Friedensweg "Sentiero della Pace"
Adamello-Presanella Alpen Teil 1: Malga Ringia bis Carisolo
02.08.2025 Italien kann Regen
In der Nacht regnete es einige Stunden sehr kräftig. Bei diesen Bedingungen fühlte ich mich in der Schutzhütte geborgen und genoss die trockene Unterkunft für die Nacht. In der Früh regnete es erneut. Ich raffte mich auf und lief los. Den Pfad kurz unterhalb der "Malga Ringia" fand ich nicht und folgte stattdessen noch der Forststraße, die von ein paar Abkürzungen per Wanderweg unterbrochen wurde. Aber auch nicht jede in der Karte eingezeichnete Abkürzung konnte ich finden.
Dabei regnete es in Strömen und schlon bald war ich trotz Regenkleidung durchnässt. Noch nie hatte ich Regenkleidung, die bei solchen Regenmengen noch dicht bleibt.
Nach zwei Stunden Gehzeit kam ich im Dorf Roncone an und kaufte im Coop ein. Ich ließ mir Zeit, auch weil der Laden angenehm beheizt war. Danach steuerte ich eine Bar an. Diese war gut gefüllt, vermutlich wussten die Einheimischen bei dem Wetter auch nichts besseres. Ich blieb rund eineinhalb Stunden, trank zwei Latte Macciatto und plante meine Rückreise. Denn gestern hatte ich endlich die ersehnten Unterlagen zu meiner neuen Arbeitsstelle erhalten und nun muss ich Zuhause ein paar Formalien erledigen, bevor ich den Sentiero della Pace komplett erwandern kann.
Um 12 sollte es laut Wetter Online aufhören zu regnen, also lief ich auch zu dieser Zeit weiter. Für die Nacht hatte ich mir ein Bett im Rifugio Trivena reserviert. Einerseits weil ich heute kaum Zeltplätze finden werde, andererseits weil das Wetter so mies ist.
Tatsächlich hörte es bald auf zu regnen, sogar die Sonne kam ab 13 Uhr raus. Der Weg bis zum Rifugio Trivena war ziemlich ereignislos, da er zum Großteil über eine Forststraße führte. Sonst mag ich das wenig, aber bei dem Wetter ist das ganz ok. Einen kleinen Teil konnte ich immerhin auf einem schönen Pfad wandern.
Um 15:30 Uhr erreichte ich das Rifugio und checkte ein. Es gab eine warme Dusche - welch eine Wohltat! Nur die tolle Natur draußen konnte ich nicht genießen, denn kurz nach meiner Ankunft fing es mal wieder an in Strömen zu regnen. In Italien kann es richtig viel Regnen, dies musste ich erneut feststellen.
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Das Abendessen war sehr lecker |
Anfangs wunderte ich mich, da ich alleine in einem 2er Zimmer war. Eigentlich waren reichlich Gäste da, doch warum hatte man mich nicht in ein Zimmer mit den anderen Gästen gesteckt? Beim Abendessen erfuhr ich den Grund: neben mir war nur noch eine große Gruppe junger Italiener da - die ihren Schulabschluss feierten. Da hatten sie dich Hüttenwirte wohl gedacht, ich passe nicht wirklich zu denen.
03.08.2025 Klettersteig, Blockgestein und das Wetter
Ohne Frühstück wanderte ich los. Das italienische Hüttenfrühstück ist nicht so mein Fall und außerdem genieße ich in der Früh lieber draußen die Natur. Bis zum Pian di Redont ging es auf einem schönen Weg hoch. Dort genoss ich eine kurze Frühstückspause, ehe es weiterging. In der Hütte hatte man mir statt dem Passo Valentin den Weg über das Bivacco Cunella empfohlen. Zwar muss man dort ein Stück auf einem Klettersteig zurücklegen, aber der sei sehr einfach. Mal schauen, ob der wirklich so einfach ist. Ein Klettersteigset habe ich nämlich nicht dabei.
Der schmale und kaum erkennbare Pfad zum Pass Bocca della Cunella war schon mal nicht ganz einfach. Ich musste schon genau auf die Markierungen achten, um zu erkennen, wo der Weg sein soll. Oben angekommen zogen Wolken auf, dabei hatte ich den Tag bei strahlend blauem Himmel begonnen. So schnell kann das gehen - hier in den Alpen.
Kurz darauf fielen die ersten Tropfen. Umso näher ich dem Bivacco Cunella kam, umso schlechter war der Weg erkennbar. Manchmal auch gar nicht.
Meine Schuhe und Socken waren klatschnass als ich an der winzigen Schutzhütte ankam. Das Bivacco Cunella ist zwar sehr klein, bietet aber ganze drei Schlafplätze und einen herrlichen Ausblick.
Als die Sonne wieder schien, ging ich weiter. Nach einem einfachen Anstieg erreichte ich den nächsten Pass. Ab hier soll laut meiner Karte der Klettersteig mit Schwierigkeit B starten. Meine Trekkingstöcke packte ich in die Seitentasche vom Rucksack, um die Hände frei zu haben.
Die Seilversicherungen waren sehr gut und der Steig tatsächlich nicht schwierig. Aber: es fing schon wieder an zu regnen, diesmal kräftiger. Schon nach wenigen Minuten war der Fels nass und rutschig. So ganz wohl fühlte ich mich nicht mehr, aber nun war es zu spät. Vorsichtig wagte ich mich Schritt für Schritt bergab. Ohne die Seile wäre das bei dieser Nässe nicht machbar gewesen. Am Ende vom Klettersteig erwartete mich noch eine Leiter. Eigentlich der einfachste Part, aber trotzdem zitterte ich.
"Nun hast du es geschafft", dachte ich. "Pustekuchen, falsch gedacht!" antwortete der Trail. Der seilversicherte Klettersteig war zwar zu Ende, doch stattdessen ging es nun extrem steil über einen Geröllhang bergab. Am Untergrund erkannte ich, dass hier vor nicht allzu langer Zeit ein kleiner Erdrutsch abgegangen sein muss, denn der Boden war teilweise nackt und das Gestein lose. Hier rutschte ich unfreiwillig runter und landete auf meinem Hintern. Es regnete immer noch, nur noch stärker. Wenn es stark regnet, hält auch die neue Regenjacke von Marmot nicht komplett dicht, musste ich feststellen. Erst als ich an einer kleinen Brücke ankam, wo ich zum ersten Mal am Tag andere Wanderer sah, hörte es auf zu regnen und die Sonne schien wieder. Voll ist es hier im Adamello-Gebirge nicht.
Zum "Bivacco Dosson" gelangte ich schnell und es gefiel mir dort landschaftlich dermaßen gut, dass ich ernsthaft überlegte, ob ich da bleiben sollte, obwohl es erst drei Uhr war. Nach einer Pause wanderte ich dann aber doch weiter.
Um zum Rifugio Caré Alto zu gelangen musste, ich den Pass "Bocca della Conca" überqueren, wobei es auf über 2600m hoch ging. Umso näher ich dem Pass kam, umso steiniger wurde das Gelände. Das führte dazu, dass ich nun überwiegend über grobes Blockgestein kraxeln musste. Bei trockenem Wetter machte das sogar Spaß!
Bergab ging es ebenso weiter bis ich um 18 Uhr erschöpft aber zufrieden am Rifugio Caré Alto ankam. Zwar hatte ich diesmal bloß 13km geschafft, aber bei dem Gelände kommt man selbst mit ultraleichtem Gepäck nur beschwerlich vorwärts. Im Gastraum fragte ich nach einem freien Schlafplatz und wurde ins Matratzenlager geführt. Die Zimmer waren alle belegt und ich konnte mir eines der 48 Betten im Obergeschoss aussuchen. Hier war ich ganz alleine und konnte auch dementsprechend super schlafen. Mir wurde zur Auswahl gestellt, ob ich mich selbst verpflegen möchte oder die Halbpension nutzen möchte. Ich entschied mich für die Selbstverpflegung, irgendwie will ich das Zeug, was ich schleppe, auch essen. Toll, dass mir einfach die Wahl gelassen wird und es keinen Konsumzwang gibt!
04.08.2025 Kaiserwetter zum Schluss
Im Vergleich zum gestrigen Tag war der Weg zum "Passo Altar" deutlich einfacher. Zwar gab es einen Bach, den man mittels balancieren über ein gespanntes Stahlseil queren konnte und auch einiges an Blockwerk, aber auch einen großen Anteil normaler Pfade. Den Bach hätte man übrigens auch ohne das Stahlseil queren können, aber ich gönnte mir den Spaß.
Kurz vor dem Passo Altar kam mir eine 20köpfige Gruppe italienischer Pfadfinder entgegen. Ich trat zur Seite, um die große Gruppe vorbei zu lassen. Sie trugen riesige 70-Liter-Rucksäcke und hatten sogar Zelte dabei. Am Passo Altar genoß ich die Ruhe und die Aussicht. Irgendwie hatte ich wenig Lust, weiterzugehen und saß dort eine Weile einfach nur rum.
Bergab begegnete mir erneut eine Gruppe junger Italiener - diesmal acht junge Männer mit großen Rucksäcken. Das Hochtal unterhalb vom Passo Altar empfand ich mit seinen Wasserläufen, Mooren und Blumenwiesen als wunderschön. Immer wieder blieb ich stehen und staunte über dieses tolle Kleinod.
Nach und nach wurde die Vegetation wieder größer. An der aufgelassenen Alm "Malga Sceniciaga" befindet sich sogar eine einfache Schutzhütte.
Da ich noch genügend Zeit hatte, entschied ich mich zu einem Umweg über das "Rifugio San Giuliano", auch wenn dies ein paar Höhenmeter extra bedeutet. Es lohnte sich, die zwei Seen dort sind traumhaft schön. Der Weg runter zur Hütte und auch die Seen erinnerten sogar ein wenig an Schweden. Ich war mit meiner Entscheidung mehr als zufrieden.
An der Malga Campo entdeckte ich erneut eine offene Schutzhütte und überlegte, ob ich dort bleiben sollte. Die Aussicht war ein Traum! Allerdings wollte ich am nächsten Tag möglichst früh in Carisolo ankommen, um einen frühen Bus nach Trento zu nehmen. Theoretisch könnte ich auch auch gleichen Tag bis ins Dorf gehen - es gibt dort einen Campingplatz. Laut Website aber war der eher für Wohnmobile gedacht. Von den "kleineren" Zeltplätzen ohne Strom gab es nur zwei, die man laut Website nur für mindestens eine Woche reservieren kann. Das war mir zu unsicher! Also lief ich noch weiter runter und suchte mir irgendwo im Wald einen Stellplatz. Das war nicht ganz so einfach, schließlich war das Gelände überwiegend sehr steil.
05.08.2025 Rückfahrt
Am nächsten Tag musste ich nur noch eine Stunde gehen und war an der Bushaltestelle. Der Bus kam sogar pünktlich und ich hatte noch Zeit in Tione di Trento im Lidl einzukaufen. In Trento verbummelte ich die verbleibende Zeit bis zur Abfahrt von meinem Flixbus in der Eisdiele "Apuleio" - noch nie habe ich solch gutes Eis genossen. Es ist der Wahnsinn - eine absolute Empfehlung meinerseits!
Natürlich hatte der Flixbus mal wieder Verspätung und auch der Flixbus von Innsbruck nach Garmisch wurde durch eine Polizeikontrolle aufgehalten. Am Abend kam ich fix und fertig Zuhause an.
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