Sonntag, 19. Januar 2025

GPT 35 Chile Chico bis Cochrane

GPT 35: Durch den Parque Nacional Patagonia von Chile Chico bis Cochrane 



13.01.2025 Safari Hike

Zusammen mit Arno konnte ich ein paar schöne Tage in der schönen kleinen Stadt Chile Chico verbringen. Aufgrund stürmischer Winde, konnte ich erst einen Tag später los als geplant. 

Mit dem öffentlichen Bus konnte ich die ersten 6.5km auf der Asphaltstraße aussparen. Das letzte Stück auf der Straße war nicht mehr lang, 20 Minuten später bog ich auf der schmalen Schotterstraße ab, die mich in Richtung des Bergplateaus bringen sollte. Sanft wand sich diese Straße über mehrere Kilometer den Berg hoch. Nur mit Blick zurück gab es tolle Aussichten auf den Lago General Carrera. 

Dann begann der weglose Teil, der tatsächlich weglos war. Da es außer Grasbüschel kaum Vegetation gab, konnte ich gut überblicken, wo ich sinnvollerweise lang gehen kann. Der GPX-Track gab nur die Richtung vor. Im finalen Anstieg sah ich statt Schafen und Rindern plötzlich Guanakos. Oben an der Passhöhe hatte ich das Plateau erreicht, dort wehte echt ein krasser Wind. Da war ich richtig froh, nicht bereits gestern gestartet zu sein. Da wäre ich wohl im wahrsten Sinne des Wortes weggeweht worden. 

Zwischendurch passierte ich Gebiete, wo zahlreiche 20 Millionen Jahre alte Muschelfossilien zu finden sind. 

Das Plateau war bedeutend einfacher zu gehen als der Anstieg. Sehr karg zeigte sich die Landschaft, es wächst fast gar nichts. Der Wind drückte mich immer wieder etwas zur Seite, bei dem einfachen Gelände nicht schlimm. Quasi ständig sah ich Guanakos, einzelne Tiere und ganze Herden. Sie gaben immer wieder gackernde Laute von sich, man könnte meinen, es wären Geräusche von Vögeln. Flamingos und andere Vögel sah ich auch zweimal in den etwas größeren Lagunen. Zwischendurch huschte eine Eidechse vorbei. Eine richtige Safari zu Fuß war das!


Erstaunlicherweise gab es zwischendurch Stellen, wo der Wind nur noch schwach blies, obwohl er grundsätzlich immer noch stark war. Besonders die exponierten Stellen waren in der Hinsicht heftig. 

Die eingezeichnete Campstelle nach 33km war völlig exponiert, keine gute Idee dort die Nacht zu verbringen. Ich lief noch etwas am Bach entlang weiter, in der Vertiefung vom Bachgraben war es bedeutend ruhiger. Die ersten flachen Stellen waren zu nass, dann fand ich eine Stelle, wo ich bloß eine paar Steine beiseite räumen musste. Es war kalt, sogar ein paar winzige Hagelkörner fielen vom Himmel. Daher aß ich im Zelt. Um 20 Uhr liefen plötzlich zwei Wanderer an meinem Zelt vorbei. Es handelte sich um Lukas und Rebecca aus Deutschland, die ebenfalls Abschnitte vom GPT gehen. Wir unterhielten uns kurz und ich zeigte ihnen eine mögliche Zeltstelle, die ich ein paar Meter weiter unterhalb noch entdeckt hatte. Auch sie fanden die Stelle oben zu exponiert. 


14.01.2025 Parque Nacional Patagonia Sektor Jenimeni

Am Abend entstand noch eine nette Unterhaltung, ehe sich jeder ins Zelt zurückzog. Der Wind hatte aufgefrischt, aber zum Glück nicht zu stark, laut war er trotzdem. Ich schlief unruhig und träumte wirres Zeug. Trotzdem konnte ich am nächsten Morgen ab sieben Uhr nicht mehr schlafen. 75 Minuten später war ich startklar, die anderen beiden schliefen noch. 

In der Nacht hatte es geregnet, die Gipfel waren sogar angezuckert. Der weglose Part war diesmal noch einfacher. Oft gab es deutliche Tierpfade, denen ich lange folgen konnte. Grob ging es in der Nähe eines Weidezaunes entlang. Auf der anderen Seite fand ich sogar einen Wellblechverschlag, der nicht abgesperrt war. Statt Guanakos sah ich nun Hasen, die ängstlich davonsprinteten. 

Ich gelangte zu einer Reifenspur, der ich bis zur Schotterstraße folgte. Diese Straße führt direkt in den Sektor Jenimeni vom Parque Nacional Patagonia und ich hoffte auf eine Mitfahrgelegenheit. Etwa eine Stunde lief ich auf der Straße, dann nahm mich ein Paar aus Belgien mit. Sie waren mit einem Mietwagen und Dachzelt unterwegs. Auch eine coole Art die Carrera Austral zu erkunden!

Am Parkeingang konnte ich mit dem dortigen WiFi den Parkeintritt von rund 11€ bezahlen. Ich staunte über die unzähligen schwarzen Raupen, die ab dem Parkeingang überall hermkrabbelten. Wirklich überall! Der Weg war übersäht mit plattgetretenen Exemplaren, sie hingen in den Bäumen und Sträucher.

Der Weg am See Jenimeni ist sehr einfach und völlig flach. Die Aussicht auf die Berge und den türkisen See war traumhaft. 

Es blieb einfach, bis der Anstieg zum Portezuelo Gloria begann. Dieser war extrem steil, der Blick auf den krass türkisen Lago Verde entschädigte die Mühen. Bergab war es ebenfalls sehr steil und manchmal nicht ganz einfach. 

Ich wollte den Campground Valle Hermosa erreichen. Davor musste ich noch den Zulauf des Lago Verde furten. Dies tat ich barfuß und ärgerte mich währenddessen über meine schmerzempfindlichen Fußsohlen. Total unnötig, wenn die Steine alle glatt und ungefährliche sind! Im breiten Flusstal pfiff ein eisiger Wind. Lief ich zuvor noch im T-Shirt, zog ich nun Pullover und Regenjacke an, um mich warm zu halten. Der Campground ist zum Glück durch hohe Bäume sehr gut vor dem Wind geschützt. Zu meiner Freude war auch die Anzahl der Raupen hier geringer. Zusammen mit drei Männern aus den USA aß ich unter der Unterdachung eines Shelters. 


15.01.2025 Valle Rio Aviles

Ich kam etwas spät los, weil ich doch ziemlich müde war. In der Nacht fegte der Wind über die Bäume, aber im Wald waren wir alle sehr gut geschützt. Der nächste Morgen begann mit etwas Regen und dunklen Wolken. Meine Socken konnte ich gleich wieder ausziehen, denn der Bach nahe des Camps musste mehrfach gefurtet werden. Es war kalt, ein eisiger Wind wehte und vorne erstrahlte ein Regenbogen. Traumhaft, was so wechselhaftes Wetter zustande bringt.

Den Wiedereinstieg in einen richtigen Trail fand ich erst nicht und musste umdrehen. Im Bachbett gab es nämlich keinen wirklichen Weg. Wieder im Wald kam ich besser vorwärts, der Weg war in richtig gutem Zustand. So machte das Wandern richtig Spaß. Noch lange lief ich mit Regenjacke, auch wenn nur wenige Tropfen es durch das Blätterdach schafften. 

Um eine Furt zu meiden, nahm ich einen gepunkteten Weg den Hang hinauf. Er war markiert, der An- und Abstieg war aber so steil, dass ich mich mit den Händen an der Vegetation festhalten musste. 

Gegen Mittag musste ich den Rio Aviles, dessen Tal ich den ganzen Tag folgen werde, ein letztes Mal furten. Das Wasser war weniger als knietief. Danach gönnte ich mir im Wald eine Pause und wrang die Socken aus. 

Nur wenige Meter war der Trail mit jungen Buchen zugewachsen, sonst war er in hervorragendem Zustand, ein richtiger Genuss. Erstaunlicherweise traf ich unterwegs den ganzen Tag niemanden. 

Die Sonne kam immer mehr hervor und es wurde nun auch wärmer. Teilweise konnte ich sogar im T-Shirt laufen. Die Ausblicke von weiter oben gefielen mir, die Vegetation wurde immer karger. 

Ich wählte den rechten Weg und hoffte dort eine Zeltstelle zu finden. Es war zwar wie auf der Karte zu sehen flach, aber eine Möglichkeit ein Zelt aufzustellen gab es nicht. Dazu war die Vegetation zu stachelig und Windschutz gab es auch nicht. 

Entgegen der Vorhersage (Böen bis 80km/h) war es bisher weniger windig. Tja, dies änderte sich als ich ins nächste Tal abstieg. Zunächst passierte ich einen Aussichtspunkt und dann ging es runter. Insbesondere bei der Querung einer Brücke war der Wind krass. Nach einem weiteren Kilometer kam ich am Campground Casa Piedra an. Die Nacht kostete 8000 Pesos, dafür gab es WiFi und einen Aufenthaltsraum, den ich mir mit lauter Carcampern teilte. Den Amerikaner vom Vorabend traf ich leider nicht wieder. Schade, wäre nett gewesen jemanden zum zweiten Mal zu treffen. 


16.01.2025 Sendero Siete Lagunas

Diesmal ging es auf einen Wanderweg im Parque Nacional Patagonia, der angeblich offiziell geschlossen sein soll. Bevor es los ging, wollte ich allerdings eine neue Idee ausprobieren, um das Naturehike Vik 1 mit Trekkingstöcken stabiler im Wind zu machen. Von Anfang an hatte ich mir überlegt, an der Vorder- und Rückseite meine Trekkingstöcke als eine Art zusätzliches Gestänge zu nutzen. Jedoch fehlte mir noch eine Möglichkeit diese auch oben zu befestigen. Mir kam am Abend zuvor die Idee, die Handschlaufen der Trekkingstöcke mit einer Schnur und Leinenspanner zu versehen, die ich an den Heringen der Apsiden befestige. Daran bastelte ich noch, bevor es am Morgen losging. 

Der Sendero Siete Lagunas ist per Tafel ausgeschildert und der Beginn eindeutig. Der große Lago Gutiérrez ist der erste der sieben Seen und natürlich malerisch schön. 

Die leckeren Calafate-Berries, das chilenische Pedant zu den Heidelbeeren in Skandinavien, machten es mir schwer, zwischendurch nicht stehenzubleiben. Vor mir waren zwei andere Wanderer mit roten Rucksäcken, die ich bei einer Pause am Ufer überholt habe und danach nie wieder sah. 

Hier verlor der sich der Pfad dann zum ersten Mal, als der Anstieg zum Pass auf 1130m begann. Bald tauchte eine vage Spur auf, der ich unkompliziert folgen konnte. Nur ab und zu musste ich im steilen Part des Anstieges meike Position überprüfen. Die Passhöhe war überraschend bewaldet, während der Teil am See bloß kart bewachsen war. 

Drei Tierschädel nahe vom Pass:

Direkt vor dem Abstieg gab es einen absolut grandiosen Aussichtspunkt. Wer dort in der Nähe zeltet, hat eine gute Wahl getroffen. 

Es war ja erst Mittag, daher ging es weiter. Der Trail im Wald war meistens sogar gut erkennbar und einfach. Am zweiten sehr kleinen See, sah ich zwei weitere Wanderer, die etwas abseits eine Pause machten. Rund um der Laguna Guagua war es ziemlich windig und frisch. Trotzdem genoss ich die herrliche Aussicht. Am Wegesrand lag ein großer Trekkingrucksack, vom Träger dieses Monstrums war jedoch nichts zu sehen. 

Die Laguna Vizcacha und die Laguna Adelita folgten aufeinander, dazwischen sanfte Hügellandschaften. Ab und zu ließen sich Guanakos blicken. Nahe des Ufers der Laguna Adelita wurde der Weg breiter und ich überlegte, ob ich hier zelten sollte. Die nächste mir bekannte Zeltstelle ist noch sechs Kilometer entfernt. Zwar machbar, aber irgendwie gefiel mir der Gedanke hier zu bleiben und die Aussicht auf den idyllischen See zu genießen. Der Abend war ruhig und ich lauschte den Vögeln. Insbesondere die Loris hatten es mir angetan. Da der See nur schwer zugänglich ist, blieb es dabei einmal Wasser zu holen. 


17.01.2025 Huemuls

Leider bildete sich in der Nacht reichlich Kondenswasser, mein Schlafsack blieb aber trocken. Der Trail ging ähnlich wie am Vortag mit einer vagen Spur weiter. Von Zeit zu Zeit verlor ich den Weg und musste mittens GPS nachhelfen. Leider hatte ich ausversehen irgendwie das Licht vom Garmin Etrex auf höchste Stufe gestellt und nun waren die Batterien leer. Ansonsten hält das Gerät mit 2 Alkalines 4-5 Tage durch. 

Nachdem ich ein sehr einfaches Refugio erreicht hatte, folgte ich für etwa zwei Stunden einer Straße, die in der Mitte bewachsen war. Unerwartet erblickte ich an der rechten Seite im Wald einen Huemul. Das Tier war vielleicht 20m entfernt und ich konnte es in Ruhe beobachten. Dann fiel mir auf, dass sich rechts hinter einem Baum ein weiteres Tier verbarg. Mit ganz langsamen Schritten ging ich etwas vor, um einen besseren Blick auf die Tiere zu haben. Es schien sich um ein Weibchen mit dem Nachwuchs zu handeln. 

Auf der Straße ging es steil bergab, dann folgte wieder ein toller Wanderweg bis zum Ufer vom großen Lago Cochrane. Bald darauf sah ich die ersten Tageswanderer. Kein Wunder, hier ist es auch richtig schön! Der Pfad war ab dort zwar in einem sehr guten Zustand, aber leider auch oft knackig steil. Da geriet ich richtig ins Schwitzen. 

Besonders schön war die Aussicht am Mirador mit Handyempfang. Da fand ich heraus, dass meine neuen Schuhe, die ich in Chile Chico bestellt hatte, immer noch nicht angekommen sind. Da war der Versand aus den USA mit Amazon.com schneller! Es bereitete mir Sorgen, trotzdem konnte ich die Natur um mich herum weiter genießen. Auf der Asphaltstraße nach Cochrane fand ich eine Mitfahrgelegenheit. 

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