Dienstag, 12. September 2023

Alta bis Olderfjord

Alta bis Olderfjord


Kälte und Genuss in der Finnmark


13.09.2023 Auf Schleichwegen zurück ins Fjell


Da ich nicht im Zentrum von Alta übernachtet hatte, konnte ich mir einen Weg mit möglichst geringem Asphaltanteil planen. Dies gelang mir sehr gut:

In der Früh regnete es andauernd, weswegen ich etwas trödelte. Erst um kurz vor neun lief ich los. Der Regen hatte zusätzlich fast aufgehört, wurde bald aber wieder stärker. Ich überquerte die Brücke über den Altaelva und folgte dahinter kleinen Pfaden im Wald. Da die Vegetation klatschnass war, wurde auch meine Hose rasch nass. Die Regenhose hatte ich nämlich nicht angezogen. 

Es gab zahlreiche Wegkreuzungen, was dazu führte, dass ich ständig auf dem Handy nachsehen musste, wo der richtige Weg ist. Blöderweise spinnte Komoot rum und zoomte jedes Mal aus dem Track raus, wenn ich erneut nachsehen wollte. Das war echt lästig und ich verfluchte die App lautstark. 

Steil ging es auf einem gut ausgebauten Weg bergauf und auf der anderen Seite wieder bergab. Noch immer regnete es. Laut der Karte von Nordeca würde ich bald auf einer Skiloipe laufen, doch es handelte sich um einen normalen Wanderweg. Nur zum Schluss war der inzwischen sehr breite Weg matschig. 


Der Weg am Tverrelva entlang war sehr angenehm. Anschließend musste ich dann aber doch ein paar Kilometer auf Asphalt durch den Weiler Tverrelvdalen laufen  

Am Straßenrand sah ich mit Trollen bemalte Briefkästen. Da war jemand sehr kreativ! 

Nachdem ich den Tverrelva über eine Brücke überquert hatte, bog ich rechts auf eine Schotterstraßen ab. Bevor der Anstieg ins Fjell begann, fand ich ein neu aussehendes Gapahuk. Ideal für eine kurze Pause, auch wenn der Regen aufgehört hatte.

Ab hier wies der Weg, immer noch eher eine breite Straße, Markierungen vom DNT auf. Bevor es steil wurde, lief ich durch eine schattige Schlucht. 

Im Fjell angekommen, wurde die Landstraße mal wieder unglaublich schön. Vorher war sie durch die goldenen Birken auch schon sehr hübsch gewesen. Da inzwischen auch die Sonne schien, erstrahlten die Farben der Natur richtig. 

Der Wanderweg blieb den ganzen Tag eine breite Naturstraße, obwohl ich nicht den Weg zur DNT-Hütte, sondern den darüber wählte. Somit kam ich schneller vorwärts als gedacht. Auch wenn der Weg an sich einfach war, gab es viele Wasserlöcher, die ich umgehen musste. Manche führte die Straße direkt durch den Sumpf, obwohl ein paar Meter daneben trockener Untergrund zu finden war. 

Bereits um kurz nach vier suchte ich mir bei Sonnenschein einen Zeltplatz am Nesvatnet. Warum so früh? Nunja, ich hatte bereits 30km geschafft und wollte es in drei Tagen bis zur Bastingammen schaffen. Demnach war es unnötig weiter zu laufen. Zudem hatte ich am Nesvannet guten Empfang. 

14.09.2023 Im Stabbursdalen Nationalpark 


Etwa um 23 Uhr begannen sich am Himmel Polarlichter zu formen, die ich vom Zelt aus beobachtete. Um draußen herumzustehen war es mir dann doch zu kalt. An einer Seite war ein horizontales Leuchten zu sehen, dass sich zunächst kaum bewegte. An der anderen Seite waren kleinere kreisförmige Lichter zu sehen. Zwischendurch bildeten sich Streifen am Himmel, alles in einem hellen Grünton. Mal wurden die Polarlichter heller, mal unscheinbarer. Es war ein faszinierendes Schauspiel! Erst um Mitternacht legte ich mich schlafen. 

Ich habe mit meinem Handy Fotos geschossen und die Sättigung soweit reduziert, dass es dem Original möglich nahe kommt. Denn die Intensität der Farbe wirkt sonst auf dem Foto stärker als in real.

In der Früh war das Kondenswasser am Außenzelt gefroren. Es muss also echt kalt gewesen sein. Da ich so spät ins Bett gekommen war, startete ich erst um halb neun. Zunächst mit Pulli, Regenjacke, Fleece Balaclava und Handschuhen. Zwar schien die Sonne, sie wärmte aber nur wenig. Weitere 15 Kilometer folgte ich dem ATV-Track durch die sanft geschwungene Bergwelt. 

An einigen Stellen war die Spur unter Wasser und ich suchte mir jedes Mal einen Weg drumherum. Mal konnte ich direkt daneben laufen, mal musste ich einen etwas größeren Umweg gehen. Ab und zu musste auch ein Bach gefurtet werden. Das ging immer trockenen Fußes auf Steinen.

Zwischenzeitlich hatte ich Regenjacke und die Handschuhe abgelegt, aber als ich auf den E1 im Stabbursdalen Nationalpark abbog, kam mir ein eisiger Wind aus Norden entgegen. Der Wind war nie stark, aber einfach sehr kalt. Also zog ich beides wieder an. Und das obwohl die Sonne schien. 

Die Landschaft blieb unverändert. Ich kam an einigen Seen vorbei. Der Weg bestand überwiegend aus einer weniger stark ausgefahrenen Quadspur. Manchmal verschwand sie zwischendurch und nur noch die Steinmännchen mit den verblassten "T" Markierungen zeigten den Weg an. Da das Gelände aber abgesehen von ein paar sumpfigen Stellen einfach war, stellte dies kein Problem dar. 

An solchen nassen Abschnitten haben die Quads tiefe Rinnen in den Boden gegraben. 

Am Wegesrand lag ein Skelett von einem Tier. Wer hat dessen Tod zu verantworten? Raubtiere?


An der Nordostseite vom Ruhkkojávri wuchsen ein paar kleine Birken mit goldgelbem Laub. Dahinter musste ich den Abfluss furten. Eine perfekte Furtstelle fand ich nicht und so wurden zumindest die Schuhe und die Socken nass. 

Ich lief etwas bergan und suchte mir nach 31km einen Zeltplatz in der Nähe eines Teiches. Zwar schien die Sonne bis etwa 19 Uhr auf mein Zelt, doch trotzdem war es so kalt, dass ich Handschuhen trug. Auch meine nass gewordenen wasserdichten Socken und die Trailrunner wollten nicht richtig trocknen, obwohl sie fast zwei Stunden in der Sonne lagen bzw. standen. Inzwischen hat sie wohl einfach nicht mehr genug Kraft. 

15.09.2023 Karge Einsamkeit 


Um 21 Uhr legte ich mich schlafen, als sich bereits eine glitzerne Schicht Feuchtigkeit auf dem Außenzelt gebildet hatte. Um halb zwölf musste ich raus und sah Polarlichter am Himmel. Diese waren allerdings nicht so imposant wie in der Nacht zuvor. Vielleicht habe ich den besten Teil auch bloß verschlafen? 

Um sechs Uhr war die Welt mit einer dünnen Eisschicht bedeckt. Ein guter Grund etwas länger zu schlafen. Um viertel vor acht stand ich auf und etwa eine Stunde später lief ich los. Es war immer noch frostig kalt. 

Schon nach wenigen Minuten stand die erste Furt bevor. Der Abfluss vom Bohkošjávri war zu tief um mit trockenen Füßen durchzukommen, also zog ich die Socken aus. Bereich beim queren verlor ich das Gefühl in den Zehen und war froh, als ich meine noch trockenen Socken anziehen konnte. 

4-5km musste ich weglos laufen, da ich weder Markierungen noch eine Spur erkennen konnte. Etwas nervig war das schon, denn laut UT, Hvor? und Komoot hätte da ein Weg sein sollen. Was hat sich der DNT dabei gedacht? Als ich Gebüsch durchschritt, schreckte plötzlich eine Eule auf und flog langsam davon.
Erst als ich einen Rentierzaun überquerte fand ich wieder eine Quadspur und auch Markierungen. Komischerweise war in südlicher Richtung am Rentierzaun auch eine Markierung. Hat der DNT möglicherweise den Weg verlegt und es ist noch nicht auf den Karten zu sehen? 

Anschließend ging es bergab in ein Wäldchen, wo wieder eine Flussquerung auf mich wartete. Davor machte ich eine kurze Pause, aber lange hielt ich es bei der Kälte nicht aus. Es wehte nämlich ein eisiger Wind. Die Querung war sehr einfach, da ich auf Steinen laufen konnte. 

Auf der anderen Seite war es ab und zu sumpfig. Oft fand ich eine trockene Möglichkeit, aber nicht immer. 

Vor dem Abzweig zur Bastingammen musste ich einen Fluss furten, was auch diesmal einfach war. Ein Stück bergauf fand ich die offene Torfhütte Bastingammen. Diese bietet zwei Schlafplätze sowie einen Ofen. Draußen lagerte Birkenholz, was zuerst in Stücke gesägt werden musste. Vier Stücke sägte ich mir zurecht, bevor ich den Ofen anheizte. Drinnen war es ebenso kalt wie draußen und ich zog mich warm an. Es dauerte, bis sich die Hütte aufgeheizt hatte. 

Um halb sechs klopfte es plötzlich an der Tür und Philipp kam herein. Ich freute mich sehr ihn so überraschend wiederzufinden und wir verbracht einen gemütlichen Abend miteinander. 

16.09.2023 Weglos zur Überraschungshütte


In der Nacht schauten wir noch kurz gemeinsam Polarlichter an, doch der größte Teil wurde von Wolken verdeckt. Schön war es trotzdem, leider auch verdammt kalt.


Am nächsten Morgen war es nebelig, doch dank der guten Markierungen vom DNT fanden wir durch relativ sumpfiges Gelände zurück zum eigentlichen Weg. Die Bastingammen liegt nämlich etwas abseits. 

Der Pfad war anfangs trocken und sehr angenehm zu gehen. Der Nebel schuf in Zusammenhang mit den Bäumen eine tolle mystische Stimmung.

Ein paar Kilometer folgte der Wanderweg einem Rentierzaun in leider sehr sumpfigen Gelände. 

Nach und nach wurde die Sonne kräftiger und der Nebel lichtete sich langsam. Kurz darauf wurde es sonnig und verhältnismäßig warm.

Auf jeden Fall deutlich wärmer als gestern. Die Weite der Landschaft in der Finnmark ist bemerkenswert. Auch der Untergrund war nun wieder trocken - viel angenehmer zum Wandern. 

Nach 18km auf dem DNT-Weg schauten wir gemeinsam auf die Karte, um zu entscheiden wie wir weitergehen wollen. Philipp nutzte dazu u.a. auch ein Fernglas, was nützlich bei der Beurteilung des Geländes war. Der markierte Weg folgt der Westseite vom Skáiddejávri, wo das Gelände offensichtlich sehr sumpfig ist. An der Südseite führt eine Quadspur entlang, die zu einer offenen Gamme führt. Wir entschieden uns für diese Variante, kürzten allerdings weglos ab, indem wir schon früher nach Osten abbogen. 

Ein tief eingeschnittener Fluss musste gleich zu Beginn gefurtet werden, was zum Glückwunsch einfach war. Nachdem wir einen Rentierzaun überquert hatten, wurde es überwiegend einfach. 

Wir folgten der Höhenlinie auf dem überwiegend trockenen Gelände. Zwischen war es buckelig, aber nie schwer. 

Den letzten Drittel legten wir auf der breiten Quadspur zurück, die uns direkt zu zwei Gammen direkt am See mit Sandstrand brachte. Die kleinere Hütte ist offen und wirkt gemütlich. 

Da es aber erst drei Uhr war und die Sonne schien, liefen wir weiter. Auf der Karte hatte Philipp noch eine weitere Hütte entdeckt, die aber unsicher war. Zunächst konnten wir einer deutlichen Quadspur bergauf folgen, die sich aber bald verlor. 

Ab da liefen wir weglos sanft bergauf in Richtung Gorsaoaivi, wo wir uns einen Überblick über den weiteren Weg verschafften. 

Es galt nämlich die sumpfig Abschnitte südöstlich vom Bajit Goadehisjávri zu umgehen. Wir hielten uns leicht rechts am Hang, um dies zu schaffen. Es klappte sehr gut, nur einmal mussten wir zehn Meter über nassen Boden wandern. Bevor wir es zur Hütte am Vuolit Goadehisjávri schafften, galt es noch ein paar Gräben zu durchqueren. 

Als wir die letzte Anhöhe überquert hatten, sahen wir dann schon die Hütte ganz in der Nähe. Nun mussten wir nur noch herausfinden, ob sie offen ist. Die größere war verschlossen, aber die kleinere war tatsächlich offen. Von der Größe war sie perfekt für zwei Personen mit zwei Betten und zwei Stühlen. Rasch hatte der Ofen das kleine Gebäude aufgeheizt. Und zwar so sehr, dass wir nach einer Stunde kein Holz mehr nachlegten. 


17.09.2023 Durch Fjell und Sumpf nach Olderfjord 


Die Nacht war nicht nur ruhig, sondern auch warm. Polarlichter gab es aber diesmal keine zu bestaunen. Die erste Herausforderung war es, weglos zurück auf den markierten Weg zu kommen. Dazu orientieren wir uns anfangs an der Stromleitung oberhalb der Hütte. Schräg liefen wir bergauf, bis wir diese erreichen hatten. 

Wir folgten dieser allerdings nicht, denn sie führt durch eine sumpfige Ebene, die wir lieber vermeiden wollten. Stattdessen blieben wir etwa auf gleicher Höhe und orientieren uns am Hang des Sálletoaivi. 

Hier war der Boden trocken und weich. Also perfektes Wandergelände! 

Da gings runter:

Da zwischen diesem Berg und dem daneben ein tief eingeschnittener Bachgraben ist, stießen wir ein paar Meter ab und folgten dem deutlich weniger stark geneigten Hang, bis wir eine trockene Linie zurück auf den Wandertag sehen konnten. 

Das klappte hervorragend. Nachdem wir zuletzt einen Rentierzaun überquert hatten, waren wir zurück auf dem DNT-Weg. 

Es ging gleich wieder bergauf, wobei man immer in der Nähe vom Rentierzaun blieb. Auch hier war das Gelände angenehm. Da es immer noch bewölkt und kalt war, hielten wir die Snackpausen kurz. 

Nach dem Abstieg wurde der Weg deutlich sumpfiger und auch die Markierung waren nicht immer erkennbar. So stapften wir durch die Landschaft bis wir die nächste fanden. Der Sumpf fing schnell an mich zu nerven, denn da meine wasserdichten Socken inzwischen lecken, bedeutet dies nasse Füße. Und nasse Füße bei kaltem Wetter sind ekelhaft!

Zwischendurch wurde es wieder trockener und auch die Landschaft gefiel mir sehr gut, denn sie war hier noch richtig bunt. 

Mit einem auf und ab ging es in Richtung Davit Fránssajávri. Bei einer kurzen Pause fiel mir mein Handy aus der Hand und ich verlor meine USB-Schutzkappe. Obwohl Philipp mir beim Suchen half, blieb sie unauffindbar. Zwar besitze ich noch einen Ersatz, den darf ich nun allerdings nicht mehr verlieren. Ohne Schutzkappe wird der Ladeanschluss nämlich schnell feucht und dann kann ich das Gerät nicht aufladen.

Der Weg in der Nähe vom See und bis zur Straße war eine Herausforderung für meine Nerven. Zumindest ging es durch einen Birkenwald mit allerlei umgefallenen Bäumen. Da es immer mehrere Wege parallel gab, war auch die Wegfindung eine Herausforderung. Später war die Orientierung deutlich einfacher, aber dafür wurde der Weg (wenn man ihn so nennen mag) sehr sumpfig. Ich war zum Schluss nur noch genervt und fluchte über den DNT und dessen Route. 

Meerblick:

Bevor es auf der Straße die letzten 6km nach Olderfjord ging, musste ich erst meine Socken und Einlegesohlen auswringen. Braunes Wasser lief heraus. Bäh!! 

In Olderfjord kann man sich leicht orientieren, denn es gibt nicht viel. Der Support macht erst morgen wieder auf, aber auf dem Campingplatz bekamen wir jeder eine kleine Hütte für eine Nacht. Nach der Dusche, war auch meine Laune wieder besser. Da es kein Restaurant gibt, mussten wir mit den verbliebenen Vorräten auskommen. 

Link zum GPX-TRACK: Alta bis Olderfjord

Sonntag, 10. September 2023

Nedrefosshytta bis Alta

Nedrefosshytta bis Alta


Weglos über das Nábár-Plateau


08.09.2023 Aufstieg 


Pünktlich um acht lief ich auch diesmal los. Ich überquerte eine Brücke und folgte für etwa 3.5 Kilometer dem Wanderweg in der Schlucht. 

Zum Beginn des weglosen Teils fing es leicht an zu regnen, aber die Wolkendecke war so dünn, dass die Sonne erkennbar war. Sehr steil stieg ich den mit Kiefern bewachsenen Hang hinauf. Meine Waden brannten anfangs wegen des extrem Gefälles.

Blick zurück:
Aber nur die ersten 100hm waren so sehr steil, danach wurde es sukzessive besser. Ich achtete darauf deutlich rechts vom Bachgraben des Imojohka zu bleiben, was eine gute Idee war. Der Wald hatte sich gelichtet und es lief sich schon viel besser. Der Rückblick ins Reisadalen war genial.

Kurzzeitig lief ich auf einer Ebene mit wenig Bewuchs (Imovárri), ehe ich nach links abdrehte, um den Imojohka zu queren. Der tief eingeschnittene Graben war aus der Ferne gut ersichtlich und ich steuerte eine Stelle an, wo der Graben beendet war. Der Übergang war einfach und schon war ich oben! Nun hatte auch der Regen aufgehört, fein!

Nun war die Steigung bloß noch leicht und über buntes und trockenes Fjell ging es weiter. Auch die Sonne schien inzwischen. Und die Farben hier waren krass!

Den Berg Duorsi konnte ich einfach unrunden. Das Gehen bereite mir Freude und ich fühlte mich großartig in dieser unendlichen Weite. Hier und da waren Rentiere unterwegs.

Die Freude hatte ein Ende, als ich ein riesiges Blockfeld erreichte. Zunächst ging ich davon aus, es wäre nur kurz, aber nach jedem Hügel ging es mit einer endlosen Steinwüste weiter.

Das Gehen war anstrengend und auch die Aussicht war trostlos. Wer weiß, vielleicht gibt es ja eine bessere Route, die diesen Abschnitt umgeht. Die Sonne schien immer noch, aber der Wind hatte deutlich aufgefrischt. Erst beim See Bajit Oaggunjávri wurde das Gelände wieder freundlicher. Prompt überquerte ich einen Bach auf Steinen und rutschte mit den Füßen weg. Das wars dann wohl mit trockenen Füßen im Nábár...

Dreimal hintereinander musste ich einen Rentierzaun überqueren. Das geht am besten, wenn man den Rucksack absetzt und drüber hebt. Nun konnte ich endlich wieder vernünftig laufen, echt viel angenehmer. 

Es ging deutlich bergauf und hier war der starke Wind sehr nervig, auch wenn er von hinten kam. Am höchsten Punkt an der Westseite vom Mollejus musste ich einen weiteren Rentierzaun überqueren, ehe ich bergab in Richtung Mollejusgobejávri absteigen konnte. Zunächst ging es steil über nerviges Blockwerk runter, dann war der Untergrund wieder bewachsen. Schon besser!

Am Mollejusgobejávri gibt es viele Zeltmöglichkeiten, aber dafür warves mir um halb vier noch zu früh. Zwar war der Wind hier deutlicher schwächer, aber ich wollte noch etwas weiter. An der rechten Seite vom See gibt es eine kleine Samisiedlung und ich sah tatsächlich jemandem mit einem Quad fahren. 

Das Gelände blieb angenehm zum Gehen und der Wind war auch ok. Nach etwa 28km suchte ich mir neben dem kleinen Bach Jalgesjohka einen Zeltplatz. Der Wind war hier mäßig, aber da der Wind am Abend zunehmen sollte, sicherte ich das Zelt sicherheitshalber mit Steinen. 

Am Abend fiel mir ein winziger Riss im Außenzelt auf, vielleicht 1mm breit. Wie der entstanden ist? Vielleicht irgendwann beim trocknen auf Steinboden? Ich hatte zwar etwas Silnet abgefüllt, aber das war inzwischen eingetrocknet. Da blieb mir nur Sekundenkleber... Das nächste Mal sollte ich entsprechende Repair-Patches mitnehmen. Für die Isomatte habe ich zwar welche, aber nicht fürs Zelt.

Der Wind nahm am Abend zu und heulte ganz schön ums Zelt. Es war zwar richtig laut, aber das Zelt stand stabil. Irgendwann schlief ich dann auch ein.


09.09.2023 Die schier endlose Weite des Nábar


In der Früh fing es an zu regnen, daher startete ich erst um halb neun. Als ich das Zelt abbaute, regnete es noch. Als ich den Rucksack schulterte, hörte es auf. Gutes Timing!

Das Gelände war einfach, bis ich den Fluss Rávdojohka erreichte, den es zu furten galt. Es dauerte etwas, bis ich eine passende Stelle gefunden hatte, es ging aber ohne Schuhe ausziehen. Blöderweise lecken meine wasserdichten Socken inzwischen und ohne Goretex werden die Schuhe sofort nass. Echt nervig!

Das Gelände war anschließend etwas anspruchsvoller, da es unzählige kleine Hügel und dazwischen viele Geröllfelder gab. 

Bald hatte ich den Gálggojávri erreicht. Darauf hatte ich mich schon seit gestern gefreut, denn hier gibt es Empfang (Telia)! Das nutze ich sofort für eine Pause. :)

Nach der Internet-Pause, ging es bergauf hoch zum Gálggoaivi. Einige Zeit lang lief ich weiter östlich als gewollt. Irgendwann konnte ich meinen Kurs dann doch erfolgreich korrigieren. Einige Zeit lang war das Gelände wieder sehr flach und einfach zu gehen. Die endlose wirkende Weite hier ist kaum zu fassen. 

Am Badajávri galt es eine Menge kleiner Flussarme zu queren. Das Wasser war nie tief, aber die Steine im Wasser waren sehr rutschig. 

Nordöstlich vom See wurde es plötzlich sehr sumpfig. Ich drehte um und lief ein Stück weiter bergauf. Wenn man darauf achtet, oberhalb der ersten Mini-Seen zu laufen, wird das Gelände wieder trocken. Es gibt dort stattdessen nur viele Grasbuckel mit kleinen Wasserlöchern dazwischen. Da kommt man trocken rüber. 

Bis zur Landbrücke zwischen dem langgezogenen See Guhkes Hoalloluoppal und dem See links davon war es wieder einfacher. Dort gibt es erneut kurz Internetempfang! Blöderweise gibt es auf der Landbrücke auch einen Fluss der gefurtet werden will. Schwierig war das aber nicht. 

Auch bis zur Ostseite vom Hoallojávri war es angenehm zu laufen, auch wenn das Gelände ein paar Stufen aufweist. In der Nähe vom See suchte ich mir nach rund 28km (in echt sicherlich mehr!) einen Campspot. 

10.09.2023 Auf dem ATV-Track

Am Abend wurde der Wind wieder deutlich stärker. Ich schlief zwar zunächst gut, aber um etwa fünf Uhr wachte ich auf und konnte aufgrund des Lärms nicht mehr schlafen. Der Wind heulte mit seinem "wuuuuu" einfach zu sehr. Das Zelt stand ansonsten stabil. Um sechs Uhr gab ich auf und machte mich fertig, sodass ich bereits um sieben Uhr losmarschierte. Es war nebelig und die Sicht war entsprechend nicht vorhanden. Da es aber bloß noch fünf Kilometer bis zum Beginn der Quadspur waren, machte ich mir keine Sorgen. Außerdem sollte laut Wetterbericht später die Sonne scheinen!

Nach einer Stunde lichtete sich der Nebel und der Sandásvannet in Sicht, wo die Quadspur beginnt. Das Gelände vom Zeltplatz bis dahin war sehr einfach. 

Die ersten Meter war die Spur noch etwas unscheinbar, aber nach dem Rentierzaun wurde sie dafür umso breiter. Wie eine Straße schlängelt sie sich durch die flache Landschaft. Der Wind pfiff hier ganz besonders stark und die Wellen am See trugen dicke Schaumkronen. 

Linkerhand waren dunkle Wolken, die ab und an ein paar Tropfen fallen ließen, rechterhand schien dafür die Sonne. Dies ergab den ein oder anderen Regenbogen. 🌈

Dann wurde es wieder so richtig bunt:


Unterhalb vom Gironvárri kam ich an dem berüchtigten "Magic Bus" vorbei. Davon habe ich in vielen Berichten zum Nábár gelesen, aber nirgendwo stand, was das genau ist. Ist es ein Bulli? Oder nur ein Teil davon? Ist der offen? Kann man darin Pause machen oder gar übernachten? Fragen über Fragen. Und was soll ich sagen, ich war enttäuscht. Es ist kein Bulli oder ein Bus, sondern eher eine Art Wrack eines Mini-Wohnanhängers oder so ähnlich. Man kann die Klappe hinten öffnen, aber der winzige Innenraum ist total vermüllt. Es gibt auch keine Sitze oder sonstige Einrichtung. Schade, wäre sonst ein gar nicht so schlechter Regenschutz gewesen. 



Oben am Gironvárri war es wieder stürmisch, darunter am namenlosen See (wo man toll zelten kann), war der Wind bedeutend schwächer. Zeit, für eine Pause! Schön ist es dort!

Teilweise war die Straße mit Wasserlöchern gefüllt, die es zu umrunden galt. Das war immer gut möglich. Die Aussicht blieb durchgängige grandios. 

Da ich bei der Krokvann-Hütte übernachten wollte, nahm ich einen kleinen Umweg in Kauf. Doch dort, wo ein Weg sein sollte, war gar keiner. Macht nichts! Es ging auch ohne Weg super und nach ein paar Metern war ich wieder auf einem breiten Wanderweg. 

Die Krokkvann-Hütte liegt idyllisch am gleichnamigen See und bietet zwei Betten. Hier konnte ich den Rest des Tages entspannen und Blaubeeren sammeln, während draußen der Wind pfiff. 

11.09.2023 Das erste oder zweite Polarlicht


Spät am Abend oder eher in der Nacht ging ich zum Zähne putzen raus. Als ich in dem Himmel schaute, erschrak ich förmlich. Vor Freude, denn der Himmel war zur Hälfte mit leuchtend grünen Schleiern überzogen, die umher waberten. Mal wurden sie größer,  dann wieder kleiner. Mal heller, mal dunkler. Das war also mein erstes Polarlicht!? Aber Moment mal, am gestrigen Abend habe ich am Himmel einen dünnen grauen Schleier gesehen. Da er nicht grün, sondern grau war, bin ich davon ausgegangen, es wäre bloß eine Wolke. Nur auf dem Handyfoto mit Langzeitbelichtung sah ich einen grünen Streifen. Im Internet las ich später, dass nur stärkere Polarlichter grün zu sehen sind. Auf Fotos sehen diese noch intensiver in der Farbgebung aus als in echt. 

Als die Erscheinungen am Himmel abnahmen und es mich zunehmend fror, ging ich ins Bett. Es dauerte etwas, bis mir wieder warm war. 

Am nächsten Morgen startete ich um halb neun bei Sonnenschein. Ich querte den Krokkvannet auf einem unscheinbaren Pfad, bis ich auf den breiten Weg an der anderen Seite gelangte. 

Es ging bergab an mehreren schönen Seen vorbei. Hinter dem Langvannet folgte ich einer Quadspur, die grob der Stromleitung folgt. Diese Spur verlor sich in sumpfigen Abschnitten immer mal wieder. In diesen Bereichen achtete ich darauf, nicht ins Wasser zu treten, was gut funktionierte.

 Weiter unten im Wald war der Weg besser erkennbar und trockener. Ich kam im Weiler Eiby an, wo ich um den Aspaltanteil gering zu halten, einer Forst durch den Kiefernwald folgte. 

Kurz vor Øvre Alta lief ich am Straßenrand bzw. überwiegend auf einem Radweg bis zum Alta River Camping. Hier mietete ich mir für zwei Nächte eine Cabin. Eigentlich hatte ich keinen Ruhetag nötig, aber es ist sinnvoll, da ich am Ende der nächsten Etappe in Olderfjord ohnehin erst am Montag einkaufen kann. Bis dort brauche ich vermutlich 5 - 5 1/2 Tage. Am Nachmittag fuhr ich mit dem Bus in die Innenstadt, um dort im Supermarkt einzukaufen. Dort traf ich mich spontan mit Stefan und Simone zum Pizza essen, die einen Tag früher angekommen sind. Es war toll, euch noch mal getroffen zu haben! 😀 



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