Friedensweg "Sentiero della Pace"
Vinzentiner Alpen: Caldonazzo bis Rovereto
24.07.2025 Soldatenfriedhof Slaghenaufi
Für die Anreise mit dem Flixbus stand ich schon um fünf vor sechs auf. Der Grund dafür war die kombinierte Anreise aus DB und Flixbus mit langen Umstiegszeiten. Mit rund 40 Minuten Verspätung kam ich in Trento an und konnte einen lokalen Bus nach Caldonazzo nehmen. Die erste Herausforderung gab es gleich hier, denn es war nicht einfach den richtigen Bussteig zu finden. Der Bus sollte an der Haltestelle "PF" abfahren, aber diese war nirgends ausgeschildert. Nur durch rumfragen fand ich es heraus. Um halb drei konnte ich dann in endlich Caldonazzo loslaufen.
Nachdem ich aus dem Ort rausgelaufen war, ging es prompt sehr steil hoch - immerhin durch einen angenehm schattigen Wald. Trotz eines vorangegangenen Regenschauers war es schwülwarm. Hier in den Südalpen ist es merkbar wärmer. Nicht ohne Grund werden im Tal Weintrauben angebaut.
Den steilsten Anstieg hatte ich geschafft und blickte nun von oben auf den großen Lago Caldonazzo. Die Wegweiser zeigen den Friedensweg vorbildlich mit einer schwarzen Friedenstaube an. Toll!
Spektakulär am Hang entlang führte der Pfad weiter nach oben. Leider merkte ich zu spät, dass ich falsch abgebogen bin und folgte einem Umweg über einen Forstweg. Obwohl es bereits 18 Uhr war, erlaubte ich mir einen Abstecher zum Soldatenfriedhof Slaghenaufi, wo über 700 Österreicher und Ungarn begraben worden sind. Ein Mahnmal, dass uns eigentlich an die Sinnlosigkeit von Krieg erinnern sollte...
Im Dorf füllte ich eine Wasserflasche auf und lief zurück und wieder auf den Hauptweg. Dieser folgte nun einer breiten Forststraße und war überwiegend flach, was zur Abwechslung ganz angenehm war.
Die Baita Cangi war leider verschlossen. Etwas später entdeckte ich aber eine andere offene Hütte, die zwar dunkel war, aber sauber wirkte. Ich entschied mich dazu, mir einen Zeltplatz zu suchen. Etwa 30 Minuten später stieg ich weglos im Wald hoch, fand zunächst aber keine ebene Fläche. Plötzlich sprang ein Reh an mir vorbei. Ich erschreckte mich und merkte wieder, wie müde ich vom Schlafmangel bin. In der Ferne war bedrohliches Donnergrollen zu hören und ich beeilte mich mit der Zeltplatzsuche und fand auch ein ebenes Fleckchen. Das Donnern wurde immer häufiger und ich beeilte mich trotz der Müdigkeit.
Erst schien es, als würde das Gewitter vorbeiziehen, dann kam es plötzlich wieder näher. Es donnerte und blitzte ununterbrochen, während sintflutartiger Regen vom Himmel fiel. Obwohl das Bonfus Solus komplett wasserdicht ist, reichte der Splashback bei dem heftigen Regen bis ins Innenzelt. Zum Glück waren es nur ein paar Tröpfchen.
25.07.2025 3 Kriegsfestungen im Regen
Ich schlief trotz des Regens, der irgendwann nachließ, sehr gut und wachte am nächsten Morgen um 7 Uhr erholt auf. Endlich war ich richtig wach! Ein Zustand den ich am gestrigen Tag nicht erlebt hatte.
Es war den ganzen Tag wolkenverhangen und regnete immer wieder. Anfangs bei leichtem Nieselregen empfand ich das noch als ganz angenehm und schaute mir bei dieser Witterung die beiden Festungen Verle und Campo Lusern an. An beiden hat eindeutig der Zahn der Zeit genagt, ihren Zweck erkennt man aber noch gut. Bei der Festung Lusern sind sogar Infotafeln aufgestellt.
Da ich diesen Tag überwiegend auf Forstwegen unterwegs war und es keine großen Höhenunterschiede zu bewältigen gab, kam ich flott voran. Zur Abwechslung lief ich auch über ein paar liebliche Pfade, aber selbst die Forstwege waren nicht wirklich von hartem Untergrund und liefen sich angenehm. PKWs fuhren dort keine, stattdessen sah ich ein Dutzend Pilzsammler.
Etwa 2km vor der Festung Belvedere-Gschwendt fing es an wie aus Eimern zu gießen. Immer wieder stellte ich mich zwischendurch unter Bäumen unter, doch ich wollte weiter. Der Besuch des Museums an der Festung wirkte so erst recht attraktiv, auch wenn ich 8€ Eintritt zahlen musste. Belvedere-Gschwendt ist inzwischen ein Museum und man kann dadurch alle Räume der Festung von innen anschauen. Infotafeln erzählen von damals, Kriegsrelikte sind ausgestellt und sogar Videos kann man sich ansehen. Alles in italienisch, deutsch und englisch.
Als ich nach einer Stunde das Museum verließ, regnete es immer noch. Ich motivierte mich dazu weiterzulaufen. Im strömenden Regen lief ich am Badesee Lago di Lavarone vorbei in den Ort "Chiesa". Dort kaufte ich im Conad für die nächsten vier Tage ein und letzte dann meine Wanderung fort. Endlich hatte es aufgehört zu regnen!
Entlang es Baches Astico hatten vor mehreren Jahrhunderten Familien gelebt, nun sind nur noch die Ruinen ihrer Häuser übrig. Nahe des Weilers Cueli lief ich sehr steil den Berg hoch - zum Ende des Tages wurde es richtig anstrengend. An einer Quelle füllte ich mir genügend Wasser ab und kämpfte mich weiter den Berg hoch. Einen ebenen Platz fürs Zelt fand ich hier nicht. Erst musste ich eine Straße überqueren und vorbei an einer weiteren Kriegsruine, ehe ich ein flaches Plätzchen zwischen zwei Fichten fand. Als ich mein Zelt aufbaute bellten in der Ferne die Rehe. Nachdem ich dieses Geräusch schon einmal gehört hatte, kann ich es inzwischen gut von Hundebellen unterscheiden.
26.07.2025 Noch ein Regentag
Die Nacht schlief ich nur mäßig. Anfangs trug ich als Schlafkleidung nur ein Langarm-Shirt und meine Windhose und fröstelte an den Beinen. Erst als ich meine Hose aus Alpha-Fleece anzog, wurde mir wieder warm. Es regnete in der Nacht und so auch am nächsten Morgen.
Nach einem kurzen Marsch überquerte ich eine Straße und kam an einer "Albergo Ristorante Bar" vorbei und überlegte auf einen Kaffee einzukehren, konnte mich aber nicht recht überwinden. Wahrscheinlich sind die Übernachtungsgäste gerade am frühstücken und ich würde dort stören... Also lief ich erst hoch bis zum Rifugio Stella d'Italia und gönnte mir dort einen Latte Macciatto. Das tat gut.
Wenige Meter hinter dem Rifugio entdeckte ich eine weitere Kriegsruine, die ich sogar betreten konnte. Es gab mehrere unterirdische Gänge und viele Fenster nach draußen.
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Nebel und Regen |
Relativ flach führte mich der SdP am Hang vom Monte Maggio entlang, als es stärker anfing zu regnen. Von den angeblichen vier Sonnenstunden hatte ich noch nichts gesehen. Schön war es hier aber auch ohne Aussicht. Mal wurde der Regen mehr, dann wieder weniger und dann wieder mehr. Aber es gab viele Gelegenheiten mich unter Bäumen unterzustellen.
An der Ex-Malga Costa war der Bewuchs sehr üppig, aber auch sehr sehr nass. So nass, dass meine Socken vor Nässe schmatzten. Auswringen half nur kurzfristig. Die Gemse schauten mir zu, vermutlich amüsierten sie sich bei meinem Anblick.
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Toller Lärchenwald |
Der Lärchenwald hier war wunderschön. Im Herbst muss es hier wie im Märchen aussehen. Ich steuerte für die Nacht das auf der Karte verzeichnete "Bivacco Campiluzzi" an. Leider fand ich dieses verschlossen vor. Ist wohl doch kein öffentlich zugängliches Biwak. Naja... ich stellte mein Zelt auf der Wiese davor auf und schlief auch dort gut. Diesmal zog ich mich vorher warm an und fror auch nicht in meinem Sommerquilt. Aber wahrscheinlich wäre mein etwas dickerer Quilt doch besser geeignet für die Alpen.
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Abendstimmung |
27.05.2025 Monte Pasubio und Piccole Dolomiti
Als ich am nächsten Morgen aus meinem Zelt schaute, strahlte mir die Sonne entgegen. So dürfen die Tage öfters anfangen!
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Pasubio |
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Überreste vom 1. Weltkrieg |
Es war noch windig als ich loslief, aber ansonsten angenehm warm. An diesem Morgen erkundete ich die unterirdischen Stellungen "Dente Austrico" und "Dente Italiano". Hinweistafeln berichteten über die traurige Geschichte am Monte Pasubio. Krieg ist solch ein Irrsinn, aber das haben die Menschen 2025 immer noch nicht alle gelernt.
Dort begegneten mir auch die ersten Wanderer des Tages und in Richtung "Pian delle Fugazze" wurden es ganze Scharen 50 Wanderer waren es bis da bestimmt.
An der Passstraße gönnte ich mir ein Eis und begann dann den langen Anstieg zum "Rifugio Fraccaroli" in den Piccole Dolomiti - den kleinen Dolomiten. Optisch kommen sie den großen Dolomiten durchaus nahe.
Die ersten zwei Stunden war der Weg einfach, aber auch sehr voll. Zum Bochetta dei Fondi wurden es zwar nicht weniger Menschen, aber der Trail führte durch eine steile Felsrinne nach oben, war zwar technisch nicht schwer, aber sehr anstrengend. Bergab rutschten mir die anderen Wanderer entgegen, einer rannte sogar eine sehr steile Rinne im Laufschritt runter. Eine Frau kam mir entgegen und wir schauten erst beide zu dem Mann und schüttelten dann den Kopf. Nein, und beiden ist das zu gefährlich, waren wir uns einig. Nonverbale Kommunikation in Italien.
Als ich den Pass verschwitzt und fertig erreicht hatte, gönnte ich mir erst mal einen Snack. Zunächst konnte ich flach weitergehen, ehe der letzte Anstieg zum Rifugio kam. Dieser erschien von unten nicht lang, währenddessen kam es mir vor, als würde er nie enden. Hinter mir ertönte Donnergrollen aus dunklen Wolken. Trotzdem konnte ich nicht schneller gehen.
Am Rifugio angekommen trank ich eine Apfelschorle auf Ex und kaufte mir zwei Liter Wasser. Natürliche Quellen gibt es hier weit und breit nicht. Dann nahm ich mir die letzten vier Kilometer bis zum "Bivacco Sinel" vor. Dieser gepflegte Wanderweg war eine Erholung im Vergleich zum Anstieg.
Diesmal hatte ich mehr Glück als gestern, denn eine der zwei Hütten war tatsächlich offen.
28.07.2025 Abstieg im Regen
Ich war heilfroh mich für die Nacht im Biwak entschieden zu haben, denn in der Nacht gewitterte es heftig. Donner und Blitz kamen beinahe gleichzeitig. Da fühle ich mich in einer Hütte doch sicherer.
Am nächsten Morgen regnete es immer noch und es hatte abgekühlt. Also stapfte ich im Regen los. Erst etwas runter, dann wieder etwas hoch. Eine Gams erschrak und sprintete davon. Durch die tiefen Wolken sah die Landschaft mystisch aus.
Der Abstieg zur "Malga Val Gatto" führte steil durch hohes Gras und einen niedrigen Mischwald. Es war nur eine vage Trittspur erkennbar, die Markierungen fehlten hier. Laut Wanderführer soll es bis zum "Rifugio Coni Zugna" kein Wasser geben - das stimmte nicht ganz. Kurz vor der "Malga Val Gatto" gab es eine Quelle, aber möglicherweise muss man das Wasser desinfizieren.
Nach der "Malga Val Gatto" folgte ich einem breiten Forstweg, der nach einer Stunde zu einem Pfad wurde und um den Monte Zugna herum führte. Wieder sah ich ein paar Gemse. Menschen sollte ich erst in Rovereto wieder antreffen.
An einer ehemaligen Station für Soldaten machte ich eine kurze Pause. Es sind dort noch einige gut erhaltene Ruinen zu sehen.
Ich ließ das Rifugio aus und begann mit dem langen Abstieg in die große Stadt Rovereto. Trotz des steilen Gefälles war der Weg nicht so schlimm wie erwartet, da ich oft auf weichem Waldboden laufen konnte. Inzwischen hatte es auch aufgehört zu regnen.
Um kurz nach drei erreichte ich schließlich die Stadt und lief noch zwei Kilometer bis zu meinem Hostel. Dort erwartete mich die lang ersehnte Dusche. Nach dem obligatorischen Einkauf gönnte ich mir noch eine warme Mahlzeit zum mitnehmen und ließ den Tag entspannt ausklingen.