Samstag, 9. August 2025

Sentiero della Pace Rovereto bis Malga Ringia

Friedensweg "Sentiero della Pace"


Rovereto via Gardasee nach Malga Ringia


29.07.2025 Langsamer Anstieg

Diesmal mogelte ich etwas, denn theoretisch hätte ich zunächst acht Kilometer durch Rovereto bis nach Mori laufen müssen, doch diese übersprang ich mit dem lokalen Bus. In Mori stieg ich aus und dann ging es um halb zehn auch endlich los. 

Weinanbaugebiet


Auf einer schmalen Straße und kleinen Wegen durchquerte ich zusätzlich ein Gebiet, welches zum Anbau von Weintrauben genutzt wird. Nachdem ich die ersten 300 Höhenmeter geschafft hatte, stellte ich fest, dass ich fast 200 davon auf der anderen Seite wieder runtergehen musste. Uff... inzwischen war es ganz schön warm geworden. Immerhin wanderte ich überwiegend im schattigen Wald.

Eine tiefe Schlucht

Einsame Wege


Dann passierte etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Mir kam ein älteres Paar entgegen, die den kompletten SdP wandern. Ich war die erste andere Wanderin auf dem SdP, die sie trafen. Sie berichteten von viel Einsamkeit auf den Wegen. Leider vergaß ich zu erfragen, wie die Etappe hinter dem Rifugio Nino Pernici war, denn diese soll schwierig sein. 

Kurz danach wurde mir bewusst, wie heiß mir inzwischen war. Ich keuchte nur so den Berg hoch und entschloss, eine längere Mittagspause zu machen und setzte mich in den Schatten. Nach der ausgedehnten Pause wanderte es sich schon wieder besser. 



Laut Karte würde es heute direkt am Weg kein Wasser mehr geben. Als ich ein Privathaus sah, war ich so dreist und duckte mich unter dem Zaun durch und füllte mir am Wasserhahn zwei Liter ab. 

Der Weg wurde endlich flacher und führte nun über trockene Wiesen mit Kühen als Weidetiere entlang zu einer Ruine einer ehemaligen Kaserne. Nicht mehr weit und dann sollte ich laut Komoot am Bivacco Sabbionera ankommen. Doch Komoot lag falsch, denn das Bivacco heißt "Vignolet" und befindet sich 150hm tiefer. Dort waren bereits zwei italienische Mädchen, bald darauf kam ein italienisches Paar dazu, welche sich zwecks Brennholzbeschaffung daran machten, eine Eiche um zwei Äste zu entledigen. Die Stimmung war merkwürdig schweigsam, denn niemand redete mehr als nötig. Etwas schade, aber unfreundlich war auch keiner.
Die Mädchen und ich gingen zeitgleich zu Bett, das Paar folgte erst später. Entgegen der Wettervorhersage regnete es in der Nacht. Mal wieder...

Bivacco Vignolet

Ausblick aufs Etschtal



30.07.2025 Aufstieg auf den berühmten Monte Altissimo

Die beiden Mädchen gingen etwas früher los, doch ich holte sie schnell ein. Mit ihren riesigen Rucksäcken waren sie nicht sonderlich schnell. Es ging entlang einer alten Militärstraße, die nun nur noch von Wanderern und Radfahrern genutzt wird. An einer Stelle ist die Straße großflächig weggebrochen, für Wanderer jedoch kein Problem. In der frühen Morgenstunde waren mindestens ein Dutzend Gemse unterwegs. Sogar zwei Murmeltiere sah ich. Ich wunderte mich, da ich dachte, hier auf der niedrigen Höhe von rund 1350m wäre es ihnen zu warm. 

Alte Militärstraße

Gemse

Verschiedene Gesteinsschichten


Die Straße bis San Valentino war dagegen uninteressant. Im Dorf füllte ich mir Wasser ab und begann den Aufstieg. Bis zur Malga Bes war der Pfad sehr steil und teilweise mit Drahtseilen und Trittbügeln versichert. Auf der Alm gab es nicht nur Kühe, sondern auch Wasser und sogar eine offene Steinhütte. Sie hatte zwar keine Tür mehr, aber innen sah ich Holzpritschen. Für den Notfall bei richtig schlechtem Wetter...

Der Weg war hier etwas breiter und nicht mehr so steil. Das änderte sich erst als ich die asphaltierte Straße querte und den Aufstieg auf dem Radweg begann. Ein MTB-Fahrer schob sein Rad. Eine Kehre nach der anderen. Es kam mir vor, als würde der Anstieg kein Ende nehmen und mir tat die rechte Schulter weh. Auch der rechte Fuß an dem ich vor Jahren eine Bänderdehnung hatte, meldete sich schmerzhaft zu Wort. 

Erster Blick auf den Gardasee

Ich war erleichtert, als endlich die Berghütte "Damiano Chiesa" vor mir sichtbar wurde. Bevor ich mir den Teller Nudeln gönnte, schaute ich mir noch den Blick vom Gipfelkreuz an. Von oben hat man nämlich eine echt grandiose Aussicht auf den Gardasee und die Gardaseeberge. 

Ausblick vom Monte Altissimo


Die Pause in der Hütte tat gut und mit neuen Kräften konnte ich den Abstieg wagen. Nun kam auch die Sonne raus, bisher war es eher frisch gewesen. Für meinen Mann sollte ich den Weg 601 ganz genau ansehen, da eine beliebte MTB-Tour dort hoch führt. Man muss dort allerdings schieben, der Weg ist viel zu steinig und steil zum fahren. Radfahrer sah ich keine. Vermutlich bevorzugen die doch mehrheitlich die Forststraße...

Blick vom Monte Varagna


Da ich genügend Zeit hatte, machte ich einen Abstecher auf den Monte Varagna und genoss die Sonne. Als ich falsch abbog, lief ich entspannt einen Umweg. Da ich heute ohnehin nicht in den Städten am Nordufer vom Gardasee ankommen wollte, musste ich mich nicht beeilen. Dort gibt es zwar mehrere Campingplätze, wo man allerdings in der Hochsaison ohne Reservierung kaum eine Chance auf einen Platz hat. Mein Mann und ich hatten es vor ein paar Jahren an Ostern probiert und alle Plätze waren restlos ausgebucht. Dass sich diese Campingplätze an fahrzeugbasierte Camper richten, brauche ich wahrscheinlich nicht zu erwähnen...

Nun also weiter zum Abstieg. Dieser führte im weiteren Verlauf durch einen schönen Buchenwald. Die Trails waren überraschend einsam für ein solch touristisches Gebiet. An der Quelle füllte ich Wasser auf und beobachtete die Kaulquappen und Gelbbauchunken, die ich dort entdeckte. 

Verfallener Weg

Der SdP ist in diesem Gebiet gut ausgeschildert. Bei der Höhenlinie 550m entschied ich mich für den rechten Weg, obwohl der linke Weg als SdP ausgeschildert war. Das war keine gute Idee, der Weg war ziemlich verfallen. Zum Glück war es nicht weit bis zum Hauptweg. Die Malga Zures war entgegen der Angabe als Ruine zur Besichtigung in Komoot abgesperrt und als Privatgrundstück beschriftet. Ich wanderte bis etwa zur Höhenlinie 500m und suchte mir ein Versteck für mein Zelt in dem System aus Höhlen und schmalen Pfaden. Dort konnte ich einen ruhigen und friedlichen Abend genießen. 

Schöner Zeltplatz


31.07.2025 Schwitz...schwitz bergauf

Es war die erste Nacht draußen ohne Regen auf dieser Tour. Wie erwartet blieb ich ungestört und konnte dementsprechend gut schlafen. 

Blick auf Nago

Alte Römerstraße


Der Pfad runter nach Nago auch bis zum Schluss von der hübschen Sorte. Von Nago nach Torbole lief ich ein Stück auf einer aus dem Mittelalter stammende Römerstraße. Die Städte Torbole und Riva del Garda durchquerte ich an der Uferpromenade, unterbrochen von einem Zwischenstopp beim italienischen Lidl. An der Promenade war ich umringt von Badegästen und Wassersportlern. Das Wetter war heiß und sonnig, Badeurlaub erschien unter diesen Bedingungen selbst mir sehr attraktiv. Wären die Campingplätze hier zu dieser Jahreszeit nicht chronisch ausgebucht, wäre das eine perfekte Destination für einen Ruhetag. Oder wären die Zimmer hier bezahlbar...

Promenade am Gardasee

In Riva gönnte ich mir noch ein Eis und begann gegen halb elf den Anstieg von rund 1800hm. Der Anfang auf einem gepflasterten Serpentinenweg war noch ganz angenehm. Bei ein paar Häusern sollte es laut Karte eine Wasserquelle geben, doch diese existierte nicht mehr. Ich traf an einem der Häuser Urlauber (natürlich aus Deutschland) und ließ mir zwei Liter Wasser geben. Einen Teil davon nutzte ich um T-Shirt und meine Haare nass zu machen. 

Steiler Pfad bergauf

Anstelle des längeren Weges über die Forststraße nahm ich einen kleinen Bergpfad, der sich im Zickzack den Berg hochschraubte. Obwohl der Trail im Schatten war, war es mega anstrengend. Als ich 1300m erreicht hatte, war ich fix und fertig und völlig verschwitzt. Daher entschied ich mich für den Weg am Hang anstatt den Weg über den Gipfel Cima Valdes. Dort war der oft ebene Pfad eine Erholung im Vergleich zum vorherigen steilen Zickzack-Kurs. 

Nahe einer Weidefläche entschied ich mich für den linken Trail, in der Hoffnung Wasser zu finden. Neben einem alten Stall fand ich eine große Viehtränke mit klarem Wasser, das ich für eine wohltuende Katzenwäsche nutzen konnte. So fühlte ich mich endlich nicht mehr ganz so schmutzig. Die fehlende Möglichkeit sich zu duschen, empfinde ich als eine der größten Unannehmlichkeiten auf Tour. 

Weg zum Rifugio


Die restlichen Kilometer bis zum Rifugio Nino Pernici waren schön zu gehen. Ein schöner Höhenweg mit Ausblick. Ich hatte überlegt, dort nachzufragen, ob noch ein Bett frei ist, doch ohne Reservierung fühle ich mich da unwohl. Das Bivacco Riccabona ist zum Glück nur einen Kilometer entfernt. Während des Aufstiegs fing es kräftig an zu regnen. Ich beeilte mich und hatte Glück: die winzige Hütte bietet nur zwei Schlafplätze und war noch frei. Dieses Bivacco ist kein gewöhnliches, sondern eine alte Kriegsbaracke aus dem ersten Weltkrieg. Mehrere Originalfotos von in der Region stationierten Soldaten hängen an der Wand. 

Bivacco Riccabona

Nur die Aussicht auf den nächsten Tag stimmte mich besorgt: die kommende Etappe soll technisch anspruchsvoll sein, doch das Wetter soll durchwachsen werden. 

01.08.2025 Wetterumschwung und Umplanung

Am nächsten Morgen war ich immer noch unsicher, ob ich die reguläre Variante über den Grat gehen sollte. In der Früh sah das Wetter noch okay aus: etwas Wolken, etwas Sonne. Ich entschied mich dazu, zumindest bis zum Monte Tofino zu gehen und dann gegebenenfalls umzudrehen. Der Anstieg war beschwerlich, aber nicht schwierig. Leider wurde die Sicht beständig schlechter. Am Corno de Pichea hatte ich nur noch 10 Meter Sichtweite. Ich ließ den weniger Meter entfernten Monte Tofino sausen und entschied mich schweren Herzens dazu, umzukehren. Bei dem Nebel und dem vermutlich demnächst einsetzenden Regen hätte ich keinerlei Aussicht. Auf halber Strecke des Abstiegs kam mir eine achtköpfige Gruppe Italiener entgegen. 

Corno de Pichea im dichten Nebel

Dann fing es an zu regnen und in der Ferne hörte ich Donnergrollen. Als ich den Abstieg ins Tal auf der Forststraße anging, wurde das Donnern lauter und der erste Blitz zuckte am Himmel. Aus dem Regen wurde ein richtiger Platzregen. Die Welt um mich herum verdunkelte sich, als wäre es schon später Abend. Eigentlich wollte ich einen Pfad einschlagen, doch bei diesen extremen Bedingungen entschied ich mich dazu, länger auf der Forststraße zu bleiben. Irgendwann tauchte rechts ein Haus auf, wo ich mich unter dem Vordach unterstellen konnte. Bei dem krassen Regen hatte auch diese Regenjacke nicht dicht gehalten: Vorne wo der Reißverschluss verläuft, war ich nass. 

Es wurde plötzlich sehr dunkel...

...und regnete in Strömen


Als der Regen wieder ein normales Niveau erreicht hatte, setzte ich den Abstieg fort. Ich lief über Forststraßen und schmale Pfade mit mal mehr, mal weniger kräftigem Regen ins Tal nahe Lezumo hinab. Auf der anderen Talseite stieg ich auf und machte bei einem überdachten Picknick-Platz eine Pause und zog meine nassen Socken aus. Ich konnte sie auswringen. Nach 30 Minuten kam eine Gruppe von jungen Männern und bot mir ein Bier an. Ich lehnte ab, da ich Bier nicht so gerne mag und setzte bald meinen Marsch fort. Schließlich stand mir noch ein Anstieg von 1000hm bevor...

Das Tal

Endlich hatte es aufgehört zu regnen! Den Großteil vom Anstieg konnte ich auf einer steilen Forststraße bewältigen. Der Rest erfolgte auf einem schönen Bergwanderweg bis zur Malga Casint. 

Schöner Wanderweg

Pfad zur Malga Casint

Orginelle Wasserquelle


Dort setzte ich mich auf eine Bank und wurde kurz darauf von einem großen und freundlichen Hund begrüßt. Die Hirtin begrüßte mich ebenfalls und hat erraten, dass ich auf dem Friedensweg unterwegs bin. 

Bis zur Malga Ringia wartete noch ein Abstieg von drei Kilometern und 500hm auf mich. Der Pfad war wunderschön und ich genoss es endlich nicht mehr hochgehen zu müssen 
Um halb sechs erreichte ich die Malga Ringia. Neben einem privaten Haus gibt es dort ebenfalls eine offene Schutzhütte und einen Brunnen. In dem Becken vom Brunnen nahm ich spontan ein erfrischendes Bad und fühlte mich danach wie neu geboren. Meine Sachen hatte ich draußen zum trocknen liegen gelassen, doch es fing erneut an zu regnen und ich holte alles rein. Auch diesmal goß es wie aus Eimern und Blitz und Donner gesellten sich dazu. War ich froh, nun hier zu sein und nicht irgendwo oben am Berg!

Bivacco an der Malga Ringia

Meine Badewanne

Ich setzte mich auf die überdachte Terrasse vom Haus um Wasser zum kochen zu bringen, als ein Paar mit sehr großen Rucksäcken die Hütte ansteuerte. Ich ging davon aus, dass sie ebenfalls in der Biwakhütte nächtigen wollten und bot ihnen die zwei weiteren Betten an. Doch sie gaben an, lieber drauf schlafen zu wollen. Dann begannen sie trotz Regen damit ein Lagerfeuer mit dem Holz des Privathauses aufzubauen. Ich wies sie daraufhin hin, dass ich nicht wisse, ob das erlaubt sei und erklärte, dass es drinnen einen Kamin und Holz gibt, aber sie sagten, sie wollen lieber draußen ein Feuer machen. Ihre Vorgehensweise schien erfahren, trotz Dauerregen hatten sie keine Probleme ein großes Lagerfeuer auf der Auffahrt in Gang zu kriegen. Als ich ins Bett gehen wollte, waren sie gerade damit beschäftigt, Nägel ins Holz der Wand zu hämmern, um daran ihre Hängematten aufzuhängen. In ihrer Anwesenheit fühlte ich mich unwohl, mit diesem Verhalten wollte ich nicht in Verbindung gebracht werden. 

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