Freitag, 26. Mai 2023

NPL Nesvarden bis DNT Gaukhei

Die ersten Tage in Norge

Link zum Komoot Track: Lindesnes bis Gaukhei

23.05.2023: Unentspannter Start

Entspannt reiste ich mit der Fähre über Nacht von Cuxhaven nach Kristiansand. Als ich die Fährfahrt gebucht hatte, sollte diese noch in Eemshaven in den Niederlanden starten...
Trotzdem ist so eine Fährfahrt mit Kabine eine feine Sache. Im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln kann man nämlich in einem richtigen Bett schlafen und sich an Bord frei bewegen. 

In Kristiansand wurde ich dann endlich meine zwei Versorgungspakete los, die ich online bereits frankiert hatte. Mehr als zwei davon kann man mit öffentlichen Verkehrsmitteln definitiv nicht mitnehmen, schon mit den beiden war es eine schweißtreibende Angelegenheit. 

Mit dem Bus ging es dann am frühen Nachmittag endlich nach Lindesnes. Die Busfahrt bestand zwae nur aus 2 Fahrten, aber die 2. Fahrt von Vigeland nach Lindesnes wird nur von einem Schulbus gefahren. Tja und die Schüler haben erst am Nachmittag schulfrei und so kam ich erst um 15:15 Uhr in Lindesnes an. Dort stiegen denn noch zwei Ungaren aus, von denen sie auch zum Nordkapp laufen wollte. Als wir dann zum Leuchtturm gehen wollten, der Schock: man muss dort 100 Kronen Eintritt zahlen. Das hat bisher noch niemand erwähnt. Ein paar Treppen rauf und schon war ich am südlichsten Leuchtturm Norwegens. Das Nordkapp-Journale konnte ich allerdings nicht finden. Im Haus nebenan war keiner da. Da die Zeit inzwischen schon fortgeschritten war und ich keine Lust auf eine langwierige Suchaktion hatte, stieg ich wieder ab und lief zum südlichsten Punkt Norwegens, dem Felsen Nesvarden. Der Weg dahin war unwegsam, aber sehr schön. 


Zurück am Parkplatz wurde noch das Startfoto geknippst und dann ging es endlich richtig los. 


Wegen der ganzen Warterei war ich gestresst. Dies änderte sich erst nach ein paar Kilometern auf dem Trail. Der Pfad nach Stusvik führt ständig bergauf und bergab, teils muss man etwas kraxeln. Dafür wird man mit tollen Aussichten belohnt. 


Hinter Stusvik lief ich einige Kilometer auf einer Art Forststraße, die ein vereinzelten Häusern vorbeiführte. Daneben verlief ein Bach, doch das Wasser dort ist etwas bräunlich verfärbt. Sicherheitshalber desinfizierte ich es vor dem Trinken. 

Statt nach Spangereid, wollte ich vorher links abbiegen. Jedoch fand ich statt einem Weg erst nur undurchdringliches Dickicht. Dabei war es schon 19:30 Uhr und ich wollte eigentlich einen Zeltplatz suchen. So richtig entspannen konnte ich mich noch nicht. Ich entschied, dem Weg hinein in den Weiler Gyråsen zu folgen und siehe da: am Ende fand ich den Zugang zu dem Wanderweg. Nach einer Weile fand ich dort dann auch endlich einen Zeltplatz.

24.05.2023: Abenteuerliche Abkürzungen 


Nach wenigen Minuten Gehzeit kam ich im malerischen Øksnevik an. Hier sollte es zum Vedestien gehen, doch der Einstieg war etwas höher im Ort als in Komoot eingezeichnet. Nachdem es gemütlich startete, wurde der Trail alsbald sehr sehr steil. Immer wieder musste ich meine Stöcke aus der Hand nehmen, um hochzukraxeln. Ganz schön anstrengend, so früh am morgen. Doch die tolle Aussichten entschädigte für die Mühen.



Der wirklich schwierige Teil kam aber noch, denn ich wollte in den ersten Kilometern ein paar Abkürzungen nehmen, die Sophie letztes Jahr genommen hat. Der Abstieg auf den Gipfel Midtbøknipen gestaltete sich durchaus machbar. 


Oben angekommen freue ich mich erst, denn ich sah rote Markierungen. Diesen folge ich, bis diese an einem Abgrund jäh endeten. "Na toll! Und wie soll ich da bitte schön runter kommen?!" hätte ich am liebsten gerufen. Vorsichtig suchte ich mir einen weniger steilen Weg runter und kämpfte mich durchs Gebüsch. Irgendwann stand ich dann tatsächlich auf der Forststraße unterhalb. Puh...geschafft!

Anschluss folgte ich ein paar Kilometer der Asphaltstraße, bis ich in eine Art Forststraße abbog. Laut Karte sollte mir später erneut ein wegloses Stück bevorstehen. Dieser startete ganz ok, mit einer matschigen Traktorspur. Blöderweise hatten bald darauf Forstarbeiter unzählige Äste auf dem Boden liegen gelassen und das Laufen wurde zur Qual. Die Traktorspur endete ich durchs Unterholz kämpfte ich mich runter bis zu einer eingezäunten Weidefläche. Von dort aus gelangte ich ohne Mühen bis zu einem Weg, der runter zu einem See führte. Es war schon halb zwei und ich hatte gerade mal 16km geschafft. Am See kühlte ich mich bei einem kurzen Bad ab und aß Nüsse und Kekse. 


Der weitere Weg auf dem Kongeveien hingegen war richtig toll: markiert und in Top-Zustand. 


Flott lief ich so bis Lyngdal, wo ich mich im Kiwi mit ein paar Lebensmitteln ausstattete. Nach einer Apfelpause ging es über Straßen bergauf bis zu einem Spielplatz. Ach, erstmal eine Runde schaukelte :)
Der Weg um den Nunsvavarden war ebenfalls gut begehbar und relativ gut markiert, auch wenn die Höhenmeter schweißtreibend waren. 

Der Pfad führte runter zu einer Asphalt am Fluss Lynga. Hier suchte ich mir einen Zeltplatz und wusch mich mit meinem Allzwecktuch. Ich genoss meine erste in Norwegen gekaufte Mahlzeit (Tikka Masala mit Tempeh) als eine Herde sehr neugieriger Kühe ankam und mich und mein Zelt beschnupperte. Da hatte ich schon Sorge, dass sie es beschädigen. Kurz darauf wurde ihnen wohl langweilig und sie zogen weiter...


25.05.2023: Malerische Natur statt Asphalt-Alptraum


Nach einer Nacht in der sich dank der Nähe zum Fluss eine Menge Kondenswasser gebildet hat, lief ich erst mal zwei Stunden am Straßenrand. Mehrere Bushaltestellen luden zum Rasten ein. 


In der Nähe von Moi lief ich links über eine Brücke und machte folgte den Wegweisern zum Morsfjellet. Der Weg war kondionell anstrengend, aber technisch einfach. In Serpentinen ging es auf einem breiten Weg bergauf. An einer privaten Hütte machte ich eine kurze Rast und ließ das Zelt in der Sonne trocknen. Der Weg wurde schmaler und führte durch nun mehr nur noch lichten Wald. Das Wandern war hier eine große Freude, denn der Pfad war in perfektem Zustand und sumpfige Stellen mit Planken ausgelegt. Am Gipfel wehte eine große norwegische Flagge, anstatt eines Kreuzes.


Auch der weitere Wegverlauf war sehr angenehm und führte sanft durch die Natur. Nach weiteren 3km gelangte ich zu einer Schotterstraße, an denen vereinzelt Häuser standen. Dieser folgte ich sehr lange bis zu dem malerisch schönen See Ytre. Hier sollte laut meiner Planung ein 500m langes wegloses Stück beginnen und ich wurde schon vor Ankunft nervös. Würde ich einen Weg finden oder umkehren müssen? Die Sicht ab dem Ende der Forststraße war durch den Bewuchs mau, der steile Berghang wirkte wenig einladend. Doch dann kam etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte: nachdem ich eine nasse Wiese überquert und über einen kleinen Bach gestiegen war, fand ich Reifenspuren. Diese führten genau dort entlang, wo ich meine weglose Etappe geplant hatte und ich kam sicher am anderen Ufer an. Die Aussichten auf dem "Reifenspuren-Weg" waren traumhaft schön.


Am anderen Ende ging es weiter über Schotterstraßen, die an weiteren idyllischen Seen vorbeiführten. Nach einem kurzen Bad lief ich bergab nach Snartemo. Etwas weiter schlug ich mein Zelt neben einem Unterstand nahe der Straße auf. 

26.05.2023: Straßen Trott


Weiter ging es an einem Radweg links vom Fluss Lynga und schon bald kam ich im Dorf Birkeland an. Im Joker-Supermarkt kaufte ich ein paar Snacks und lief anschließend etwa eine Stunde auf der Asphaltstraße. Danach bog ich links ab um über Forstwege zum See zu gelangen. Um auf kleineren Wegen wandern zu können, entschied ich mich dafür,  westlich am See Gletnesvatnet entlang zu laufen. Laut Karte hätte es zwar keinen durchgängigen Weg gegeben, doch dies stimmte nicht mit der Realität überein, denn ein verfallener Weg verband beide Seiten miteinander. 


Noch ein Stück auf Asphalt und mittags kam ich in Skeie (Eiken) an, wo ich erneut im Support einkaufte. Beinahe hätte ich dabei meine Sonnenbrille verloren. 

Nach einer kurzen Pause mit einem Smoothie, folgte ich einem breiten Wanderweg bergauf in Richtung Osten. Hinter einem Häuschen bestand er nur noch aus einer etwas sumpfigen Trittspur, aber sehr angenehm zu gehen. 


Die weiteren Stunden auf Schotter und Asphalt zogen sich hin, meinen Füßen gefiel der weiche Untergeschoss deutlich besser. Die Zeltplatzsuche war langwierig, denn entweder war der Untergrund uneben oder die Umgebung war bewohnt. Erst nach rund 35km fand ich ein Plötzlich am Mandalsselva.


27.05.2023: Ein unbekannter Pfad und viel Straße 


Am nächsten Morgen kam ich erst nur langsam vorran, aber das lag nicht am Weg, sondern an einer Steckdose, die ich unerwartet fand. So machte ich gleich morgens erst mal 30min Pause und trocknete nebenbei das nasse Außenzelt. Die Strecke auf Asphalt war nur kurz, denn schon bald betrat ich einen Wanderweg nach Åseral, der nur bei norgeskart eingezeichnet ist. Dieser war naturbelassen und dennoch gut markiert.


Er führte abwechslungsreich über sumpfige Wiesen, an Bächen und über Geröll entlang. Es lief sich echt gut, bis ich plötzlich vor einem See stand und die Markierungen mitten hindurch führten. Ähm...nein! Ich lief stattdessen links herum vorbei, was völlig problemlos möglich war.


In Åseral machte ich mich in der öffentlichen Toilette etwas frisch und kaufte anschließend für 4 Tage im Coop-Supermarkt ein. Als Mittagessen gab es Taco-Shells mit Käse. Lecker!

Der weitere Weg war unerfreulich, da es rund 18km an der Asphaltstraße entlang ging. Meinen Füßen hat der weiche Moorboden definitiv besser gefallen... aber um nach Ljosland zu kommen gab es keine Alternative, außer man ist bereit 3km weglos in Kauf zu nehmen. Ich haderte immer wieder, entschied mich dann aber für die sichere Variante. Immerhin war die Natur auch von der Straße aus sehr schön anzusehen. 


Kurz bevor es anfing zu regnen, baute ich mein Zelt abseits der Straße auf. 

28.05.2023: Weiße Herausforderung 


In der Nacht hatte es immer mal wieder leicht geregnet. Das doppelwandige Zelt erwies sich hier als Vorteil, denn es blieb trocken. 
Am nächsten Morgen hatten die Wolken sich bereits teilweise verzogen, doch es war anfangs noch kühl. Etwas später als an den Vortagen marschierte ich los. Zuerst rund 3km Asphalt bis Ljosland. Dort startete mein Weg ins Setesdal-Fjell, die ersten 10km davon jedoch auf einer Forststraße. Rund um den Langevatn lag noch Schnee auf der Straße. Entweder konnte ich daneben laufen oder oben drauf. Beides funktioniert sehr gut. 


Dann sah ich den ersten Wegweiser des DNT: noch 9.5 km bis zur DNT Hütte Gaukhei, mein Tagesziel. Der Beginn war noch trocken und einfach zu begehen. Sehr bald wurde der Pfad zunehmend sumpfiger, die ersten kleineren Schneefelder tauchten auf. Diese trugen mich mehr schlecht als recht, daher lief ich oft außenrum. Dann wurden die Schneefelder deutlich größer, sie trugen mich aber auch bedeutend besser.


Zwar war der Schnee überwiegend stabil, die Schneeschuhe benötigte ich erstaunlicherweise gar nicht, da es doch immer wieder freie Stellen gab. Dennoch war höchste Konzentration nötig, da an manchen Stellen kleine Bäche unter dem Schnee verborgen waren. Da galt es die Ohren zu spitzen und die Augen offen zu halten, um diese Stellen umgehen zu können. Insbesondere wenn das Gefälle stark war. 


Besonders knifflig, war ein steiler Aufschwung voller Schnee. Diesen umrundete ich vorsichtshalber an einer trocknen Stelle.

Besonders anstrengend war der starke und eiskalte Wind. Ohne diesen hätte das Gehen auf dem Schnee viel mehr Spaß gemacht. 

Gegen 16 Uhr sah ich Gaukhei zum ersten Mal und war heilfroh. Noch 1km und ich hatte es geschafft. Dort angekommen machte ich mich mit der Hütte vertraut, trug mich ins Hüttenbuch ein und entfachte ein Feuer im Kamin um meine nassen Socken und Schuhe zu trocknen. 





3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

schön wieder etwas von Dir zu lesen

Anonym hat gesagt…

Ich bin schon gespannt auf Deine weitere Tour! Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute und das Du gut durch den Schnee kommst. Liebe Grüße Namie

Daina hat gesagt…

Vielen lieben Dank! Ich versuche immer jede Etappe zu dokumentieren.

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