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Montag, 11. Juli 2022

Reisebericht Südlicher Kungsleden Grövelsjön - Sälen

Etappe 2: In sieben & ein bisschen Tagen von Grövelsjön bis Sälen


Resupply mit Hindernissen


Tatsächlich hatte es die letzte Nacht die ganze Zeit geregnet, doch im trockenen Zelt war es gemütlich. An dem heutigen Tag betritt ich zuerst nur einen kurzen Weg bis zur STF Station Grövelsjön, von wo ich mit dem Bus bis in die Stadt Idre fahren wollte, denn dort gibt es zwei Supermärkte. Abgesehen von mir standen eine große Gruppe Jugendlicher (eine Jugendgruppe?) und warteten mit schwerem Gepäck beladen auf den Bus. Vorab hatte ich mir extra den passenden Geldschein für das Busticket zurechtgelegt, doch als der Bus kam und ich mit dem Geldschein bezahlen wollte, bekam ich die Antwort, ich müsse das Ticket in der Smartphone-App bezahlen. Ich war froh einsteigen zu dürfen und machte mich gleich daran mit Kreditkarte das Ticket zu bezahlen. Doch zehn Versuche später hatte ich immer noch kein Ticket und war zunehmend frustriert. Immer wieder stürzte die schwedische Bus-App ab, nachdem ich die Zahlung in meiner Banking-App bestätigt hatte. In dem Moment verfluchte ich die moderne Technik im Stillen.

Das Einkaufen hingegen ging problemfrei vonstatten. Nur tat ich mich manchmal mit dem schwedischen Vokabular schwer, wenn keine englische Übersetzung auf der Verpackung zu finden war. Mein Rucksack war nun nebst Ausrüstung mit 5kg Lebensmittel für den Rest der Reise ausgestattet. Diesmal wollte ich die Buskarte vor der Rückfahrt kaufen. Dazu gönnte ich mir eine Pizza in einem Restaurant, doch genießen konnte ich sie nicht, da ich erneut verzweifelt versuchte ein Busticket zu kaufen. Die gleichen Probleme wie vorhin trotz mind. 20 Versuchen! Keine Chance! Die Zahlung mit Kreditkarte war die einzige für Ausländer praktikable Option. Wie ältere Menschen ohne Smartphone ein Busticket kaufen ist mir schleierhaft…


An der Bushaltestelle fragte ich zwar einen älteren Herrn dazu, doch der wusste auf meine Frage auch keine Antwort. Zurück fuhr die gleiche Busfahrerin wie vorhin, die zum Glück das Ticket nicht kontrollierte. So stieg ich mit dem schlechten Gewissen ungewollt schwarz zu fahren ein.



Zurück an der Station Grövelsjön optimierte ich noch die Packweise von meinem Rucksack und lief daraufhin los. Der Weg führte hinter dem See Grövelsjön kurz rauf ins Fjäll um dann wieder hinab in einen Birkenwald zu führen. Das nun deutlich schwerere Gewicht des Rucksacks (dürften 11kg gewesen sein) ließ mich langsamer vorankommen als am Vortag. Nach einer kurze Verschnaufpause an einem Vindskydd wurde der Weg einsamer und schmaler. Er führte nun deutlich matschiger als bisher an einer sehr großen Rasthütte vorbei, die ich links liegen lies, bis zu einem Vindskydd, wo ich an einer großen Wiese mein kleines Zelt aufschlug. Beim kochen wurde ich von unzähligen Mücken verfolgt, sodass ich den restlichen Abend in meinem Zelt verbrachte, wo ich zuvor noch die ein oder andere Mücke getötet hatte. Gestochen hatten sie mich leider schon vorher, diese Mistviecher. Sogar durch die Trekkinghose hindurch...


Forststraßen & Blasen an den Füßen


So schlief ich mich selbst kratzend ein. Am nächsten Tag führte mich der Weg über einen schmalen Pfad an zahlreichen Sümpfen und kleinen Seen vorbei. Hier waren die nassen Teile des Weges nicht mehr mit Planken ausgelegt, sondern entweder nackt oder es lagen Äste darüber, über die man balancieren musste. Dies gelang mir problemlos, aber trotzdem wurden meine Füße schon bald nass. Kurz darauf führte der Weg auf eine Forststraße, die mich den ganzen Tag noch begleiten sollte.



In einer Rasthütte machte ich kurz Pause als ein Regenschauer aufkam. Schon bald fingen meine Füße an zu schmerzen. Ich weiß schon, warum ich diese harten Forststraßen nicht so gerne mag... Zwischendurch führte der Weg weglos durch einen Sumpf – nur rote Markierungen wiesen den Weg. Mit jedem Schritt versank ich knöcheltief im Wasser, aber dank dem Moos blieben die Schuhe immerhin sauber.



Bei einem Vindskydd breitete ich meine Sachen aus um eine längere Pause zu machen. Nachdem mich die Mücken belagerten überlegte ich es mir anders und wusch nur schnell meine Socken aus und aß beim Gehen ein paar Snacks. Die Fußsohlen schmerzten immer mehr und ich ließ mich von Podcasts und Harry Potter ablenken. Irgendwann kam ich an eine Weggabelung und schaute aufs Smartphone. Laut dem sollte ich links abbiegen, was ich auch tat. Irgendwann fiel mir auf, dass ich diesen See da drüben doch gerade schon mal gesehen hatte - die Forststraße hatte mich im Kreis drumherum geführt. Laut Karte hätte da vorhin ein Weg abzweigen sollen. Ich folgte der Forststraße erneut und suchte den Weg - aber Fehlanzeige. Es war keine Spur vom gesuchten Weg zu sehen. Auch mein Garmin zeigte mir nichts anderes an. Dies war übrigens das einzige Mal, wo ich es nutzte. Also lief ich einige Kilometer zurück und folgte dem rechten Weg, welcher mit Winterkreuzen ausgestattet war, aber auf meiner Karte nicht existierte. Vielleicht wurde ein neuer Weg gebaut?


Später als geplant kam ich in Flötningen an, wo es außer einem geschlossenen Supermarkt nichts gab. Die Socken waren immer noch feucht und die Füße schmerzten immer mehr. Es war schon spät und ich überlegte fieberhaft, wo ich einen geeigneten Zeltplatz finden könnte. In der Nähe war zwar ein Vinskydd, doch der wirkte nicht so, als wäre der zur Übernachtung gedacht, schließlich war dieser in der Nähe von Wohnhäusern gebaut. Ich lief noch einige Kilometer Forststraße bis zu einem Abzweig, wo ich einen anderen deutschen Kungsleden-Wanderer traf, der hier in der Nähe sein Zelt aufgeschlagen hatte. Weit und breit sei dies die einzige geeignete Stelle, da ansonsten alle ebenen Stellen sumpfig wären. Es war gerade noch Platz für mein Zelt. Wir unterhielten uns lange angeregt über die Tour, bevor wir in die Schlafsäcke krochen. Da ich den ganzen Tag Mücken sei Dank kaum eine Pause gemacht hatte, war ich froh mich endlich ausruhen zu können. Ein Blick auf meine Füße, offenbarte mir das ganze Elend: Aufgrund der Nässe waren sie aufgequollen und unter den Zehen hatten sich mehrere Blasen gebildet. Auweia.


Sumpfig geht es weiter


Am Vorabend wurde ich gewarnt, dass auf der nächsten Etappe nur wenige Zeltmöglichkeiten sind, da der Untergrund sehr sumpfig sei. Mir wurde Id Pätersen als Übernachtungsoption empfohlen, wo neben dem Haus ebene Wiesenflächen zu finden seien. Am nächsten Tag ging es glücklicherweise über weiche Pfade weiter. Endlich keine Forststraßen mehr! Jedoch waren diese oftmals sehr nass, sodass meine Füße wieder ständig nass waren. Die Nässe hat Vor- und Nachteile. Der Vorteile ist, dass sie die Füße kühlt und so auch die Schmerzen dämpft. Der Nachteil ist, dass die Haut aufquillt und so empfindlicher für weitere Blasen wird. Meine Füße waren inzwischen ganz schön geschunden und voller Blasen.


Landschaftlich war es so auch schöner als am Vortag, denn der weg führte durch lichten Wald und immer wieder an kleinen wilden Seen und Sumpfgebieten vorbei. Oder hindurch... Dies war für mich die einsamste Etappe, ich traf niemanden. Der gestrige Tag war ähnlich einsam. Die Hütte Id Pätersen zeigte sich sehr idyllisch gelegen und gemütlich. Den Abend verbrachte ich lesend, ehe ich mich zum Schlafen in mein Zelt verkroch.




Endlich wieder duschen in Gördalen


Dieser Tag sollte etwas kürzer ausfallen, hatte ich doch geplant auf dem Campingplatz in Gördalen zu übernachten. Sobald es ins Fjäll hoch ging, war der Weg nicht mehr so matschig. Oben angekommen kündigten dunkle Wolken ein Gewitter an. Gespannt beobachtete ich die Wolken und wartete ab, was passieren würde. Das dortige Gewitter fiel im Vergleich zu denen, die ich aus den Alpen kenne, deutlich milder aus. Es regnete auch nicht stark oder sehr lange. Ich lief daher weiter ohne mich sonderlich beeindruckt zu zeigen.



Immer wieder führte der Weg an den dort so typischen Seen entlang, wo ich immer mal wieder Vögel erblickte. Doch diese erwiesen sich als Kamerascheu. In einem Vinskydd geschützt machte ich eine Suppenpause, ehe ich den Abstieg nach Gördalen antritt. Das einzige Restaurant im Ort hatte geschlossen, wie es mir der andere Wanderer gesagt hatte. Der Grund war vermutlich Corona, da das Restaurant meist von Norwegern besucht wird, die zu dem Zeitpunkt noch nicht über die Grenze durften. Um 15 Uhr kam ich am Campingplatz an und ruhte mich nach der dringend nötigen Dusche im Zelt aus. Meine Füße taten abends bei jedem Schritt weh. Die Besitzerin des Campingplatzes berichtete von 3m Schneefall pro Jahr. Überall im Ort standen "Snöskoter" rum, für die der kleine Ort wohl bekannt sein muss.


Das südlichste Fjäll Schwedens


Heute sollte es ins Fulufjäll, das südlichste Fjäll von Schweden, gehen. Dazu musste ich erst mal einige hm Anstieg bewältigen. Hier im schwedischen Fjäll geht das aber schnell. Die Farben der Natur zeigten sich zu Beginn des Fjälls sogar herbstlich angehaucht, später dann aber wieder sommerlich grün. Auf Höhe einer Hütte waren auf einmal ganz viele Leute und einige bunte Zelte. In der Nähe war noch eine andere Hütte, deren Name mir gerade entfallen ist. Ich sah den dortigen Kiosk und überlegte, dort meinen Proviant um ein paar Snacks aufzustocken, doch der hatte Mittagspause... Wieder gewitterte es und wieder war es genauso harmlos wie am Vortag. Diesmal kam ich schneller als geplant an meinem Ziel, die große unbewirtschaftete Tangsjöstugan an. Dort gab es Betten, in denen man gegen eine Gebühr, die im Nachhinein überwiesen wird, schlafen kann. Sie lag extrem idyllisch zwischen zwei Seen, doch es war erst 17 Uhr.



Zur nächsten Hütte (Tangådalsstugan, ähnlich wie die andere aber kleiner) sollten es "nur" 10km sein. „Das sollte doch zu schaffen sein“, dachte ich mir. Bisher war ich auf den trockenen und gut gepflegten Wegen flott vorangekommen. Doch es fing an zu nieseln und der Weg zog und zog sich. Zudem wurde er stellenweise wieder so nass, dass meine Füße wieder nass waren. Die bunten Moose zeugten von dem feuchten Untergrund – sind aber gleichzeitig extrem schön. 



Unterwegs traf ich eine Frau, die ebenso alleine unterwegs war. Wir unterhielten und ein paar Minuten ehe es jeden von uns weiterzog. Irgendwann führte der Weg in einen Birkenwald und da war dann auch endlich die Hütte. Gegen 20 Uhr kam ich an. An dem Tag muss ich so ungefähr 35km (hab habe meine Route nicht getrackt) gelaufen sein. Für mich war das schon ganz schön viel. Mehr hätte ich an dem Tag auch nicht geschafft, meine Füße beschwerten sich schon in den letzten km mit unangenehmen Schmerzen. Innen war bereits ein Vater mit seiner erwachsenen Tochter am Essen. Die beiden sollte ich die nächsten Tage noch öfters treffen.


Schmerzhaft und nass geht’s weiter


Es war toll nach so langer Zeit mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen. Als ich aufstand waren die beiden bereits aufgebrochen. Zuerst war es sehr nebelig und die Sicht mau. Es ging leicht bergan zurück ins Fjäll und anschließend wieder bergab. Während des Anstiegs stieg der Nebel auf und die Sicht wurde klarer.



Mittags kam ich bei der Björnholmstugan an, wo ich die beiden wieder traf. Wir unterhielten uns kurz, dann zogen sie weiter. In der Sonne verbrachte ich meine Mittagspause mit einer Dose Baked Beans, die ich in der Hütte zuvor gefunden hatte. Manchmal hinterlassen andere Wanderer Teile ihres Proviants oder auch mal halb volle Gaskartuschen in den Hütten für ihre Nachfolger. Blöderweise waren nun auch meine Ration Blasenpflaster aufgebraucht. Damit hätte ich vorher nicht gerechnet, dass ich so viele davon bekommen werde. In den Rasthütten gab es jedoch kleine Pflasterspender, die ich an dem Tag als Alternative für meine Zehen benutzte. Die Schmerzen spürte ich trotzdem bei jedem Schritt.


Anschließend ging es ein Stück recht monoton an einer Forststraße vorbei an einem zerstörten Häuschen, bevor ein schmaler Pfad rechts in den Wald hinein führte. Auch diesmal waren die Wege recht nass. Kurz ging es ins Fjäll hinauf zu einer Rasthütte, wo ich den Vater mit seiner Tochter erneut traf. Die beiden suchten eine Wasserstelle, da sie in der Hütte übernachten wollten. Bei meinem Weiterweg lief ich an einem kleinen Teich vorbei und informierte die beiden darüber. Für mich war es noch zu früh. Diesmal führte es mich länger durch den Wald. Am Fluss Görälven stellte ich mein Zelt neben ein Vindskydd. Kurz darauf kamen zwei deutsche Frauen dazu, die hier in ihrem Van übernachten wollten. Mit Tee verbrachten wir den Abend gemeinsam bis sich jeder ins Bett verabschiedete.




Fast geschafft


Nachdem ich eine warme Nacht im Zelt verbracht habe frühstückte ich im Vindyskydd. Lustigerweise kamen der Vater mit seiner Tochter genau in dem Zeitpunkt dort an und wollten eine Pause machen. Sie gaben mir von ihrem Kaffee ab und wir plauderten. Ich erfuhr, dass sie immer in der Rasthütten übernachten. Offiziell ist in denen nur im Notfall eine Übernachtung erlaubt, aber laut ihnen würden das sehr viele Schweden so machen. Trotz des gesparten Gewichts eines Zeltes waren ihre Rucksäcke deutlich schwerer.



Die ersten Schritte führten über abgesoffene Planken. Bei jedem Schritt senkten sie sich so weit herunter, dass sie mind. 10cm unter Wasser standen. Die Füße waren daraufhin natürlich wieder nass. Generell führte der Weg oft durch Wald und nasse Wiesen. Vielleicht wäre ich schneller voran gekommen, wenn meine Füße nicht so geschmerzt hätten. An diesem Tag war es oft regnerisch. Es gab viele längere & kürzere Schauer. Einen konnte ich in der Närfjällstugan aussitzen. Jetzt könnt ihr raten, wer dort kurz darauf auftauchte. Genau, der Vater mit seiner Tochter! Wir mussten jedes Mal lachen, so witzig war das. Diesmal sollte es aber das letzte Mal sein, denn am morgigen Tag hatte ich nur eine ganz kurze Etappe vor mir. Diesmal übernachtete ich auch mehr oder minder unfreiwillig in einer Rasthütte. Ich fand einfach keine Stelle für mein Zelt, die nicht sumpfig oder verbuscht war.


Lesen sollte man können


Dies war der letzte Tag meiner Tour. Ich hatte bloß noch 9 km vor mir. Viel zu schnell kam ich diesmal voran. Die letzten km waren viel besser ausgebaut als die vorherigen. Beste Planken, keine nassen Stellen. Umso näher ich Sälen kam, umso mehr Menschen begegnete ich. Kurz vor Schluss schaute ich mir noch den kleinen botanischen Garten an, der sich kurz vor Sälen am Wegesrand befand. Zwar konnte ich kaum etwas von der schwedischen Schrift verstehen, aber schön war es trotzdem.


Im Supermarkt deckte ich mich mit frischen Lebensmitteln für die Rückfahrt ein. Dann passierte mir etwas völlig dummes. Ich verpasste den Bus nach Mora. Nicht weil ich zu spät dran war, sondern weil ich so dusselig war und die Zeit falsch abgelesen hatte! Dann stand ich an der Bushaltestelle und musste mir überlegen was ich nun tue. Der letzte Bus (Sonntag!) war weg, also blieb mir nichts anderes übrig als zu trampen. „Hilft ja nichts!“ dachte ich mir. Mit drei verschiedenen Fahrten kam ich dank vielen netten Menschen, die so freundlich waren mich mitzunehmen, doch noch in Mora an. Meinen Zug nach Stockholm hatte ich längst verpasst, also übernachtete ich auf dem Campingplatz in Mora und buchte eine neue Zugfahrt für den nächsten Morgen.  

Sonntag, 10. Juli 2022

Der Südliche Kungsleden in Schweden

 


Was ist der "Södra Kungsleden"?



"Södra Kungsleden" ist schwedisch und bedeutet übersetzt "südlicher Königsweg". Die meisten deutschen Trekkingfans haben schon mal was von dem "nördlicher Kungsleden" gehört, der durch die schwedische Provinz Lappland verläuft und einer der beliebtesten Fernwanderwege in Europa darstellt. Der Södra Kungsleden ist der südlicher gelegene kleine Bruder davon, welcher etwa 368km lang zwischen Storlien und Sälen verläuft. Die Angaben über die Länge des Weges variieren etwas je nach Quelle. Meine eigene Berechnung mit Komoot hat 368km ergeben.


Der Weg verläuft nah an der norwegischen Grenze in Nord-Süd-Richtung (bzw. umgekehrt) durch die schwedischen Provinzen Jämtlands län und Dalarnas län. Man kann ihn sowohl im Sommer als Trekkingtour, als auch im Winter als Skitour gehen. Ich bin ihn im August 2021 in vierzehn Tagen (bzw. dreizehn ganze und zwei halbe) gewandert. Da er im Gegensatz zum nördlichen Kungsleden deutlich weiter südlich befindet, ist er schneller, günstiger und einfacher von Deutschland aus zu erreichen. Somit eignet sich diese relativ kurze Fernwanderung optimal für einen normalen Erholungsurlaub.

Südlicher Kungsleden in Schweden Storlien - Grövelsjön

Etappe 1: In sieben Tagen von Storlien nach Grövelsjön


Verspätete Ankunft

 

Da der Nachtzug von Stockholm nach Östersund Verspätung hatte, bekam ich mit nur 4-5 Stunden nicht nur zu wenig Schlaf, sondern verpasste auch den Anschlusszug nach Storlien. Aber die Schaffner teilten mir mit, es würde eine Alternative geben. Doch genaue Infos dazu hatten sie auch nicht. Nach einiger Wartezeit stellte sich heraus, dass ein Bus mich und einige Personen vom schwedischen Militär fahren würden, weil der nächste Zug erst am Nachmittag kommen würde. Das wäre definitiv zu spät! Als dann tatsächlich der Bus kam, war ich schon ein wenig erleichtert und dankbar, wenn auch verspätet, am nördlichen Startort des südlichen Kungsleden anzukommen.

Zum ersten Mal in Skandinavien, Mensch war ich aufgeregt! Und zudem noch ziemlich müde durch den Schlafmangel. Ich war froh immerhin ein paar Stunden Schlaf bekommen zu haben. Nach einem kurzen Stopp im schwedischen Supermarkt Coop (ich war neugierig, was es da wohl so gibt), ging es mit einer Tafel Schokolade und einer Packung Kekse mehr, los auf den Trail! Das Startgewicht von meinem Rucksack waren ca. 10kg, wobei die Verpflegung sowie ein Liter Wasser die Hälfte ausmachten. Die nächste richtige Einkaufsmöglichkeit würde es erst in einer Woche geben. Es hatte etwa 4 Grad mit leichtem Nieselregen – also perfektes Wanderwetter! 




Er startete in einem Birkenwald auf einem Pfad, der sich immer wieder lichtete. Die Sonne kam auch kurz raus und es wurde ein wenig wärmer. Schon bald sah ich die ersten Rentiere meines Lebens und blieb ehrfürchtig stehen, um sie ein wenig zu beobachten. Schöne Tiere! Bevor ich die Fjällstation Blahammaren erreichte, wo ich eine Gaskartusche kaufen wollte, zog es wieder zu und fing immer mehr an zu regnen. Wirklich stark war der Regen aber nie. Oben angekommen war es dann auch ziemlich windig. Schnell erledigte ich den Kauf der 100g-Gaskartusche und machte mich wieder auf den Weg. Nach etwa einer weiteren Stunde fand ich einen Zeltplatz, wo der Wind weniger stark blies. Insgesamt müsste ich an dem Tag 21 km gelaufen sein. Es hat in der Nacht die meiste Zeit geregnet. Richtig dunkel wurde es nicht.

 

Schön, schöner, Schweden

 

Den fehlenden Schlaf von der vorherigen Nacht musste ich dringend nachholen – aber ich war noch zu aufgeregt, um wirklich gut zu schlafen. Gegen acht Uhr hörte der Regen auf und ich bereitete mich auf den anstehenden Wandertag vor. Größtenteils flach ging es durchs meistens komplett baumlose Fjäll. Schon toll, mit so einer tollen Weitsicht wandern zu können ohne ständig unzählige Höhenmeter bewältigen zu müssen. Das ist nämlich ein Nachteil in den Alpen – da hat man zwar auch geniale Aussichten, aber muss sehr viele Höhenmeter bewältigen, um diese sehen zu können. Sumpfige Abschnitte waren mit Planken ausgelegt. Immer wieder waren Rentiere zu sehen.



Als die Sonne kurz raus kam, packte ich mein Zelt aus, um es ein wenig trocknen zu lassen und setzte mich kurz in die Rasthütte daneben. So richtig trocknete mein Zelt zwar nicht, aber immerhin etwas. Umso näher ich der Hütte Sylarna kam, umso mehr war der Weg frequentiert. 



Zu viel Betrieb hier für meinen Geschmack. Flotten Schrittes lief ich links an der Hütte vorbei, wo der Weg bergauf auf einen kleinen Pass führte. Hier ging es gleich wieder ruhiger zu. Der Wind frischte auf und es fing an zu regnen. Oben schneite es sogar ganz kurz. Bergab ging es in Richtung eines malerischen Bergsees, in dessen Nähe noch kleinere Schneefelder waren. Anschließend führte der Weg lange mehr oder weniger eben durch ein breites aussichtsreiches Tal. Welche Tiere hier wohl versteckt vor all den Wanderern leben? Bevor ich mein Nachtlager suchte, ruhte ich mich noch in einer spartanisch eingerichtete Rasthütte aus und bereitete mir wunderbar windgeschützt eine Suppe zu. Gegen acht Uhr fand ich einen sehr idyllischen Fleck Wiese, an der sogar eine Art Bank zum sitzen war. Wie genial gemütlich ist das denn! Der Platz dort auf der „Bank“ gefiel so gut, dass ich dort noch einige Stunden bei Tageslicht lesen konnte. Doch irgendwann fing es an zu nieseln.




 

Der höchste Punkt der Tour 

Am nächsten Tag war es so warm, dass ich mit kurzer Kleidung wandern konnte. Nach etwa einer Stunde Gehzeit hatte ich die Helagshütte erreicht, wo die Einsamkeit ein Ende hatte: Rund um die Hütte herum standen erstaunlich viele Zelte. Ich wunderte mich, warum alle Leute ihr Zelt an der gleichen Stelle aufstellen und folgte dem Weg leicht ansteigend bergauf, wo ein Rentierzaun überschritten werden musste. Hier war mit 1180m der höchste Punkt der Tour erreicht und die Aussicht wahrlich traumhaft. Es war so schön, dass ich mich zu einer Pause hinreißen ließ und gemütlich etwas las. Immer mehr merkte ich nun meine Füße und achtete darauf diese bei jeder längeren Pause zu lüften.


Danach ging es ein kurzes Stück steil bergab, bis der Weg wieder meistens eben durch ein langgezogenes Tal mit unendlich vielen malerischen kleineren und größeren Seen führte. Ab und zu leuchtete der pflanzliche Bewuchs schon in kräftigen Herbstfarben, was eine fast malerische Idylle erzeugte dabei war es doch erst Mitte August! 



Dann kam ich an der Fältjägaren Hütte an. Dort war an der Eingangstür ein Infozettel angebracht. Dort stand in schwedischer und englischer Sprache, dass aufgrund der Corona-Pandemie Tagesbesucher nur zur Mittagszeit bis 15 Uhr erlaubt sind. Gegen eine Gebühr von 60 SEK für Nichtmitglieder (Mitglieder 40) kann man die Räumlichkeiten mit Küche und Duschen nutzen. Zwar hatte ich mich zuvor über die aktuellen Nutzungsbedingungen der STF Hütten informiert, jedoch nicht bis ins kleinste Detail. Die hier angebotene Möglichkeit klang durchaus interessant und eine Dusche wäre nicht verkehrt gewesen. Doch ein Blick auf die Uhrzeit, welche exakt 14:55 Uhr zeigte, fällte die Entscheidung: zu spät! Die Dusche musste also bis zum Campingplatz in Fjällnäs warten. 


Nach weiteren 9km und einem kurzen Regenschauer kam ich bei der Rasthütte Svaletjakke an. Diese ist ganz neu und roch total nach Holz. Nachdem ich mein Abendessen gekocht hatte, kam eine schwedische Familie vorbei, die das schöne Wetter ausnutzen wollte und draußen zelten wollte. Wir unterhielten uns ein wenig und nachdem ich aufgegessen hatte, überließ ich ihnen die Hütte. Nach etwa einer halben Stunde Gehzeit fand ich eine sehr idyllische Stelle für mein Zelt und genoss noch lange die Abendsonne, auch wenn es kühl wurde, sodass ich doch noch Mütze, Schal und Handschuhe benötigte. Herrlich, diese langen Tage!




 

 Ankunft in Fjällnäs & die erste Blase

In der Nacht musste es Frost gehabt haben, denn am Zelt befand sich Raureif. Mir war es in meinem selbst genähten Mix aus Schlafsack und Quilt gerade noch warm genug. Trotzdem wurde es am nächsten Tag schnell warm und sonnig. Laut meiner Schätzung müsste ich an diesem Tourtag 21 km gewandert sein, weil das Schild bei der Rasthütte 23km bis Fjällnäs anzeigte und ich am Abend ja noch etwas gegangen bin.


Zuerst führte der gut markierte Weg in einen Birkenwald runter. Auf dem Weg dahin sah ich mehrere Zelte. Anscheinend haben einige Schweden das gute Wetter für eine Nacht in der Natur ausgenutzt. Die nächsten Wanderer sah ich erst wieder kurz vor Fjällnäs, wo ich auf dem Campingplatz nächtigen wollte. Anschließend ging es gleich wieder bergauf durch einen Wald, bis hinter einem Bach so langsam die Baumgrenze erreicht wurde und sich ein herrlicher Blick auf die zurückliegende Berglandschaft bot. Mehrere einsame Seen lagen neben dem Weg und werteten die ohnehin schon tolle Kulisse noch mehr auf. Doch meine Füße meldeten sich schmerzhaft zu Wort. So legte ich eine Pause ein um sie zu inspizieren und zu lüften. Ich stellte betrübt fest, dass sich an jedem Fuß jeweils außen an der Ferse eine Blase gebildet hatte. Beide klebte ich mit Blasenpflaster ab, woraufhin die Schmerzen beim Gehen nachließen. Später als ich dem Ziel näher kam, hatte ich stattdessen Schmerzen an den Fußsohlen. Es fühlte sich an, als wären meine Füße platt gelaufen.


Der Weg zog sich noch ganz schön, immer wenn ich dachte, hinter dem Hügel müsse nun Fjällnäs liegen, war es doch nur ein weites Tal, auf den eine weitere sanfte Erhebung folgte. Doch diese zeigten eine traumhaft schöne Landschaft und zusammen mit Musik bewirkte euphorische Stimmung. Der Campingplatz in Fjällnäs war zwar offiziell ausgebucht, doch dies galt nicht für Zelte. :) Die Besitzer waren sehr freundlich und sprachen sogar deutsch. Mit einer deutschen Familie unterhielt ich mich länger. Sie kannten den südlichen Kungsleden, da ihr älterer Sohn einen Teil davon gegangen ist. Ursprünglich hatte ich die Idee noch bis in den nächsten Ort nach Hamra weiterlaufen, um im dortigen Supermarkt einen Nachschub an Lebensmitteln einzukaufen, doch da meine Füße weh taten, man auf dem Campingplatz auch Kleinigkeiten kaufen konnte und ich ohnehin noch relativ viel hatte, entschied ich mich dagegen. Ich kaufte eine Pizza, Knäckebrot und Croissants für den nächsten Morgen. Den Rest des Tages verbrachte ich mit Essen, lesen und telefonieren. Zufrieden und frisch geduscht schlief ich ein. Diesmal war die Nacht deutlich wärmer.



 

Ab ins Rogen!

Schon vor Beginn meiner Tour war ich auf das Rogen-Naturschutzgebiet ganz besonders gespannt und freute mich sehr auf die heutige Etappe, die mich dahin führen würde. Während ich die am Vortag bestellten Croissants genoss, unterhielt ich mich mit einem Schweden, der mir auf Englisch von der Schönheit dieses Gebiets vorschwärmte. Sowohl er als auch viele Berichte aus dem Internet, besagten der Weg durch dieses große Naturschutzgebiet wäre beschwerlich, da die Wege häufig über Blockgestein führen würden.


Mit Hilfe der App mapy.czy fand ich den Einstieg in den Trail schnell wieder, denn hier war er für ein paar 100 Meter nicht markiert. Man muss nach links am See Malmagen, welcher direkt am Campingplatz gelegen ist, vorbei gehen, bis man zum Abfluss des Sees gelangt. Diesen musste ich überqueren, was aufgrund der geringen Wasserhöhe sehr einfach war, auch wenn die Schuhe danach natürlich nass waren.



Anschließend stieg der schmale Pfad durch einen Birkenwald bergan, bis der Wald sich lichtete und der Pfad auf einer Schotterstraße endete, von der mehrere Wege abgingen. An dieser Stelle musste ich immer mal wieder aufs Handy schauen, da es so viele Wegkreuzungen gab. Es ging leicht bergan, bis ein langgestreckter Bergrücken erreicht war. Hier machte ich eine Pause, da mein linker Zeh schmerzte. Ich fand eine neue Blase, die ich aufstach und mit einem Pflaster abdeckte. Die Schmerzen ließen daraufhin deutlich nach.


Der weitere Wegverlauf war so schön, dass es schon mehr ein lustwandeln, denn wandern war. Hier auf dem Bergrücken war an das Heidekraut schon an vielen Stellen rot verfärbt und strahlte mit dem blau des Himmels um die Wette. 



Ich liebe herbstliche Farben und bin auch jetzt noch entzückt, wenn ich mir die Fotos erneut ansehe. Mit passender Musik stellte sich eine Art Wandereuphorie ein, die so stark war, dass ich zu abgelenkt war um vernünftig auf den Weg zu schauen und stolperte. Mein linker Handballen schmerzte daraufhin beim Benutzen der Wanderstöcke. Kurzerhand verstaute ich einen am Rucksack und lief nur mit einem weiter, um die verletzte Hand zu entlasten.



Irgendwann war der Beginn des Rogen Naturreservat erreicht und es ging bergab. Der Weg führte immer mal wieder über Blockgestein, über welches ich spielend leicht balancierte, bis die sehr einfache Brokjärnskojan erreicht war. Das Gehen auf dem Blockgestein empfand ich als für die Füße sehr entlastend. Es ging über flaches Gelände vorbei an einsamen Seen und über mit Planken ausgelegten Mooren. Gegen 20 Uhr fand ich ca. 1,5km hinter der Skedbro Stugan ein Plätzchen, wo mein Zelt gerade so hinpasste. Ein paar Rentiere weideten in der Nähe. Rückblickend betrachtet war es der schönste Wandertag der Tour.
















ch 



 

Ein langer Tag in der Rogen-Idylle

Nach einer warmen Nacht packte ich meine Sachen und lief eine Weile, bis ich am Wegesrand einen idyllischen See für das Frühstück fand, in dem Fische zu sehen waren. Anschließend ging es über Blockgestein, durch mit Planken ausgelegte Feuchtgebiete und über steinige Waldpfade bis zu einem Vindskydd an einem großen See mit Sandstrand, an dem ich meine Mittagspause verbrachte. Bisher traf ich nur ein paar wenige Trailrunner und noch viel mehr Rentiere. Es war angenehm warm und am See wehte eine leichte Brise.








Gegen 15 Uhr kam ich bei der Rogenstugan, welche am Rogensee liegt, an und freute mich schon im dortigen Kiosk ein paar Tafeln Schokolade zu kaufen. Jedoch musste ich feststellen, dass der Kiosk erst um 16 Uhr wieder öffnen sollte – wohl wieder so eine nervige Coronamaßnahme. Da ich gut in meinem Zeitplan war und Lust auf Schokolade hatte, entschied ich mich zu warten. Hier am See war schon etwas mehr los als auf dem Trail, denn bei dem sonnigen Wetter waren ein paar Badegäste da. 


Nachdem ich drei Tafeln Schoki gekauft hatte ging es erst am Seeufer und dann durch Nadelwald weiter und dann sanft bergauf, wo ich eine tolle Aussicht auf den See genoss. 



Der Wind hier oben in der baumlosen Region wehte kräftig, sodass ich mir bei kleinen Snackpausen Pullover und die langen Hosenbeine anziehen musste. Der Abend rückte näher und ich machte mir Gedanken über einen potenziellen Schlafplatz. Ich sah ein paar passende flache und vegetationslose Stellen am Wegesrand, doch es trieb mich wieder. Dann war es eine Stunde lang dermaßen felsig, dass sich beim besten Willen nichts zum zelten anbot. Auf der Karte war ein Vindskydd eingezeichnet, doch immer wenn ich meinte, ich müsste gleich da sein zog es sich noch hin. Als ich dann um 20:30 Uhr ankam merkte ich aber schnell, dass sich die Müde gelohnt hatte. Der Vindskydd lag direkt an einem einsamen See, wo ich die untergehende Sonne beobachten konnte. 



Trotz des langen Lauftages taten meine geschundenen Füße kaum weh. Die vielen felsigen Abschnitte taten ihnen offensichtlich gut. 


Ende der Schönwetter-Phase 

Auch diese Nacht war wieder warm und trotz der Nähe zum See hatte ich nur wenig Kondenswasser im Zelt. Da für den kommenden Abend starker Regen vorhergesagt war, beschloss ich diesmal früher nach einem Zeltplatz Ausschau zu halten.


Schon sehr bald hatte ich das Ende vom Naturreservat Rogen erreicht. Doch in den letzten Metern vor dem Ende zeigte es sich dieses wunderschöne Gebiet noch mal in seiner vollen Pracht mit seinen vielen kleinen Tümpeln. Es ging leicht bergauf bis zur Fjällstuga Sorrödjärn, wo es leider keine Snacks zu kaufen gab. Schade, Schokolade geht beim Wandern immer. Während ich einen sehr interessanten und bewegenden Podcast hörte, lief ich erst übers Fjäll und dann durch Birkenwald bis zu einem Vindskydd beim See Hävlingen, wo ich Knäckebrot mit Erdnussbutter zu Mittag aß.


Anschließend überquerte ich auf mit großen Felsblöcken übersätem Weg das kleinen Naturschutzgebiet Töfsingdalen, wo laut dem Informationsschild auch Bären leben sollen. Gesehen habe ich (leider) keine. Schnell hatte ich dieses Naturschutzgebiet hinter mir gelassen und es ging wieder bergauf ins Fjäll, auch diesmal auf sanft ansteigenden Pfaden ohne große Felsen. Der Himmel hatte sich bereits komplett zugezogen und kündigte so den drohenden Regen an. Zwei Tageswandererinnen aus Stockholm liefen in die gleiche Richtung, sodass wir den Weg ein paar km gemeinsam bestritten. Diesmal fand ich frühzeitig ein Plätzchen auf einer Grasfläche neben einem schmalen Bach, die so wirkte, als ob dort schon ein paar andere Zelte gestanden hätten. Der starke Regen kam tatsächlich wie vorhergesagt am Abend und in der Nacht. Zwischenzeitlich hatten sich kleine Pfützchen unter dem Zelt gebildet, doch der Bathtub-Boden aus DCF hielt wie gewünscht dicht.



Am nächsten Tag musste ich nur noch den restlichen Weg bis zur STF Station Grövelsjön gehen. Der Wald wirkte märchenhaft durch den Nebel und die vielen Wassertropfen, die an den Blättern und Zweigen hafteten. Dort angekommen kaufte ich sicherheitshalber eine neue 100g-Gaskartusche und wartete auf den Bus nach Idre, um dort für die zweite Etappe einkaufen zu können. Die Gaskartusche musste ich mit Karte bezahlen, da kein Bargeld angenommen wurde. Dabei hatte ich extra schwedische Kronen abgehoben...




Freitag, 8. Juli 2022

Südlicher Kungsleden FAQ & persönliches Fazit


Meine Bewertung zum Südlichen Kungsleden 


Mir hat der südliche Kungsleden insgesamt sehr gut gefallen. Schließlich hat er nur wenige Höhenmeter, ist er gut markiert, (fast) durchgängig landschaftlich sehr ansprechend und weit von der Zivilisation entfernt. 

Auch das Wetter hat mir persönlich sehr zugesagt, da es oft kühl war und auch immer mal wieder geregnet hat, aber selten warm und nicht sehr regnerisch war. Jedoch hängt das auch immer ein wenig von der jeweiligen Wetterlage ab – da kann man Glück oder Pech haben. Auch die persönlichen Vorlieben sind wichtig – wer am liebsten immer mind. 20 Grad und Sonnenschein haben möchte, ist am südl. Kungsleden nicht auf dem optimalen Trail. 

Die langen Versorgungsabstände und der dadurch schwer gewordene Rucksack haben gerade am Anfang nach dem Einkaufen etwas genervt. Mit max. 11kg war ich trotzdem leicht unterwegs, da die Wasserversorgung sehr einfach war. Die vielen sumpfigen Wege mit den dazugehörigen nassen Füßen muss man mögen. Die Nässe an sich hat mich weniger gestört, jedoch habe ich leider sehr viele Blasen bekommen. Das war für mich das Schlimmste an der ganzen Tour.

Frequently asked questions


Wie ist der Weg beschaffen? Ist er gut markiert? 


Der Trail besteht überwiegend aus schmalen Pfaden, der Anteil an Forststraßen ist gering. Nur in der Nähe von Flötningen muss man viele km auf Forststraßen bewältigen. Der nördliche Teil zwischen Storlien und Grövelsjön ist sehr gut ausgebaut und sumpfige Abschnitte sind zuverlässig mit hochwertigen Holzplanken ausgelegt. In der südlichen Hälfte Abschnitt zwischen Grövelsjön und Sälen ist der Weg oftmals nass und sumpfig. Viele Stellen sind zwar mit Planken ausgelegt, doch diese sind schon älter und stehen immer mal wieder unter Wasser. Den Weg empfand ich durchgängig als gut markiert, aber nicht immer als optimal beschildert. Man sollte bloß wissen, welches die nächste Hütte oder Ortschaft ist, damit man die Schilder richtig lesen kann. Es steht nicht immer „Södra Kungsleden“ drauf. Diese hatte ich mir auf einer DIN A4 Seite notiert und wusste somit auch ohne Navigationsgerät immer, wo es lang geht. 

Als Navigationshilfe habe ich das Smartphone benutzt. Ich hatte zwar ein GPS-Gerät dabei, habe es aber nicht benötigt. In der Ortschaft Fjällnäs ist die Markierung für ein paar Meter etwas schlechter. Man muss dem See am Campingplatz linksseitig (Rücken nach Norden) folgen und ihn am Zufluss überqueren. Dazwischen gibt es aber schon wieder Markierungen. 

Wie kann ich zum nördlichen oder südlichen Startpunkt anreisen?


Der nördliche Startort Storlien ist mit der Bahn erreichbar. Zum südlichen Startpunkt gibt es eine Busverbindung von der Stadt Mora. Mora ist ebenfalls per Bahn erreichbar. 

Braucht man ein Zelt oder kann man auch in Hütten schlafen? 


Ich habe auf dem Trail fast ausschließlich im Zelt geschlafen. Nur zwei Mal habe ich in unbewirtschafteten Hütten genächtigt. Es ist jedoch möglich oft in bewirtschafteten Hütten zu schlafen, insbesondere auf der Hälfte. Im südlichen Teil gibt es weniger bewirtschaftete Hütten, aber es gibt regelmäßig Rasthütten. Diese sind jedoch nur zum Rasten und zum Übernachten im Notfall gedacht. Im Fulufjäll gibt es auch ein paar unbewirtschaftete Übernachtungshütten. Diese muss man per Überweisung bezahlen. 

Dennoch rate ich insbesondere für den südlichen Teil zur Mitnahme eines Zelts. Vor der Tour habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, ob ich eine Mitgliedschaft beim STF abschließen soll. Unter normalen Bedingungen finde ich diese attraktiv und sinnvoll, insbesondere für Personen, die häufiger in Hütten nächtigen wollen. Im Sommer 2021 gab es noch strenge Corona-Regeln, die das spontane Übernachten in den bewirtschafteten Hütten schwierig gemacht haben. Auch die Nutzungsmöglichkeiten als Tagesgast waren zeitlich eingeschränkt. Da ich aber spontan übernachten und keine genauen Etappen vor planen wollte, habe ich mich dagegen entschieden. 


Ist der Södra Kungsleden einsam? 


Das kommt darauf an, wo man sich genau befindet. Die südliche Hälfte war an manchen Tagen sehr einsam, nur auf den letzten km Richtung Sälen waren Heerscharen an Ausflüglern unterwegs. Auf der nördlichen Hälfte war etwas mehr los, der Löwenanteil befand sich aber im Sylarna und Helagsfjäll. Im Naturschutzgebiet Rogen waren deutlich weniger Menschen unterwegs. 


Finde ich unterwegs viele Wasserquellen? 


Ja! Es gibt sehr viele, zumeist glasklare Quellen und Seen. Ich habe aus beiden getrunken, einmal sogar aus dem Fluss Göralven und hatte nie Probleme, obwohl ich keinerlei Trinkwasseraufbereitung benutzt habe. Die meiste Zeit habe ich nur 0,5 Liter Wasser, befestigt am Schultergurt, getragen. Selten war mal bis zu 1,5 Liter nötig, was aber daran lag, dass ich zusätzlich zum Trinkwasser Wasser zum kochen brauchte. 

Wo gibt es Einkaufsmöglichkeiten? 

Es gibt nur wenige Supermärkte direkt am Weg, d.h. man muss seine LM für viele Tage selber tragen. An den Start- bzw. Endpunkten (Storlien und Sälen) gibt es jeweils einen großen Supermarkt. Auf dem Weg selber gibt es nur in Flötningen ein Lebensmittelgeschäft, welches aber 2021 aufgrund von Corona geschlossen war. Der Laden lebt hauptsächlich von Kunden aus dem nur wenige km entfernten Norwegen, doch die Grenzen waren damals noch geschlossen, sodass die Kunden ausblieben. Ob er inzwischen wieder geöffnet ist, könnt ihr bei Facebook herausfinden. In der Mitte des Trails, die STF Hütte Grövelsjön gibt es einen Laden vom STF, der allerdings ziemlich teuer ist. Günstiger ist es mit dem Bus direkt bis Idre zu fahren, wo es zwei große Supermärkte gibt. Auf dem Trail gibt es ansonsten nur kleine Miniläden in manchen STF-Hütten (z.B. Rogenhütte, Blahammaren), wo man ein klein wenig Proviant nachkaufen kann. Leider waren auch die Öffnungszeiten dieser Läden von den Corona-Einschränkungen betroffen, sodass ich nur ein Mal die Möglichkeit hatte, dort einzukaufen. Somit habe ich jeweils Lebensmittel für sieben Tage getragen. 

Kann ich unterwegs Gaskartuschen kaufen? 


Ja! Die Versorgung mit Gaskartuschen war für mich überraschend einfach. Einige Hütten bieten Primus-Schraubkartuschen an. Es kann aber sein, dass nicht alle Größen verfügbar sind. Wenn man eine bestimmte Größe sucht, empfehle ich vorher per Mail nachzufragen. Die STF Station Grövelsjön hatte alle Größen vorrätig. Auch auf dem Campingplatz im Ort Fjällnäs habe ich Gaskartuschen gesehen. Manchmal standen sogar halb volle in den Rasthütten herum.


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