Samstag, 19. August 2023

Sulitjelma - Ritsem

Sulitjelma bis Ritsem


Auf dem Padjelantaleden


16.08.2023 Ruhetag in der DNT-Hütte


Anfangs hatte ich noch gezweifelt, ob es so ideal ist , den Ruhetag in einer Berghütte zu verbringen. Diese Entscheidung stellte sich für mich am Ende aber doch als goldrichtig heraus. Dort oben hatte ich alles, was ich brauchte und konnte mich hervorragend erholen. 

Am Mittag kamen Nadja und ihr Mann Basti an. Nadja wird ab jetzt zwei mit ihrem Mann zusammen wandern. Da er nicht so trainiert ist wie sie, wollen sie kürzere Etappen laufen. Der gemeinsame Nachmittags war sehr gemütlich. Zu meiner Freude, brauchte Basti mir ein neue Kopfhörer mit. So kann ich unterwegs nun wieder Musik und Co. hören.

Es stand die Entscheidung an, welche Route ich ab Sulitjelma wählen sollte. Am liebsten würde ich durch den Rago Nationalpark laufen, doch dafür waren zwei Bedingungen nötig:

Ich muss dazu in der Lage sein, Proviant für Minuten 10 Tage zu tragen. Proviant für 8 Tage, konnte ich zwar noch nie so gut wie diesmal tragen, doch hatte ich ab und zu mit Hüftschmerzen zu kämpfen. Diese Bedingung war also nur teilweise erfüllt. 

Für den weglosen Teil benötige ich ein Zeitfenster mit stabilem und trockenem Wetter. Leider war genau für die Zeit eine Regenperiode vorhergesagt. Diese Bedingung war also nicht erfüllt. 

Daher entschied ich mich für die Variante übet den Padjelantaleden. 

17.08.2023 Türkise Seen und ein Notruf


Das Wetter in der Früh war mit dichtem Nebel und Nieselregen nicht gerade motivierend. Daher verschob sich meine Startzeit von acht Uhr auf viertel nach neun. Der Weg war sehr steil, die Markierungen aber immerhin trotz Nebel sichtbar. Im Schneckentempo kroch ich den Berg hoch.

Das Gelände wurde immer felsiger und der Anstieg flacher. Oberhalb des Storelvvatnan musste ich einen eiskalten und breiten Fluss furten. Die Furt war immerhin einfach. 

Kurz darauf kamen mir Wanderer entgegen, die mich darüber informierten, dass sich auf der Sorjushytta ein Mann mit einer Verletzung am Fuss befindet. Sie baten mich darum, mit ihm zu sprechen und ggf. in der nächsten Hütte auf schwedischer Seite Hilfe zu rufen. 

Bevor ich bei der Sorjushytta ankam, musste ich allerdings noch einen anspruchsvollen Weg bewältigen. Fasziniert blickte ich immer wieder nach links auf den irre türkis farbenen See. 

Bevor ich die Hütte gegen 13 Uhr erreichte, musste ich drei Schneefelder queren und über ewige Felder voller Geröll kraxeln. Mir wurde klar, dass jemand mit Fußverletzung, dies nicht bewältigen kann.

K. hatte mich bereits von Weitem kommen sehen und in der Stube der größeren Hütte, zeigte er mir deinen lädierten Fuß. Sein rechter Fuß war stark geschwollen und er hatte Schmerzen beim Auftreten. Gebrochen war aber wahrscheinlich nichts, da er den Fuß normal bewegen konnte. Nur wandern kann er so nicht mehr. Er berichtete in Sulitjelma zu eine 14-tägige Tour aufgebrochen zu sein und auf dem Weg zur Sorjushytta sei er gestürzt. Über Nacht hatte sich der Zustand seines Fußes verschlechtert und er hat realisiert, dass er Hilfe benötigt. Von einer Frau habe er die Info bekommen, dass es auf der STF Sarjasjaure Mountain Cabin ein Satellitentelefon gibt und die Hüttenwartin medizinisch ausgebildet sei. Da ich an der 10 km entfernten Hütte heute noch vorbeikommen werde, vereinbarten wir, dass ich dort für ihn um einen Helikopter bitte. Er schrieb einen Brief auf schwedisch, den ich der Hüttenwartin übergeben wollte. Zudem fotografierte ich ihn und seinen Fuß. 

Anschließend brach ich mit dem Brief im Gepäck auf. Der Weg wurde nun zum Glück erheblich einfacher und ich kam wieder schneller vorwärts. Auch die Wolkendecke hatte sich aufgelockert. Der Weg am türkisfarbenen See Vuolel-Sarjasjavrre war extrem schön. Die Aussicht zurück auf Norwegen war unglücklich toll. Erwartet hatte ich sowas nicht. 

Kurz vor der Grenze stand noch eine Querung an. Den extrem breiten Fluss querte ich nahe der Einmündung in den See. Das Wasser war maximal knietief und die Strömung nur mäßig. 

Als ich die STF Sarjasjaure erreichte, wurde ich von der Hüttenwartin Tanja begrüßt. Sie gab mir einen Tee und ich erklärte ihr die Situation von K. Tanja schaute sich die Fotos und las seinen Brief. Sie verstand die Situation auf Anhieb und holte das Satellitentelefon, um einen Helikopter anzufordern. Auch seine Frau wollte sie informieren, da er das ohne Mobilfunkempfang nicht konnte. Während meiner Pause plauderten wir über ihren dreiwöchigen Aufenthalt in der schwedischen Wildnis. So ganz ohne Empfang und Zivilisationsstress muss das wirklich erholsam sein. Diese Cabin ist übrigens extrem malerisch gelegen. Der Ort ist so malerisch, dass selbst die bisherigen Standorte der DNT-Hütten nicht mithalten können. Das kann aber natürlich auch am guten Wetter liegen. ;)

Ich wollte aber noch etwas mehr als 21km laufen und machte mich wieder auf den Weg. Der Weg wurde nun noch einmal einfacher. Sümpfe waren mit Bohlenwege ausgestattet. Eine richtige Wanderautobahn! Flott kam ich vorwärts und erst nach 29km baute ich mein Zelt in der Nähe einer kleinen Bank auf. Währenddessen flog ein Helikopter in Richtung der Sorjushytta. Als ich gerade mein Abendessen aß, flog der Helikopter zurück. (Ein paar Tage später erfuhr ich von Nadja, dass die Rettung per Heli geklappt hat
) Auf der Bank sitzend, konnte ich noch bis in den Abend hinein die Sonne genießen. 


18.08.2023 Panorama-Wanderautobahn


Die Nacht war auch diesmal angenehm. Um vier Uhr nachts wurde ich von Getrampel geweckt. Als ich aus dem Zelt schaute, zogen in zehn Metern Entfernung ein paar Rentiere vorbei. 

Alle nassen Stellen waren konsequent mit Planken ausgelegt, was ich als sehr angenehm empfinde. Hier und da hatten die Birken schon ein paar gelbe Blätter bekommen. Bis etwa zehn Uhr war ich alleine auf dem Weg.

Ab Staoluokta, am Virihaure gelegen, änderte sich dies schlagartig. Beim "Parfas Kiosk" kaufte ich Erdnussbutter und eine Dose Pringles. Nebenan saßen Stefan und Simone, die dort auch Kleinigkeiten eingeklemmt hatten. Ich gesellte mich zu ihnen und wir ratschten über den Wanderweg und die weitere Etappe.

Die Aussichten im weiteren Verlauf waren immer wieder grandios, anders kann ich es nicht ausdrucken. Diese weite Landschaft in Zusammenhang mit dem strahlend blauen Himmel ist zu entzückend. 

Unterwegs traf ich einen deutschen E1-Wanderer, der bereits den PCT und den AT gelaufen ist. Er möchte im Winter durch die Schweiz und durch Italien wandern, was ich angesichts der Schwierigkeiten beim Wildzelten in Zivilisationsnähe mutig finde. Simone und Stefan holten mich in der Zwischenzeit ein und klinkten sich in das Gespräche ein. Als ich ihm vom Rago Nationalpark auf der norwegischen Seite erzählte, reagierte er interessiert, glaubte aber erst nicht, dass es dort wirklich gar keine Wanderwege gibt. Denn in der Nähe vom Nordkap gäbe es nämlich auch keine Pfade, nur Markierungen. Wir drei sichern ihm zu, dass dies für norwegische Wanderwege nicht unüblich ist.

Hier sind alle Flüsse überbrückt. Sehr angenehm!

Spätestens treffe ich noch einen Deutschen mit israelischer Abstammung, der quasi in der Nachbarschaft wohnt. Was für ein Zufall hier im schwedischen Fjäll!

Die Rentiere sind hier nicht so scheu:

Abends nach über 30km wird das Wandern zunehmend zäh und ich sehne mich nach dem Ende des Wandertages. Hinter der Låddejåhkå Fällstuga trefe ich die Hüttenwartin, die mir einen tollen Zeltplatz in einem Kilometer Entfernung empfiehlt. Super, denn genau so weit wollte ich heute laufen. Dort neben einem Bach standen jedoch bereits fünf Zelte. Im Vergleich zu den norwegischen Wegen ist hier echt viel los. Etwa 100m weiter hatte ich mehr Ruhe und baute mein Zelt auf. Den Abend genoss ich in der warmen Sommersonne mit Blick auf den Vastenjaure. Die Sonne ging sehr idyllisch direkt über dem See unter.

In der Nähe war eine Familie von Schneehühnern unterwegs. Eines konnte ich fotografieren:


Zum Abschluss noch ein Fazit:

In Norwegen gibt es Sümpfe ohne Planken.
Im Padjelanta gibt es Planken ohne Sümpfe. 

19.08.2023 Ritsem


In der Nacht hatte sich viel Tau gebildet. Da die Campstelle doch nicht ganz eben war, schlief ich schlechter als am Vortag. 

Die ersten zwei Wanderstunden waren trotz Sonne angenehm kühl und abgesehen von ein paar Zelten traf ich auch keine Menschen. 

Am Vuojatädno entschied ich mich dazu, dem Padjelantaleden zu folgen, da dieser weniger Höhenmeter enthält und direkt zum Fährhafen Äonjalmme führt. Ich hoffte, die Abendfähre zu erwischen. Als ich an der Wegkreuzung ankam, war ich bereits 9km gelaufen und der Wegweiser verkündete weitere 28km. Kann das sein? Zweifel kamen auf. Nun gut, falls ich es nicht schaffe, muss ich halt die nächste Fähre in der Früh nehmen. 

Es lief sich aber richtig gut und ich kam trotz vieler Snackpausen schnell vorwärts. Das nächste Schild verkündete bloß noch 15km. Das sollte ich schaffen. 

Ab der Mittagszeit begegneten mir viele Menschen. Manchmal ganze Gruppen. So richtig seine Ruhe hat man hier nicht und der Trubel wurde mir schon irgendwie zu viel.

Auch wenn der Weg durchgängigen einfach und ohne größere Anstiege war, waren die Panoramen trotzdem schön. Auch heute war der Himmel strahlend blau.

Ich war sehr froh um die Brücke über den reißenden Strom Vuojatädno. Wassermassen rauschten hier ohrenbetäubend in Richtung Akkajaure. 

Um 17 Uhr kam ich in Akka an. Die letzten zwei Kilometer vergingen quasi im Flug. Etwa eineinhalb Stunden hatte ich noch Zeit, bis die Fähre kam und nutzte die Zeit dazu, mir mein Abendessen zuzubereiten. In Ritsem werde ich schlief frühestens um halb acht ankommen. 

Die Storlule kam einigermaßen pünktlich. Zuerst stiegen alle Fahrgäste ein, dann wurde während der Fahrt abkassiert. Ganz unkompliziert, wie ich es mag. Zur STF Station waren es noch ein paar Meter die Straße bergauf. Dort kaufte ich ein und stellte mein Zelt für eine Nacht auf. 

Link zum GPX-Track: Sulitjelma bis Ritsem






1 Kommentar:

Marcus hat gesagt…

Die Tour ist ja echt der Hammer! Deine Wanderbeine kennen offenbar kein Limit. Weiterhin alles Gute. Beste Grüße, Marcus

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