ich diesmal im Windschatten.
Meine Hoffnung ab dem Hamarskredtjerne auf der windabgewandten Seite zu laufen, wurde leider enttäuscht. Entweder hatte der Wind gedreht oder er wurde verwirbelt. Spaß machte das definitiv nicht, ich wollte nur noch bei der Hütte ankommen. Auch meine Motorrad am nächsten Tag erneut eine Etappe auf der Höhe um 1400-1500m zu nehmen, sank rapide. Irgendwie hatte ich zurzeit mehr Lust auf einfache Wege und bunte Bäume. Hier oben war aber alles bloß felsig und grau. Mir war das irgendwie zu karg.
Bergab wurde der Wind schwächer und der Untergrunds wieder bunter. Gefiel mir schon deutlich besser! Ich begegnete zwei Tageswanderern, wir unterhielten uns kurz. Sie wünschten mir Glück für den Rest der Tour.
Die letzten Kilometer durch den Birkenwald waren extrem steil und erneut musste ich mich hoch konzentrieren. Auch die Traktorspur bis zur DNT-Hütte Kljåen war nicht einfach, da sie sehr matschig war. Um 14 Uhr kam ich völlig erschöpft an und breitete mein Zeugs aus. Gerade kam wieder ein kräftiger Schauer vom Himmel.
Etwa eine Stunde später erschienen zwei Norwegerinnen und die Hütte wurde angenehm eingeheizt. Ich genoss es sehr den Nachmittag auf dem Sofa zu sitzen und zu faulenzen, während es draußen regnete und stürmte.
Da mich das karge und steinige Fjell aktuell nur bedingt reizte und ich zudem wenig Spaß an vielen Höhenmetern mit schwerem Rucksack hatte, entschied ich mich für eine Variante durch die Täler, auch wenn diese 15 Kilometer länger ist.
01.10.2023 Alles ist leichter bei gutem Wetter
Als ich um halb neun die Hütte verließ, schliefen die beiden Frauen noch und ich bemühte mich daher leise zu sein. Das Tal lag noch im Schatten, doch der klare blaue Himmel zeugte von richtig gutem Wetter.
Nachdem ich den matschigen Kilometer bis zur Schotterstraße hinter mich gebracht hatte, konnte ich dieser zehn gemütliche Kilometer folgen und nebenbei das herbstliche Morekvamdalen mit seinen imposanten Wasserfällen bewundern.
Danach erreichte ich eine Asphaltstraße, der ich bis zum Beginn des Golfplatzes folgte
Dort führte mich meine Route auf einen Waldweg auf die andere Seite vom Grøndola.
Richtig bergauf ging es erst, als ich den Fagersetvatnet erreicht hatte. Komoot zeigt hier den Pfad ganz anders an als Hvor? und ich war neugierig, was stimmte. Es stellte sich heraus, dass Komoot diesmal die korrekte Wegführung kennt. Zunächst war es sehr steil, danach einfach nur richtig schön. Mir kamen ein paar Mountainbiker entgegen, denen ich Platz machte.
Erneut im Tal angekommen, überquerte ich die Straße, um dann auf einen gepflegten Wanderweg mit blauen Punkten als Markierung in Richtung des Svarthamaren aufzusteigen.
Der Herbst zeigte sich hier noch in toller Farbpracht, auch wenn die meisten Birken bereits ihr Laub verloren haben.
Kurz vor dem Erreichen des riesigen Flævatn (der gleichzeitig auch Gyrinosvatnet heißt), hatte ich 30km hinter mich gebracht. Da es erst halb vier war, wollte ich noch ein paar Kilometer weitergehen. Am Flævatn wurde die Landschaft so richtig grandios, meiner Meinung nach der schönste Ausblick in den letzten Tagen.
Hier konnte ich einem breiten Weg folgen, der in Komoot nicht zu finden ist. Hvor? kennt ihn aber. Es machte Spaß, dem Weg zu folgen, auch wenn es abschnittsweise sumpfig oder matschig war. Da der Untergrund sehr steinig war, konnte ich meist von Stein zu Stein balancieren.
Der steinige Untergrund, die Sümpfe und der dichte Bewuchs erschwerten die Suche nach einem Zeltplatz sehr. Egal, wo ich schaute: keine Chance. Erst neben den Häusern von Flæe fand ich ein halbwegs ebenes Plätzchen. Die Häuser waren unbewohnt, daher konnte ich mein Zelt guten Gewissens nach 36km aufstellen.
02.10.2023 Zur Iungdalshytta
Die Nacht war erholsam, auch wenn der Platz etwas uneben war. Wie vorhergesagt, hatte es in der Nacht etwas geregnet und am Morgen schien wieder die Sonne. So darf es gerne jeden Tag sein!
Leider war der Wanderweg nach wenigen Metern nicht mehr wirklich vorhanden bzw. es gab eine Unterbrechung. So musste ich mich bis zur nächsten Privathütte durch Gestrüpp und Sümpfe kämpfen. Spaß machte das nicht. Dahinter wurde es zwischenzeitlich wieder besser, aber lange hielt die Freude nicht an. Ab Jønsstolen wurde es dann bis zur Straße besser und mancher Sumpf war sogar mit einfachen Holzbrettern ausgelegt. Zwar sanken diese ein, wenn ich drauf lief, aber besser als nichts.
Nach einem kurzen Stück auf einer Straße verschwand der Weg wieder, wurde aber danach wirklich gut. Und die Aussicht entschädigte auf jeden Fall für die Strapazen.
Nach einer Flussquerung tauchten dann auch bald die ersten DNT-Zeichen auf. Ab hier wurde der Weg erneut einfacher.
Blick zurück:
Julsenvatnet:
Es ging hoch bis zum Julsenvatnet, hinter dem es dann wieder bergab bis Djup ging. Auch dieser Teil war ein richtiger Genuss und ich erfreute mich am Panorama. Die herbstliche Färbung kam in dieser Gegend so richtig zur Geltung.
Ab hier waren es nur noch fünf Kilometer auf der Straße und auf dem breiten Wanderweg bis zur Iungdalshytta. Es gab sogar Planken! Das ist quasi ein Wunder in Norwegen.
Diese Hütte wird im Sommer bewirtschaftet, aktuell ist nur noch der selbstbediente Teil offen. Als ich reinkam, war ich etwas enttäuscht, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Hütten gibt es keine gemütliche Sitzecke. Auch der Strom funktioniert nicht, sodass ich mein Smartphone erneut mit der Powerbank laden musste. Erst als der Ofen bollerte, wurde es gemütlicher. Da es keine Möglichkeit zum Hacken von Holz gibt, dauerte es etwas, bis das Feuer brannte.
Später leistete mir der norwegische NPLer Petter Gesellschaft. Ihn hatte ich bereits in Sulitjelma getroffen und freute mich über den netten Gesprächspartner. Er berichtete mir, dass es im September in Mittel- und Südnorwegen überdurchschnittlich viel geregnet hat und die Flüsse mehr Wasser führen als üblich.
03.10.2023 Zwischen anspruchsvollen Wegen und aussichtsreichen Schotterstraßen
Etwa um kurz nach acht lief ich los, Petter war da schon seit einer Stunde weg, da er einen hohen Pass auf dem Weg nach Finse hinter sich bringen möchte. Denn in der nächsten Nacht könnte es dort schneien. Als ich mich umschaute, stellte ich allerdings fest, dass es bereits in dieser Nacht auf 1500m und höher geschneit hatte.
Der Anfang machte Spaß, auch wenn einige Stellen ganz schön matschig waren. Die schlimmsten Bereiche waren immerhin entschärft worden. Das sind Kleinigkeiten, die einem das Wandererleben erleichtern.
Als ich an der Abzweig zwischen der Möglichkeit am Ufer des Iungdalsvatnet entlang oder über den Pass am Grevskardsnuten zu gehen entscheiden musste, war ich zunächst unschlüssig. Über diese Entscheidung hatte ich schon den ganzen Abend gebrütet. Der Weg über den Pass versprach anstrengend und steil zu werden, der Weg am See könnte möglicherweise zugewachsen sein. Als ich an der Abzweigung stand, konnte ich den Beginn vom Pfad des Uferweges gar nicht erkennen, daher entschied ich mich für die alpine Variante.
Der Aufstieg war abgesehen von kleineren Blockfeldern einfach. Die Sicht vom Pass aus auf den riesigen See war grandios.
Blicke zurück:
Der Abstieg hingegen war extrem steil und nur sehr langsam und vorsichtig tastete ich mich nach unten. Die Markierungen waren genau in dem Bereich leider etwas nachlässig. Ich würde den Abstieg nur bei stabilem Wetter empfehlen.
Als der Abstieg geschafft war, nahm ich den unmarkierten Pfad an der Stolsåne entlang, der mich zur Schotterstraße am See führte. Es machte mir viel Spaß dem Trail durch die bunte Herbstlandschaft zu folgen.
Ab der Straße begann der langweile Teil der Wanderung, doch aufgrund der genialen Panoramen war es dann doch alles andere als langweilig. So konnte ich die Natur vollends genießen, da ich nicht auf jeden Schritt acht geben musste.
Erst am frühen Nachmittag ging es zurück auf Wanderwege, die für mich am kleinen See Myretjørne begannen. Zunächst war der Pfad unscheinbar, aber angenehm zu gehen. Kurz darauf waren die Pfade über Rishovd bis ins Tal hervorragend markiert und eine Freude für Wanderer.
Ich überquerte eine Straße:
Ursprünglich hatte ich geplant bereits heute noch ins Fjell aufzusteigen, aber da für die kommende Nacht starker Wind vorhersagt waren, wollte ich mir lieber einen Zeltplatz unterhalb der Baumgrenze suchen. Dazu hatte ich lange auf der Karte gesucht und mich für den Sudndalsfjorden entschieden. Auf der Karte waren am Ufer zwar Gebäude eingezeichnet, aber kein Weg dahin. Ein Zeichen, dass es dort ruhig sein würde. In der Realität fand ich einen schönen Waldweg und neben einer verschlossenen Hütte fand ich auch ein ebenes Plätzchen.
04.10.2023 Mit Rückenwind zum letzten Resupply
Der Plan ging auf, denn in der Nacht hörte ich den Wind zwar, aber er erreichte mich dort unten im Wald nicht. Ich spürte ihn erst, als ich am nächsten Morgen eine steile Skipiste hochlief, um den Weg ins Fjell zu finden.
So richtig heftig wurde der stürmische Wind erst, als ich in die Nähe vom See Halletjørne gelangte. Eine richtige Brand war hier zu erkennen. Bei besserem Wetter könnte man dort toll zelten, es gibt sogar einen Sandstrand. Ich war froh, mich für eine Nacht im Tal entschieden zu haben.
Ich näherte mich in Richtung des mächtigen Miljonuten, wo ich auf meine ursprünglichen Route stoßen würde. Dort kam ich erst um zehn Uhr an, nachdem ich einen Bach über eine etwas abenteuerliche Brücke überquert hatte. Ich freue mich über jede Brücke!
Der Pfad war an sich gut zu erkennen, aber die Sonne blendete mich und ich musste sehr auf die Zeichen achten. Aber diese hatte ich ordentlich Rückenwind. Hinter einer kleinen verschlossenen Hütte, machte ich eine kurze Pause um etwas zu essen.
Nach und nach wurde der Weg einfacher, trockener und auch etwas breiter. So kam ich richtig schnell vorwärts und erreichte bald Vestreim, wo ich ein paar Tageswanderer antraf.
Kurz vor Geilo wurde es noch mal kurz richtig matschig. Bäh!
Wenn ich mir die Gebäude und Liftanlagen so ansehe, muss hier im Winter richtig viel los sein. Überall befinden sich Hinweise auf Loipen, Lifte und Co. Über Schotterstraßen und Wege navigierte ich mich ins Zentrum. Dort hatte ich mehrere große Supermärkte zur Auswahl und konnte meinen letzten Resupply durchführen.
Bis zum Campingplatz, wo ich für 700 Kronen eine Hütte gemietet hatte, waren es jedoch noch zwei Kilometer Fußmarsch. Mit den ganzen Einkäufen war das gewiss kein Vergnügen.
GPX-Track: Vang bis Geilo
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