Samstag, 25. Januar 2025

GPT 36 Ruta de los Pioneros

GPT 36 Ruta de los Pioneros


Dieser Etappe sah ich mit deutlichen Zweifeln entgegen, denn die überwiegende Anzahl der Tage sollte es regnerisch werden. Keine guten Bedingungen für mehrere Tage am Stück in der Wildnis. Aber nun gut...auch sowas gehört halt irgendwie dazu.

20.01.2025 Regen oder Sonnenschein? 

Mit einem öffentlichen Bus konnte ich die ersten 34 von 49km auf der Straße überspringen. Ein anderer GPT-Wanderer hatte mir eine Nummer gegeben, mit der er für 20.000 Pesos die kompletten 49km überspringen konnte. Leider hatte ich keinen Erfolg bei meiner Anfrage. Die letzten 15km auf der Straße musste ich tatsächlich laufen, nur ein Auto fuhr vorbei, hielt aber nicht an. Nach drei Stunden hatte ich die Straße überwunden und konnte die dramatisch anmutenende Gletscherlagune Calluqueo bestaunen. 

Und das Wetter? Statt des vorhergesagten Regens gab es reichlich Sonnenschein und das viele Stunden lang. Vermutlich kommt das schlechte Wetter erst am Abend. 

Nach der Straße folgte ein kurzes Stück einer Fahrspur, ehe der richtige Weg der Ruta de los Pioneros anfing. Der Beginn war zu meinem Leidwesen mit sehr vielen Spikees überwuchert. Dann kam auch gleich die erste Flussquerung. Aufgrund des gräulich verfärbten Wassers sah es schlimmer aus, als es war. 

Es dauerte nicht lange, da kam schon die nächste, ganz ähnliche Querung. Zwischendurch verlor ich den Weg, denn stattdessen war ich einem anderen Weg gefolgt, der nicht in der Karte eingezeichnet ist. 

Die Stimmung war nicht sonderlich gut. Ich war genervt von der Wanderung auf der Straße, genervt von den Spikees und auch von den Flussquerungen. Zudem hätte ich Arno gerne vorgeschlagen, heute bei dem unerwartet gutem Wetter zu paddeln, anstatt nichts aktives zu machen, weil ja ein Regentag vorhergesagt war. Ich wünsche mir, dass auch er viele tolle Outdoorerlebnisse genießen kann. 

Kurz von Rindern verfolgt:
Ich überlegte hin- und her, wie weit ich noch gehen sollte, solange das Wetter noch hält. Würde ich es sogar noch über die Querung des Rio Pedregoso schaffen? Wohl eher nicht, es war bereits 18 Uhr und es wären bis dahin noch 12km. Als sich die Wolken vor und hinter mir immer höher auftürmten, entschied ich mich, alsbald einen Zeltplatz zu suchen. Ein Puesto wurde von einem aggressiven Hund bewacht, dort also nicht. Etwas weiter im Wald konnte ich mir eine kleine Stelle freiräumen. Ich achtete darauf, keine noch so kleine Mulde zu wählen, wo sich im Regen das Wasser sammelt. Es fing an zu donnern und ich baute eilig auf. 

Überraschend blieb noch Zeit draußen zu kochen und zu essen, ehe es anfing stark zu regnen. Und dann regnete es wirklich wie aus Eimern. Seltsamerweise bildete sich trotz der durchdachten Zeltplatzwahl zwischen Apsis und Innenraum eine ganz kleine Pfütze. Obwohl ich keinerlei Leckage feststellen konnte. Wie kann das passieren? Saugt sich der Boden einfach voll und leitet das Wasser weiter zu Stellen, die eigentlich trocken sein müssten? Immerhin versickerte es schnell wieder. 


21.01.2025 Gletscherschau mit Stippvisite in Argentinien 

In der Nacht bildete sich sehr viel Kondenswasser im Zelt, kein Wunder bei dem Regen. Als ich loslief, fluchte ich erst etwas, denn ich fand den Weg nicht gleich. Es ging eher unspektakulär bei dichter Bewölkung durch den Wald. Erst nach zwei Stunden konnte ich in Richtung des Passes sehen, wo ich hochmusste. 

Den Rio Pedregoso furtete ich an einer Stelle, wo er sich in mehrere Arme aufteilt. Als ich mich vorbereitete, sah ich auf der anderen Seite ein Tier laufen: etwa so groß wie ein Hund mit gelblicher Farbe. Zwei Sekunden später war es verschwunden. Was das wohl für ein Tier war? Die Furt gestaltete sich einfacher als gedacht. 

Danach ärgerte ich mich wieder etwas, weil ich den richtigen Weg nicht gleich fand. Steinmännchen führten mich in die irre, als ich den richtigen Weg gefunden hatte, wurde die Orientierung einfacher. Ich näherte mich der kargen Passhöhe. So langsam stiegen auch die Wolken auf und ich konnte etwas von der Umgebung erkennen. 

Blick zurück auf den Weg hoch:

Auf ca. 1300m trocknete ich mein Zelt, indem ich es in den Wind hielt. Kalt föhnen quasi. Das funktionierte sogar ganz gut. 

Blick zurück zum Gletscher:

Nachdem ich den Pass erklommen hatte, ging es für drei Kilometer durch Argentinien. An anderen Grenzen wäre das problematisch, aber hier interessiert es keinen. Dann kam sogar die Sonne raus - toll! 

Bergab war der Trail sehr gut erkennbar und es lief sich richtig gut. Ich wollte das gute Wetter ausnutzen und Strecke machen. Ein anderer GPT-Wanderer hatte mir gesagt, er hätte kleine Pumas in der Nähe der Furt vom Rio Bravo gesehen, doch ich erblickte sie nicht. Aber wer weiß, vielleicht habe ich bei der anderen Querung bereits einen gesehen ;)

Die Furt war ok, nur etwas mehr als kniehoch. Um den Fluss nicht noch zwei weitere Male furten zu müssen, blieb ich auf der Seite und folgte vagen Tierpfaden durch den Wald. Das war anstrengend, klappe aber ganz gut. 

Bald wurde es richtig einfach: flach und trocken. Die Vegetation mit den niedrigen Krähenbeeren gefiel mir richtig gut. Der Blick zurück erstaunte mich: ein riesiger Gletscher baute sich am Horizont auf. 

Zum Schluss ging es steil den Hang hinauf, ehe es am Hang entlang durch den Wald ging. Der Weg war gut sichtbar und ich kam relativ gut vorwärts. Einsam war es, ich sah den ganzen Tag niemanden. 

Die Zeltplatzsuche gestaltete sich schwierig. Dann fand ich im Wald eine trockene und einigermaßen flache Stelle. Draußen aufhalten konnte ich mich nicht, es war extrem mückig. 31km hatte ich sogar geschafft. Für andere Trails mag das nichts besonderes sein, beim GPT ist die Situation eine andere. Man kann nicht einfach stumpf von A nach B laufen. Man muss Flüsse furten, den Weg suchen, überwachsene Abschnitte bewältigen und Markierungen gibt es nur höchst selten. Arno teilte mir mit, dass die Schuhe immer noch nicht angekommen sind. Das bereitete mir große Sorgen. Dabei hatte ich das neue Paar bereits vor elf Tagen bestellt, da mein jetziges ziemlich kaputt ist. 


22.01.2025 Rio Bravo und Lago Alegre

Die Nacht war erholsam und bei dichter Bewölkung ging es los. Das Inreach hatte mir leichten Regen vorhergesagt, am Donnerstag sollte allerdings noch mehr Regen fallen. Keine guten Aussichten. Es fing auch schon bald an zu regen, aber nur leicht. 

Der Weg blieb, wie er gestern geendet hatte: in leichtem Auf- und Ab am Hang entlang. Dabei galt es zahllose umgestürzte Bäume zu überklettern oder zu umgehen. Nervig war es, wenn der Weg sich zwischen einem Wirrwarr an umgefallenen Bäumen verlor. So wir in etwa hier:

Immer ging es mehr oder weniger in der Nähe vom Rio Bravo entlang. Dieser war nun nicht mehr furtbar.

Am frühen Nachmittag musste ich einen ein Kilometer langen Bereich überwinden, wo junge Buchen den Weg völlig überwuchert haben. Am Boden war noch eine Spur erkennbar, mehr aber auch nicht. Dummerweise habe ich meine Regenhose dazu nicht angezogen. Innerhalb weniger Minuten war meine Trekkinghose komplett durchnässt, ebenso meine Schuhe und Socken. Es hatte zwar zwischenzeitlich aufgehört zu regnen, jedoch waren die Blätter noch total nass. Nach diesem Stück musste ich meine komplette Hose sowie die Socken auswringen, so vollgesogen waren sie. Ich ärgerte mich über meine eigene Blödheit. 

Das war der "Weg" zwischen den Buchen:

Lago Alegre:
Ganz überraschend kam dann für ein paar Minuten die Sonne raus, als ich oberhalb vom riesengroßen Lago Alegre lief. Spontan nutzte ich die Gelegenheit und machte eine Pause. Lange hielt das Glück nicht, die nächsten dunklen Wolken waren schon im Anmarsch. 

Es blieb aber noch trocken und ich schaffte es tatsächlich die nasse Hose wieder trocken zu kriegen. Die Socken aber nicht. Der Ausblick hier oben war mehr als herrlich. 

Kurz bevor ich mir um 19 Uhr nach 28km einen Zeltplatz suchen wollte passierte das Unglück: ein kleiner Bach musste gequert werden und ich balancierte auf einem Baumstamm zur anderen Seite. Mit einem Fuß rutschte ich aus und landete mit einem Bein im Wasser. Die gerade erst trockene Hose war wieder nass! Ärgerlich wrung ich das nasse Hosenbein aus und machte mich auf die Suche. Unter Bäumen nahe des Sees schlug ich mein Zelt auf, direkt danach fing es an stärker zu regnen. Eigentlich meide ich Zeltstellen in der Nähe von solch großen Gewässen lieber, hier hatte ich jedoch keine Wahl. Oben am Berg ist das Gelände nämlich zu steil und zudem dicht bewachsen.

23.01.2025 Labyrinth aus Fels, Gestrüpp und Sümpfen am Lago Christie

Das Inreach verriet mir, es sollte heute den ganzen Tag leicht regnen, ab Freitag Nachmittag sollte es so richtig gießen. Die Wettervorhersage wurde also nicht besser. 

Das Gelände rund um den Lago Alegre ist sehr zerklüftet und so ging es beständig rauf- und runter. Immer mal wieder war der Weg leicht überwachsen. Die Ausblicke waren wunderschön, schnell war ich aber nicht. Ich schaffte kaum mehr als 2km pro Stunde. Hier ein paar Impressionen vom Zustand des Weges.

So sieht es z.B. aus, wenn der Zustand gut ist:

Hindernis durch umgestürzten Baum, der umgangen werden muss:

Toller alter Bohlenweg:

Leicht zugewachsen:

Am Lago Christie blieb das Gelände so ähnlich. Im Prinzip lief ich durch ein Labyrinth, welches aus Felsen, Sümpfen und Sträuchern besteht. Ohne den Weg wäre ich hier ganz schön aufgeschmissen! 

Der erste Anblick vom Lago Christie überraschte mich positiv mit seiner helltürkisen Farbe. Gegen Mittag kam sogar für ganz wenige Minuten die Sonne raus. Die Gelegenheit musste ich nutzen, um das Zelt vom nächtlichen Regen zu trocknen. Mehr als fünf Minuten hatte ich dazu nicht Zeit, denn es regnete zwischendurch immer wieder leicht. 

Essbare Beeren, die ein bisschen wie Äpfel schmecken:

Nachdem ich am späten Nachmittag ein kaputtes Shelter erreicht hatte, verzweifelte ich fast daran, den Weg zu finden. Mehrere Trampfelpfade führten in verschiedene Richtungen, aber das GPS wollte mich mitten ins Gestrüpp leiten. Ich musste fast weinen, so erschöpfend war die Situation mental, als ich eigentlich flott zum Camp kommen wollte. Schlussendlich kletterte ich über umgefallene Sträucher und kämpfte mich durchs Gebüsch, bis ich wieder auf einem richtigen Weg stand. Keine Ahnung, ob der GPX-Track hier überhaupt richtig war. 

Bergab wurde es endlich leichter. Ich beeilte mich, denn der Wind hatte inzwischen gehörig aufgefrischt und drückte mich richtig von hinten. In der Nähe vom Ufer sollte es ein Shelter geben. Ich fand es, aber der Name Shelter ist sehr optimistisch für den brüchigen Vorschlag aus langen Hölzern (siehe links im Foto). Es erinnert eher an die Shelter bei 7 vs. Wild, nur 10 Jahre später. Sorgsam baute ich das Zelt auf und verkroch mich vor dem kalten Wind ins Innere. Es waren 21 schöne aber auch nicht einfache Kilometer. 


24.01.2025 Auf der Straße nach Villa O'Higgins 

Der Wald schützte gut vor dem starken Wind und ich konnte erholsam schlafen. Die letzten vier Kilometer bis zum Anfang der Straße am südlichen Ufer vom Lago Christie schaffte ich in 90 Minuten, denn der Weg war vergleichsweise einfach. Hinter mir türmten sich dunkle Wolken auf, die immer mal wieder ein paar Regentropfen fallen ließen. Dadurch entstanden wundervolle Regenbögen. Der Wind schob von hinten ordentlich an und dann hatte ich es geschafft. 

Auf der Straße musste ich mehrfach die Kleidung wechseln, mal war es zu kalt, dann wieder zu warm. Mal fing es an zu regnen, dann kam wieder die Sonne raus. Ich kam am Salto Perez an einem PKW mit Dachzelt vorbei und hoffte darauf, die Fahrer würden mich auf dem Rückweg mitnehmen. 

Salto Perez:
Die Sonne bekam für ein paar Stunden die Überhand. Das Auto mit Dachzelt fuhr tatsächlich zurück, hielt aber nicht an. Später kam mir ein PKW mit zwei Chilenen entgegen. Sie hielten an und sagten, sie würden mich auf dem Rückweg mitnehmen. Das erleichterte mich, denn die 50km bis Villa O'Higgins würde ich ansonsten nicht an einem Tag schaffen. Unterwegs kam ich an drei kleinen Refugios vorbei, die Schutz bei schlechtem Wetter anbieten. 

Ich wollte aber das gute Wetter noch ausnutzen. Ein anderes Auto kam vorbei, wendete aber bloß. Kurz danach kamen Luis und Carmen von vorhin zurück und hielten an. Erleichtert stieg ich ein. 

Doch dann passierte das Unglück. Mitten auf der Fahrt platzte ein Hinterreifen. So ein Mist aber auch! Als mir Carmen berichtete, Luis arbeite in einer Autowerkstatt, gewann ich an Zuversich. Und tatsächlich schaffte er es das Loch zu finden und zu flicken. In Villa O'Higgins bedankte ich mich und stieg beim Campingplatz aus. Inzwischen regnete es kräftig. Da stimmte dann die Vorhersage. 

Sonntag, 19. Januar 2025

GPT 35 Chile Chico bis Cochrane

GPT 35: Durch den Parque Nacional Patagonia von Chile Chico bis Cochrane 



13.01.2025 Safari Hike

Zusammen mit Arno konnte ich ein paar schöne Tage in der schönen kleinen Stadt Chile Chico verbringen. Aufgrund stürmischer Winde, konnte ich erst einen Tag später los als geplant. 

Mit dem öffentlichen Bus konnte ich die ersten 6.5km auf der Asphaltstraße aussparen. Das letzte Stück auf der Straße war nicht mehr lang, 20 Minuten später bog ich auf der schmalen Schotterstraße ab, die mich in Richtung des Bergplateaus bringen sollte. Sanft wand sich diese Straße über mehrere Kilometer den Berg hoch. Nur mit Blick zurück gab es tolle Aussichten auf den Lago General Carrera. 

Dann begann der weglose Teil, der tatsächlich weglos war. Da es außer Grasbüschel kaum Vegetation gab, konnte ich gut überblicken, wo ich sinnvollerweise lang gehen kann. Der GPX-Track gab nur die Richtung vor. Im finalen Anstieg sah ich statt Schafen und Rindern plötzlich Guanakos. Oben an der Passhöhe hatte ich das Plateau erreicht, dort wehte echt ein krasser Wind. Da war ich richtig froh, nicht bereits gestern gestartet zu sein. Da wäre ich wohl im wahrsten Sinne des Wortes weggeweht worden. 

Zwischendurch passierte ich Gebiete, wo zahlreiche 20 Millionen Jahre alte Muschelfossilien zu finden sind. 

Das Plateau war bedeutend einfacher zu gehen als der Anstieg. Sehr karg zeigte sich die Landschaft, es wächst fast gar nichts. Der Wind drückte mich immer wieder etwas zur Seite, bei dem einfachen Gelände nicht schlimm. Quasi ständig sah ich Guanakos, einzelne Tiere und ganze Herden. Sie gaben immer wieder gackernde Laute von sich, man könnte meinen, es wären Geräusche von Vögeln. Flamingos und andere Vögel sah ich auch zweimal in den etwas größeren Lagunen. Zwischendurch huschte eine Eidechse vorbei. Eine richtige Safari zu Fuß war das!


Erstaunlicherweise gab es zwischendurch Stellen, wo der Wind nur noch schwach blies, obwohl er grundsätzlich immer noch stark war. Besonders die exponierten Stellen waren in der Hinsicht heftig. 

Die eingezeichnete Campstelle nach 33km war völlig exponiert, keine gute Idee dort die Nacht zu verbringen. Ich lief noch etwas am Bach entlang weiter, in der Vertiefung vom Bachgraben war es bedeutend ruhiger. Die ersten flachen Stellen waren zu nass, dann fand ich eine Stelle, wo ich bloß eine paar Steine beiseite räumen musste. Es war kalt, sogar ein paar winzige Hagelkörner fielen vom Himmel. Daher aß ich im Zelt. Um 20 Uhr liefen plötzlich zwei Wanderer an meinem Zelt vorbei. Es handelte sich um Lukas und Rebecca aus Deutschland, die ebenfalls Abschnitte vom GPT gehen. Wir unterhielten uns kurz und ich zeigte ihnen eine mögliche Zeltstelle, die ich ein paar Meter weiter unterhalb noch entdeckt hatte. Auch sie fanden die Stelle oben zu exponiert. 


14.01.2025 Parque Nacional Patagonia Sektor Jenimeni

Am Abend entstand noch eine nette Unterhaltung, ehe sich jeder ins Zelt zurückzog. Der Wind hatte aufgefrischt, aber zum Glück nicht zu stark, laut war er trotzdem. Ich schlief unruhig und träumte wirres Zeug. Trotzdem konnte ich am nächsten Morgen ab sieben Uhr nicht mehr schlafen. 75 Minuten später war ich startklar, die anderen beiden schliefen noch. 

In der Nacht hatte es geregnet, die Gipfel waren sogar angezuckert. Der weglose Part war diesmal noch einfacher. Oft gab es deutliche Tierpfade, denen ich lange folgen konnte. Grob ging es in der Nähe eines Weidezaunes entlang. Auf der anderen Seite fand ich sogar einen Wellblechverschlag, der nicht abgesperrt war. Statt Guanakos sah ich nun Hasen, die ängstlich davonsprinteten. 

Ich gelangte zu einer Reifenspur, der ich bis zur Schotterstraße folgte. Diese Straße führt direkt in den Sektor Jenimeni vom Parque Nacional Patagonia und ich hoffte auf eine Mitfahrgelegenheit. Etwa eine Stunde lief ich auf der Straße, dann nahm mich ein Paar aus Belgien mit. Sie waren mit einem Mietwagen und Dachzelt unterwegs. Auch eine coole Art die Carrera Austral zu erkunden!

Am Parkeingang konnte ich mit dem dortigen WiFi den Parkeintritt von rund 11€ bezahlen. Ich staunte über die unzähligen schwarzen Raupen, die ab dem Parkeingang überall hermkrabbelten. Wirklich überall! Der Weg war übersäht mit plattgetretenen Exemplaren, sie hingen in den Bäumen und Sträucher.

Der Weg am See Jenimeni ist sehr einfach und völlig flach. Die Aussicht auf die Berge und den türkisen See war traumhaft. 

Es blieb einfach, bis der Anstieg zum Portezuelo Gloria begann. Dieser war extrem steil, der Blick auf den krass türkisen Lago Verde entschädigte die Mühen. Bergab war es ebenfalls sehr steil und manchmal nicht ganz einfach. 

Ich wollte den Campground Valle Hermosa erreichen. Davor musste ich noch den Zulauf des Lago Verde furten. Dies tat ich barfuß und ärgerte mich währenddessen über meine schmerzempfindlichen Fußsohlen. Total unnötig, wenn die Steine alle glatt und ungefährliche sind! Im breiten Flusstal pfiff ein eisiger Wind. Lief ich zuvor noch im T-Shirt, zog ich nun Pullover und Regenjacke an, um mich warm zu halten. Der Campground ist zum Glück durch hohe Bäume sehr gut vor dem Wind geschützt. Zu meiner Freude war auch die Anzahl der Raupen hier geringer. Zusammen mit drei Männern aus den USA aß ich unter der Unterdachung eines Shelters. 


15.01.2025 Valle Rio Aviles

Ich kam etwas spät los, weil ich doch ziemlich müde war. In der Nacht fegte der Wind über die Bäume, aber im Wald waren wir alle sehr gut geschützt. Der nächste Morgen begann mit etwas Regen und dunklen Wolken. Meine Socken konnte ich gleich wieder ausziehen, denn der Bach nahe des Camps musste mehrfach gefurtet werden. Es war kalt, ein eisiger Wind wehte und vorne erstrahlte ein Regenbogen. Traumhaft, was so wechselhaftes Wetter zustande bringt.

Den Wiedereinstieg in einen richtigen Trail fand ich erst nicht und musste umdrehen. Im Bachbett gab es nämlich keinen wirklichen Weg. Wieder im Wald kam ich besser vorwärts, der Weg war in richtig gutem Zustand. So machte das Wandern richtig Spaß. Noch lange lief ich mit Regenjacke, auch wenn nur wenige Tropfen es durch das Blätterdach schafften. 

Um eine Furt zu meiden, nahm ich einen gepunkteten Weg den Hang hinauf. Er war markiert, der An- und Abstieg war aber so steil, dass ich mich mit den Händen an der Vegetation festhalten musste. 

Gegen Mittag musste ich den Rio Aviles, dessen Tal ich den ganzen Tag folgen werde, ein letztes Mal furten. Das Wasser war weniger als knietief. Danach gönnte ich mir im Wald eine Pause und wrang die Socken aus. 

Nur wenige Meter war der Trail mit jungen Buchen zugewachsen, sonst war er in hervorragendem Zustand, ein richtiger Genuss. Erstaunlicherweise traf ich unterwegs den ganzen Tag niemanden. 

Die Sonne kam immer mehr hervor und es wurde nun auch wärmer. Teilweise konnte ich sogar im T-Shirt laufen. Die Ausblicke von weiter oben gefielen mir, die Vegetation wurde immer karger. 

Ich wählte den rechten Weg und hoffte dort eine Zeltstelle zu finden. Es war zwar wie auf der Karte zu sehen flach, aber eine Möglichkeit ein Zelt aufzustellen gab es nicht. Dazu war die Vegetation zu stachelig und Windschutz gab es auch nicht. 

Entgegen der Vorhersage (Böen bis 80km/h) war es bisher weniger windig. Tja, dies änderte sich als ich ins nächste Tal abstieg. Zunächst passierte ich einen Aussichtspunkt und dann ging es runter. Insbesondere bei der Querung einer Brücke war der Wind krass. Nach einem weiteren Kilometer kam ich am Campground Casa Piedra an. Die Nacht kostete 8000 Pesos, dafür gab es WiFi und einen Aufenthaltsraum, den ich mir mit lauter Carcampern teilte. Den Amerikaner vom Vorabend traf ich leider nicht wieder. Schade, wäre nett gewesen jemanden zum zweiten Mal zu treffen. 


16.01.2025 Sendero Siete Lagunas

Diesmal ging es auf einen Wanderweg im Parque Nacional Patagonia, der angeblich offiziell geschlossen sein soll. Bevor es los ging, wollte ich allerdings eine neue Idee ausprobieren, um das Naturehike Vik 1 mit Trekkingstöcken stabiler im Wind zu machen. Von Anfang an hatte ich mir überlegt, an der Vorder- und Rückseite meine Trekkingstöcke als eine Art zusätzliches Gestänge zu nutzen. Jedoch fehlte mir noch eine Möglichkeit diese auch oben zu befestigen. Mir kam am Abend zuvor die Idee, die Handschlaufen der Trekkingstöcke mit einer Schnur und Leinenspanner zu versehen, die ich an den Heringen der Apsiden befestige. Daran bastelte ich noch, bevor es am Morgen losging. 

Der Sendero Siete Lagunas ist per Tafel ausgeschildert und der Beginn eindeutig. Der große Lago Gutiérrez ist der erste der sieben Seen und natürlich malerisch schön. 

Die leckeren Calafate-Berries, das chilenische Pedant zu den Heidelbeeren in Skandinavien, machten es mir schwer, zwischendurch nicht stehenzubleiben. Vor mir waren zwei andere Wanderer mit roten Rucksäcken, die ich bei einer Pause am Ufer überholt habe und danach nie wieder sah. 

Hier verlor der sich der Pfad dann zum ersten Mal, als der Anstieg zum Pass auf 1130m begann. Bald tauchte eine vage Spur auf, der ich unkompliziert folgen konnte. Nur ab und zu musste ich im steilen Part des Anstieges meike Position überprüfen. Die Passhöhe war überraschend bewaldet, während der Teil am See bloß kart bewachsen war. 

Drei Tierschädel nahe vom Pass:

Direkt vor dem Abstieg gab es einen absolut grandiosen Aussichtspunkt. Wer dort in der Nähe zeltet, hat eine gute Wahl getroffen. 

Es war ja erst Mittag, daher ging es weiter. Der Trail im Wald war meistens sogar gut erkennbar und einfach. Am zweiten sehr kleinen See, sah ich zwei weitere Wanderer, die etwas abseits eine Pause machten. Rund um der Laguna Guagua war es ziemlich windig und frisch. Trotzdem genoss ich die herrliche Aussicht. Am Wegesrand lag ein großer Trekkingrucksack, vom Träger dieses Monstrums war jedoch nichts zu sehen. 

Die Laguna Vizcacha und die Laguna Adelita folgten aufeinander, dazwischen sanfte Hügellandschaften. Ab und zu ließen sich Guanakos blicken. Nahe des Ufers der Laguna Adelita wurde der Weg breiter und ich überlegte, ob ich hier zelten sollte. Die nächste mir bekannte Zeltstelle ist noch sechs Kilometer entfernt. Zwar machbar, aber irgendwie gefiel mir der Gedanke hier zu bleiben und die Aussicht auf den idyllischen See zu genießen. Der Abend war ruhig und ich lauschte den Vögeln. Insbesondere die Loris hatten es mir angetan. Da der See nur schwer zugänglich ist, blieb es dabei einmal Wasser zu holen. 


17.01.2025 Huemuls

Leider bildete sich in der Nacht reichlich Kondenswasser, mein Schlafsack blieb aber trocken. Der Trail ging ähnlich wie am Vortag mit einer vagen Spur weiter. Von Zeit zu Zeit verlor ich den Weg und musste mittens GPS nachhelfen. Leider hatte ich ausversehen irgendwie das Licht vom Garmin Etrex auf höchste Stufe gestellt und nun waren die Batterien leer. Ansonsten hält das Gerät mit 2 Alkalines 4-5 Tage durch. 

Nachdem ich ein sehr einfaches Refugio erreicht hatte, folgte ich für etwa zwei Stunden einer Straße, die in der Mitte bewachsen war. Unerwartet erblickte ich an der rechten Seite im Wald einen Huemul. Das Tier war vielleicht 20m entfernt und ich konnte es in Ruhe beobachten. Dann fiel mir auf, dass sich rechts hinter einem Baum ein weiteres Tier verbarg. Mit ganz langsamen Schritten ging ich etwas vor, um einen besseren Blick auf die Tiere zu haben. Es schien sich um ein Weibchen mit dem Nachwuchs zu handeln. 

Auf der Straße ging es steil bergab, dann folgte wieder ein toller Wanderweg bis zum Ufer vom großen Lago Cochrane. Bald darauf sah ich die ersten Tageswanderer. Kein Wunder, hier ist es auch richtig schön! Der Pfad war ab dort zwar in einem sehr guten Zustand, aber leider auch oft knackig steil. Da geriet ich richtig ins Schwitzen. 

Besonders schön war die Aussicht am Mirador mit Handyempfang. Da fand ich heraus, dass meine neuen Schuhe, die ich in Chile Chico bestellt hatte, immer noch nicht angekommen sind. Da war der Versand aus den USA mit Amazon.com schneller! Es bereitete mir Sorgen, trotzdem konnte ich die Natur um mich herum weiter genießen. Auf der Asphaltstraße nach Cochrane fand ich eine Mitfahrgelegenheit. 

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