Freitag, 10. Mai 2024

Sardinien Teil 4 Parco Naturale di Tepilora bis Berchidda

Sardinien Teil 4


Parco Naturale di Tepilora bis Berchidda 


08.05.2024 Ewiger Eichenwald bis Ala dei Sardi

Ich schlief sehr gut, die Wildschweine, die ich nachts kurz hörte, verschlief ich beinahe. Der nächtliche Toilettengang führte dazu, dass ich den unerwartet tollen Sternenhimmel mit der Milchstraße bewundern konnte. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. 

Ich lief erneut um acht Uhr los und da es schon früh warm war, lief ich nach fünf Minuten bereits in kurzer Kleidung. Hinter einem Forsthaus, welches ich nach drei Kilometern erreicht hatte, folgte ich langer Zeit einer betonierten Straße durch den dichten Wald. 


Ich kam an einem künstlich angelegten Teich vorbei, wo ich gerne ein Bad genommen hatte. Der Uferbereich war so steil und ich versank mit den Füßen im Sand, als ich gerade eine Flasche gefüllt hatte. Also verwarf ich die Idee mit dem Bad. 

Es gab immer wieder Aussichtspunkte, an denen ich nur bewaldete Berge erspähen konnte. Mir gefiel es.


Ich überquerte zwei Bäche, welche ich als Wasserquelle und Erfrischung nutzen konnte. Laut Wettervorhersage hätte es am Mittag regnen sollen, aber außer ein paar dunklen Wolken am Himmel passierte nichts. 

Als ich den Parco Naturale di Tepilora verließ, folgte ein Abschnitt durch Plantagen mit Korkeichen und ein paar Weidewiesen für Schafe. Die Landschaft sah trotz der Zäune sehr idyllisch aus.

Da ich die Siesta berücksichtigen musste, verbummelte ich etwas Zeit, bevor ich in den Ort Ala dei Sardi lief. Wie erwartet war der Crai-Supermarkt um 16 Uhr noch geschlossen und ich wartete daher in einer Bar. Als ich um 17 Uhr wieder beim Supermarkt war, sah ich erst das Schild, welches daraufhin wies, dass der Laden am Mittwochnachmittag geschlossen ist. Na toll! Aber ich fand einen Minimarkt, der geöffnet war und konnte noch ein paar Lebensmittel kaufen, um für die restlichen zwei Tage ausgestattet zu sein.

Raus aus dem Ort ging es an einer schmalen Asphaltstraße zwischen Plantagen mit Korkeichen. Es fuhren immer wieder Autos vorbei, obwohl in der Ferne nur ein paar Hügel zu sehen waren. Die Plantagen wichen der typisch sardischen Sträucherlandschaft und die Autos wurden seltener. Immer wieder schaute ich nach Möglichkeiten zum Zelten, doch die Landschaft war zu sehr verbuscht. Als ich einem nicht in der Karte eingezeichnetem Weg folgte, fand ich nach etwa 29km ein kleines Stückchen Wiese.


09.05.2024 Die letzten herausfordernden Wege

In den frühen Morgenstunden prasselte der Regen unerwartet kräftig aufs Zelt. Draußen waren die Berge in dichte Nebelwolken gehüllt. Ich hatte wenig Lust darauf im Regen zu wandern und verzögerte den Start daher etwas. Um halb neun ließ der Regen langsam nach und wenige Minuten später brach ich dann endlich auf. 

Schon nach wenigen Metern verließ ich die asphaltierte Bergstraße, um einem Wanderweg hoch zum Nuratolu aufzusteigen. Am Übergang zwischen Straße und Wanderweg passierte ich eine offene Schutzhütte. Hätte ich dies am Abend zuvor gewusst, wäre ich bis zu dieser gelaufen. 

Es hatte zwar aufgehört zu regnen, aber der Nebel war noch präsent und die Böden sehr nass. An zahlreichen Ruinen ging es in Stufen hoch zum Gipfelplateau. Der Abstieg war etwas kniffliger, da er schmal und stellenweise überwuchert war. Die vielen Steinmännchen halfen ganz gut bei der Orientierung. Lief ich zunächst noch durch niedriges Gebüsch, ging es ganz plötzlich in einen dichten mit sehr viel Moos bewachsenen Lorbeerwald. Überall tropfte es und der Wald war unglaublich dicht, die Szenerie wirkte wie in einem tropischen Regenwald. Fehlte nur das Brüllen von Affen. 

Es macht Spaß hier zu wandern. Nach einiger Zeit mündete der Pfad in eine alte Forststraße. Zumindest war diese auch schon an manchen Stellen zu stark bewachsen für ein PKW. 

Auf solchen Trails ging es für viele Kilometer, bis der Abstieg zum Riu Mannu begann. Dieser wurde als schwierig beschrieben, was ich absolut bestätigen kann. Erst war es bloß ein ruppiger Karrenweg, doch dann fand ich mich auf einem überwucherten Pfad wieder, der kaum noch zu erkennen war. Das schwierige an dem Trail war aber eher das sehr steile Gefälle und die vielen Felsen, über die ich nach unten klettern musste. Der Zaun am Rand machte den Weg nicht einfacher, im Gegenteil. 

Unten wurde ich mit einem wilden Bach mit tollen Badepools belohnt. Bei deren Anblick beschloss ich, dort meine Mittagspause einzulegen. Das Schwimmen in einem der Naturpools war eine absolute Wohltat nach dem anstrengenden Abstieg. 

Bevor es weiterging, musste ich den Bach mit seinen Pools zuerst überqueren. Dies tat ich an einer Stelle, wo ein kleiner Wasserfall war, da die Steine im Wasser mit rutschigen Algen bewachsen sind. Es klappte ganz gut und ich konnte mir auf der anderen Seite den Weg durchs Gestrüpp bahnen. Nach wenigen Metern war die Bahn wieder frei und ich konnte normal gehen. 

So ging es die nächsten Kilometer weiter. Als ich an eine Kreuzung gelangte, starrte mich von rechts ein Fuchs an. Wir müssen bei ziemlich erschrocken gewesen sein, da wir gleichzeitig stehen blieben. 

Eigentlich hätte ich an einer Schutzhütte vorbeikommen sollen, doch entweder ich habe sie übersehen oder sie existiert schlicht nicht. Es wäre aber eh noch zu früh gewesen. Der Wald endete und die Landschaft wurde offener. Ich kam an Wiesen und Weinplantagen vorbei. Das der Trail dann ein weiteres Mal völlig überwuchert sein sollte, hatte ich jedoch nicht mit gerechnet. Ich kämpfte mich bei gefühlten 30° Celsius schwitzend durchs Unterholz bis zu einem kleinen Bach, an dem ich mich immerhin etwas erfrischen konnte. Auf der anderen Seite ging es genauso weiter, erst nach ein paar Metern wurde der Weg wieder passierbar. 

Nun ging es überwiegend an Plantagen und Privatgrund entlang. So langsam machte ich mir Gedanken um einen möglichen Zeltplatz, hatte aber Sorge, nichts zu finden. Ich schaute links und rechts, doch entweder war das Gelände steil, überwuchert oder eingezäunt. Erst als ich einen unscheinbaren halb zugewachsenen Nebenweg betrat, fand ich dann doch noch ein Plätzchen für mein Zelt. 

09.05.2024 Auslaufen bis zum Bahnhof in Berchidda

Diesmal blieb es trocken und warm. Ich startete wie gewohnt um acht und rechnete diesmal ausnahmslos mit einfachen Straßen und Forststraßen. Zumindest die ersten Kilometer täuschte ich mich, denn statt auf einer Forststraße lief ich auf einem schmalen Pfad. Die Karte in Komoot irrt sich manchmal. 

Es war aber nie schwierig und nach einer Stunde war ich tatsächlich auf einer breiten Forststraße unterwegs. Ich kam so schneller vorwärts als erwartet und fragte mich, ob ich wohl den Zug um 12:39 Uhr schaffen könnte, bezweifelte es aber.

Ein Hindernis gab es denn aber doch noch: ein verschlossenes Tor. Meistens gibt es für Wanderer dann eine Leiter daneben, doch die fehlte hier. Mir blieb also nichts anderes übrig, als über die Trockensteinmauer am Rand zu klettern. 

Das Tor von der anderen Seite:

Hinter dem Tor folgte dann bald eine Asphaltstraße, der ich eine gefühlte Ewigkeit folgte. Inzwischen war es sehr warm geworden und die Hitze machte mir zu schaffen. Durch eine Wasserquelle konnte ich mich zwischendurch etwas ankühlen. 

Nun hatte ich doch noch eine Chance den früheren Zug zu erwischen und gab Vollgas. Und tatsächlich, ich kam zehn Minuten vor Abfahrt an und eine Stunde später war ich schon in Olbia. Der Sentiero Italia geht in Berchidda noch weiter bis zum Capo Testa, doch für mich endete die Reise an dieser Stelle.



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