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Freitag, 10. Mai 2024

Sardinien Teil 3 Oliena bis Parco Naturale di Tepilora

Sardinien Teil 3


Oliena bis Parco Naturale di Tepilora


02.05.2024 Tag der spektakulären und steilen Anstiege

Eigentlich wollte ich um neun Uhr aus dem B&B auschecken, jedoch fing es genau dann an zu gewittern. Ich wartete daher noch den kräftigen Regenschauer ab und startete erst um kurz vor zehn. Zunächst musste ich einen Teil des Weges vom Vortag zurücklaufen, wo ich auch einen sehr schön bewachsenen Pfad folgte. 

Danach ging es in einem stetigen Auf- und Ab am Hang entlang. Der Weg hatte es in sich! Er war nicht nur oft steil, sondern auch noch sehr holprig mit unzähligen Felspassagen. Langweilig wurde mir da definitiv nicht. Dafür sorgten auch die durchziehenden Regenschauer.

Zwischenzeitlich kam ich bei der Höhle "Grotta s'Abba Medica", in die ich nur einen kurzen Blick warf.

Der Aufstieg zur traditionellen Hirtenhütte Orgoi zeigte sich noch steiler, es ging alpin in Serpentinen einen steilen Geröllhang hoch. Oben angekommen, machte ich eine kurze Pause in dem Shelter. 

Da bin ich hochgelaufen:


Der Wanderweg bergab war einfacher, nicht ganz so steil und oft war der Fels fest, statt lose. Sowas gefällt mir viel besser. Einen kräftigen Regenschauer konnte ich unter einem Wellblechdach abwarten. Im Tal auf der Forststraße sah ich unerwartet viele Menschen, auch ein paar deutsche waren dabei. Leider führte keine der eingezeichneten Bäche Wasser. 


Beim Aufstieg zur Passhöhe vom Mount Tiscali war ich wieder alleine. Sehr steil und ebenso spektakulär ging es über Felsbrocken bergauf. Das Highlight war ein schmaler Spalt im Fels, durch den ich hochkraxeln musste. Mit dem Rucksack war das ganz schön eng.

Auf der anderen Seite ging es immer noch spektakulär und anspruchsvoll wieder bergab. Ich traf einen blonden Herrn, der mich später überholte, als ich mir meine Jacke anzog. Ich hörte ein "where are you from?" von ihm, doch merkwürdigerweise lief er dabei an mir vorbei. Kurz darauf stellte ich fest, dass er während des Gehens mit überraschend guter Stimme Arien sang. Eine witzige Begegnung.

Am Rand des Weges durch den dichten und schattigen Wald, hätte es den ein oder anderen Zeltplatz gegeben, aber ich musste definitiv zum Fluss Flumineddu absteigen, um genug Wasser zu haben. Der Abstieg dahin war noch mal richtig steil. Immerhin fand ich schnell einen Zeltplatz, versteckt auf einem Nebenweg. 22km waren es trotz des späten Starts. 


03.05.2024 Gratwanderung mit Meerblick

Ich schlief wunderbar in meinem Zelt und wachte erholt auf. Die ersten Kilometer waren entspannt, da ich zunächst bloß dem Fluss folgen musste. Nachdem ich diesen gequert hatte, begann der lange Aufstieg zur Landstraße, die ich überqueren musste. Der erste Teil führte über einen urigen Weg mit vielen zu Treppen aufgeschichteten Steinen. 

Auf einem flachen und einfachen Teilstück stolperte ich plötzlich, den Grund weiß ich nicht. Ich flog der Länge nach, nach vorne und prallte mit beiden Knien auf dem Schotter auf. Geschockt blieb ich erst mal liegen und checkte meine Situation. Beide Knie waren aufgeschürft, aber nichts schien ernsthaft verletzt. Vorsichtig richtete ich mich auf und lief langsam weiter. Diesmal freute ich mich darüber, dass der Rest auf einer Schotterstraße verlief. Kurz darauf gelangte ich zu einem Wasserhahn im Fels, wo ich die Wunde mit Wasser säuberte und mit Jod einschmierte. 

Nach der Überquerung der Landstraße ging es weiter hoch zu einem langgezogenen Bergrücken. Hier sah ich bis zum Meer, sobald die Eichen sich mal lichteten. Der Wanderweg war anspruchsvoller als gedacht, da er aus grobem und losem Geröll bestand. Ich wollte kein zweites Mal hinfallen...

Unterhalb des Monte Tului bekam ich den immer noch stürmischen Wind wieder ordentlich zu spüren. Insbesondere auf dem Sattel zwischen Tului und Monte Bardia war er sehr heftig. Ich lief gezwungenermaßen im Zick-Zack-Kurs. Auch beim Aufstieg zum Monte Bardia ließ die Naturgewalt mich seine enorme Kraft immer wieder spüren. Daher war ich sehr froh, als ich zunehmend zwischen Eichen wanderte. Bäume sind super!

Die Ausblicke von diesem Grat, dem ich nun nach unten folgte, waren der Hammer. Leuchten türkis schimmerte das Mittelmeer tief unter mir. Die Steilküsten zeigten den wilden Charakter der Insel. 

Auch hier kam ich nicht gerade schnell vorwärts. Diesmal war es immerhin weniger loses Geröll als vielmehr grobes Blockwerk über das ich wanderte. Weit und breit war alles super steinig und völlig uneben, einen Zeltplatz sucht man hier vergeblich. In meiner Recherche hatte ich ein paar traditionelle sardische Hirtenhütten gefunden, die ich hoffentlich für eine Nacht nutzen konnte. Und Bingo! Die erste nach 23km war groß genug und jemand hatte sogar eine alte Schaumstoffmatte da gelassen. Der Boden bestand nämlich aus glatten Steinen. Was auch sonst? 

Der Sonnenuntergang dort oben war absolut genial: 

04.05.2024 Strandwanderung mal anders

Es war eine gute Entscheidung, in der Hirtenhütte zu übernachten. Ich genoss einen grandiosen Sonnenuntergang und schlief hervorragend. 


Das war auch gut so, denn auch diesmal hatte es der Trail wieder in sich. Es ging über Geröll und steile Stufen hinunter bis zu einer Straße, um auf der anderen Seite wieder hochzugehen. Die Aussicht war richtig schön, der Abstieg dagegen knackig. Anfangs machte es noch Spaß, als es über feste Felsblöcke runterging. Nach und nach wurde es immer schwieriger, da war ich froh, als ich es endlose geschafft hatte. Ab der Hirtenhütte Sa Tintura wurde es zunächst wieder ein guter Wanderweg. 

Aber es gab richtig schöne Fernblicke:

Ich erreichte eine kleine Bucht mit Sandstrand, an der ein paar Touristen in der Sonne lagen. Ich nutzte die Chance, ein kurzes Bad im Golf von Orosei zu nehmen. Es war definitiv eine Erfrischung!

Ich hatte mich ab hier auf eine gemütliche Strandwanderung gefreut, doch diese musste noch warten. Stattdessen kletterte ich über riesige Felsen unterhalb einer Klippe. Und dies war der richtige Weg, es hab sogar Markierungen. Mein Versuch oben entlang zu wandern, funktionierte nicht so gut, da der Weg zugewachsen war und ich wieder runter ins Felsenmeer musste. Ich war fix und fertig, als ich endlich am nächsten Sandstrand angekommen war. Wer hat sich diese bescheuerte Wegführung eigentlich ausgedacht?!

Hier wars noch einfach:

Da hörte der Spaß auf:

Ab dort wurde es dann Gott sei Dank tatsächlich endlich mal einfach. Links befand sich das Gewässer "Stagno di Avalé", in der Mitte ein Kiefernwald und rechts der Strand. Optisch ein Highlight. Ich musste viele Kilometer einfach nur dem Wald bzw. dem Strand folgen. Yuhuu!

Nach Orosei nahm ich den Fahrradweg am Fluss entlang. Auf der Karte sah er idyllischer aus, als er tatsächlich war. Es handelte sich um einen Weg aus Betonplatten ohne Schatten. Ich war froh, als ich in Orosei in meine Unterkunft einchecken konnte. Der Betreiber Massimo war extrem freundlich und zeigte mir seine Lieblingsbar am oberen Ende der Stadt. Auch wenn die Verständigung per Google Translate etwas holprig war, freuteves mich sehr.

Ausblick vom Café zurück runter auf den Betonplattenweg am Fluss:

Am Abend klebte ich die Sohle von meinem linken Schuh, da sie sich zum Teil bereits löst. Irgendwie erschreckend nach so kurzer Nutzungsdauer. Ich hoffe sehr, sie halten bis zum Ende durch.


05.05.2024 Herausforderung des Tages: Monte Tuttavista

Ich schlief in dem weichen Bett sehr gut und lief erholt um kurz vor neun los. Der Anfang war noch ganz entspannt, aber dann kam der steile Aufstieg zum Monte Tuttavista. Er war nicht ganz einfach mit seinem vielen Geröll und den großen Felsblöcken. Anstrengend machte es aber mehr die Wärme in der Sonne. Von der Dusche war schnell nichts mehr zu spüren. Ich brauchte drei Stunden, immerhin war das letze Stück ein Schotterweg. 

Runter ging es ebenso steil in Serpentinen, die erst zum Schluss flacher wurden. Bei der Wärme war es bergab bedeutend angenehmer als bergauf. In Galtelli füllte ich meine Wasserflaschen auf und kehrte für ein Eis in einer Bar ein. So konnte ich gestärkt den Rest in Angriff nehmen. 

Nach Irgoli war es ein Spaziergang auf Wirtschaftsstraßen, den ich genoss. Am Wegesrand wuchs eine mir unbekannten Frucht (orange Farbe in der Größen einer Pflaume), von denen ich naschte. Sehr lecker!

In Irgoli füllte ich mir soviel Wasser auf, nis ich ganze vier Liter hatte. Denn der nächste Abschnitt soll sehr anspruchsvoll und ohne Quellen sein. Schwer bepackt lief ich weiter. Es dauerte etwas, bis ich den Rucksack passend eingestellt hatte. Wahrscheinlich wog er nun 13 Kilo, mir eigentlich zu viel. 

Die hübsche Kirche von Irgoli:

Eine ganze Weile folgte ich einer asphaltierten Straße. Ich lief noch ein Stück weiter als nötig, da es laut Komoot eine Trinkwasserquelle geben sollte. Gab es aber nicht, nur schmutzig grünes Wasser hinter einem Stacheldrahtzaun. Gut, dass ich in Irgoli aufgefüllt hatte!

Nun ging es auf einer Dirtroad weiter. Es ging bergauf und zunächst war das Gelände drumherum eingezäunt. Dies änderte sich mit zunehmender Höhe, aber zum Zelten war es überall zu steil. Und direkt an einer Straße wollte ich nicht gerade übernachten. Überraschend kam ich an einem großen mit grünen Wasser gefüllten Pool vorbei. Der Zaun drumherum hatte ein Tor und aus einem Schlauch kam klares Wasser. Ein Geschenk des Himmels, denn ich war schon wieder völlig verschwitzt! So konnte ich mich etwas waschen und mein Wasser erneut auffüllen. 

Erst weiter oben fand ich (nach rund 30km) ein kleines Eichenwäldchen mit Platz für mein Zelt. Mit Entsetzen stellte ich fest, dass meine Lindt-Schokolade im Rucksacks ausgelaufen war... och nö!

06.05.2024 Über die Monte Albo Bergkette

Die Nacht in dem Wäldchen war sehr ruhig, abgesehen von ein paar Wildschweinen, die Nachts überraschend in der Nähe unterwegs waren. Ich schlief sehr gut. 

Den Unweg zum Ristoro Norghio wollte ich mir sparen und lief stattdessen direkt nach unten zur Autobahnunterführung. Der Weg war völlig unspektakulär, die Unterführung bot aber eine ganz besondere Herausforderung: sie stand völlig unter Wasser. Wie in Norwegen zog ich die Socken aus und watete ohne durchs Wasser. Erst auf der anderen Seite zog ich sie wieder an. 

Nachdem ich einer Asphaltnebenstraße etwa zwei Kilometer gefolgt war, ging es auf eine weitere Dirtroad durch bewaldetes Gebiet bergauf. Dort sah ich zahlreiche Einheimische beim Picknick mit Campingstühlen. Als ich das steile Stück gerade hinter mir gelassen hatte, sah ich erneut welche beim Picknick. Ich wurde herangewunken und gefragt, ob ich einen Kaffee möchte. Ich setzte den Rucksack ab und bejahte die freundliche Geste. Während der Espresso kochte, bot man mir einen Stuhl an und die vier befragten mich zu meiner Wanderung. Da sie nur italienisch sprachen (und ich nur ganz wenig) verstand ich nicht alles sofort, aber die Verständigung mit Händen und Füßen klappte recht gut. Als der Espresso fertig war, wurde mir angeboten mein Wasser auszufüllen, was ich natürlich dankend annahm. Bevor ich mich bedanken und verabschieden konnte, drückte man mir noch ein paar Muffins in die Hand, mit der Begründung, ich bräuchte die Energie. Gerührt von so viel Gastfreundschaft lief ich mit neuer Kraft weiter. 

Bevor die Forststraße zu Ende war, fand ich rechts am Wegesrand einen Regenwasserpool mit klarem Wasser. Die Gelegenheit auf eine kurze Erfrischung ließ ich mir nicht entgehen. 

Entgegen der Beschreibung dieser Etappe war der Aufstieg zum "Corru de sa Mandra" weniger schlimm als befürchtet. Der erste Teil war ein sehr schöner Serpentinenweg, danach ging es durch einen Wald, in dem ich eine lange Mittagspause einlegte. Erst der letzte Hang war ohne einen guten Pfad, aber die Markierungen waren gut sichtbar. Oben angekommen wurde es dann abenteuerlicher, denn ich musste einem felsigen Grat folgen. Das machte mir Spaß, nur begann sich die Sohle vom linken Schuh erneut zu lösen. Diesmal vorne, die geklebte Stelle hielt. 

Der Abschnitt am Grat war nicht sehr lang. Entspannt lief ich durch einen Eichenwald, ehe es am rechten Hang entlang durch steiniges Gelände mit niedrigem Bewuchs ging. Die Aussicht auf die umliegendene Landschaft war wundervoll. 

Eigentlich hatte ich geplant, an einem in der Karte eingezeichnet men Picknickplatz zu zelten, dort war aber alles völlig zugewachsen mit stacheligem Gebüsch. Den richtigen Aufstieg zum Punta Gurturgus verpasste ich und lief stattdessen weglos hoch. Das ging ganz gut, weil der Fels hier fest im Boden verankert ist. 


Der Weg herunter war zunächst überhaupt nicht vorhanden, erst weiter unten fand ich Steinmännchen, denen ich folgen konnte. Doch weit und breit keine Chance ein Zelt aufzustellen! Ich lief weiter und weiter, bis ich fast an der Asphaltstraße angekommen war. Notdürftig schaffte ich es ein Stück oberhalb mein Zelt aufzustellen. 

Als es gerade stand, kam eine Herde bestehend aus 16 Rindern und graste rund um mein Zelt. Mit Sorge beäugte ich die Tiere, die entgegen aller anderen Rinder heute wenig ängstlich schienen. Es dauerte eine ganze Weile, doch dann zog die Herde endlich weiter. Puh! 

07.05.2024 Lago Maccheronis und Parco Naturale di Tepilora

Ich hatte Glück und die Rinder kehrten nicht zurück. Am nächsten Morgen fand ich am Straßenrand tatsächlich den ersehnten Brunnen und konnte mein Wasser auffüllen, was bis auf wenige Schlucke leer war. Gerade als ich zum Punta Cupeti auf 1029m aufstieg, fing es an zu regnen. Schon in der Nacht hatte es minimal getröpfelt. Die Aussicht dort oben erzeugte gerade wegen der dramatischen Wolkenformationen eine eindrückliche Stimmung. 

Auch der Abstieg war überraschend spektakulär. 

In Sant' Anna gab es nichts spannendes außer einer Bar. Eis gab es leider keines, stattdessen erfrischte ich mich mit einem Saft. Inzwischen schien wir die Sonne und es war warm geworden. 

Auf Asphalt lief ich aus dem Örtchen raus und blieb etwa eine Stunde auf der Straße, denn laut der Beschreibungen soll der Pfad parallel hoffnungslos mit Brombeeren überwuchert sein. Daher versuchte ich es erst gar nicht. 

Ich war froh, als es endlich wieder auf einen Wanderweg ging. Dieser führte unerwartet spektakulär an einem mit vielen blühenden Sträuchern bewachsenen Hang entlang. Der Lago Maccheronis konnte von hier oben in seiner vollen Pracht gesehen werden. Ich nutzte die Schönheit der Gegend für eine ausgiebige Pause. 

Auf einer Straße mit Betonplatten ging es steil bergab und ein Pfad führte herunter zum Riu Mannu di bitti, hinter dem der Parco Naturale di Tepilora begann. 


Vorher ging es an prächtigen orangebraunen Felsformationen vorbei, die mich in den Bann zogen. Der Fluss führte sogar Wasser und ich konnte erneut auffüllen. Nur einen Kilometern weiter querte ich erneut einen Bach, der Wasser führte. Im Wasser entdeckte ich eine kleine süße Schildkröte und eine Schlange. Mir war warm und ich nutzte die Gelegenheit mit mit einem kurzen Bad in einer etwas tieferen Stelle zu erfrischen. Das tat soo gut!

Natürlich ging es zunächst wieder bergauf. Beinahe hätte ich die ausgewachsene dunkle Schildkröte mit einem Stein verwechselt, die mitten auf dem schmalen Pfad stand. 

Den Berg Tepilora bestieg ich nicht, sondern lief durch den schönen Korkeichenwald daran vorbei. Hier ging der Wanderweg in eine Forststraße über, der ich einige Kilometer folgte. Am Rand stand eine offene Hütte, die ich aus Neugier besichtigte. Darin hingen doch tatsächliche zwei Fledermäuse vom Dach herunter. Zur Übernachtung zog ich bei dem schönen Wetter mein Zelt vor und lief noch eine Weile weiter. In einem etwas zugewachsenem Nebenweg stellte ich mein Zelt auf und lauschte den Vögeln im Wald. 






Sardinien Teil 4 Parco Naturale di Tepilora bis Berchidda

Sardinien Teil 4


Parco Naturale di Tepilora bis Berchidda 


08.05.2024 Ewiger Eichenwald bis Ala dei Sardi

Ich schlief sehr gut, die Wildschweine, die ich nachts kurz hörte, verschlief ich beinahe. Der nächtliche Toilettengang führte dazu, dass ich den unerwartet tollen Sternenhimmel mit der Milchstraße bewundern konnte. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. 

Ich lief erneut um acht Uhr los und da es schon früh warm war, lief ich nach fünf Minuten bereits in kurzer Kleidung. Hinter einem Forsthaus, welches ich nach drei Kilometern erreicht hatte, folgte ich langer Zeit einer betonierten Straße durch den dichten Wald. 


Ich kam an einem künstlich angelegten Teich vorbei, wo ich gerne ein Bad genommen hatte. Der Uferbereich war so steil und ich versank mit den Füßen im Sand, als ich gerade eine Flasche gefüllt hatte. Also verwarf ich die Idee mit dem Bad. 

Es gab immer wieder Aussichtspunkte, an denen ich nur bewaldete Berge erspähen konnte. Mir gefiel es.


Ich überquerte zwei Bäche, welche ich als Wasserquelle und Erfrischung nutzen konnte. Laut Wettervorhersage hätte es am Mittag regnen sollen, aber außer ein paar dunklen Wolken am Himmel passierte nichts. 

Als ich den Parco Naturale di Tepilora verließ, folgte ein Abschnitt durch Plantagen mit Korkeichen und ein paar Weidewiesen für Schafe. Die Landschaft sah trotz der Zäune sehr idyllisch aus.

Da ich die Siesta berücksichtigen musste, verbummelte ich etwas Zeit, bevor ich in den Ort Ala dei Sardi lief. Wie erwartet war der Crai-Supermarkt um 16 Uhr noch geschlossen und ich wartete daher in einer Bar. Als ich um 17 Uhr wieder beim Supermarkt war, sah ich erst das Schild, welches daraufhin wies, dass der Laden am Mittwochnachmittag geschlossen ist. Na toll! Aber ich fand einen Minimarkt, der geöffnet war und konnte noch ein paar Lebensmittel kaufen, um für die restlichen zwei Tage ausgestattet zu sein.

Raus aus dem Ort ging es an einer schmalen Asphaltstraße zwischen Plantagen mit Korkeichen. Es fuhren immer wieder Autos vorbei, obwohl in der Ferne nur ein paar Hügel zu sehen waren. Die Plantagen wichen der typisch sardischen Sträucherlandschaft und die Autos wurden seltener. Immer wieder schaute ich nach Möglichkeiten zum Zelten, doch die Landschaft war zu sehr verbuscht. Als ich einem nicht in der Karte eingezeichnetem Weg folgte, fand ich nach etwa 29km ein kleines Stückchen Wiese.


09.05.2024 Die letzten herausfordernden Wege

In den frühen Morgenstunden prasselte der Regen unerwartet kräftig aufs Zelt. Draußen waren die Berge in dichte Nebelwolken gehüllt. Ich hatte wenig Lust darauf im Regen zu wandern und verzögerte den Start daher etwas. Um halb neun ließ der Regen langsam nach und wenige Minuten später brach ich dann endlich auf. 

Schon nach wenigen Metern verließ ich die asphaltierte Bergstraße, um einem Wanderweg hoch zum Nuratolu aufzusteigen. Am Übergang zwischen Straße und Wanderweg passierte ich eine offene Schutzhütte. Hätte ich dies am Abend zuvor gewusst, wäre ich bis zu dieser gelaufen. 

Es hatte zwar aufgehört zu regnen, aber der Nebel war noch präsent und die Böden sehr nass. An zahlreichen Ruinen ging es in Stufen hoch zum Gipfelplateau. Der Abstieg war etwas kniffliger, da er schmal und stellenweise überwuchert war. Die vielen Steinmännchen halfen ganz gut bei der Orientierung. Lief ich zunächst noch durch niedriges Gebüsch, ging es ganz plötzlich in einen dichten mit sehr viel Moos bewachsenen Lorbeerwald. Überall tropfte es und der Wald war unglaublich dicht, die Szenerie wirkte wie in einem tropischen Regenwald. Fehlte nur das Brüllen von Affen. 

Es macht Spaß hier zu wandern. Nach einiger Zeit mündete der Pfad in eine alte Forststraße. Zumindest war diese auch schon an manchen Stellen zu stark bewachsen für ein PKW. 

Auf solchen Trails ging es für viele Kilometer, bis der Abstieg zum Riu Mannu begann. Dieser wurde als schwierig beschrieben, was ich absolut bestätigen kann. Erst war es bloß ein ruppiger Karrenweg, doch dann fand ich mich auf einem überwucherten Pfad wieder, der kaum noch zu erkennen war. Das schwierige an dem Trail war aber eher das sehr steile Gefälle und die vielen Felsen, über die ich nach unten klettern musste. Der Zaun am Rand machte den Weg nicht einfacher, im Gegenteil. 

Unten wurde ich mit einem wilden Bach mit tollen Badepools belohnt. Bei deren Anblick beschloss ich, dort meine Mittagspause einzulegen. Das Schwimmen in einem der Naturpools war eine absolute Wohltat nach dem anstrengenden Abstieg. 

Bevor es weiterging, musste ich den Bach mit seinen Pools zuerst überqueren. Dies tat ich an einer Stelle, wo ein kleiner Wasserfall war, da die Steine im Wasser mit rutschigen Algen bewachsen sind. Es klappte ganz gut und ich konnte mir auf der anderen Seite den Weg durchs Gestrüpp bahnen. Nach wenigen Metern war die Bahn wieder frei und ich konnte normal gehen. 

So ging es die nächsten Kilometer weiter. Als ich an eine Kreuzung gelangte, starrte mich von rechts ein Fuchs an. Wir müssen bei ziemlich erschrocken gewesen sein, da wir gleichzeitig stehen blieben. 

Eigentlich hätte ich an einer Schutzhütte vorbeikommen sollen, doch entweder ich habe sie übersehen oder sie existiert schlicht nicht. Es wäre aber eh noch zu früh gewesen. Der Wald endete und die Landschaft wurde offener. Ich kam an Wiesen und Weinplantagen vorbei. Das der Trail dann ein weiteres Mal völlig überwuchert sein sollte, hatte ich jedoch nicht mit gerechnet. Ich kämpfte mich bei gefühlten 30° Celsius schwitzend durchs Unterholz bis zu einem kleinen Bach, an dem ich mich immerhin etwas erfrischen konnte. Auf der anderen Seite ging es genauso weiter, erst nach ein paar Metern wurde der Weg wieder passierbar. 

Nun ging es überwiegend an Plantagen und Privatgrund entlang. So langsam machte ich mir Gedanken um einen möglichen Zeltplatz, hatte aber Sorge, nichts zu finden. Ich schaute links und rechts, doch entweder war das Gelände steil, überwuchert oder eingezäunt. Erst als ich einen unscheinbaren halb zugewachsenen Nebenweg betrat, fand ich dann doch noch ein Plätzchen für mein Zelt. 

09.05.2024 Auslaufen bis zum Bahnhof in Berchidda

Diesmal blieb es trocken und warm. Ich startete wie gewohnt um acht und rechnete diesmal ausnahmslos mit einfachen Straßen und Forststraßen. Zumindest die ersten Kilometer täuschte ich mich, denn statt auf einer Forststraße lief ich auf einem schmalen Pfad. Die Karte in Komoot irrt sich manchmal. 

Es war aber nie schwierig und nach einer Stunde war ich tatsächlich auf einer breiten Forststraße unterwegs. Ich kam so schneller vorwärts als erwartet und fragte mich, ob ich wohl den Zug um 12:39 Uhr schaffen könnte, bezweifelte es aber.

Ein Hindernis gab es denn aber doch noch: ein verschlossenes Tor. Meistens gibt es für Wanderer dann eine Leiter daneben, doch die fehlte hier. Mir blieb also nichts anderes übrig, als über die Trockensteinmauer am Rand zu klettern. 

Das Tor von der anderen Seite:

Hinter dem Tor folgte dann bald eine Asphaltstraße, der ich eine gefühlte Ewigkeit folgte. Inzwischen war es sehr warm geworden und die Hitze machte mir zu schaffen. Durch eine Wasserquelle konnte ich mich zwischendurch etwas ankühlen. 

Nun hatte ich doch noch eine Chance den früheren Zug zu erwischen und gab Vollgas. Und tatsächlich, ich kam zehn Minuten vor Abfahrt an und eine Stunde später war ich schon in Olbia. Der Sentiero Italia geht in Berchidda noch weiter bis zum Capo Testa, doch für mich endete die Reise an dieser Stelle.



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